Nachtschicht – Ulrich Langs Nightscape

Vor einigen Wochen hatte ich ihn ja bereits angekündigt, „den Neuen“ von Ulrich Lang. Nun hatte ich das Vergnügen und möchte Euch meine Eindrücke natürlich nicht vorenthalten.

NightscapeEine moderne Patchouli-Variante soll es sein, eine zeitgenössische Auslegung des Kräutleins, das die einen oder anderen in Form von Öl durch die Siebziger begleitete. Dafür bin ich leider einen Tick zu jung, aber Hippie hin, Hippie her – auch ich habe meine Patchouli-Erfahrungen vorzuweisen, war ich schließlich ein Waver. Ihr erinnert Euch? Depeche Mode, The Cure und die Sisters? Ja, die haben auch alle nach Patchouli gerochen. Ergo lustwandelte ich einen großen Teil meiner Jugend durch patchouligetränkte (Nebel)Schwaden in den diesbezüglichen Diskotheken, was dazu führte, daß ich bis heute Patchouli in jeder Facette (er)kenne und jegliche Nuance wahrzunehmen vermag.

Heute bin ich deshalb anspruchsvoll was Patchouli angeht. Nur wenige Patchouli-Düfte haben es in mein Repertoire geschafft, allen voran natürlich Mazzolaris gleichnamiges Meisterwerk sowie Lutens Borneo 1834 (der, soviel kann vorweggenommen werden, für mich eine gewisse Ähnlichkeit mit Langs Nightscape aufweist).

Langs Nightscape nun ist definitiv eine ganz andere Baustelle wie man so schön sagt. Frisch aufgesprüht entdecke ich die grünen Noten sowie einen zarten Blütenschimmer, Zeder spielt hinein auf ihre unnachahmlich prägnante Art und – natürlich: Patchouli. Samtener Patchouli, der, müßte ich ihm eine Farbe geben, ein tiefes Steingrau darstellen würde. Patchouli wie steingrauer Samt mit einer zarten Glattlederpaspellierung, denn Leder akzentuiert das Gefüge dezent. Die dem Patchouli naturaliter innewohnende Erdigkeit ist hier ebenfalls vorhanden, allerdings in stark gezügeltem, zivilisiertem Maße, die ihm eigene Süße ist latent existent, ohne jedoch im geringsten warm zu sein.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, grüne Noten; Herznote: Jasmin, Geranium, Zedernholz
Basisnote: Leder, Moschus, Ambra, Tonkabohne, Patchouli.

Ich bin gespannt, wie Nightscape ankommt. Lang-Fans dürfte er durchaus erfreuen, da er den gewohnt minimalistisch-modernen Stil gekonnt umsetzt und weiterführt. Insofern finde ich Langs Vision durchweg gelungen und erfüllt.

Obgleich sich der Duft an Männer richtet, kann er durchaus auch von Frauen getragen werden. Allerdings, da bin ich ehrlich – ich kann mir zwar gut vorstellen, daß er einigen bestimmten Frauentypen hervorragend steht, in der Mehrheit wird er aber an einem Mann besser zur Geltung kommen.

Auf jeden Fall ist er aber sehr modern und puristisch, wie eben bereits angedeutet – deshalb ist auch das vom Fotografen Matt Licari eigens für den Duft gemachte Foto so überaus treffend: Eine Nachtaufnahme des Big Apples, der Heimatstadt Licaris, New York, der Wahlheimat Ulrich Langs, der dieser Duft gewidmet ist.

nighthawksMich hat das wiederum ebenfalls inspiriert und ich mußte an ein weiteres Kind der Stadt denken, daß wohl schon früh das Lebensgefühl des modernen Menschen trefflich eingefangen hat: Edward Hopper. Und da Nightscape schon allein dem Namen nach an genau jene Zeit erinnert, in der manche Menschen schlafen, andere aber die Stadt für sich entdecken, feiern, Bekanntschaften knüpfen oder auch nur ihre Einsamkeit zu vertreiben suchen – an die Nacht, ist meine Assoziation auch naheliegend: Night Hawks.

