Die Legendary Collection von Atkinsons 1799 …

… wurde vor nicht allzu langer Zeit um drei Düfte erweitert, die ich mir heute für Euch unter die Nase klemmen werde – Amber Empire, The Excelsior Bouquet und Love in Idleness heißen sie.

Amber Empire stapelt dem Namen nach zu urteilen hoch – und liest sich mehr als spannend:

amber_empire„Es war einmal … ein Tabakdöschen aus China, ein exquisites Kunstobjekt, das Atkinsons inspirierte und die Fantasie beflügelte. 1927 war Amber Empire einer der ersten orientalischen Düfte in der westlichen Welt und begeisterte schon damals mit seinem „mystischen Flair, so fesselnd wie die zeitlose Magie des Fernen Ostens“.

Atkinsons’ Version des 21. Jahrhunderts hingegen ist weniger exotisch, als vielmehr kosmopolitisch geprägt – schockierend modern und teuflisch sinnlich. „Amber Empire“ baut auf einen kostbaren Amber-Komplex, eingehüllt in erdig-reichen Oolong-Tee. Ein stimmungsgeladener, atmosphärischer Duft, der eine ganz eigentümliche Faszination verströmt und die Sinne betörend einhüllt …“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Magnolie, Tee; Herznote: Vanille, Myrrhe; Basisnote: Moschus, Sandelholz.

atkinsonsamberempireHaach, er zaubert mir umgehend ein Lächeln aufs Gesicht! Und wäre für mich in der Tat ein Kaufkandidat für die kommenden kühleren Jahreszeiten, das kann ich jetzt schon sagen! Amber Empire ist … kein monothematischer Ambraduft und dafür bin ich dankbar: Ich mag Ambra zwar gerne, aber es gibt wirklich schon sehr viele Ambradüfte auf dem Markt und … ich selbst, an mir, trage sie eigentlich fast nie. Parfum d’Empires Ambre Russe ist eine herrlich „versoffene“ Ausnahme, dieser schöner Champagner-Wodka-getränkte, würzig-warme Vertreter samtiger Natur. Amber Empire setzt meiner Meinung nach hauptsächlich auf drei seiner Zutaten: Auf herrlich rauchigen Schwarztee, weich-sinnlich-milchige Magnolie und eine zarte Ambranote, hell und warm zugleich und von einer wunderbaren samtigen Würzigkeit, die in trauter Zweisamkeit mit Vanillecreme meine Haut zum Leuchten bringt. Ich erwähne das Wörtchen bewusst eher selten, da mir der Zusammenhang zu ausgelatscht erscheint, aber – Amber Empire ist erotisch. Und das sicherlich nicht nur auf weiblicher Haut, ich könnte ihn mir durchaus auch an diversen Männern überaus gut vorstellen!

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Angie Muldowney „Magnolia“ via Flickr – CC BY-ND 2.0 DSC02778

The Man-Machine „DSC02778“ via Flickr – CC0 1.0

The Excelsior Bouquet hört sich nach einem echten Mann an:

the_excelsior_bouquet„Für Abenteurer von heute, die The Excelsior Bouquet tragen, stellt nicht einmal der Himmel eine Grenze dar. Dieser kühnste aller Düfte fängt das Hochgefühl, die Gefährlichkeit und den unerschrockenen Heldenmut des ersten Nonstop-Flugs über den Atlantik ein, 1919 in knapp 16 Stunden absolviert von den beiden Engländern John William Alcock und Arthur Whitten Brown.

Mit seinem Cocktail aus Feuerstein, Salbei und Gewürzen entpuppt sich auch der Duft als eine faszinierende Reise für die Sinne: Er beschwört eisige Luft auf Metall herauf, die Hitze des Cockpits, den Lederduft der Fliegerjacken und die Adrenalinstöße, wenn die Maschine auf ihrem Kurs durch die Achterbahn der Turbulenzen geschleudert wird …“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Grapefruit, Pfeffer, Muskatnuss; Herznote: Salbei, Vetiver; Basisnote: Tonkabohne, Leder.

atkinsonsexcelsiorbouquetSalbei, wie wundervoll – krautig-grün und gleichermaßen frisch, weil er auf eine besondere Art und Weise wässrig, wasserbenetzt duftet. Ist es die Grapefruit, die eher fruchtig-zitrisch als säuerlich daherkommt und vor allem auch nicht über die Maßen herb erscheint. Ein paar charakteristische Körnchen schwarzer Pfeffer schafft Spannung und eine subtile, angenehme Schärfe, von leisem Vetiverrauch begleitet, dem darüber hinaus salzige Anklänge anhaften. Ein Hauch Leder sowie ein Ahnung würzig-milchige Vanille runden diesen Herren gekonnt ab.

