Mark Birleys Duft …

… hat leider viel zu wenige Fans, darunter aber einen ganz großen, nämlich mich. Ein zu Unrecht unterschätztes Juwel, ein vergessener Schatz, ein rares Kleinod, die Nadel im Heuhaufen – egal welche Redewendung man diesbezüglich auch bemühen mag, auf den Signature-Duft trifft wirklich alles zu.

Liebe Herren da draußen, Obacht! Mark Birleys Signature ist und bleibt einer der besten Männerdüfte überhaupt – wenn man der Mann dazu ist wohlgemerkt. Die Kooperation von Pierre Bourdon (Iris Poudre – ihr wisst schon, haaach…) und Frédéric Malle ist ein feines, leicht fruchtig-aquatisches Hesperidendüftchen mit kühlen Ledernoten und für mich der Understatement-Duft schlechthin. Optimal für den metrosexuell angehauchten glatzköpfigen Intellektuellen mit Modeinteresse. Allzu maskulin, ergo Mann-Mann darf man für diesen Duft allerdings nicht sein. An einem heißblütigen Latin Lover kann ich ihn mir auch absolut nicht vorstellen – ein mediterraner Einschlag ist hier ebenfalls eher fehl am Platz.

Für all die Herren, die zu was-auch-immer für den bisherigen Signature sind kommt jetzt die Lösung: Mark Birleys Charles Street. Ich habe mich natürlich wie ein Geier auf den Duft gestürzt, auch und vor allem, weil der Parfumeur einmal mehr Herr Bourdon ist. Mehr gibt es zum Hintergrund eigentlich nicht zu erzählen, die Geschichte zum Namen ist wenig spektakulär: Der Duft sieht sich benannt nach der gleichnamigen Straße im Londoner Mayfair-Bezirk, wo sich auch Birleys Herrenclub befindet, jener legendäre.

Umso spektakulärer ist, wie ich finde, der Duft. Im Auftakt weht einem gleich eine Note entgegen, die in Parfums viel zu selten prägnant vertreten ist: Kaffee. Geröstet-likörige Kaffeebohnen, deren überaus dominante Würzigkeit von Angelika (Engelwurz) und pfeffrigem Muskat noch deutlich unterstrichen wird. Fast krautig präsentiert sich der ungestüme Engelwurz hier, um hernach überzuleiten in ein Herz, das… ich musste lange überlegen, bin dann aber endlich drauf gekommen: mich sehr an den wunderschönen Tuscan Leather aus der Tom Ford Private Collection erinnert. Ein extrem rauchiges und ziemlich kühles Himbeer-Leder. In Charles Street wird dieses durch ätherische Anklänge (Thymian?) und eine nur schwer zu bemerkende luzide kalte Rose unterstrichen und von erdigster Iris abgerundet, um dann auf einem weichen Vanille-Patchouli-Bettchen warm zur Ruhe zu kommen, nicht ohne seine Rauchigkeit zu verlieren.

Die Haltbarkeit ist auf meiner Haut ganz hervorragend – und ich bin nachhaltig begeistert: Einmal mehr hat es Herr Bourdon geschafft. Was für ein schöner Herrenduft und eine solch gute Ergänzung zu dem Signature, da durchaus sehr different. Darüber hinaus ist Charles Street für mich noch in anderer Hinsicht ein Must-Have: 1.) liebe ich diese Noten gerösteten Kaffees mit ihrem bitteren Schokoladeneinschlag, dem likörigen. Und 2.) War für mich Tuscan Leather immer noch ein Kaufkandidat – Charles Street finde ich im Herzen sehr ähnlich, jedoch noch einen Tick komplexer, insofern wird es jetzt wohl der zweite werden.

Wie geht es Euch? Wie gefällt er Euch? Was für ein Typ Mann ist für Euch der Träger und – seht Ihr die Ähnlichkeit auch?

Gespannte Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Freshly Roasted by Courtney Francis via stockxchng, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

14 Kommentare

  1. Stefan
    23. November 2010
    Antworten

    Da machst Du mich aber neugierig….
    Kaffee, Schokolade, Engelswurz, Muskat, Leder, Tuscan Leather. Dreh ich da durch 😉 Gemein!

