Dirty Rice, Burnt Roses und Zest Z&T von BORNTOSTANDOUT

Die vorletzte Runde in unserer Serie zu BORNTOSTANDOUT bringt uns drei weitere Düfte der koreanischen Nischenduftmarke näher, und zwar Dirty Rice, Burnt Roses und Zest Z&T. Welcher der drei spricht mich vor dem Testen bereits am meisten an? Sicherlich Dirty Rice, denn die Duftnote Reis kommt in Parfums nun nicht unbedingt inflationär vor. Eher das Gegenteil ist der Fall. Auch Zest Z&T klingt für mich spannend, denn hier erwarte ich eine frische und spritzige Hesperidenkreation mit Gin-Tonic-Anklängen.

Bei Burnt Roses scheint die Duftausrichtung bereits auf der Hand zu liegen, doch würde ich der Marke BORNTOSTANDOUT auch ohne Weiteres zutrauen, dass ich mit all meinen Weissagungen und Mutmaßungen falsch liege und die drei Düfte komplett anders ausfallen, als ich es erwarte.

Anbei verlinke ich Euch nochmal alle meine bisherigen Beiträge zu der Marke, bevor ich dann auch gleich loslegen möchte:

• Die Kollektion von BORNTOSTANDOUT – rebellisch, bunt, koreanisch
• Not Vanilla, Naked Neroli und Mud von BORNTOSTANDOUT – Nichtsein, Nacktheit und Matsch
• Interview mit Jun Lim von BORNTOSTANDOUT – Koreanische Duftkunst
• Indecent Cherry, Hinoki Shower und Fig Porn von BORNTOSTANDOUT

Dirty Rice – Schmutziger Reis

„Dirty“ bedeutet im Englischen ja nicht nur schmutzig, sondern auch unanständig und zotig – neben allerlei weiteren Begrifflichkeiten. Mittlerweile wissen wir, wo bei BORNTOSTANDOUT der Hase langläuft und somit verwundert es nicht, dass es auch im Pressetext eher schlüpfrig zugeht.

Er nahm mein Kinn, zog es herunter und küsste meine Lippen. Vor unbändigem Verlangen zitternd, wanderten seine Lippen zu meinem Hals und langsam zu meinem Ohr. Als sich mein Rücken wie ein Bogen wölbte, machte er einen schweren Atemzug, direkt hinter meinem verschwitzten Rücken.

Waren alle bisher rezensierten Kreationen von den Parfümeuren Florian Gallo und Frank Voelkl – mit Ausnahme von Unholy Oud, den Dora Baghriche-Arnaut geschaffen hat – tritt bei Dirty Rice ein „neuer“ Parfümeur in Erscheinung, den wir aber natürlich bereits kennen: Olivier Cresp. Seines Zeichens Meisterparfümeur, dessen Lebensweg schon alleine schon aufgrund seiner familiären Geschichte vorbestimmt zu sein scheint.

In Grasse wuchs er auf, wo die Familie Cresp seit Jahrhunderten ansässig war, Rosen und Jasmin anbaute und mit natürlichen Duftstoffen handelte. Bei Aus Liebe zum Duft finden sich beispielsweise Juniper Sling von Penhaligon’s, Sedley von Parfums de Marly oder Flash Back von Olfactive Studio aus seiner Feder.

Für Dirty Rice von BORNTOSTANDOUT verwendete er die Duftnoten Bergamotte, Mandel, Basmati-Reis, Milch, Pfingstrose, Sandelholz, Vetiver, Zedernholz, Moschus und Ambroxan. Im Interview vom letzten Mittwoch offenbarte uns der Markengründer Jun Lim ja bereits, dass der Duft seine Lieblingskreation in der Kollektion ist und auch gleichzeitig der Herausforderndste war, was die Entwicklung anging (nachzulesen hier).

Baby, es gibt Dirty Rice!

