Ambre d’Or und Ambre Nocturne von Il Profumo – ein Rohstoff, zwei Düfte

Mit Ambre d’Or und Ambre Nocturne von der italienischen Nischenduftmarke Il Profumo haben wir heute zwei Ambradüfte auf dem olfaktorischen Verkostungsplan. Auch, wenn ich Ambra, ob ihrer Wärme und Balsamigkeit, tendenziell eher in Herbst und Winter packen würde, passen die zwei Duftkandidaten für mich heute wie die Faust aufs Auge. Hier oben an der Ostseeküste ist es nämlich grau, trüb und es tröpfelt leicht vom Himmel. Ein Wetter, das nach Soulfood ruft, nach einem Lesenachmittag auf dem Sofa, eingekuschelt in eine warme Decke. Das Feuer prasselt im Ofen und eine dampfend heiße Tasse Tee steht auch schon bereit.

Da o. g. Szenario am heutigen Tage mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit nicht stattfinden wird – abgesehen vom Kaminfeuer –, hülle ich mich in den wärmenden und hoffentlich gemütlichen Duft zweier Ambrakreationen und tröste mich so über das herbstliche Wetter im Frühjahr hinweg.

Ambre d’Or – Il Profumo Reloaded

Tatsächlich stammt das Eau de Parfum Ambre d’Or aus dem Jahre 2004. Damals bereits heiß geliebt von zahlreichen Nischenduft-Aficionados, wurde die Kreation irgendwann nicht mehr aufgelegt. Doch Silvana Casoli, die Gründerin und Parfümeurin von Il Profumo, hat ihre Fans erhört und Ambre d’Or nahezu zwei Jahrzehnte nach dessen Lancierung neu aufgelegt. Eine Frage vorab: Kennt Ihr den Duft bereits von früher?

Die Komposition trägt die Noten Mandarine, Pfirsich, Ambra, Ambrettesamen, Datura (Stechapfel), Iris, Opium, Myrrhe, Rosenholz und Honig in sich und kann als Hommage an den wertvollen Rohstoff Ambra angesehen werden. Der Duft steht für die Farbe Gold, für orientalische Genüsse und trägt die Schönheit ferner Länder, geheimnisvoller Paläste und eine einzigartige Opulenz in sich.

Il Profumo – Ambre d’Or

Ein olfaktorisches Porträt der göttlichen Ingredienz, schillernd, strahlkräftig und einzigartig.

Goldene Ambra – Ambre d’Or

Warm und samtig startet Ambre d’Or in den Duftverlauf. Eine zarte Pfirsichsüße durchzieht den Auftakt, untermalt von der fein-herben Fruchtigkeit von Mandarine. Die sanft-ledrigen Nuancen der Ambra zeigen sich schon sehr früh, verschmelzen mit den Früchten. Ambrettesamen und Iris schenken dem Eau de Parfum eine feine Pudrigkeit, die von der dunklen Harzigkeit des Opiums begeitet wird.

Eine zarte und subtile Rauchigkeit und warme, animalisch anmutende Holznoten untermalen die Ambra in Ambre d’Or und verleihen ihr Haltbarkeit und Tiefe. Nach und nach wird die Kreation hautnaher, behält aber ihre Ruhe und Gelassenheit bei. Mit sanft-pudrigen und ambrierten Nuancen klingt das Eau de Parfum von Il Profumo schließlich ganz allmählich aus.

Il Profumo – Ambre d’Or

Ambre d’Or ist ein ganz besonderer und wunderschöner Ambraduft. Elegant, raffiniert, fein ausbalanciert und dabei – trotz der Opulenz der Rohstoffe – stets perfekt auftretend. Kein lauter Haudrauf, wie man hätte meinen können, sondern ein gesittetes und stilvolles Eau de Parfum, das warme, würzige, orientalische und ledrig-pudrige Facetten offenbart und dabei umhüllend und tröstlich wie ein wärmende, kuschelweiche Decke wirkt. Eine Kreation von Il Profumo, die mir richtig gut gefällt und um die es wirklich mehr als schade gewesen wäre, wenn sie nicht nochmal neu aufgelegt worden wäre. Nicht nur für Ambrafreunde eine absolute Testempfehlung meinerseits! 🙂

Ambre Nocturne – 1001 Nacht

Zur Neulancierung von Ambre d’Or stellte Silvana Casoli dem Duft gleich einen zweiten und neuen Ambraduft zur Seite, der den Namen Ambre Nocturne trägt. Eine Anspielung auf die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, erzählt im Mondschein, faszinierend und fesselnd.

Die Duftnoten Ambra, Ambrettesamen, Jasmin, Tabakblüte, Wunderblume (Mirabilis Japala), Datura (Stechapfel), Orchidee, Schwarztee, Wacholder, Blattgrün, Salbei und Patchouli deuten auf eine gewisse olfaktorische Übereinstimmung zwischen den beiden Ambrakreationen hin, dennoch sind auch markante Unterschiede erkennbar. Ambre Nocturne ist deutlich blütenlastiger und zeigt insbesondere in der Basis eine gänzlich divergierende Duftausrichtung – rein die Ingredienzien betrachtend selbstverständlich.

Il Profumo – Ambre Nocturne

Flirrende Würzigkeit und subtile Schärfe, im Kontrast stehend zu cremig-weichen Blüten und narkotisierenden Nachtblühern.

Duftgeschichten aus dem Orient

Honigsüß und überaus warm zeigt sich Ambre Nocturne zunächst als deutlich lieblichere Ambravariante als unsere heutige Nr. 1. Goldene Tabaknuancen umhüllen die pudrige und balsamisch-samtige Ambra, untermalt von den floralen Facetten von cremigem Jasmin, süßem Stechapfel und der ätherischen Exotik der Orchidee.

Betörend und berauschend ist Ambre Nocturne eine faszinierende Mischung aus Ambra und Blüten, die sich im weiteren Verlauf beruhigt und an Intensität verliert. Sanft rauchige und würzige Facetten tauchen nach und nach auf sowie die waldigen Noten von Wacholder und dunklem Patchouli.

Il Profumo – Ambre Nocturne

Ambre Nocturne ist der lautere Zweitgeborene aus dem Hause Il Profumo. Ein üppiger Ambraduft mit einer nicht zu verachtenden Süße und Blütenpräsenz im Auftakt und Herzen. Im Ausklang dunkler als Ambre d’Or dank harzig-rauchiger und waldig-holziger Facetten. Nicht umsonst trägt diese Kreation den Beinamen „nocturne“, was übersetzt so viel wie „nächtlich“ bedeutet. Ambre Nocturne von Il Profumo trägt eben jene dunkleren Nuancen in sich, ohne dabei in jegliche Düsterkeit abzudriften. Ideal für alle, denen Ambre d’Or von der Duft-DNA zwar gefallen hat, aber insgesamt zu strahlend und goldfarben war. Auch hier gibt es von mir eine absolute Testempfehlung! 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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