In meinem gestrigen Beitrag Le Galion – Wiedersehen mit alten Bekannten habe ich Euch schon mit allerlei wichtigen Informationen zu dem französischen Traditionsdufthaus mit Galleonenbezug versorgt und on top ein erstes Eau de Parfum – Sortilège – vorgestellt. Heute möchte ich ohne größere Umwege gleich in die Rezension von drei weiteren Düften einsteigen, nämlich Sovereign, Sang Bleu und L’Astre.
Sovereign – Le Galion
Der Parfümeur Franck Bouis entwarf den Duft Sovereign im Jahre 2015 als Reminiszenz an den Mann, der das Dufthaus Le Galion weltberühmt machte: Paul Vacher. Ihm ist dieses Eau de Parfum gewidmet, das nicht umsonst den Namen Sovereign, also übersetzt „Souverän“ oder „Regent“ trägt. Es könnte eine große, imposante Komposition sein, die uns die 2014 revitalisierte Marke hier präsentiert. Die Ingredienzien rosa Pfeffer, schwarzer Pfeffer, Rose, Iris, Myrrhe, Hölzer, Adlerholz (Oud), Patchouli, Zedernholz und Guajakholz deuten jedenfalls in diese Richtung und auch die Worte des Parfümeurs sprechen eine deutliche Sprache:
Ich habe mir einen Duft mit großen Proportionen vorgestellt, der wirklich überlebensgroß ist, ein Duft für diejenigen, die hell leuchten und die Blicke auf sich ziehen. Zuerst brechen die Gewürze auf, dann kommt die schillernde Rose – eine Anspielung auf den französischen Chic des Hauses. All diese Düfte drehen sich um eine nicht enden wollende, luxuriöse Basis aus Ambra, Hölzern und Harzen. – Franck Bouis
Eine sanfte Pfefferschärfe vereint sich im Auftakt von Sovereign mit luftig-luzider Rose und den feinen Pudernuancen der Iris und evoziert so bereits in der Kopfnote einen eleganten und distinguierten Duft, in welchen nach und nach dunklere, harzig-balsamische und süßliche Facetten fließen. Die Myrrhe zeigt sich hier ebenso deutlich wie ein bunter Strauß samtiger Hölzer sowie pudriges Guajakholz, das eine zarte Veilchennote in die Komposition zaubert. Herrlich! Das Oud offenbart ungewohnt-zurückhaltende Züge. Es schmiegt sich in das bunte Allerlei an warmen und wohligen Hölzern, akzentuiert hier eher als zu dominieren. Eine elegante und fein ausbalancierte Kreation mit würzig-holzigen und orientalischen Anklängen, die weniger opulent wirkt als erwartet. Sovereign von Le Galion ist zu jedem Anlass und jeder Jahreszeit passend.
Sang Bleu – Blaues Blut
2016 lancierte Le Galion das Eau de Parfum Sang Bleu, was übersetzt „blaues Blut“ bedeutet. Parfümeur der Kreation war Jean-Christophe Hérault, der hierfür die Ingredienzien Bergamotte, Orange, Zitrone, Rosmarin, Eukalyptus, Estragon, Geranium, Jasmin, Rose, Veilchen, Rosa Pfeffer, Gewürznelke, Zedernholz, Patchouli, Sandelholz und Vetiver vereinte. Anscheinend ist Sang Bleu mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Bei der Entwicklung des Dufts Eau Noble in den 1970ern, notierte der damalige Markeninhaber und Parfümeur Paul Vacher eine noch nicht ausgereifte Formel, die für das besagte Eau Noble keine Verwendung fand, schließlich aber von Jean-Christophe Hérault zur Kreation von Sang Bleu herangezogen wurde.
