Fleurs de Tabac und Lovers in Pink von Cherigan – von Tabakblüten und Liebenden

Mit einem Interview zu Cherigan haben wir die Serie zu dem Pariser Dufthaus aus den 1920er Jahren begonnen und heute möchte ich diese mit der Rezension von Fleurs de Tabac und Lovers in Pink fortführen. Hier könnt Ihr Euch durchlesen, was mir Luc Gabriel, der Inhaber der französischen Marke über seine Entdeckung des Dufthauses und dessen Geschichte nach 2016 erzählt hat.

Düfte von Cherigan

Vom Team von Cherigan rund um Luc Gabriel und seine Frau Sophie habe ich ein wundervolles Paket erhalten, mit zahlreichen Pröbchen, einer Broschüre und gar einem Flakon von Or des Iles, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte. Alles unglaublich liebevoll gestaltet. Man spürt richtig, mit wie viel Hingabe das Ehepaar Gabriel und ihr gesamtes Team sich dem Dufthaus widmen.

Fleur de Tabac – der Luxus der 1930er

Der Duft Fleur de Tabac beruht auf einem Originalduft von Cherigan aus dem Jahre 1929, den Luc Gabriel in Zusammenarbeit mit Parfümeuren auf einen modernen Stand gebracht hat. Wie er uns selbst erzählte, war es nicht so einfach, die alten Rezepturen an die heutige Zeit anzupassen. In den 1920er und 1930er Jahren gab es keine bis kaum Restriktionen oder Vorgaben, was die Herstellung und auch die Verwendung von Rohstoffen und Inhaltsstoffen anging.

Diese Thematik hatten wir ja bereits auch bei anderen Duftmarken, die mit alten Rezepturen arbeiten wie etwa Gravel (hier könnt Ihr das Interview mit dem Markeninhaber Christian Blessing nachlesen, der uns u. a. von ähnlichen Erfahrungen berichtet). Mit den Duftnoten Bergamotte, Jasmin, Bulgarische Rose, Benzoeharz, Virginia-Zedernholz, Sandelholz, Tonkabohne, Labdanum (Zistrose), Vetiver und Moschus konnte Cherigan die Kreation Fleur de Tabac als Extrait de Parfum auf moderne Art und Weise nachbilden.

Fleur de Tabac © Cherigan
Fleur de Tabac © Cherigan

Ein intensiver und opulenter Tabakpfeifenduft mit der Süße von Ambra, der Zartheit von Blüten und unwiderstehlich rauchig.

Der Duft des goldenen Zeitalters – Fleur de Tabac

Wunderschön weich, pudrig und umhüllend wie ein kuscheliger Schal aus feinstem Kaschmir ist Fleur de Tabac vom ersten Schnuppern an. Warme Hölzer und balsamische Harze treffen auf die unglaublich cremigen und an kostbarste Iris erinnernden Nuancen von Jasmin und Vetiver, untermalt von sanften Gewürzen und der zarten Nektarsüße der Rose.

Ein Duft, der nostalgisch anmutet, dabei aber vollkommen modern ist, der Tiefe und Intensität in sich trägt, aber zugleich zurückhaltend und subtil wirkt. Sehr sinnlich, ruhig und in jenem goldenen Glanze der 1920er erstrahlend, in dem das Original der Kreation auch erschaffen wurde.

Cherigan – Fleur de Tabac

Fleur de Tabac macht in Hinblick auf die Rezensionen den Auftakt dieser Serie zu den Düften von Cherigan und bereits jetzt bestätigt die Kreation all das, was mir Luc Gabriel in unserem gestrigen Interview über die Marke berichtet hat. Das Extrait de Parfum ist unglaublich elegant, klassisch, ein bisschen Vintage und modern zugleich. Ein wunderbarer und feiner Puderduft mit würzig-warmen Hölzern und Harzen unterlegt, sanft-floral und dezent lieblich. Für mich ein absoluter Traum, der in meinen Augen eher feminin und etwas für die kühlere Jahreszeit ist. Unbedingt testen! 🙂

Lovers in Pink – die Liebenden von Paris

Der Duft der Liebe ist Lovers in Pink, der sich der Beziehung des russischen Malers Marc Chagall zu seiner Frau und Muse Bella widmet. Ende des 19. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Weißrusslands geboren, lebte ab Anfang der 1920er bis zu seiner Emigration in die USA Anfang der 1940er in Frankreich, einen Großteil davon in Paris. Genau zu der Zeit also, als die Marke Cherigan eben dort gegründet wurde.

Daher huldigt das Dufthaus, das 2016 von Luc Gabriel wiederentdeckt wurde, der Liebe von Marc Chagall zu seiner Bella mit einem eigenen Duft. Diesen komponiert Cherigan aus den Duftnoten Schwarze Johannisbeere, Ingwer, Zitrische Noten, Jasmin, Türkische Rose, Pfingstrose, Zedernholz und Moschus.

Marc und Bella Chagall © Cherigan
Marc und Bella Chagall © Cherigan

Marc Chagall, der berühmte russische Künstler, wohnte in Paris, als Cherigan kreiert wurde. Seine Kunst sowie sein Leben – er war ständig auf der Suche nach der Liebe – bildet eine perfekte Brücke zwischen Frankreich und Russland. Er ließ sich von seiner Liebe für seine Frau Bella inspirieren und porträtierte sie in Rot, Rosa, oder noch Blau. Der Duft Lovers in Pink wurde von dieser Suche inspiriert. Eine Liebeserklärung in all ihren Formen!

Paris, mon amour!

In strahlendem Fuchsia startet Lovers in Pink in den Duftverlauf. Himbeerrot könnte man auch sagen, obwohl ja eigentlich eher Schwarze Johannisbeeren den Auftakt bestimmen sollen. In Kombination mit den zitrischen Nuancen von Bergamotte und der sanften Schärfe des Ingwers an eine bunte Mischung aus roten Beeren erinnernd, ist das Extrait de Parfum fruchtig-süß, kraftvoll und farbenfroh.

Die Blüten untermalen die üppigen Beeren eher, als sie zu dominieren. Rose schenkt einen Hauch lieblicher Nektarnoten, Jasmin sorgt für cremige Facetten und die Pfingstrose für subtile, aquatisch-frische Akzente. Warmes Zedernholz und würziger Moschus runden Lovers in Pink auf wunderschöne Art und Weise ab.

Cherigan – Lovers in Pink

In üppiges Magenta oder Beerenrot getaucht, erstrahlt Lovers in Pink von Cherigan wie ein duftgewordener Traum aus betörenden Früchten, zarten Zitrusnoten und einem Bouquet aus Blüten. Mit einer prachtvollen Beerensüße verfeinert ist das Extrait de Parfum in meinen Augen recht feminin und perfekt für die wärmere Jahreszeit geeignet. Der zweite Duft dieser besonderen Kollektion, der mich absolut fasziniert, fesselt und begeistert. Eine weitere Testempfehlung für alle Freunde von süßen und berauschenden Beerendüften. 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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