Sawlaj, Sareef und Warek aus der Fiddah Collection von Kajal Perfumes Paris …

… bilden den Abschluss meines Rezensionsmarathons. Vierzehn Düfte sind es insgesamt, die es derzeit von der Marke gibt. Kennt Ihr die vorherigen Artikel? Falls Euch noch einer fehlt, hier die Zusammenstellung mit Links:

FIDDAH COLLECTION

„The Fiddah Collection features 5 unique scents. The fragrances are an embodiment of different moods and distinguished personas: the romantic, the leader, the lovable, the festive, and the hipster.“

Mit Fiddah hatten wir bereits den Romantiker abgedeckt und mit Alujain das fröhliche „Party-Animal“, es fehlen demnach noch der Anführer, der Geliebte und der Hipster, die das olfaktorische Gefühlsquintett der Kollektion vervollständigen. Vorhang auf also für Sawlay, Sareef und Warek!

Der Big Boss – SAWLAJ von Kajal Perfumes Paris

„SAWLAJ is for the influential person that wants to create a bold and strong impression.

A fragrance that is assertive and at the same time attractive. It simply portrays character and authority.   The wearer’s presence is portrayed as “The Big Boss”.

#kajalbigboss“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Zitrone, Labdanum (Zistrose)
Herznote: Jasmin, Rose, Nelke, Patchouli, Leder
Basisnote: Vetiver, Benzoeharz, Eichenmoos, Vanille

Sawlaj ist also der Cheffe: mutig und kühn, einflussreich, kraftstrotzend im Auftreten, was nicht unbedingt (ausschließlich oder überhaupt) auf die Physis bezogen ist. Einen nachhaltigen Eindruck machend, ergo – präsent. Und durchsetzungsfähig. Charakterstark und vermutlich mit einer natürlichen Authorität gesegnet, die, by the way, nichts mit lautem Auftreten oder Rumgeprolle zu tun hat …

Der Big Boss, das kann man jetzt positiv oder negativ auffassen – ich habe mich dazu entschlossen, ersteres zu tun 😉

https://www.pexels.com/photo/black-stylish-man-in-suit-standing-on-street-4947748/

Was die Zutaten angeht, kann es für mich allein vom Lesen her in alle möglichen Richtungen gehen – ich vermag es mir vorab nicht vorzustellen, wie Sawlaj tatsächlich duftet. Warum? Weil mir einiges dazu einfällt, wie er duften könnte. Derlei Gedankenspielereien sind allerdings ohnehin nur für zweieinhalb Sekunden spannend, der Juice muss einfach auf die Haut …

Oh, wow, damit hätte ich in der Tat nicht gerechnet! Sawlaj ist … eine Art Neo-Achtziger-Mann. Ein Prachtkerl, strotzend vor Selbstbewusstsein. Understatement ist nicht unbedingt sein Ding, aber er ist auch kein vorlauter Bling-Bling-Vertreter. Ich fühle mich sofort an einen Duft erinnert, den ein früherer Freund von mir Jahre getragen hat. Ein relativ unbekannter Italiener – der Duft, nicht der Freund. Jacomo de Jacomo, eigentlich hätte ich ihm einmal eine Rezension widmen können, sollen in der Rubrik „Feines für Kleines“. Es gibt ihn heute noch, wie ich soeben sehe – für unter 30 Euro die 100 ml. Nein, er ist kein Doppelgänger von unserem Sawlaj, ich habe ihn auch Jahre nicht mehr gerochen, aber ich weiß, dass er ebenfalls eine adrette Nelkennote hat, eine gewisse Schärfe und würzig warm vor sich hin raucht. Und, vor allem – eine männliche Wuchtbrumme ist.

https://pixabay.com/photos/singer-musician-performer-vocalist-690117/

Das trifft auf Sawlaj auch zu, er steht keinesfalls in der zweiten oder dritten Reihe und Zurückhaltung ist auch nicht seins. Ein klitzekleiner Alibihauch Zitrönchen, im Herzen samtige Rose und Nelke, pudrig, matt-würzig und von einer gewissen Schärfe. Ordentlich krachledern angehaucht und von einer temperamentvollen, harzig-(ge)würzigen Wärme, die Discofever schreit, von rauchigem Nebel umgeben. Dazu fällt mir ziemlich exakt eine Szene ein – ich sollte den Film wirklich mal wieder schauen … Tadaaa, der legendäre Tanz von Uma Thurman und John Travolta in Tarantinos Klassiker Pulp Fiction:

Der Gentleman – SAREEF von Kajal Perfumes Paris

„The SAREEF gentleman is friendly, approachable, lovable and everyone’s best friend – the kind of person you can never get enough of.

Sparkling and full of life, with an air of charisma – this is how you fill the room when you walk in wearing SAREEF.

#kajaleveryonesfav“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Wacholder
Herznote: Zedernholz, Muskatnuss, Cashmeran, Leder
Basisnote: Patchouli, Vetiver, Ambra, Vanille, Adlerholz (Oud)

Sareef ist demnach der Gentleman. Der Beliebte und Geliebte, zugänglich, der beste Freund. Jene Art Mensch, von dem man nie genug kriegen kann. Sprühend und lebenslustig, charismatisch und präsent. Eine Aura besitzend und Ausstrahlung, umgehend für Aufsehen sorgend, wenn er den Raum betritt.