Das hört sich alles wenig spektakulär an – ist es aber nichtsdestotrotz! The Excelsior Bouquet ist ein gar herrlicher Herrenduft: Ein moderner Immergeher, bei dem man nie danebenliegt und der mit seiner frisch-krautigen, dezent ledrigen und spannend kontrastierten Art Charakter ausstrahlt und ein Statement setzt, dabei gleichzeitig Understatement ausdrückt. Ich muss ihn mir dringend merken, denn er hat sich von 0 auf 100 bei mir in meine Best-Of-Liste der männlichen Grundausstattung des duftenden Repertoires katapultiert und steht dort direkt neben Mark Birleys for Men Classic und Acqua di Parmas Colonia Intensa.

ALESSANDRINI Sara Cimino „Alessandrini“ via Flickr – CC BY 2.0 Love in Idleness könnte man auch als Violet in Love bezeichnen, denn die Liebe, das Veilchen und die Liebe zu demselben sind Thema des Duftes:

love_in_idleness„Die ätherische Unschuld einer Veilchenblüte, von Amors Pfeil getroffen und verwandelt in ein fesselndes, sinnliches Elixier der Liebe. Atkinsons hat Shakespeares „lovepotion“ in einen zartviolett schimmernden, pudrigen Dufthauch verwandelt. Love in Idleness, der Duft der Liebe auf den ersten Blick, ist so himmlisch und sinnlich wie ein Mitternachtstraum: das Rendezvous eines umwerfend femininen Iris-Veilchen-Akkords mit dem verführerisch holzigen, unvergesslichen Chypre-Nachhall …“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Himbeere, Veilchenblätter; Herznote: Iris, Heliotrop, Veilchen; Basisnote: Moos, Patchouli. Veilchendüfte sind toll – ich musste es zwar erst lernen, wobei mir Borsaris Parma-Veilchen sehr geholfen hat, seht hier in meiner diesbezüglichen Rezension. Ein wundervolles Vintage-Veilchen ist Violetta di Parma – aber Veilchen kann man auch überaus modern interpretieren, das zeigen uns Atkinsons 1799 hier einmal mehr: Cremig-erdiges Veilchen in Kombination mit herrlich-pudriger Iris, das sich ganz außergewöhnlich schön auf meiner Haut macht, woran auch die Himbeeren schuld sind, sanft, fruchtig und wunderbar rosa 🙂 Holzig ist Love in Idleness eigentlich nicht, lediglich im Hintergrund vernehme ich subtiles Unterholz und den Chypre-Nachhall nehme ich ebenfalls nicht wirklich wahr. Das ändert aber nichts daran, dass Love in Idleness eine tolle pudrig-fruchtige Veilchen-Iris ist, die vielen Frauen sehr gut zu Gesichte stehen wird. Im übrigen selbstredend nicht das erste Mal, dass sich Atkinsons an Veilchen versucht – ich habe hier eine alte Werbeanzeige gefunden: Violet Powder, a very superior powder and guaranteed to be perfectly harmless to most delicate skin. [front]

Boston Public Library via Flickr – CC BY 2.0

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Entmottet Ihr schon Eure Herbst-/Winter-Kollektionen? Und was sind für Euch Kaufkandidaten für die nächste Zeit? Ich habe schon einen entdeckt für mich – seht oben 😉

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Dorothea
    13. September 2015
    Antworten

    Ja, meine Herbstdüfte sind schon seit einer Woche im Einsatz – für den Übergang erst mal Cuir de Nacré von Ann Gérard, heute habe ich aber Equistrius, 31 Rue Cambon und Dzongkha aus den Tiefen meines Parfumschranks rausgeholt und in die erste Reihe gestellt. Auf die Düfte der kühlen Jahreszeit freue ich mich schon sehr, auf die dunkle, kalte Zeit selbst – eher weniger… Wenn es nach mir ginge, könnte der Herbst nahtlos in den Frühling übergehen 😉
    Neuanschaffungen sind natürlich auch schon geplant: ein Nachkauf-Flakon SL Iris Silver Mist und wahrscheinlich Bandit von Robert Piguet.

  2. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    28. September 2015
    Antworten

    Du und Deine Iris Silver Mist 😉 Piguet kann ich nur dick unterstreichen, den Banditen braucht man einfach 🙂
    Was den Übergang Herbst-Frühling angeht, das wäre mir auch sehr recht!

    Viele liebe Grüße,

    Uli

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