El Born, Rima XI und Palo Santo von Carner Barcelona – Der krönende Abschluss

Abschließend kommt heute ein (vorerst) letzter Artikel zum spanischen Duftlabel Carner Barcelona, der sich um holzige Düfte namens El Born, Rima XI und Palo Santo dreht. Die Woody Collection von Carner Barcelona umfasst noch vier weitere Duftkompositionen, nämlich Tardes, D600, Cuirs und Costarela, die hier im Dufttagebuch bereits von Uli und Harmen rezensiert wurden. Wer diese Artikel nachlesen möchte, kann dies gerne hier, hier und hier tun.

Carner Barcelona – El Born – Rima XI – Palo Santo

Die Woody Collection von Carner Barcelona umfasst also insgesamt sieben Düfte über die das Label sagt:

Sieben beeindruckende Parfums mit einer gemeinsamen Duftspur: Holz, unsere ganz eigenes Zeichen für Eleganz.

El Born – Carner Barcelona

Nun, warum El Born von Carner Barcelona einer Woody Collection, also einer holzigen Kollektion, zugeordnet wird, erschließt sich mir auf den ersten Blick auf Duftnoten und Pressetext nicht unbedingt. Aber abwarten! Parfumeur dieser Kreation ist Jacques Huclier, der für El Born die Ingredienzien Zitrone, Bergamotte, Angelika (Engelwurz), Honig, Feige, Heliotrop, Benzoeharz, Jasmin, Bourbon-Vanille, Perubalsam, Sandelholz und Moschus zusammentrug.

Carner Barcelona – El Born

Ein moderner, cremiger Gourmandduft, erfüllt von der Vitalität und dem Charakter von El Born, dem pulsierenden Altstadtviertel Barcelonas.

Die verwinkelten Gassen verschmelzen mit den steinernden Zeugen der mittelalterlichen Stadt. Pflanzen und Blumen ranken von den winzigen verzierten Balkonen und werben gemeinsam mit den Antiquitätenläden, Pastelerias, Cafés, Buchhandlungen und Weinstuben um die Aufmerksamkeit der Passanten … Eine Gruppe alter Freunde spielt Karten, Jugendliche diskutieren am Rande der Brunnen, Touristen genießen ein Glas Champagner …

Das ist El Born mit seiner einzigartigen Atmosphäre, wo selbst die Kirche Santa Maria de Mar aus dem 14. Jahrhundert wie ein weiterer Beobachter in den Hintergrund dieser Freilichtbühne zu treten scheint.

Carner Barcelona – El Born – Rima XI – Palo Santo

Der Charme Barcelonas

El Born ist das totale Gegenteil von dem, was ich nach dem Lesen der Duftnoten erwartet hatte. Gleich im Auftakt erstürmt eine dunkle, süß-balsamische und überaus würzige Granate die Duftbühne. Ich vernehme Lakritznoten, tiefschwarz und süß, feine Gewürze und eine liebliche Honigsüße, die diese Mischung so wunderschön abrundet.

El Born ist kein sonnenverwöhnter Gute-Laune-Macher – wie ich es mir beim Lesen des Pressetextes und der Ingredienzien vorgestellt hatte – , es ist ein tiefgründiger, ein geheimnisvoller Verführer. Ja, verführerisch ist El Born. Nicht wirklich greifbar, sehr komplex und so dunkel … Ein Schwerenöter und Casanova, dessen Charme ich bereits beim ersten Schnuppern verfallen bin. Die Noten gerösteter, nein gebrannter Mandeln ziehen an mir vorbei und machen El Born nur noch unwiderstehlicher.

Tatsächlich schwebt im Hintergund eine sehr präsente Holznote. Das Sandelholz schillert balsamisch und samtig in El Born, in sanften Terrakotta- und warmen Holztönen. Vielleicht war das der Grund für Carner Barcelona, den Duft in eine Woody Collection zu packen. Wir werden es nie erfahren.

Carner Barcelona – El Born

Mit El Born schafft es Carner Barcelona einmal mehr, mich zu begeistern. Eine Granate vom ersten Sprüher an. Sicherlich ein Unisexduft, den ich persönlich aber eher an Herren sehe. Freunde von süß-würzigen und gourmandig-holzigen Düften sollten hier auf jeden einen Test wagen. 🙂

Rima XI – Carner Barcelona

Für unsere Nummer 2 heute – Rima XI – ließ sich Carner Barcelona vom spanischen Romantiker Gustavo Adolfo Bécquer und seinen Reimen – den „Rimas“ – inspiriert. Diese Reime trugen keine Titel, sondern waren einfach nur durchnummeriert. Thematisch handelten sie von der Liebe, von der Suche nach der unmöglichen, der absoluten Liebe und besaßen durchweg einen eher melancholischen Grundton.

Rima XI
Ich bin ein Traum, ein unmöglicher;
Ein vages Gespenst aus Dunst und Licht;
Ich bin körperlos, ich bin unantastbar;
Ich kann dich nicht lieben.
Oh komm, komm du!