Damit schließe ich für heute und wünsche Euch allen nicht nur einen wunderbaren Tag sondern auch eine vielleicht noch schönere Nacht – es ist ja Wochenende, wer weiß 😉

Liebe Grüße,

Ulrike.

P.S.: Um eines unserer Freitags-Probenpakete zu gewinnen – fünf an der Zahl – schreibt uns eine Mail an info@ausliebezumduft.de und nennt uns den Namen eines der anderen Düfte von Ulrich Lang. Vergeßt Eure Adresse nicht!

Die Gewinner letzte Woche, deren Päckchen schon auf der Reise sind, waren: Christiane H., Bettina D’O., Carola T., Margot H. und Susanne P. – herzlichen Glückwunsch 🙂

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Margot
    22. November 2009
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    Patchouli ist ein „Kräutlein“ da man liebt oder haßt. Ich (und leider auch mein Mann) gehören der Gerneratin an, in der man Patchouli als kleines Ölfläschchen hatte und das, nach heutigen Verhältnissen, definitiv nicht gut gerochen hat. Mein Mann hat heute noch einen Graus davor!
    Ich nähere mich seit ca. 2 Jahren an Patchouli wieder an und in der richtigen Konzentration und Zusammensetzung liebe ich es auch. Eine Bekannte von mir, die absoluter Patchouli-Fan ist, wird abends von Ihrem Mann immer mit den Worten begrüßt: „Warst Du wieder auf dem Friedhof?“ Das sind dann die Hardcore-Patchouli-Träger. Inzwischen wage ich mich, in äußerst kleinen Dosen, auch mal an den ETRO Duft heran.
    Hier meine Eindrücke verschiederer Tests:
    Mazzolari – Definitiv einer der Besten …. für mich aber manchmal zu viel Honig.
    Lutens – Borneo 1834 – Schon eher mein Ding. Mehr orientalisch angehaucht und der erste frische Kick beim Sprühen – Super!
    Reminiscence – sagt mir gar nicht zu, empfinde ihn als flach.
    Micallef – Weicher Patchouli mit viel Vanille – wie pastellfarbener Kaschmir auf der Haut – Findet sogar mein Mann ansprechend (wahrscheinlich wegen der Vanille!)
    Bois 1920 – Tiefer, frischer Patchouli Duft. Irgendwie mein Ding.
    Profumum – Thundra – Die Frische der Minze und das Patchouli, der Duft nach Weite – Grandios! Und irgendwie meine erste Wahl.

    Werde auf jeden Fall weitere Patchouli Düfte testen, immer wieder, immer gerne.

    In diesem Sinne viele liebe Grüsse,
    Margot

  2. Ulrike
    25. November 2009
    Antworten

    Liebe Margot,

    Du hast natürlich vollkommen recht: Patchouli mag man oder man mag es nicht – gleiches gilt natürlich auch für das Umfeld und die Reaktionen auf die Düfte 😉
    Die Geschichte mit der langsamen Annäherung kann ich so nur unterschreiben: Genau so geht es mir auch. Früher war Patchouli eine Zeit für mich ein absolutes No-Go, mittlerweile geht es nicht nur wieder sondern auch sehr gerne – allerdings nur in der richtigen Umsetzung. Du hast da aber auch schon einige sehr nette Kandidaten getestet… Thundra mag ich auch sehr gerne… Ein ebenfalls toller Patchouli ist z.B. auch noch Coromandel von Chanel. Patchouli Patch von L’Artisan Parfumeur gefällt mir auch sehr gut. Und – nächste Woche werde ich auch noch einen Duft rezensieren, der einen kräftigen Patchouli-Anteil enthält: Lui von Mazzolari. Vielleicht ist ja da einer für Dich dabei – man ist ja immer auf der Suche, gell? 😉

    Liebe Grüße zurück,

    Ulrike.

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