Esxence 2016 die Fünfte …

… und somit vorletzte oder letzte – wir werden sehen am Ende des Artikels 😉 Dass es unglaublich viele Neuigkeiten gab, habt Ihr ja jetzt schon zigfach von mir gehört. Ich muss jetzt schauen, dass ich das Päckchen zuschnüre und unsere Mailandrezensionen beende.

Trotzdem habe ich noch eine ganze Menge Fotos, Infos und selbstredend auch Erinnerungen an die diesmal wirklich sehr eindrucksvolle Messe, die ich nun noch unterzubringen versuche – ich gebe mein Bestes!

Den anfänglich gepflegten Artikelaufbau, der meinem Trampelpfad auf der Messe folgte, habe ich jetzt über den Haufen geworfen, ich werde Euch einfach noch den „Rest“, keinesfalls aber im Sinne von „Reste“ präsentieren 😉

Poesie vom Bosporus

Die Istanbuler von Nishane, erst neulich bei uns im Sortiment aufgenommen, hatten zwei neue Düfte mit im Gepäck: Fan Your Flames und Hundred Silent Ways.

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Wie der eine oder andere von Euch weiß, der die „alten“ Nishane-Rezensionen gelesen hat, haben es mir die Türken wirklich angetan: Eine sehr besondere Handschrift, innovative, aussagekräftige und charaktervolle Düfte. So geht es auch weiter, man ist sich treu geblieben. Die Düfte sind eine Hommage an den Sufi-Mystikers Dschal?l ad-D?n Muhammad ar-R?m?, kurz Rumi genannt – die Beschreibungen (siehe Bilder) sind Zitate. Es gibt etliche schöne, kraftvolle, kluge und vor allem auch poetische Verse von Rumi, die ich mir auch durch unsere zum Teil etwas verkitschte Achtsamkeits-Bewegung nicht kaputtmachen lassen möchte, wenn Ihr wisst, was ich meine 😉

Fan Your Flames sieht sich durch die klassisch türkische Wasserpfeife inspiriert, die Shisha oder auch Narguile. Und Hundred Silent Ways ist, soweit ich das richtig verstehe, den schönen Istanbulerinnen gewidmet und eine Verneigung vor der Weiblichkeit an sich. Die Ingredienzen:

Fan Your Flames, als „holziger Gourmand“ beschrieben: Kokosnuss, Rum, Tabak, Tonkabohne, Zedernholz und Eichenmoos.

Hundred Silent Ways, als „floraler Gourmand“ beschrieben: Mandarine, Pfirsich, Tuberose, Jasmin, Iris, Gardenie, Vanille, Vetiver, Sandelholz.

Ich konnte beide leider nur kurz bei einer Bekannten testen, es duftete aber sehr vielversprechend, insofern freue ich mich schon auf deren Ankunft in unserem Shop.

Colognes aus der Manufaktur

La Manufacture, wir erinnern uns, machen Colognes. Und zwar ziemlich schöne – ich hatte ihr erstes Trio bereits rezensiert, lest hier Teil 1 und Teil 2. Cologne Rare, dieses herrliche Rhabarber-Cologne, ist ein fester Bestandteil meiner olfaktorischen Sommergarderobe. Jetzt folgten zwei weitere Düfte – Cologne Impatiente und Cologne Cashmere. Beide treffen einen, vielmehr: verschiedene Nerven bei mir: Cologne Impatiente offenbart eine wundervolle Mischung aus knackig-sauberem Grün und herb-frischer Grapefruit, gebettet auf einer dezent-warmen Holzbasis. Cologne Cashmere erinnert mich ein wenig von der Geisteshaltung her an einen Liebling von mir, der leider discontinued ist – Cristiano Fissores Cashmere Men: Ein wirklich tolles samtig-ledriges Cologne, das mit einer saftigen Mandarine im Kopf aufwartet, Leder im Herzen trägt und mit einer subtil-süßen, balsamischen Guajakholzwärme abgerundet wird. Hier werden auch Cologne-Ablehner auf ihre Kosten kommen, ob weiblich oder männlich 😉

