Ein Quartett der Häuser Montale & Mancera flatterte mir dieser Tage in den Briefkasten in adretten, schwarz-goldenen Luxusprobenverpackungen. Arabians, Black Vanilla, Musky Garden und Red Tobacco heißen die vier, denen wir uns heute und widmen werden.
Eine Ode an eines der schönsten Pferde – Arabians
Montale ist heute nur ein Mal vertreten und macht deshalb den Anfang mit Arabians, bei dessen Namen ich mir umgehend die Frage stellte, ob ich richtig liege, wenn ich ihn in der Welt der Pferde verorte – JA. Exakt richtig. Montale spielen auf jene Pferderasse an, deren Vertreter in schöner Regelmäßigkeit so aussehen, als wären sie den kühnsten Träumen eines Designers entsprungen. Eine Anatomie und Stromlinienförmigkeit, die dem Reißbrett eines Sportwagenschöpfers würdig ist. Große, schwarze Augen, die an Anime-Heldinnen erinnern oder gar das letzte Einhorn und in denen man versinken kann. Anmutig sind sie natürlich auch, schnell, stolz und überhaupt. Ihr wisst, von was ich rede, der Name hat es ja schon verraten – von dem Araberpferd.
Viele Legenden ranken sich um diese Rasse – einige davon könnt Ihr auf privaten Seiten wie dieser hier oder dieser nachlesen. Der Araber ist quasi der Porsche der Pferde, vielleicht auch der Maserati – die Rasse gilt schon immer auch als Statussymbol, was sich im Preis von Vollblutarabern selbstredend widerspiegelt. Sie ist die älteste Haustierzuchtrasse (!), darüber hinaus der Ursprung unserer edlen Sportpferderassen, wurden die Tiere doch lange als Veredler diverser Blutlinien eingesetzt. Im arabischen Raum werden Vollblutaraber bereits seit dem 7. Jahrhundert gezüchtet – der Legende nach gehen diese Tiere auf die fünf Stuten zurück, die den Propheten Mohammed auf seiner Flucht nach Medina begleiteten. Besonders hervor tat sich hinsichtlich der Zucht außerhalb des arabischen Raums ein Schwabe – Friedrich Wilhelm Carl (1781 bis 1864), auch bekannt als Wilhelm der I., zweiter König der Württemberger. Sein Privatgestüt Weil, gegründet 1810 oder ’17 (die Zahlen gehen auseinander), war laut Wiki „das erste Gestüt mit einem Bestand an Reinzucht-Arabern außerhalb des Orients“. Pferdefreunde werden es wissen oder bereits vermuten – die Nachfahren dieser Tiere kann man heute noch im Haupt- und Landesgestüt Marbach bewundern, das sich eines exzellenten Rufs erfreut und mit seinen Hengstparaden und Pferdeschauen immer zahlreiche Besucher lockt.
Trotzdem ich mittlerweile wenig Zeit zum Reiten finde und es in den letzten Jahren immer eher Isländer waren, die mich durch das Gelände trugen, sind es neben den Friesen eben vor allem die Araber und die Spanier, ganz Mädchenklischee, die ich wahnsinnig gerne anschaue wegen ihrer unfassbaren Schönheit, Anmut und Grazie. Montale haben für ihren Duft Arabians selbstredend genau solch ein Pferd auf dem Foto abgebildet – einen Araber (aus arabischer Linie, es gibt mittlerweile auch polnische, spanische oder auch russische Araber, die allerdings alle zu der einen Rasse gehören, sich aber etwas in der Optik unterscheiden).
Wiki weiß noch ein paar interessante Details mehr:
„Einzig die Emire von Bahrain unterhalten seit Jahrhunderten ununterbrochen bis zum heutigen Tage ein Gestüt auf ihrer Insel. Dort bewahren sie so seltene Stutenstämme wie Al-Jellabieh und Al-Kray aus reiner Wüstenzucht, die kein importiertes Blut aus der westlichen Welt führen. Sie werden deshalb als eine wertvolle Genreserve betrachtet. Diese Pferde ähneln angeblich am ehesten dem ursprünglichen, von den Beduinen gezüchteten Typ des Wüstenpferdes. Auch in Saudi-Arabien, Syrien und bei den Tahawi-Beduinen in Ägypten soll es vereinzelt noch reine (asile) Wüstenaraber geben, die frei sind von Fremdbluteinfluss oder dem Blut der Reimporte.
Darüber hinaus erhielt sich in Ägypten in einigen Privatgestüten der Könige und reicher Paschas und später in einem staatlichen Gestüt eine weitgehend reine Zucht edler arabischer Pferde. Sie gehen zum Teil auf besonders wertvolle Importe zurück, die ägyptische Mameluken-Herrscher des 19. Jahrhunderts von der Arabischen Halbinsel und aus Syrien einführten. Diese ägyptischen Pferde erlangten in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts weltweit ihrer Schönheit und Seltenheit wegen große Popularität und wurden zu horrenden Preisen gehandelt. Dieser Boom ist mittlerweile abgeebbt.“
Kommen wir zurück zu Montales Arabians: Da Pierre Montale den arabischen Raum gut kennt, liegt es ja auf der Hand, jenen dort hochgeschätzten Tieren einen Duft zu widmen. Aus dem Stegreif heraus hätte ich jetzt auf eine Oudrose getippt – so ganz falsch liege ich da nicht, zumindest nicht auf den ersten Blick. Die Ingredienzen: Kopfnote: Rose, Lavendel; Herznote: Leder, Thymian, Kardamom, Vetiver; Basisnote: Patchouli, Adlerholz (Oud), Ambra, Moschus.
Zu wem passt Arabians?
Arabians zielt eher auf das männliche Publikum, das kann ich auf den ersten Riechmetern schon sagen – dennoch ist er nicht zu maskulin, als dass man ihn als Frau nicht tragen könnte, ganz im Gegenteil. Und er ist keine Oudrose, von denen Montale und Mancera fast schon zu viele für meinen Geschmack im Portfolio haben. Lavendel kühlt im Auftakt und würzt, das duftet absolut businesstauglich, aber ausdrucksvoll. Thymian krautet ordentlich dunkelgrün mit hinein, ein Quentchen seifigen Kardamom nehme ich ebenfalls wahr. Drunter brodelt es, und zwar definitiv oudig und ledrig. Ich fühle mich erinnert an einen alten Liebling von mir, an Aoud Cuir d’Arabie, den Harmen hier rezensierte. Der hat sie auch, jene Oudledernote, die mehr medizinisch duftet als rauchig und über die einmal jemand in irgendeinem amerikanischen Forum geschrieben hatte, dass er ihn an Mullbinden erinnere und „sexy as hell“ sei. Trifft absolut zu – und zwar sowohl auf Aoud Cuir d’Arabie als auch auf den Abschnitt in Arabians Duftverlauf, der sehr an eben jenen erinnert. „Hört“ man dem Duft länger zu, entwickelt er, der äußerst kühl begonn, eine feine, tiefgründige Würze, die wärmt und bisweilen in ihrer Trockenheit, die perfekt mit dem Leder harmoniert, sandig wirkt. Das passt für mich perfekt zur Wüste, aus der die Araberpferde stammen.
Ein markanter und charakterstarker Duft, unser Arabians – damit gereicht er seinen Namensvettern zur Ehre. Mein Aoud Cuir d’Arabie ist leer – eventuell könnte dieser sein Nachfolger werden, das muss ich mal noch testen …
Am Freitag geht es weiter mit Mancera – bis dahin alles Liebe und viele Grüße
Eure Ulrike
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