1270 Extrême und Checkmate von Frapin – Cognac und Schach

Wir widmen uns heute den beiden Eaux de Parfum 1270 Extrême und Checkmate, die die für edlen Cognac bekannte Marke Frapin dieses und letztes Jahr lancierte. Freunde des duftbegeisterten Weinbrandherstellers werden anmerken, dass es eine Kreation namens 1270 doch bereits gibt und dass diese hier doch schon vor mehreren Jahren vorgestellt wurde (nachzulesen hier). Das stimmt natürlich, doch handelt es sich bei unserem heutigen Duftschätzchen um die Extrême-Version des althergebrachten Duftes und die beiden Kompositionen divergieren von den Ingredienzien her schon deutlich.

Leider finden sich erstaunlich wenig Informationen zu den heute rezensierten Düften 1270 Extrême und Checkmate, weshalb ich auf die ebenfalls wenig auskunftsfreudigen Pressetexte zurückgreifen muss. Auch, was das Bildmaterial angeht, kann ich Euch nur wenig Duftspezifisches bieten. Ich hoffe, Ihr seht mir dies nach.

1270 Extrême – Klassiker reloaded

Parfümeur dieser Kreation soll Jérôme Epinette sein, den wir ja bereits von diversen Duftkompositionen kennen, etwa für die Marken Byredo, Olfactive Studio, Vilhelm Parfumerie, Room 1015 oder Les Sœurs de Noé. Das 2022 lancierte Eau de Parfum 1270 Extrême erschuf er aus den Ingredienzien Elemiharz, Bergamotte, Apfel, Ananas, Florale Noten, Rose, Jasmin, Zedernholz, Guajakholz, Patchouli, Tonkabohne und Vanille.

Ein schneller Blick auf die Ur-Version ohne Extrem-Beinamen offenbart besagte deutliche Unterschiede und weist auf Duft hin, der an die Aromen des Marken-Flagschiffs Cognac angelehnt ist. Kandierte Früchte, Kaffee, Kakao, Nuss, Strohblume und Lindenblüte ergaben – laut meiner Rezension von 2010 – einen gourmandig-nussigen Duft mit likörigem Touch. 1270 Extrême soll dagegen anders geartet sein.

1270 Extrême entführt uns in eine Welt des Luxus, der Feinheit und der Kraft. Komponiert wurde 1270 Extrême aus einer Ananas-, Vanille- und Honignote, die durch kostbare Hölzer und eine herrliche orientalische Tonkabohne, Pralinénoten voll von größter Sanftheit ergänzt wird.

Wie duftet 1270 Extrême?

Verführerisch und überaus verlockend ist 1270 Extrême vom ersten Schnupperer an. Goldgelb und exotisch strahlt die Ananas, lieblich und saftig, untermalt von fruchtigem Apfel, üppigen floralen Noten und einer betörend gourmandigen Süße. Auch in dieser Version des 1270ers nehme ich likörige Facetten wahr, die mich durchaus an einen feinen Weinbrand erinnern.

Warme Hölzer und die cremigen Blütennuancen des Jasmins verleihen der Kreation Tiefe und Intensität. Die süßlichen Gewürznoten von Vanille und Tonkabohne schmiegen sich in die behagliche und wohlige Stimmung dieses Eau de Parfums und runden es überaus harmonisch ab.

Frapin – 1270 Extrême

1270 Extrême ist ein fruchtig-gourmandiger und holzig-würziger Unisex-Duft, der die Noten von exotischer Ananas mit üppigen Blüten, Gewürzen und Hölzern kombiniert und eine nicht zu verachtende Süße aufweist. Sehr warm, sehr sinnlich und berauschend ist die Kreation von Frapin in meinen Augen eher etwas für den Abend oder besondere Anlässe, als für Alltag und Büro. Im Auftakt und Herzen durchaus intensiv und präsent, doch Richtung Basis leiser, ruhiger und hautnaher werdend. Für Freunde von Cognac, Frapin und Ananas definitiv ein Must-try. 🙂

Checkmate – Olfaktorisches Schachmatt

Das Eau de Parfum Checkmate, was auf Deutsch „Schachmatt“ bedeutet, wurde vermutlich von Anne-Sophie Behaghel entwickelt – andere Quelle nennen auch den Namen Camille Chemardin – und behandelt eine Thematik, die ich auf den ersten Blick nicht mit einem Parfum in Verbindung bringen würde. Schach ist laut Pressetext jedoch das Lieblingsspiel eines gewissen Henri Frapin, der das Brettspiel am liebsten in der Frühlingssonne im Garten des Familienanwesens genießt. Bevorzugter Gegner ist der eigene Sohn und – wenn man den Worten Glauben schenken darf – ist die gemeinsame Schach-Zeit der beiden mittlerweile zu einer Art Ritual geworden.

Henri Frapin verbringt seine Frühlingszeit am liebsten sonntags im Garten seines Anwesens, das 1702 erbaut wurde und sich oberhalb des Produktionsgeländes befindet. (…) Seine Lieblingszeit ist gekommen, wenn er sich gegen 11 Uhr morgens mit seinem Sohn trifft, wenn die Sonnenstrahlen den Wald oberhalb von Segonzac erwärmen. Das Schachbrett steht bereit, sein Sohn sitzt und nimmt den metaphorischen Kampf mit seinem Vater in den Freuden des Spiels wieder auf.

Die Duftnoten des Schachdufts Checkmate sind Bergamotte, Zitrone, Kardamom, Leder, Heliotrop, Iris, Wildleder, Virginia-Zedernholz und Kaschmirholz. Verbirgt sich hinter der Kreation womöglich eine zauberhafte Lederiris? Die Duftnoten könnten darauf schließen lassen.

Zwischen Hell und Dunkel

Zitrisch-frisch eröffnet Checkmate aus dem Hause Frapin mit den Noten von herber Bergamotte und Zitrone, untermalt von den grünlich-würzigen Nuancen des Kardamoms. Schon sehr früh im Duftverlauf zeigt sich das Leder, dunkel und knarzig, das sich in den bis dato hellen Auftakt einfügt. Allmählich wird das Hell-Dunkel-Gemisch aus Zitrusfrüchten und Leder sanfter.

Die Iris schiebt sich ins Duftgeschehen mit zarten Pudernoten und evoziert so eben jene Lederiris, die ich so gerne mag. Zwischen kräftigen Glattleder- und geschmeidig fließenden Wildledernuancen oszillierend, bleiben die feinen Facetten der Schwertlilie eher im Hintergrund. Eine subtile Süße nehme ich wahr, die ich der Vanilleblume Heliotrop zuschreiben würde, ehe das Eau de Parfum langsam mit holzig-warmen Akzenten ausklingt.

Frapin – Checkmate

Mit Checkmate schenkt uns die Nischenduftmarke Frapin eine holzig-ledrige Kreation mit Irisuntermalung und zitrusfrischem Auftakt, die meiner Ansicht nach eher maskulin anmutet. Ein markanter Duft mit Ecken und Kanten, der Hell und Dunkel sowie verschiedene Ledersorten miteinander vereint. Ideal für alle, die eher dunkle Holz-Leder-Kombinationen voller Tiefgang und mit guter Präsenz und Haltbarkeit bevorzugen. Ein außergewöhnliches Eau de Parfum, so ganz anders als die Düfte, die ich in den letzten Monaten geschnuppert habe, und damit könnte Checkmate auch eine Komposition sein, die die Gemüter durchaus spalten könnte. Kennt Ihr den Duft schon und falls ja, wie findet Ihr ihn?

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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