Heaven Can Wait von Frédéric Malle – Der Himmel kann warten

Als bekennender Irisfan bin ich auf die neuste Kreation aus dem Hause Frédéric Malle natürlich unglaublich gespannt. Heaven Can Wait wurde darüber hinaus auch noch von dem von mir hochverehrten Jean-Claude Ellena komponiert … Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich gespannt wie ein Flitzebogen bin und es kaum erwarten kann, den Duft endlich zu schnuppern. Der Himmel kann vielleicht warten – denn das bedeutet Heaven Can Wait –, ich kann es nicht. 😉

Meisterparfümeur Jean-Claude Ellena ist für das französische Dufthaus Frédéric Malle regelmäßig tätig. Seine Kreationen Rose & Cuir, L’Eau d’Hiver oder Bigarade Concentrée tragen die typische olfaktorische Handschrift Ellenas und sind einfach wunderschön. Auch für andere Marken war er natürlich tätig und auch hier – etwa für Laboratorio Olfattivo, für Houbigant, L’Artisan Parfumeur oder Perris Monte Carlo – war er immer ein Garant für außergewöhnlich schöne Kompositionen, die mich stets verzauberten und berührten.

Heaven Can Wait – ewige Verführung

Neben all den Düften rund um das Thema Früchte und Gourmand-Noten, die seit einigen Monaten die Nischenduftwelt fluten und von denen wir ja bereits einige wundervolle Kreationen kennenlernen durften, kommen auch immer mehr Sauber- und Puderdüfte neu auf den Markt. Kann es als eine Art Rück- und Abkehr von mächtigen und opulenten Kompositionen verstanden werden, dass cleane, zurückhaltende und minimalistische Parfums – gerne auch rund um die Farbe Weiß aufgebaut – so beständig lanciert werden? Sozusagen ein duftender Gegenpol zu all den heiß gehandelten, häufig orientalisch anmutenden Kreationen, die an Üppigkeit kaum zu überbieten sind.

Ich bin persönlich ja eher ein Freund des olfaktorischen Leisetreters, denn des Haudraufs – auch wenn ich natürlich situations- und jahreszeitbedingt gerne auch mal privat auf kräftige und intensive Düfte zurückgreife. Im Alltag mag ich es jedoch eher dezenter, was vielleicht auch der Tatsache geschuldet ist, dass ich aufgrund meiner Arbeit hier natürlich nahezu täglich verschiedenste Parfums parallel trage und so umgibt mich – zumindest unter der Woche – immer eine gewisse Duftwolke, eine Mixtur verschiedener Kompositionen und Marken.

Duftnotentechnisch hat Jean-Claude Ellena tief ins Puderkästchen gegriffen: Ambrette, Gewürznelke, Karottensamen, Iris, Vetiver, Vanille, Pfirsich und Moschus. Also wenn das nicht zauberhaft und ganz nach dem Geschmack aller Fans von cleanen und warmen Irisdüften wird, dann weiß ich auch nicht.

Umarme mich

Heaven Can Wait startet mit den weichen und warmen Pudernuancen von Ambrette und Karottensamen, süßlich untermalt und dezent erdig, akzentuiert von aromatischer Gewürznelke, die deutlich wahrnehmbar ist, aber wunderbar ausbalanciert und damit nie zu intensiv. Und dann die Iris … ihre cremigen, geschmeidigen und subtil erdig-holzigen Nuancen, die so harmonisch zur Geltung kommen im Zusammenspiel mit den pudrig-würzigen Noten des Auftakts.

Der Vetiver unterstreicht die wunderschön ausgearbeiteten Facetten der Iris mit hellen, cremigen, tiefgründigen und eher kühlen Noten, die zarte Wurzelaspekte mit in die Komposition bringen. Sanft, samtig und nach wie vor weich, geschmeidig und pudrig zeigt sich die Basis, in der ich feinste Vanillesprenkel wahrnehme, begleitet von edlem und schillerndem Moschusstaub.

Wer Iris liebt, der sollte sich Heaven Can Wait von Frédéric Malle unbedingt auf seine Must-try-Liste oder gleich den Wunschzettel zu Weihnachten setzen. Denn das Eau de Parfum ist eine gelungene Hommage an einen so besonderen Rohstoff wie die Iris und spielt ihre Facetten gekonnt und meisterhaft aus. Dank optimaler olfaktorischer Begleiter wie Ambrette, Karottensamen und Vetiver, zeigt die edle Schwertlilie in der Komposition ihre ganze Pracht und Schönheit und verzaubert mit weichen, warmen und sinnlichen Noten, die so zart, vertraut und tröstlich sind wie eine zärtliche Liebkosung. ❤️