Le Galion – Wiedersehen mit alten Bekannten

Das Dufthaus Le Galion war vor einigen Jahren bereits zeitweilig im Sortiment von Aus Liebe zum Duft vertreten und ist nun wieder ein Bestandteil unseres Portfolios. Glücklicherweise muss man sagen, denn die Marke gehört zu den Klassikern in der Parfumbranche und blickt auf eine nahezu hundertjährige Geschichte zurück. Dabei teilt Le Galion das Schicksal mehrerer anderer alter Dufthäuser, die eine Zeit lang recht erfolgreich und produktiv Parfums kreierten, dann aber – aus unterschiedlichsten Gründen – leider in Vergessenheit gerieten, um Jahre und Jahrzehnte später von passionierten Duftliebhabern und Kennern des Business wieder zu neuem Leben erweckt zu werden.

Le Galion – L’Astre

Ein Rückblick – Le Galion

Das Dufthaus wurde im Jahre 1930 von Prinz Murat gegründet, der aus der Dynastie der Bonapartes stammt und somit einer hoch angesehenen Familie mit adligem Background angehörte. Ich vermute, dass es sich bei dem genannten Prinzen, um den Joachim Napoléon Michel Murat, den 6. Prinz Murat handelt, der von 1885 bis 1938 lebte.

Alle vorherigen fünf wie auch die nachfolgenden Prinzen Murat hießen und heißen mit Vornamen übrigens auch alle Joachim, was ich ganz doch recht spannend finde. Der allererste Prinz Murat – natürlich auch ein Joachim – war der Schwager von Napoléon Bonaparte und regierte Anfang des 19. Jahrhunderts als König von Neapel.

Doch zurück zu Le Galion! Als Inspiration für den Namen dienten Prinz Murat die großen Handelsschiffe, die Galeonen, mit denen Rohstoffe und Waren aus der ganzen Welt nach Frankreich transportiert wurden. Auch im Logo findet sich die Silhouette einer dieser Galeonen wieder. Nach nur fünf Jahren verkaufte der Prinz sein Dufthaus an den damals schon angesehenen und erfolgreichen Parfümeur Paul Vacher, der vorher bei Guerlain und Lanvin gearbeitet hatte.

Historische Aufnahmen von Le Galion

Dadurch erlebte die Marke ihren Durchbruch. Vacher kreierte für Le Galion zahlreiche Düfte, die großen Anklang fanden. Prominente, Stars und Sternchen trugen seine Düfte und verhalfen dem Label so zu weltweitem Ruhm, der jahrzehntelang anhielt. Nach dem Tod Vachers Mitte der 1970er, wurde das Dufthaus Anfang der 1980er verkauft, was der Anfang vom Ende war. Le Galion verschwand bald vom internationalen Parfumparkett und geriet in Vergessenheit.

2014 hauchte Nicolas Chabot, den wir u. a. von Aether und Headspace kennen, der Marke neues Leben ein. In Zusammenarbeit mit namhaften Parfümeuren wie Thomas Fontaine und Rodrigo Flores-Roux überarbeitete und reformulierte er die alten Rezepturen und passte sie vorsichtig und umsichtig an moderne Vorgaben und den heutigen Geschmack an, möglichst ohne dabei den klassischen Charakter der Düfte allzu sehr zu verändern.

Sieben der Kreationen haben wir aktuell im Sortiment und alle möchte ich Euch nach und nach vorstellen. Beginnen werde ich mit dem 2014 neu lancierten Klassiker Sortilège, der auf einer Rezeptur aus dem Jahre 1936 basiert.

Sortilège – Duftende Zauberei

Der Parfümeur Rodrigo Flores-Roux war für die Überarbeitung von Sortilège zuständig, der die Originalrezeptur aus dem Jahre 1936 duftnotentechnisch verjüngt und an den modernen Standard angepasst hat. Dabei sollte der ursprüngliche Charakter so gut es geht beibehalten werden, gleichzeitig jedoch ein Duft geschaffen werden, der auch in der heutigen Zeit gut tragbar ist, der vielleicht einen nostalgischen Touch hat, aber nicht altbacken wirkt.

Die Ingredienzien der 2014er-Version von Sortilège, was übrigens übersetzt „Zauber“ bedeutet, sind Maiglöckchen, Flieder, Ylang-Ylang, Aldehyde, Jasmin, Mimose, Narzisse, Rose, Iris, Sandelholz, Vetiver, Labdanum (Zistrose), Ambra und Moschus. Das Original aus den 1930er Jahren weist außerdem weitere Blüten und Früchte auf sowie animalische Komponenten, die dem Duft Kraft, Tiefe und Opulenz verleihen dürften, was in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich en vogue ist.

Le Galion – Sortilège
Sortilège von Instagram

Sortilège zeigt sich von Anfang an als üppiger und fluffig-weicher Aldehydtraum, in dem sich zart-florale und luzide Nuancen mit einer faszinierenden und opulent-kristallinen Pudrigkeit vereinen. Dieses hohe Maß an Aldehyden, das in dem Eau de Parfum kaum zu verleugnen ist, verleiht der Kreation einen romantisch-nostalgischen Charakter, ein Vintage-Flair, das niemals altmodisch oder altbacken wirkt, sondern durch die begleitenden frühlingshaften Blüten, durch wärmespendendes Sandelholz und die subtile rauchige Süße der Zistrose stets modern und zeitgemäß auftritt. Elegant ist Sortilège allemal, klassisch und wunderbar flauschig. Eine Kreation für Fans von Aldehyddüften, von Kompositionen mit Vintage-Charakter, die nostalgische und moderne Komponenten vereinen. Ein herrlicher Auftakt dieser so besonderen Kollektion und ein Eau de Parfum, dass sich Freunde altehrwürdiger Dufthäuser unbedingt auf ihre To-try-Liste setzen sollten.

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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