grayscale photo of man in suit
Foto von Alex Robinson auf Unsplash

Kann ich nachvollziehen, absolut. Sareef ist eine Besonderheit, die in der Tat aufmerken lässt. Woran liegt’s? An der Kombination von Oud und Cashmeran, vor allem. Cashmeran duftet holzig, samtig-holzig-balsamisch, ferner oft warm-würzig und/oder chypriert, manchmal mit leisen fruchtigen Anklängen und häufig auch nach Vanille(creme). Im Falle von Sareef finden sich primär jene balsamisch-holzigen Noten, samtig, durchaus auch Wärme ausstrahlend und eine gewisse Süße atmend nebst Pudrigkeit und vanillehaft tönend. Smooth ist das perfekte Wort dafür, wenn ich darüber nachdenke. Darü ber hinaus subtil-fruchtig, yep, das unterstreicht zudem noch der Wacholder. Muskat spendet sanft-scharfe Würzigkeit, eher im Hintergrund wabernd. Vetiver küsst salzig und erinnert in seiner eleganten Rauchigkeit an einen wundervollen Klassiker, an Chanels Sycomore. Kennt und hat ihn wer außer mir? Diesen darf man gerne im Kopf behalten, wenn man sich Sareef vorstellen möchte – und vermählt ihn bitte mit Oud. Mit dezent animalischem, ledrigem Oud.

Für ich ist Sareef der bisher schönste Vertreter der Fiddah Collection, was sicherlich an meiner Leidenschaft für Oud und meiner Liebe zu Sycomore liegt.

Der Verführerische – WAREK von Kajal

„For the unique and alluring gentleman, WAREK is created to impose an addictive and hypnotic sensation.

Experiencing this fragrance makes the wearer and the perceiver fall under its enchantment.

#kajalhypnotic“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Safran, Weihrauch
Herznote: Rose, Patchouli, Ambra, Guajakholz
Basisnote: Leder, Vanille, Adlerholz (Oud)

Warek ist unser letzter Kandidat und somit wohl der … ja, welcher eigentlich, der Verführer beziehungsweise Geliebte oder der Hipster? Ich bin mir gar nicht einmal mehr so sicher, denn Sareef könnte eben auch der Geliebte im Sinne von „von allen Gemochte“ gewesen sein. Dann hätten wir in Warek unseren Hipster gefunden, der allerdings als einzigartig und anziehend beschrieben wird, als süchtig machend und hypnotisch. Passt auch zu einem Geliebten oder Verführer … Egal, er darf einfach auf die Haut, Punkt.

Und gebärdet sich dort ganz adrett, meine Lieben! Kein typischer Safran-Oud, falls jemand das in den Sinn kommt, und auch kein typischer Rosen-Oud, eine Mischung aus beidem, die allerdings noch weitaus mehr als nur das für uns in petto hat. Die Rose zeigt sich fruchtiger Natur während das Oud ordentlich ledert (und dafür weniger Rauch und Tier offenbart), was Warek entfernt in die Nähe jener beliebten Herrendüfte rückt, die mit Tom Fords Tuscan Leather ihren Anfang nahmen, der Fruchtleder-Vertreter. Weniger „In your Face“-Fruchtigkeit als vielmehr hintergründig-schillernde, dafür überaus prägnante obstige Noten von einer saftigen Herbheit treffen hier auf exklusives Glattleder, dunkel, ja, sehr sicher schwarzer Natur. Ein Quentchen Rauch und Safran, der alle Facetten seines eigen- als auch einzigartigen Duftregisters zieht.

man in black suit jacket
Foto von Nojan Namdar auf Unsplash

Markant und maskulin, modern und gleichwohl zeitlos. Kein Understatement-Duft, aber auch kein Vordrängler, sondern ein Mann, der weiß, wer er ist und was er will. Ein kerniger Kerl, geschmackvoll und charakteristisch, Daumen nach oben!

… und, seid Ihr neugierig geworden? Hat die Kollektion von Kajal Perfumes Paris und/oder ein einzelner Duft, vielleicht auch mehrere Euer Interesse geweckt? Welche(r)? Meine Favoriten sind, gemäß der Rezensionsreihenfolge, Kajal, Joorie, Fiddah und, last but not least, Sareef.

Viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Doreen R.
    13. Juli 2021
    Antworten

    Liebe Uli,
    ich bin sehr betroffen und erschüttert über Deinen wortlosen Fortgang und kann kaum glauben, dass Du das, oder besser Dein Dufttagebuch aufgibst. Wie auch immer, Du wirst Deine Gründe haben. Ich werde Deine Blogeinträge, die immer von großer Leidenschaft und Fachkunde zeugten, sehr sehr vermissen.
    Ich wünsche Dir das Beste!
    Deine Leserin Doreen

  2. Sabine
    31. August 2021
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    ich schaute heute nach längerer Pause wieder in das Dufttagebuch und wunderte mich, dass seit dem 3.März keine Duftbeschreibung mehr von dir zu finden ist.
    Und dann sehe ich, dass du unter den „Ehemaligen“ aufgeführt bist.
    Ich werde deine Beiträge sehr vermissen, es war immer eine Freude, sie zu lesen, da sie oft mit so wundervollen „Geschichten verbunden waren“.
    Und auch der Blick über den Tellerrand gab so manche Inspiration, z.B. deine Film- oder Buchempfehlungen.
    Dies werde ich alles sehr vermissen.
    Ich wünsche dir alles Liebe und Gute und vielleicht führt der „Zufall“ mich irgendwo noch einmal zu Worten aus deiner Feder.
    Sabine

  3. SB
    26. Oktober 2021
    Antworten

    Liebe Ulrike, ich merke es erst jetzt und bin ebenfalls so krass überrascht wie traurig. Deine Nase in Verbindung mit deinen Umschreibungen haben mich und mein Leben mit Düften total verändert.

    Wo bist du?

    Alles Gute für dich!

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