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one of those …

… names which are super-trendy at the moment – oder so ähnlich 😉 Nu_be haben einen neuen Namen: one of those. Damit folgt man dem Zeitgeist, wenn ich meinen Kreativlingen im Freundeskreis glauben kann – allerdings ist es mir selbst schon aufgefallen, Markennamen, die aus mehreren Namen bestehen und ein wenig „nebulös“ klingen, sind gerade schwer in Mode, denkt bloß auch mal an And Other Stories, die sehr erfolgreiche Drittlinie von H&M.

Einen neuen Duft hat das Label auch im Gepäck gehabt, und zwar [??Cm] Curium, der von Evelyne Boulanger (Symrise) kreiert wurde. Eine Iris, meine Lieben – ich weiß, das wird einige von Euch aufhorchen lassen 😉 Es ist eine überaus helle Iris, eine, die kühl und samtig daherkommt, mit einer feinen Pfeffernote im Kopf geprägt, sachte Beerennoten offenbarend und pudrige Erdigkeit, von Veilchen stammend. In der Basis kreieren Tonkabohne und Vetiver, Moschus, Benzoeharz sowie Patchouli kuschelig-skinnige Anklänge, eine leise balsamische Süße, einen Hauch Gräser und zurückhaltend-feinen Rauch. Sehr schön und, wie ich finde, auch für den richtigen Mann geeignet. Mich hat nicht nur der Duft begeistert, sondern auch die Kreativdirektorin der Marke, Francesca Gotti, eine sympathische und beeindruckende Frau mit einem tollen Stil.

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Floris – die Briten und das Oud

… waren bisher einander fremd, will sagen: Floris London hatte keinen Oudduft im Sortiment. Das hat sich geändert: Honey Oud und Leather Oud heißen die beiden Neulinge, die zuerst exklusiv bei Harrods erhältlich waren, nun aber auch in den normalen Vertrieb kommen. Es ist also kein Londonbesuch mehr nötig, um an diesen „Juice“ zu kommen, obgleich sich selbstverständlich jeder Londonbesuch lohnt 😉

Auch, wenn viele jetzt weiterklicken oder -scrollen wollen wegen des Reizworts Oud … Es gibt sie noch, wie ich nicht müde werde zu betonen, die Oudkombinationen, die längst noch nicht ausgereizt sind. Oud ist ein so vielfältiges Material, ein so facettenreiches Stöffchen, ich denke, da gibt es noch eine ganze Menge zu entdecken und zu kreieren.

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Gourmand-Oud-Düfte sind momentan im Trend, was mir persönlich sehr zusagt. Honig ist nichtsdestotrotz eine bisher noch sehr seltene Kombination – mir sind nur Mamluk von Xerjoff und der neue Oud Délice von Piguet bekannt, die ich beide sehr liebe, bei Micallef gibt es auch Oud in Honigbegleitung. Honey Oud ist – komplexer. Und europäischer, dezenter, gefälliger, im völlig neutralen Sinne. Eine honiggeküsste Oudrose auf Vanillecreme mit würzigen Sandelholzanklängen.

Leder und Oud ist eine sehr viel gängigere Kombination, hier gibt es bereits vieles und einige wirklich tolle Kandidaten. Trotzdem – Leather Oud von Floris ist, abgesehen von dem ziemlich unkreativen Namen, ein überaus vorzeigbarer Vertreter seiner Gattung: Mir gefällt vor allem der Spagat, den Floris mit diesem Duft schafft – Krachleder versus Gentleman, prägnante Ledernoten und rauchiges Oud, beides mit Schmackes, die aber dank ihrer Einbettung in das duftende Umfeld (Bergamotte, Patchouli, Rose, Gewürznelke, Geranium, Sandelhollz, Ambra und Vetiver) elegant und „sophisticated“ erscheinen und somit durchaus auch businesstauglich sind. Eher maskuliner Natur dürfte Leather Oud nur für diejenigen unter uns Frauen etwas sein, die Düfte vom Kaliber eines Banditen von Piguet schätzen.

