Vorgestern Montale, heute Mancera …

… das hat sich förmlich aufgedrängt, zumal die beiden Marken zusammenhängen und, der Hauptgrund, vor nicht allzu langer Zeit vier Pröbchen in meinem Briefkasten lagen. Montales Arabians hat gestern den Anfang gemacht, heute geht es weiter mit Musky Garden, Black Vanilla und Red Tobacco von Mancera, die alsbald in unserem Shop landen werden.

Duftende Landschaftsmalereien – Musky Garden

Musky Garden ist unser erster Kandidat und erzählt von blühenden Gärten:

„A marvelous fruity garden with a green and musky sillage. A summer memory, a break under the shade of a cypress.“

Mancera – Musky Garden

Die Zypresse verrät bereits, dass es vermutlich wohl eher ein in südlicheren Gefilden beheimateter Garten ist – die Ingredienzen: Kopfnote: Zitrusfrüchte, Cranberry, Weißer Pfirsich; Herznote: Iris, Bulgarische Rose, Jasmin, Patschuliblätter; Basisnote: Weißer Moschus, Brombeere, Himbeere, Ambra.

Ein fruchtiger Moschus, der obsttechnisch aus den Vollen schöpft – könnte etwas werden, meine Lieben! Moschus und Obst harmonieren ja eigentlich immer perfekt, man denke nur an einen Klassiker, den Vorzeigeduft dieser Gatttung – Mûre et Musc von L’Artisan Parfumeur, einer der frühen Düfte des Hauses, genauer gesagt: deren erster und bis heute ein Bestseller, vor allem in den USA. Montale hat auch einige solche Düfte im Repertoire genauso wie Maître Parfumeur et Gantier, eigentlich lässt sich diese Liste beliebig fortsetzen, es sei denn wir sprechen von ganz bestimmten Früchtchen. Ich hoffe, hoffe ja sehr, dass Musky Garden ein erwachsener Vertreter seiner Gattung ist – nicht zu süß, nicht zu quietschig oder synthetisch, derlei limitiert das Feld der Verdächtigen nämlich bisweilen schon wieder enorm.

Ist er – und vor allem ist er aber auch in allererster Linie nicht nur Obstkörbchen, sondern wirklich eine duftende Gartenimpression, das hatte ich schon wieder vergessen dank der Pfirsiche und Beeren, die mir sofort ins Auge stachen. Musky Garden hat eine schöne Frische, eine dezente, die seine kühle Fruchtigkeit untermalt. Prickelnde Zitrusfrüchtchen, eine schöne, aber leider zumindest auf meiner Haut nicht durchgängig präsente Pfirsichnote, dafür aber Himbeere, lieblich und strahlend. Rose und Iris begleiten und spendieren eine sachte Pudrigkeit, die Musky Garden noch mehr in die feminine Ecke rückt – dass er ein Damenduft ist, dürfte Euch aber vorher bereits klar gewesen sein, oder nicht? 😉 Getragen wird das Ganze von Moschus, watteweichem, der sich bereits im Namen ankündigt. Eine riesengroße, weiße Moschuswolke, die die Pudrigkeit des Duftes noch unterstreicht.

Musky Garden bekommt jetzt sicherlich nicht den Innovationspreis, sorry. Dafür ist es aber ein hübscher und unkomplizierter Immergeher für Frauen, die genau solche Düfte mögen – fruchtige Moschusdüfte. Und er ist kein papsiger, schreiender, aufdringlicher Vertreter, das muss man ihm in jedem Fall zugutehalten.

Duftsynästhesien – Die Confidental Collection

Black Vanilla und Red Tobacco gehören in die Confidental Collection:

„A range of five new fragrances. A new fragrance route to the interior continents that populate the imagination. five stops mark this journey for travelers in search of an escape by the scents. Mancera invents color – scent synesthesia. A compass for the mind that dares to venture to the limits of known worlds. A collection of five new fragrances for men and women that celebrate the eternal youth of the traveling souls.“

Mancera widmet sich also der bunten Welt der Farben und deren olfaktorischer Umsetzung. Bei uns sind heute Schwarz und Rot an der Reihe.

Black is beautiful – Mancera Black Vanilla

Wenn schon Farben, dann beginne ich selbstredend mit Schwarz, obgleich ich mich natürlich an Stendhal erinnert gefühlt hatte bei dieser Kombination:

Black is deep and intense, the Madagascar vanilla exalts its power in this woodsy floral blend. A divine, addictive & solar fragrance.“

Mancera – Black Vanilla

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Schwarze Johannisbeere, Kokosnuss, Weißer Pfirsich; Herznote: Bulgarische Rose, Veilchen, Jasmin; Basisnote: Madagaskar-Vanille, Weißer Moschus.

Vanille und Schwarz – wäre jetzt nicht meine erste Wahl gewesen. Und obschon ich kein Synästhetiker bin, prägen sich mir die meisten Parfums auch immer farblich ein beziehungsweise haben eine bestimmte Farbe. Einen Vanilleduft habe ich meines Wissens nach noch nie bewusst mit einer sehr dunklen Farbe in Verbindung gebracht, noch nicht einmal die rauchigeren Vertreter dieser Gattung.