    Liebe Grüße aus Hamburg,
    Stefan

    PS. Teste doch mal demnächst den Oud Bergamotte… Konnte dann doch nicht widerstehen. Sinnlich-frischer Oud-Vertreter ohne das manchmal kratzig-rauchige wie zum Beispiel beim Al Oud. Und eine schöne lange Haltbarkeit…

  2. Ulrike
    23. November 2010
    Antworten

    😀 lol
    Tjaja, lieber Stefan, … wirklich! Ich finde Du solltest testen 😉
    Selbst wenn er gefällt – ist ja vergleichsweise ein echtes Schnäppchen… Finde die Birleys immer sehr fair bezüglich des P-L-Verhältnisses.
    Den Oud habe ich immer noch nicht getestet, hört sich aber durchaus habenswert an – vor allem, da ich mit dem Al Oudh immer noch ringe *ichweißnichtobichihnbrauch*

    Liebe Grüße in die Hafenstadt,

    die Uli.

  3. stefan
    28. November 2010
    Antworten

    Bestellt und richtig enttäuscht von dem minderwertigen Sprühkopf… aber der Duft ist klasse… bei meinem Srühkopf kommt beim 1. Drücken nur „Getröppel“, erst beim 2. kommt was ordentliches raus… Schade, dass daran scheinbar gespart würde.
    aber Du hast recht liebe Uli, ist ein feinerer Tuscan Leather, wie ich auch finde…

  4. Ulrike
    30. November 2010
    Antworten

    Jaja, die Sprühproben sind zwar generell besser, aber das mit den Köpfen funktioniert nicht immer.
    Uuund, Herr Stefan, ist er was für Dich? Ich finde ihn ja ziemlich lecker, vielleicht muss er tatsächlich noch sein…

    Liebe Grüße,

    Uli.

  5. Stefan
    30. November 2010
    Antworten

    Ich finde ihn Granate! Wie Du schon meintest, tolles Preis/Leistungsverhältnis, vor allem bedenkend, was der Herr für Frederic Malle sonst macht und was man dort zahlt.
    Am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig – ein ganz anderer Kaffee als bei meiner verehrten Jo Malone, aber auch sehr schön karamellig. Wie Du schreibst… Für mich fast schon „schwülstig“. Toll!

    Dann auf einmal die Überraschung der Angelika – und ein viel feineres „Tuscan Leather“. letzte Woche ein Pröbchen bestellt, am Samstag kam dann schon auch die tolle graue Flasche 75ml – viel schöner als die Glasflasche! Juhu. Morgen gehts für ein paar Tage an die Ostsee. Das wird der Duft dazu!

    Der Duft riecht für mich nach winterlichem London. Voll, lüstern, mit ganz viel Charisma und Wärme!

    Danke für den tollen Text und den Hinweis!

    Liebe Grüße,
    Stefan

  6. Ulrike
    7. Dezember 2010
    Antworten

    Sowas von gerne geschehen 😉 Und viel Freude im Urlaub!

  7. Stefan
    7. Dezember 2010
    Antworten

    Sag mal, liebe Ulrike, wann geht’s denn mal los mit Atelier Cologne. Ich habe neulich den Bois Blond getestet und war in Gänze begeistert…
    Die Histories-Reihe (die Maskulinen) ist dann übrigens doch nicht so meins… Zu viel… Beim Jules Verne ist irgendwas drin, was mich beim Drill Down enorm pikst. Am Anfang dachte ich bei jedem Sprüher, genial, aber dann hat sich da so was entwickelt…. Findest Du auch, dass er etwas vom 1872 von Clive Christian hat?

    Marquis de Sade geht gar nicht – total penetrant, wie ich finde. Und im Casanova ist dann für meinen Geschmack wieder mal zu viel Amber.

    Mal wieder viel Geld gespart.
    Hast Du inzwischen den Oud Bergamot getestet. Der 1. Duft, auf den ich jemals angesprochen wurde! 🙂

  8. Ulrike
    7. Dezember 2010
    Antworten

    Hallo lieber Stefan,

    mit den Ateliers dürfte es *pssst* entweder nächste oder übernächste Woche losgehen. Atelier ist groß auf meiner Liste genauso wie SoOud und noch ein paar weitere Kandidaten, die ich als Prio 1 hier in der Pipeline habe 😉

    Der Jules Verne ist lange her – genauso wie der Rest der Linie. Ich konnte mit dem Patchouli gar nicht, den Marquis hatte ich mal, mag ihn auch, habe ihn dann aber zu selten getragen, deshalb durfte er weiterziehen.