Sang Bleu ist die körperliche Energie, die unter den guten Manieren pulsiert. Es besteht eine ständige Spannung zwischen der raffinierten Seite, der aromatischen Frische und der wilden, rauen Seite, die aus der Animalität von Gewürzen, Jasmin, Hölzern und Moschus besteht. – Jean-Christophe Hérault
Erfrischend und dynamisch zeigt sich Sang Bleu von Beginn an. Sehr luzide, strahlend, ein wenig zitrisch-herb, von einer feinen Eukalyptuskühle untermalt und von Kräutern akzentuiert. Ein maritimer Hauch durchzieht die Komposition, sehr unaufdringlich und subtil, von salzig-grünem Rosmarin und aromatischem Estragon bestimmt. Veilchen und Jasmin bringen sanfte und pudrige Noten in die Kreation, während die Rose mit zart-seifigen und transparenten Momenten aufwartet. Begleitet von einer dezenten Pfefferschärfe gleitet der Duft im weiteren Verlauf langsam in die Basis hinüber, in der saubere und cremig-helle Hölzer sowie erdige Nuancen allmählich für wohlig-warme Aspekte sorgen. Sang Bleu ist edel, elegant und klassisch, zeigt sich dabei gleichzeitig überaus modern und zeitlos. Ein tendenziell maskulin auftretender Duft mit luziden Barbershop-Vibes und einem herb-frischen, sanft-pudrigen Charakter, der dynamisch und vitalisierend wirkt. Ein wunderschönes Eau de Parfum, das perfekt in die wärmere Jahreszeit passt, aber eigentlich viel zu schade für saisonale Einschränkungen ist. Also gilt: gerne ganzjährig und zu jeder Gelegenheit tragen. Absolute Testempfehlung!
L’Astre – Sternenduft
L’Astre ist einem ganz besonderen Hollywood-Star gewidmet: Ava Gardner. Die von 1922 bis 1990 lebende US-Schauspielerin war schon zu Lebzeiten eine Legende. Paul Vacher machte sie zum Werbegesicht des Eau de Parfum Sortilège, dessen überarbeitete und modernisierte Version ich Euch in meinem letzten Beitrag ja bereits präsentiert habe. Es war eine Kreation, die Prominente weltweit liebten, die von Stars wie Marilyn Monroe und eben Ava Gardner getragen wurde und das ausschweifende New Yorker Nachtleben der High Society feierte.
In Zusammenarbeit mit dem Ava Gardner Trust, einer wohltätigen Stiftung, die Mitte der 1980er Jahre von der Schauspielerin selbst gegründet wurde und auch heute noch ausgesuchte Einrichtungen unterstützt, entstand der Duft L’Astre, für den der Parfümeur Rodrigo Flores-Roux die Ingredienzien Fenchel, Kardamom, Ingwer, Thymian, Jasmin, Ylang-Ylang, Tuberose, Orangenblüte, Ambra, Wildleder, Tolubalsam und Bourbon-Vanille kombinierte.
L’Astre offenbart bereits im Auftakt mondäne, opulente und glamouröse Züge. Ein üppiges Bouquet an Weißblühern erfüllt die Kopfnote des Eau de Parfum aus dem Hause Le Galion. Grünliche Tuberose vereint sich mit tropisch-milchigem Ylang-Ylang und fruchtig-cremigen Orangenblüten, begleitet von den betörenden Noten von Jasmin. Sanft-würzige und aromatische Akzente untermalen das florale Quartett, insbesondere die anisartige Kühle des Fenchels nehme ich wahr, die krautigen, zitrisch-scharfen Nuancen von Thymian und Ingwer. Sie sorgen für Spannung und Luftigkeit und verhindern, dass die prachtvollen Weißblüher zu schwer und überladen wirken. Nach und nach kommen warme Akzente hinzu, die balsamische und zart-ledrige Noten in sich tragen. Der Tolubalsam bringt noch ein paar cremig-vanillige Momente ins Spiel, die die Komposition perfekt abrunden. Ein Duft, der den Balanceakt zwischen Klassik und Moderne perfekt beherrscht. Elegant, glamourös und selbstsicher betritt L’Astre die olfaktorische Bühne und zeigt sich dabei von ausgewogener Präsenz und hervorragender Haltbarkeit. Eine Kreation für besondere Anlässe, die den großen Auftritt liebt. Perfekt für alle Freunde von weißen Blütendüften, von kraftvollen floralen Kompositionen mit einer ausdrucksstarken Persönlichkeit. ❤️
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