Sang schon Helge Schneider in abgewandelter Form und der muss es ja wissen. Dirty Rice jedenfalls präsentiert sich im Auftakt zitrisch, cremig und pudrig. Die Mandel wurde sehr subtil eingesetzt, verschmilzt nahezu vollständig mit milchigen, strahlend weißen Nuancen, die von grünlich-herber Bergamotte akzentuiert werden.

Den Reis als solchen nehme ich als pudrige, schwer greifbare Note wahr, der die Pfingstrose eine sanfte, aquatisch-anmutende Süße einhaucht. Sehr leicht und ätherisch wirkt der Duft, wie ein wohliger Windhauch, der vorbeistreicht.

Hautnah und skinnig, mit sauberen Tendenzen und einer Zartheit, die fast schon fragil wirkt. Sandelholz und Ambroxan verleihen der Basis eine dezent holzige Wärme, die von reinweißem Moschuspuder und cremigem Vetiver untermalt ist.

Dirty Rice ist der reine, der pudrige, der luzide Duft in der Kollektion von BORNTOSTANDOUT. Clean, leicht, luftig und in strahlendem Weiß gehalten ist dieses Eau de Parfum perfekt für alle, die zurückhaltende und transparente Kreationen mit Hautduftcharakter mögen. Definitiv keine unanständige Kreation, höchstens unverschämt herrlich. Ihr werdet es ahnen, Dirty Rice ist alltags- und bürotauglich und auch keinem Alter, Geschlecht oder Jahreszeit zuzuordnen. Man kann ihn immer und überall tragen, ein Allrounder durch und durch. Die Präsenz ist eher leicht, die Haltbarkeit würde ich als gut einstufen. Ich bin begeistert von diesem Auftakt und freue mich auf meine nächsten beiden Kandidaten heute.

Burnt Roses – Rosenasche

Bei diesem Duft stelle ich mit am ehesten etwas unter dem Namen vor, während mich viele der anderen Kreationen in dieser Hinsicht eher ratlos dastehen ließen. Ich erwarte bei Burnt Roses rauchige und florale Noten und bei letzteren eine deutliche Dominanz der Rose. Ob das wohl zutrifft?

Als Parfümeur war bei diesem Eau de Parfum von BORNTOSTANDOUT wieder Florian Gallo aktiv, der an Duftnoten nicht sparte: Aldehyde, Schwarzer Pfeffer, Salz, Ozonische Noten, Bulgarische Rose, Lavendel, Eichenmoos, Zimt, Ambroxan, Ambra, Kaschmirholz, Sandelholz, Patchouli und Weihrauch.

Nun, da sind ein paar Komponenten mit dabei, die ich so auf den ersten Blick nicht unbedingt erwartet hätte. Salz und Ozonische Noten beispielsweise oder auch Zimt und Lavendel. Mit den anderen Ingredienzien komme ich ganz gut klar, ich weiß nicht, wie es Euch da geht. 😉

Der Duft verbrannter Rosen

Fruchtig, blumig und würzig zeigt sich Burnt Roses im Auftakt. Ozonische Noten verschmelzen mit trockener Pfefferschärfe, untermalt von den deutlich wahrnehmbaren Nuancen des Lavendels, dessen herbe und krautige Akzente den Duft zu Beginn nahezu bestimmen. Ihnen wohnt durchaus auch eine gewisse Rauchigkeit inne sowie erdig-waldige, dunkle und ledrige Züge.

Der Rose ordne ich die seifigen Akzente zu, die in der Kreation deutlich erschnupperbar sind. Allmählich lässt der Lavendel die Zügel ein wenig locker, bleibt aber nach wie vor wahrnehmbar. Warme und cremige Hölzer kommen in Burnt Roses zum Vorschein, begleitet von den harzigen Räuchernuancen des Weihrauchs, mit denen das Eau de Parfum langsam ausklingt.

