Casa de Coca – eine Hommage an die Anden

Ach wie schön, dass wir mit Düften olfaktorisch überall hinreisen können, ohne auch nur das Haus verlassen zu müssen. Mit Casa de Coca treten wir nun also eine Fernreise an, die uns nach Peru führt. Gegründet wurde das junge Dufthaus von der Deutsch-Peruanerin Beatrice Graf, die in München beheimatet ist und als Beauty-Redakteurin für die Vogue arbeitet.

Halb peruanisch, halb deutsch vereint Beatrice Graf die Kulturen zweier Länder, zweier Kontinente in sich. Die besondere Spiritualität und einzigartige Mystik der Anden in einem Duft auszudrücken, war ihr eine Herzensangelegenheit. Gemeinsam mit Bertrand Duchaufour konnte sie sich diesen Traum erfüllen.

Die peruanischen Anden – Casa de Coca

Casa de Coca – mit einem Meisterparfümeur auf Reisen

Bertrand Duchaufour, den Parfum-Globetrotter, liebe ich für seine wunderschönen Reisedüfte, die er für L’Artisan Parfumeur kreierte. Dzonga, Timbuktu, Fleur de Liane, all dieser Düfte des unternehmungslustigen Parfümeurs habe ich mich 2010 in einer kleinen Travel-Series bereits angenommen. Wer meine Begeisterungsstürme darüber nochmal nachlesen möchte, kann dies gerne hier, hier und hier tun.

Doch soll nicht die kreative Vergangenheit Bertrand Duchaufours heute das Thema sein, sondern die Gegenwart und mit ihr das Label Casa de Coca und die Duftkompositionen Chasqui, Paq’os und Noche de Coca. Casa de Coca – der Name lässt es zugegebenermaßen bereits erahnen – hat sich einer besonderen Ingredienz verschrieben, die in Peru und anderen Regionen Südamerikas nach wie vor häufig Verwendung findet: dem Coca-Blatt.

Die Blätter vom gleichnamigen Strauch sind quasi eine Art Allheilmittel und Wunderwaffe der Anden. Sie werden traditionell in pflanzlicher Asche oder Kalk gewälzt und anschließend gekaut. So dienen sie sowohl dem Genuss als auch der Nahrungsergänzung. Außerdem kommen Coca-Blätter als Naturheilmittel und bei spirituellen Anlässen zum Einsatz. Beschwerden, die durch zu schnelles Aufsteigen in große Höhe auftreten können, lindert das Kauen von Coca-Blättern. Ebenso hilft es gegen Erschöpfung, Hungergefühle und Frieren. In Kombination von Kalk respektive Asche verliert das Coca-Blatt seine suchterzeugende Wirkung, obwohl die Blätter Kokain enthalten. Das Alkaloid wird durch chemische Prozesse in Ecgonin umgewandelt, das zwar Energie spendet, aber nicht abhängig macht.

Casa de Coca
Bild von Casa de Coca

Chasqui – höher, schneller, weiter

Mit Chasqui beginnen wir unsere imaginäre Reise in die Anden. Ein paar Hintergrundinformationen vorab: Unter einem Chasqui kann man sich einen überaus sportlichen Postboten vorstellen. Denn ihre Aufgabe war es, den Inka-Herrschern möglichst schnell über oftmals große Distanz Nachrichten zu übermitteln. Dafür nutzten sie spezielle Pfade, denn schon damals verfügten die Inkas über ein ausgedehntes Straßensystem. Dabei waren die Läufe staffelartig organisiert. Jeder Chasqui lief am Stück „nur“ zwischen 15 und 25 Kilometern. Danach gab er seine Botschaft an den nächsten Läufer weiter.

Durch dieses Postverteilungssystem, das zudem überaus nachhaltig war, konnten Nachrichten innerhalb von kurzer Zeit von A nach B gelangen, auch wenn tausende Kilometer und etliche Höhenmeter dazwischen lagen. Man kann sich gut vorstellen, dass die Chasqui bei ihren Touren im Laufschritt durchaus die Hilfe des Coca-Blattes als pflanzlichen Energie-Booster nutzten.

Bertrand Duchaufour verwendete für den Running-Postman-Duft aus dem Hause Casa de Coca die Ingredienzien Zitrone, Rosa Pfeffer, Zedernblätter, Jasmin, Mate, Ozonische Noten, Leder und Mahagoniholz.

Inka-Pfad
Inka-Pfad von Instagram

Chasqui – der olfaktorische Eilbote von Casa de Coca

Hell, zitrisch und mit grünlichen Blattnoten startet Chasqui überaus munter und dynamisch in den Duftverlauf. Eine sanfte Pfefferschärfe untermalt die Melange aus Zitrusfrucht und Blattgrün, die leichtfüßig und transparent auftritt. Richtig eilig hat es der Duft nicht. In dieser Ausprägung macht das Eau de Parfum eine geraume Zeit Rast, bevor es Richtung Herz aufbricht.

Nach und nach gesellt sich die herb-grüner Mate hinzu, der den Duft intensiviert und ihm Bodenhaftung gibt. Von Ferne zieht eine leichte und fein-salzige Meeresbrise herbei. Florale Nuancen, die ich nicht direkt dem Jasmin zuordnen würde, untermalen die grüne Teeherbe, drängen sich jedoch nie in den Vordergrund.

Auch wenn ich mit Mahagoni eher dunkles Holz in Verbindung bringe, zeigen sich die Holznoten in Chasqui hell und trocken. Sie verleihen der Kreation von Casa de Coca Beständigkeit und Haltbarkeit und sorgen für eine harmonische Abrundung.

Casa de Coca – Chasqui

Frisch, grün und mit wunderschönen Teenoten versehen ist Chasqui ein echter Frühlings- und Sommerkandidat für alle, die leichte, spritzige und erfrischende Duftkompositionen lieben. Mate bringt eine tolle Herbe mit die Kreation, die salzig-luftige Brise der Ozonischen Noten akzentuiert sie. Chasqui ist modern, elegant und unbeschwert zugleich. Ein überaus stimmiges und fein ausbalanciertes Eau de Parfum, mit dem Bertrand Duchaufour wieder einmal mitten in mein Herz trifft.

Kennt Ihr Chasqui bereits oder habt Ihr schon einen der anderen Düfte von Casa de Coca getestet? Apropos andere Düfte: Paq’os und Noche de Coca stelle ich Euch am Dienstag vor. Ich freue mich schon. 🙂

Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu der heute vorgestellten Duftkomposition:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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