Maria Candida Gentile – die italienische Grande Dame der Parfümeurskunst

… hat sich die letzte Zeit vornehm zurückgezogen – man hat lange nichts mehr von ihr gehört, so dachte ich … Und habe falsch gedacht: Probleme mit dem Vertrieb hatte man, für Deutschland ist man momentan auf der Suche nach einem neuen, deshalb sind mir/uns leider gleich diverse neue Düfte „durch die Lappen“ gegangen: Ich war wirklich erstaunt und auch ein wenig enttäuscht, denn ich kannte bis zur Messe fünf der Neulinge nicht und hatte bisher auch noch nichts darüber gelesen, obgleich ich rege im (Duft)Netz unterwegs bin.

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Flight of the Bumblebee ist eine neue Linie, (bisher?) bestehend aus drei Düften:

„In the music piece „Flight of the bumblebee“ by Nikolaj Andreevic Rimskij-Korsakov the main character is magically transformed into an insect in order to reach, unseen, his father the king and declare that the news of his death were not true. It is a flight that expresses the desire to live and opens the door to hope for a brighter future. This collection of three new perfumes takes its name from that flight and shows the bumblebee as a bearer of a message. The recovery of a harmonious relationship between man and nature has always been at the center of the values of Maria Candida Gentile, and all the perfumes created by her are meant to express the emotions that originate from this observation. This is the sense of this new collection, with the three new perfumes connected among themselves by the Honey Note; the rediscovery of nature, the acknowledgement of its frailty, as the same which characterizes us as human beings, the opening to its beauty, as the experience without which we risk to lose ourselves.“

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Die drei Düfte im Detail – die verbindende Note ist im übrigen Bienenwachs – hmmm!

Leucò is the discovery of a white flower that blooms only at night, emanating an hypnotic and exciting perfume. The tuberose, both forbidden and spiritual flower, embraces the spirals of the incense, painting the picture of a religious celebration, with the colours of nature and the palette of soul.
Top notes: Honey, Cistus; Heart notes: Lily Accord, Tuberose Absolute; Base notes: Siam Benzoin, Pepper.
Kitrea is the union of the citruses and the sea, the dream of an island full of lemons, the yellow of the sun that makes their peel shine from afar and the wind that carries the smell of the unlimited, salty horizon. It’s the freedom of the waves and the inviting taste of the south, an invitation to life, unconditioned.
Top notes: Honey, Winter Lemon, Bergamot; Heart notes: Fresh Fruit; Base notes: Grey Amber.
Syconium is the ripening of the fig, the best expression of what nature has to offer in the form of fruit, the richness of the flavour and of the perfume that are brought to us by a tree close to us since the earliest times. The pulp but also the milk, the peel, the scorching sun and the shadow of the great leaves.
Top notes: Honey, Milk; Heart notes: Fig; Base notes: Java Sandalwood.

Darüber hinaus gibt es noch zwei Rosen: Elephant & Roses und Rrose Sélavy zu entdecken.
Elephant & Roses hat folgende Geschichte:

A late afternoon, sitting at my desk, exercising to recreate an elephant smell, while writing my perfume formulae I had a kind of a vision, which merged the elephant’s image, its smell and a large field of roses, of an intense colour, almost fuchsia. Within this vision the elephants were running and, trampling on the roses, were dispersing a scent of flowers, mixed together with the strong smell of their bodies. Slowly – while I was weighing and smelling my formula – after trying it on my skin I realised that it was mine. I used the Turkish rose: this fragrance is derived from the blending of two different formulae, using the so called “dans le tiroir” method, by which I merged animal notes with skin and floral ones.

Name’s origin: The elephant comes from a remembrance of Indian and African colonies, and the rose is the British rose. An encounter between an elephant and the roses has got some British sense of humour. There is an assonance with London district Elephant & Castle.