Black Vanilla ist für mich ebenfalls so gut wie alles – nur nicht black. Für was steht die Farbe Schwarz hier? Für die Nacht mit ihren unendlichen Möglichkeiten, für all die Verführer, die zu dieser Zeit ausschwärmen zur „Jagd“? In jedem Fall brauche ich irgendeine abstrakte „Krücke“, sonst komme ich hier nicht mit hinsichtlich der Farbwahl. Aber auch so fällt es schwer, wirklich. Black Vanilla wirkt beim Aufsprühen für mich wie die perfekte Kombination eines cleanen Saubere-Wäsche-Frisch-Geduscht-Duftes mit einer Vanille – erneut aufgetragen merke ich, dass ein „unsüßer“ Pfirsich im Zusammenspiel mit Kokoswasser und der Bergamotte dafür verantwortlich ist. Black Vanilla ist nämlich überraschenderweise gar nicht mal wirklich süß und deshalb könnte er auch für manche Männer tragbar sein, zumindest so, wie er sich auf meiner Haut verhält. Vanille, Backpulvervanille, pudrige Vanille, gewürzt von Kokos, die sich verhältnismäßig zivilisiert zeigt.

Im späteren Verlauf muss ich mein „Urteil“ revidieren, zumindest größtenteils: Black Vanilla verhält sich zunehmend pudriger, das dürfte den wenigsten Herren auf ihrer eigenen Haut eine Freude sein. Wobei – ich entsinne mich noch gut an das Gespräch mit einem sehr bekannten Händler, bei dem immer wieder Fußballspieler die Gourmanddüfte von Profumum Roma nachfragen und kaufen. Acqua e Zucchero und Confetto vor allen Dingen – wenn man sich das einmal vor Augen führt, hält man alles für möglich 😉

Black Vanilla meistert den Spagat, niemals ins Pappige zu kippen, ist allerdings meiner Meinung nach auch kein reiner Vanilleduft. Die Wäscheanmutung bleibt ihm erhalten, allerdings verändert er sich weg vom cleanen Duft hin zum Puderling. Die ausladende Moschuswolkenbasis untermalt das selbstredend, während dezente, herb anmutende Cassisnoten sowie die trocken-würzige Kokosnuss ausbalancieren.

Für mich – weiß. Und zwar irgendwas zwischen Woll- und Cremeweiß, vielleicht mit ein paar Bonbon- beziehungsweise neudeutsch Sorbetfarben. Regelmäßige Leser/innen werden es wissen – ich bin kein ausgesprochener Vanillefan, besitze außer Goutals Vanille Exquise keinen einzigen Vanilleduft und fühle mich auch selten angesprochen von einem ebensolchen.

Black Vanilla richtet sich allerdings an genau jene, an Liebhaber dieser Ingredienz. Und wer Vanille mag, liegt hier sicherlich nicht daneben.

Red Velvet – Red Tobacco

Tabak liest sich schon eher nach etwas, das mir gefallen könnte – und wurde von Mancera mit der Farbe Rot assoziiert und umgesetzt:

„Red is warm and mesmerizing. An shadowy; fiery and masculine fragrance that mixes cuban tobacco and spices, wood scents and jasmine.“

Mancera – Red Tobacco

Die Ingredienzen: Kopfnote: Safran, Zimt, Weihrauch, Muskatnuss, Weißer Pfirsich, Apfel, Oud (Nepal); Herznote: Patschuliblätter, Jasmin; Tabak, Ambra, Hölzer, Vetiver, Vanille, Weißer Moschus.

Oud, Oud, Oud, und zwar in bester Montale-Manier kommt mir entgegen. Ja, Montale – die meisten werden es wissen: Montale ist die erste Marke von Pierre Montale, dem Mann hinter Mancera. Mit Montale hat er bereits unzählige Ouddüfte lanciert, gehört neben Micallef zu den ersten Nischenduft- und somit auch Duftmarken außerhalb des arabischen Raums, die Oud in Parfums etablierten.

Hier habe ich jetzt mein Black: Red Tobacco duftet für mich dunkel, anthrazit oder kakaobraun, das ist eigentlich vollkommen gleich, aber so richtig rot ist er für mich nicht. Ok, im weiteren Verlauf – Braun, Dunkelbraun, vielleicht aufgrund seiner rauchigen Akzente auch ein wenig lodernd, dann hat man eventuell rote Glut, aber – nein, kein Rot. Und im übrigen auch für mich kein Tabak. Das enttäuscht mich an dieser Stelle, denn ich mag Tabakdüfte ausgesprochen gerne. Rauch alleine macht noch keinen Tabakduft, das ist eben auch so. Vielleicht kann ich Red Tobacco deshalb gar nicht richtig würdigen heute, weil ich ihn unter den falschen Vorzeichen getestet habe. Er ist – ein Oudduft. Das können Mancera genauso wie Montale. Ein businesstauglicher, weil außerordentlich zivilisierter, balsamisch-samtiger Oudduft mit Safran und einer ausgeprägten Glattledernote und einer winzigen Prise Zimt, der auf einer holzigen Basis ruht. Das ist markant und gleichzeitig im Hinblick auf die Zutaten doch gefällig, eine Kombination, die gerade für den Alltag optimal ist.

Heute war kein Duft für mich dabei – mein Budget freut es 😉 Und wie sieht es bei Euch aus?

Ein schönes Wochenende wünscht Euch

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Kevin
    28. März 2022
    Antworten

    Also ich habe schon viele Tabakdüfte getestet und bei keinem kam der Tabak so gut durch wie bei Red Tobacco. Der Duft riecht zu 90% gleich wie der Tabak den ich immer rauche (Piel Roja ohne Zusatzstoffe) + etwas süße. Und ich meine damit wenn man am frischen unverbrannten Tabak riecht, nicht wenn man ihn raucht.

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