Eagle Eyed Stranger, Routes Nomades, Stallion Soul, Infusion Velours und Ciel d’Orage von OJAR

Weiter geht es mit gleich fünf Kreationen von der omanischen Marke OJAR, nämlich Eagle Eyed Stranger, Routes Nomades, Stallion Soul, Infusion Velours und Ciel d’Orage. Das ist definitiv eine Ansage für den heutigen Beitrag und ich bin schon sehr gespannt auf die Kompositionen, nachdem mich OJAR bereits letzens schon begeistert hat (nachzulesen hier).

Eagle Eyed Stranger et al. – OJAR

Eagle Eyed Stranger – Fremder mit dem Adlerauge

Der Flakon von Eagle Eyed Stranger gibt uns die Richtung vor: Die braune Farbe und das tropfenförmige Symbol mit den Wellen signalisiert uns, dass wir uns in der Weihrauchkollektion von OJAR befinden, aus welcher ich Euch insgesamt zwei Eaux de Parfum vorstellen möchte. Ich erinnere nochmal daran, dass zu allen hier vorgestellten Düften auch Perfume Oil Absolutes mit einer Parfümölkonzentration von 25 % erhältlich sind.

Weihrauch ist ein besonderes und wertvolles Kulturgut im Oman. Die höchste Weihrauchqualität namens Hojari stammt aus dem Land und wird im April im südomanischen Dhofar-Gebirge geernet. Von eben jenem Weihrauch Hojari leitet sich auch der Markenname OJAR ab. Für die Kreation von Eagle Eyed Stranger war wieder einmal Jordi Fernandez aktiv am Werke, der den Duft aus den Ingredienzien Maiglöckchen, Weihrauch, Eichenmoos, Vetiver, Hölzer, Ambra, Piment und Birke erschuf.

OJAR – Eagle Eyed Stranger

Trocken-rauchige Noten von Weihrauch und Hölzern eröffnen den Duft, untermalt von einer hellen und schillernden Maiglöckchensüße. Eine fast schon sandig-mineralische Erdigkeit und sanfte Schärfe durchzieht Eagle Eyed Stranger, die mich an die bronzefarbenen Felsen des Dhofar-Gebirges erinnern, untermalt von zart-harzigem Weihrauch und sanftem Birkenleder. Ambra lässt in der Kreation die Sonne aufgehen, taucht den Duft in goldenes, fast rötlich-warmes Licht. Eine wunderschöne und eher transparente, zurückhaltende Weihrauchinterpretation für alle, die eher trocken-würzige und dezent süße Kompositionen bevorzugen.

Routes Nomades – OJAR

Der zweite Duft aus der Weihrauchkollektion stammt von der Parfümeurin Nanako Ogi, die für Routes Nomades die Ingredienzien Zypresse, Ingwer, Kardamom, Ylang-Ylang, Vetiver, Zimt, Patchouli, Weihrauch und Leder vereinte.

Es soll sich um eine Melange aus Wildleder, Vetiver und Weihrauch und „ist eine Hommage an den Moment, in dem der Weihrauchsammler das wertvolle getrocknete Harz in seinen Lederbeutel legt.“ Das klingt überaus verlockend, denn ich bin ohnehin ein Fan von Wildleder in Düften.

OJAR – Routes Nomades

Zypresse, Ingwer und Kardamom bestimmen den Auftakt mit einer zitrisch-scharfen und koniferig-würzigen Kühle. Eher dunkel, trocken und harzig zeigt sich der Weihrauch und auch eher dunkel und kräftig das Wildleder, das von holzig-erdigem Patchouli begleitet wird. Ylang-Ylang verleiht dem Duft eine florale Süße, die sich hervorragend in die Komposition einfügt. Die cremigen und kühlen Noten von Vetiver runden die Kreation auf wunderschöne Weise ab. Ein eher frisch-rauchiger und harzig-ledriger Weihrauchduft mit süßer Blütenuntermalung und mittlerer Präsenz. Die Haltbarkeit empfinde ich als sehr gut. Rundum gelungen! ✨

Stallion Soul – Die Seele des Hengstes

Mit unserem dritten Duft am heutigen Tage betreten wir Neuland. Stallion Soul gehört nämlich zu Oudkollektion der Marke OJAR, die durch einen dunkelblauen Flakon mit stilisiertem, goldfarbenem Rautensymbol gekennzeichnet ist. Eine herrliche Kombination, die sehr edel wirkt. Oud ist aus der Parfümerie ja nicht mehr wegzudenken und hat in den letzten Jahrzehnten einen wahren Boom erlebt. Auch in der Kollektion von OJAR findet sich eine eigene Linie zum Adlerholz, was für eine Marke aus dem Mittleren Osten nur naheliegend ist.