Top notes: Thyme, Custus, Osmanthus; Heart notes: Rose, Jasmine, Grey Amber; Base notes: Java vetiver, Sandal wood, Animal accord.

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Rrose Sélavy ist eine Hommage:

A velvet rose, persistent and unique, dedicated to one of the leading artist of Dadaism: a homage to Marcel Duchamp and to his “double” Rrose Sélavy.

With Rrose Sélavy Maria Candida interprets the “double” of Marcel Duchamp, and his jeux des mots Rrose Sélavy which sounds in French like „eros, c’est la vie“, or „arroser la vie“, to make a toast to life. Maria Candida pays tribute to Duchamp, making a toast to life with her velvet, soft, fresh, just harvested, with its olfactory vibration, which fill the air and the space, tridimensional just like his art crafts. The name Sélavy emerged in 1921 in a series of photographs by Man Ray of Duchamp dressed as a woman. Through the 1920s, Man Ray and Duchamp collaborated on more photos of Sélavy. Duchamp later used the name as the byline on written material and signed several creations with it.

Notes: Rose petals, Turkish rose, May rose, Rose accord, Michelle rose, Rose stems, Rose leaves

Luca Turin ist ganz begeistert von dieser neuen Rose – lest hier.

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Ein weiterer Herr, der ebenfalls mit seinen Düften vor Ort war, und der Turin wohl mit diesen um den Finger, vielmehr – die Nase gewickelt hat, ist Anatole Lebreton, von dem ich gar nicht genug schwärmen kann: Supernett, sehr sympathisch und total bodenständig. Und, ganz wichtig – er hatte seine neueste Schöpfung mit im Gepäck – Incarnata.

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Als „Brilliantly original“ empfindet Luca Turin Incarnata – sehe ich auch so: Schwarze Oliven, die satten, „fetten“, Iris und Veilchen, metallisch, pudrig, samten. Holzige Anklänge und Erde, Noten, die mich an buttrige Erdnüsse erinnern, leicht angeröstet. Ein dunkelgrüner Hauch Blattwerk, dazwischen immer wieder hervorblitzendes Schillern von fruchtigen Irisfacetten und Töne von etwas, das mich an eine sehr leichte Anmutung von Sternanis erinnert. Toll!

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Verdúu – Duftende Mode …

… präsentiert uns das relativ neue Label: Die Düfte sind von Herrn Buxton gemacht und Kooperationen mit jungen aufstrebenden Fashiondesignern. Verdúu gibt es bei uns im Shop, Harmen hat Euch die Kreationen neulich schon vorgestellt. Auf der Messe waren die Jungs – Alexander Botov, der Münchner Gründer, sowie Björn Jonas, Creativ Director aus New York – persönlich vertreten und ich habe es mir nicht nehmen lassen, ein paar Fotos zu schießen.

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… es wird wohl doch noch einen weiteren Tag Esxence geben – der ist aber der letzte für dieses Jahr 😉 Freitag geht es weiter – auch und vor allem mit den Frischlingen, den ganz neuen Firmen, die auf der Esxence vertreten waren. Bis dahin alles Liebe und einen schönen Feiertag,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Waltraud S.
    6. Mai 2016
    Antworten

    Jetzt habe ich schon mehrmals versucht, hier etwas zu posten. Aber man muss sich einen Text überlegen, kürzen, korrigieren. Und es kommt einem auch mal etwas dazwischen. Und wenn dann der Sicherheitscode abgelaufen ist, dann ist nicht ein neuer da, sondern eine Seite mit „Error“ und der Text ist weg.
    OK, ich kann den Text vorher kopieren für den Fall, aber ich finde das ärgerlich. Wie oft werde ich beim Schreiben unterbrochen, dann dauert es natürlich.

  2. Christel
    6. Mai 2016
    Antworten

    Und ich dachte, ich sei die einzige, die regelmäßig mit ihren Kommentaren an den von Waltraud genannten Tücken scheitert.

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