    Der Oud Bergamot ist tatsächlich seehr schön – mittlerweile hatte ich ein Minipröbchen hier und habe es schon leergesaugt. Ob ich ihn haben muss? Wenn er solch ein Kompliment-Magnet ist schon 😀

    Aber sag – DAS ist doch nicht Dein Ernst: Das einzige Kompliment jemals für einen Duft?

  9. Annette
    3. Januar 2012
    Antworten

    Liebe Uli,

    soeben getestet mit zwei Sprühern auf Dekolletee. Und? Ich stecke mit dem Kopf unterm T-Shirt und komm‘ da erstmal nicht mehr raus! 🙂
    Wie Stefan sagte: Granate! Ein Kaffee zum süchtig werden…
    Bei mir macht sich der Thymian noch vor der Angelikawurzel bemerkbar (ich habe gerade hektisch meine Aromaöle durchgewühlt wegen Vergleich). Und das Leder ist vom Feinsten! Ganz allmählich wagt sich jetzt auch sehr dezent die Vanille hervor, der Kaffee bleibt samt dem Leder aber im Vordergrund. Himbeeriges vermag ich nicht zu erkennen, aber eine Erinnerung zum Divin Enfant schleicht sich ein, ah ja, die Orangenblüte! Nicht vorhanden, aber für mich eindeutig dabei (wahrscheinlich rein assoziatives Duftgedächtnis) ein wenig Zigarette 😉 )

    toll, toll, toll!

    Liebe Grüße!

    Annette (mit Kopf unterm Shirt)

  10. Avatar photo
    Ulrike
    4. Januar 2012
    Antworten

    Hat es noch einen Platz an Deiner Brust? 😀 😉
    Ich liebe, liebe, liebe die beiden Mark Birleys ja auch sehr und finde es toll, dass Harmen Mark Birley endlich für sich entdeckt hat – ihm war nämlich damals auch dieser Artikel hier gewidmet:
    http://www.alzd.de/2010/02/19/heute/
    *lach*

    Du bekommst keine Himbeere? Das ist schade, aber Hauptsache der schöne Kaffee ist da. Ich mag den Duft auch sehr – aber einen Tick schöner finde ich in der Tat noch den Signature, der schon immer einen Stein bei mir im Brett hat. Kennst Du den auch?

    Viele liebe Grüße zurück,

    Uli.

  11. Annette
    4. Januar 2012
    Antworten

    dann laß Dich mal an Herz, Brust und Birley drücken, liebe Uli *lach* Den Signature kenne ich noch nicht, aber der kommt bestimmt noch zu mir 😉

    Liebe Grüße, Annette

  12. Annette
    5. Januar 2012
    Antworten

    gerade mal gelinst zum anderen Birley. Und ob der…! Ich sag nur: Veilchen! *gg* Bekomme ich allmählich ne‘ Veilchen-Paranoia? – die sind plötzlich überall 🙂

    LG, Annette, als treue Seele jetzt mit „Geste“ ins Bett hupfend, schleunigst…

    PS Gibt’s eigentlich einen speziellen Duft-Tipp für Prokrastinierer?

  13. Avatar photo
    Ulrike
    5. Januar 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Annette,

    seufze ich jetzt mal nach oben gen Kinn 😉 *lach*
    Der sollte in jedem Fall demnächst zu Dir kommen, einen Test ist er allemal wert. Ich finde ihn zwar zugegeben bei Männern schöner, obgleich er auch von Frauen ohne Probleme tragbar ist, das mag aber ehrlicherweise auch der Empirie geschuldet sein 😉
    Nachdem es gerade nur noch Katzen und keine Männer mehr in meinem Leben gibt, fällt mir gerade eben auf, dass ich ihn in der Tat etwas vermisse, den Mark Birley…
    Geste trage ich im übrigen heute, nicht zuletzt angeregt durch Deine Bettphase 😉
    Und Prokrastinierdüfte – darüber müsste man mal nachdenken… welche, die dazu anregen oder davon abhalten? Oder welche, die das Gewissen ausschalten? 😉

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

  14. Harmen
    5. Januar 2012
    Antworten

    Beide Birleys sind der Hammer! Charles Street aber ein bisschen mehr 🙂

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