Stallion Soul, was übersetzt so viel bedeutet wie „Seele des Hengstes“, wurde von dem Parfümeur Michel Girard kreiert, und zwar aus den Duftnoten Rosa Pfeffer, Rose, Weihrauch, Jasmin, Veilchen, Leder, Vanille, Moschus, Patchouli und Adlerholz (Oud). Insbesondere die Noten Oud und Leder sollen den Duft bestimmen, so die Marke.

OJAR – Stallion Soul

Im Auftakt offenbart Stallion Soul die scharf-würzigen Noten von Rosa Pfeffer und lieblicher, sanft-seifiger Rose, die von zartem Weihrauch untermalt werden. Doch bald schon sind sie da, die medizinisch-rauchigen Facetten des Adlerholzes, das sich mit seiner liebsten Blüte zu einer Oudrose verbindet. Veilchen und Jasmin sorgen für pudrig-cremige Noten, die mit dem Leder feinste Wildlederassoziationen erzeugen. Stallion Soul hätte ich als temperamentvollen, impulsiven Duft eingeschätzt, jedoch ist die Kreation vielmehr transparent, ruhig und ein wenig nachdenklich. Eine leise, wildledrige Oudrose mit sanftem Puderfinish. 💙

Infusion Velours – OJAR

Jordi Fernandez ist innerhalb der Kollektion von OJAR, was die kreative Arbeit angeht, eine feste Größe und so verwundert es nicht, dass er auch die letzten beiden Kompositionen des heutigen Tages entwickelt hat. Infusion Velours erschuf er aus den Duftnoten Schwarzer Pfeffer, Brombeere, Zimt, Adlerholz (Oud), Zedernholz, Himbeere, Weihrauch und Patchouli.

Als Inspirationsquelle diente „hochwertiges Samt” in einem satten Lilaton. Hierfür kombiniert Fernandez das wertvolle Adlerholz mit Früchten. Namensgebendes Leder findet sich zumindest in den offiziellen Duftnoten nicht gesondert aufgeführt, was allerdings nichts heißen muss.

Mit dunklen und würzig-ledrigem Oud eröffnet Infusion Velours, das von tiefschwarzen Beeren und trockenem Pfeffer untermalt wird. Die Früchte verleihen dem Räucherwerk eine gewisse Leichtigkeit und spannende Akzente. Tatsächlich wirkt der Duft sehr samtig, cremig und geschmeidig auf mich. Zedernholz und Patchouli verleihen der Kreation eben jene warme, aromatische und holzige Cremigkeit, die wunderbar weich und sanft-pudrig wirkt. Kombiniert mit dem fruchtigen Oud evoziert Infusion Velours so nach und nach immer heller werdende Wildledernuancen, die wunderbar weich und behaglich wirken. ❤

Ciel d’Orage – Gewitterhimmel

Mit meinem rudimentären Französisch und einem Online-Wörterbuch übersetze ich Ciel d’Orage und komme dabei auf „Gewitterhimmel“ bzw. „Himmel des Gewitters“, was sich vermutlich auf die besondere Färbung des Himmels vor und während eines Unwetters bezieht. Dunkle und tief hängende Wolken. Ein unheilschwangerer Wechsel zwischen Windstille und stürmischen Böen. Donnergrollen und helle Lichtblitze, die über den Himmel ziehen.

Die Duftnoten lassen in der Tat ein opulentes Spektakel erwarten: Safran, Wermut, Rose, Pinie (Kiefer), Patchouli, Vetiver, Guajakholz, Adlerholz (Oud), Sandelholz, Wildleder und Styraxharz sind die Zutaten dieses wetterinspirierten Ouddufts von OJAR, der ein richtiger Kracher sein könnte.

Präsent und kräftig zeigt sich Ciel d’Orage von Beginn an dank stark waldiger-grüner Noten, die von den Facetten von Wurzeln und feuchter Erde untermalt sind. Koniferige Nuancen treffen auf eine leichte Rauchigkeit, in die sich harzig-medizinisches Oud, dunkles Leder und üppiges Styraxharz mischen. Die Rose verleiht dem Duft eine gewisse Leichtigkeit, kann gegen die Dominanz der ausdrucksvollen Hölzer, Harze und Wurzeln nur schwer ankommen. Ein rauer, rauchiger und dunkelgrüner Oudduft, der mich an kühle, von Nebelschwaden durchzogene Wälder denken lässt. Markant und eher maskulin.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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