Burnt Roses hätte auch gut Burnt Lavender heißen können, denn meinem Näschen nach sind die Noten des lilafarbenen Strauchs aus der Familie der Lippenblütler in der Kreation präsenter als die Königin der Blumen. Unterlegt von trocken-scharfen Gewürzen, intensiv-seifigen Facetten und erdig-waldigen Nuancen empfinde ich den Duft als nostalgisch anmutend. Von mittlerer bis starker Präsenz und mit einer ausgezeichneten Haltbarkeit gesegnet, würde ich Burnt Roses eher am Abend oder in der Freizeit tragen, denn im Büro. Für alle, die rauchig-würzige Düfte mit Vintagecharakter lieben, könnte dieses Eau de Parfum von BORNTOSTANDOUT genau das Richtige sein.

Zest Z&T – Zin and Tonic

Mit Zest Z&T betritt eine weitere Meisterparfümeurin die Kreativbühne von der koreanischen Marke BTSO: Honorine Blanc, ihres Zeichens auch verantwortlich für den wunderschönen Sommer-Sonne-Sonnenschein-Duft Sunset Hour von Goldfield & Banks, der es bekanntermaßen auch in meine Top 3 Düfte 2022 geschafft hat (nachzulesen hier). Ich erwarte also Großes.

Der Text zu Zest Z&T vereint die warme Jahreszeit mit dem Sprung ins kühle Nass. In einer lauen Sommernacht baden zwei nicht näher benannte Personen nackt in einem kalten Bach, der sich wohl neben einer Straße befindet. Hierzulande treten Bäche bzw. Wasseransammlungen neben Straßen meistens nach üppigeren Regenfällen auf, wenn die Straßengräben sich mit Wasser füllen. Sicherlich jedoch meint BORNTOSTANDOUT eine andere Form von Bach. 😉

Langsam ahne ich, dass ich mit meiner Hesperidenduftprophezeihung zu Beginn dieses Beitrags möglicherweise tatsächlich falsch gelegen haben könnte. Die Duftnoten weisen nämlich eher wenig Zitrusfruchtbeteiligung auf: Gin, Wacholder, Kardamom, Rosa Pfeffer, Verbena, Koriander, Schwarzer Pfeffer, Muskatellersalbei, Virginia-Zedernholz, Elemiharz und Patchouli. Ein Blick ins Online-Wörterbuch für Englisch offenbart mir auch schnell, dass „Zest“ nicht nur Zeste heißen kann, sondern auch Lust, Freude oder Begeisterung.

Lustvoller Highball

Gin Tonic gehört ja zu den Highballs, besteht also aus einer Schnapssorte plus etwas Sprudeligem, in diesem Falle Gin und Tonic Water. Gin finden wir in Zest Z&T auch wieder, gepaart mit den prickelnden waldig-holzigen Nuancen von Wacholder. Pfeffer bringt ein wenig trockene Schärfe ins Spiel, die Verbena einen Hauch von grünlicher Zitrusfrische, in welche sich auch die aromatischen Noten von Koriander und Kardamom ergießen.

Sehr leicht, sehr luftig und energiegeladen wirkt das Eau de Parfum, kühlend und erfrischend-spritzig. Zedernholz verleiht dem Duft cleane Holzfacetten, die von cremigem Patchouli unterstrichen werden. Krautig-waldige und grünliche Noten durchziehen ZEST Z&T von Anfang bis Ende. Mit einem zitrisch angehauchten Prickeln klingt die Komposition von BORNTOSTANDOUT schließlich aus.

Zum Abschluss des heutigen Tages kredenzt uns BTSO einen sommerlich-frischen und dynamisch-kühlen Duft für die wärmere Jahreszeit, der mit den Noten eines Gin Tonics spielt und diese auf transparent, saubere Art und Weise olfaktorisch umsetzt. Freunde von Gin-Düften sollten sich Zest Z&T unbedingt auf ihre To-try-Liste setzen sowie alle anderen, die noch eine neue und schwungvoll-prickelnde Kreation für heiße Sommertage suchen. Alltags- und bürotauglich ist das Eau de Parfum von BORNTOSTANDOUT allemal, dazu Unisex. Was möchte man mehr? Ein tolles Finale der heutigen Rezension, mit der wir uns auf die Schlussgerade zu BTSO begeben, denn morgen kommt der vorerst letzte Beitrag zu der koreanischen Marke.