Scoville von Obvious Parfums – Some like it hot

Das französische Nischenduftlabel Obvious Parfums präsentiert uns mit Scoville eine Kreation, die es in sich haben könnte. Abgesehen davon, dass die im Zentrum stehende Ingredienz definitv nicht alltäglich ist in der Welt der Parfümerie, könnte es in dieser Rezension auch ziemlich heiß hergehen. Nein, nicht was Ihr denkt! 😉 Ich meine „heiß“ im Sinne von scharf! Denn der Name Scoville lässt es bereits erahnen, es geht bei dem Eau de Parfum um eine Komposition rund um Chilischoten. 🌶️🔥

Obvious Parfums – Scoville

Obious Parfums im Duft-Tagebuch

Die Marke Obvious Parfums, deren Kreationen sich um einzelne Rohstoffe drehen und die sich einer Kombination aus Einfachheit und Luxus verschrieben hat, war hier im Duft-Tagebuch schon öfter zu Gast und so verlinke ich allen Interessierten im Folgenden meine Beiträge zu den bereits rezensierten Düften plus ein Interview mit Labelgründer David Frossard:

Scoville – Obviously hot

Der Begriff Scoville ist vermutlich den meisten von Euch schon irgendwo einmal begegnet. Mit der Scoville-Skala, benannt nach dem US-Amerikaner Wilbur L. Scoville (1865-1942), wird die Schärfe von Chilischoten bewertet, und zwar anhand ihres Capsaicingehalts. Anfang des 20. Jahrhunderts, als Scoville seine Einteilung erstellte, wurde dies noch mittels Verkostung unterschiedlicher, mit Capsaicin versetzter Lösungen ermittelt. Heute kann der Capsaicingehalt von Chilis mithilfe von technischen Geräten gemessen, was mir deutlich humaner erscheint.

Scoville von Instagram

Capsaicin ist ein natürlich in Paprikagewächsen vorkommender Stoff, der zu den Alkaloiden gezählt wird. Diese kommen in verschiedenen Pflanzen, aber auch tierischen Organismen sowie Mikroorganismen vor und dienen in erster Linie zum Schutz des Lebenwesens, denn Fressfeinde haben dank der Alkaloide nur selten Freude an ihnen. Die Stoffe sorgen dafür, dass die Organismen bitter oder scharf schmecken oder gar giftig sind. Capsaicin nun ist für die Schärfe zuständig und da nicht jedes Paprikagewächs gleich scharf ist, wurde von Scoville die besagte Skala entwickelt, die auch heute noch zur Einteilung des Schärfegrads genutzt wird.

Zahlreiche Chilizüchtungen, die sich an Schärfe gegenseitig übertreffen, kamen zwischenzeitlich hinzu mit Schärfegraden, von denen Wilbur L. Scoville vermutlich nur hätte träumen können. Diese Neuzüchtungen tragen vielsagende Namen wie Trinidad Moruga Scorpion, Carolina Reaper oder Pepper X und sind in der Scoville-Skala ganz weit oben angesiedelt. Während die gewöhnliche Peperoni einen Scoville-Grad von 100 bis 500 besitzt, ist dieser bei den drei o. g. Sorten mit 2.000.000, 2.200.000 und 2.639.000 unverkennbar höher. Nur synthetisch hergestelltes Capsaicinoid und reine Kristalle von Capsaicin besitzen einen noch höheren Schärfegrad.

Auf den sozialen Medien findet man immer wieder Challenges, bei denen ultrascharfe Chilis wie etwa die o.g. Pepper X, die im Guinness-Buch der Rekorde als weltweit schärfste Chili geführt wird, als Mutproben verkostet werden. Die gesundheitlichen Folgen dieser Challenges sind allerdings nicht zu verachten. Neben dem chilitypischen Brennen im Mund-Rachen-Raum und einem gesteigerten Hitzempfinden können heftige Kreislauf- und Magen-Darm-Beschwerden auftreten und mitunter führte die Teilnahme an einer dieser Mutproben auf direktem Wege in die Notaufnahme. Keine gute Idee also!

Obvious Parfums – Scoville
Scoville von Instagram

Mit dem Eau de Parfum Scoville ist man vor diesen Aus- und Nebenwirkungen glücklicherweise gefeit. Daher stürze ich mich nun ganz gefahrlos in die Rezension des neuen Dufts aus dem Hause Obvious Parfums.

Scoville – Olfaktorisches Abenteuer

Parfümeur Patrice Revillard wurde von Obvious Parfums mit der Umsetzung von Scoville beauftragt, was sicherlich eine unglaublich spannende und nicht alltägliche Aufgabe für den jungen Franzosen war. Die Ingredienzien Peperoni (Chili), Szechuanpfeffer, Schwarzer Pfeffer, Hölzer, Vanille und Moschus sprechen eine eindeutige Sprache. Es dürfte scharf und würzig werden. Als olfaktorisches Abenteuer bezeichnet die Marke diesen Duft und das lässt mich auf eine ungewöhnliche und markante Komposition hoffen.

Das Risiko des Versuchens, Liebens, Verlierens oder Gewinnens. Mutig, nicht passiv. Ein Leben, das sticht, brennt und wärmt. Ein Leben, das beißt, knirscht und küsst. Das einzige Leben, das es wert ist, gelebt zu werden.

Obvious Parfums – Scoville

Chilifans aufgepasst! Scoville könnte genau nach Eurem Geschmack sein. Der Duft verströmt von Beginn an die Noten von Chilischoten, frisch aufgeschnitten, knallrot und prickelnd-scharf. Die olfaktorische Umsetzung ist perfekt und unglaublich authentisch geglückt. Die Kombination aus Chilischoten und Pfeffer sorgt für ein so natürlich wirkendes Duftprofil, dass ich beim Schnuppern sogar das Gefühl habe, meine Augen würden leicht brennen. Sicherlich nur Einbildung oder hat jemand von Euch eine ähnliche Erfahrung gemacht?

Scoville ist trocken, knackig und außergewöhnlich, unkonventionell und markant. Eine Kreation, die sicherlich nicht gefällig ist, obschon das Eau de Parfum absolut harmonisch und ausgewogen komponiert wurde. Die Chilischärfe hält sich recht lange und wird im Ausklang schließlich von warmen, weichen und dezent vanilligen Noten untermalt, die besänftigend wirken. Insgesamt ist Scoville tatsächlich ideal für alle, die ein olfaktorisches Abenteuer suchen und für Chilifans ohnehin. Es ist durchgängig ein wohldosierter und eher transparenter Unisex-Duft, dessen Präsenz ich als maximal mittel einstufen würde und der eine gute Haltbarkeit aufweist. Jahreszeitlich würde ich keine Einschränkung machen. Ich persönlich würde das Eau de Parfum eher in meiner Freizeit tragen, kann es mir (an anderen) aber auch zu jeder anderen Gelegenheit vorstellen. Wer von Euch kennt Scoville schon? 🌶️🔥

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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