Rima XI ist Sara Carners Hommage an die unerreichbare, geheimnisvolle Femme fatale. In den Kopfnoten warm und sinnlich mit einem Herz aus Muskatnuss und indischem Jasmin entfaltet sie mit einer strahlenden Unschuld ihr wahres Naturell: mysteriös und sinnlich mit einer unsichtbaren Kraft der Zerstörung, fesselnd – unmöglich zu bezwingen.

Von einem Hauch safrangelber Vanille und sanfter Ambra umweht, verflüchtigt sie sich in einem holzig-warmen Rauch: „Ich bin unantastbar, eine Metapher – nicht mehr als Deine Vision“.

Parfümeurin des Duftes Rima XI ist Sonia Constant, die diesen Duft aus den Ingredienzien Kardamom, Safran, Schwarzer Pfeffer, Minze, Zimt, Koriander, Muskatnuss, Jasmin, Virginia-Zedernholz, Sandelholz, Vanille, Ambra, Benzoeharz und Moschus erschuf.

Carner Barcelona – Rima XI

Der Duft der unmöglichen Liebe

Mit frischer grüner Minze, aromatischem Koriander und den würzigen Noten von Zimt, Kardamom und Muskatnuss startet Rima XI in das Duftgeschehen. Den Kardamom möchte ich hier besonders hervorheben, da er immer wieder ganz keck und fast schon karamellig seine so charakteristischen Noten emporhebt und sich über die anderen Duftnoten zu stellen scheint.

Eine weiche Samtigkeit ergießt sich in den weiteren Duftverlauf und umspült die intensiven und geröstet anmutenden Gewürznoten dieser Kreation aus dem Hause Carner Barcelona. Rima XI ist deutlich heller und transparenter als unser erster Pröbling El Born. Florale Noten zeigen sich und verleihen der würzig-samtigen Süße des Dufts eine feminine Nuance.

Rima XI beruhigt sich nach dem doch etwas stürmischen Auftakt, wird noch weicher und auch hautnaher. Eine sanfte, unaufdringliche Süße untermalt den Duft aus dem Hause Carner Barcelona. Mit hellen Holznoten klingt Rima XI pudrig und cremig-vanillig ganz allmählich aus.

Carner Barcelona – Rima XI

Für Carner Barcelona ist Rima XI ein wirklich zarter, ein sanfter Duft. Kein Haudrauf oder Haudegen, sondern ein zurückhaltender und nachdenklicher Duft. Sehr gewürzig im Auftakt, dann aber eher in die samtig-gourmandig-cremige Schiene andriftend ist dieser Unisex-Duft aus dem Hause Carner Barcelona durchaus alltags- und bürotauglich und macht – einmal mehr – ganz große Lust auf mehr von diesem wunderbaren spanischen Label.

Palo Santo – Carner Barcelona

Unser letzter Duft für heute heißt Palo Santo und ist dem heiligen Holz gewidmet, dass bei indigenen Völkern bevorzugt für spirituelle und rituelle Zwecke eingesetzt wird. Carner Barcelonas heiliges Holz ist Guajakholz, das von der Parfümeurin Shyamala Maisondieu mit Davana, Rum, Milch, Tonkabohne, Zedernholz, Vetiver und Amyris kombiniert wurde.

Warmer Karamell, süße Tonkabohne und Vetiver verschmelzen mit dem heiligen Holz „Palo Santo“ (Guajakholz) und kreieren ein Parfum, das die Seele beruhigt. Der heilige Baum wird seit Tausenden von Jahren verehrt und setzt eine magische, aromatische Essenz frei. Man kann sie als faszinierende Mischung aus erdigen und holzigen Weihrauchnoten beschreiben.

Seit Jahrhunderten von den Schamanen begehrt, glaubte man, dass dieser spirituelle Baum durch seine Kräfte Schutz und Glück bewirkt. Schon ein schwacher Hauch hebt die Stimmung und erweckt tatsächlich die heilenden Eigenschaften des Palo Santo.

Der Duft heiligen Holzes

„Zuerst mal eine leckere heiße Milch mit Rum und Vanille“, mag sich Shyamala Maisondieu beim Kreieren des Duftes gedacht haben, denn genau diese Noten bestimmen den Auftakt von Palo Santo aus dem Hause Carner Barcelona.

Tonkabohne streut eine Prise Cumarin mit ins gourmandig-würzige und hochprozentige Duftgeschehen und macht Palo Santo dadurch nur noch verführerischer und köstlicher. Sie bestimmt auch im weiteren Verlauf das Duftruder, untermalt von den dezent rauchigen Noten des Guajakholzes, das sich endlich offenbart.

Wohlige Wärme verbreitet Palo Santo, eine Wohlfühlstimmung par excellence, die mit köstlich-karamelligen und sahnigen Noten aufwartet und einfach nur beruhigend, ja tröstlich wirkt.

Carner Barcelona – Palo Santo

Palo Santo ist ein würdiger Abschluss unserer Duftrezensionsreihe aus dem Hause Carner Barcelona. Sicherlich der gourmandigste unserer heutigen Pröblinge und auch der mit der zurückhaltendesten Holznote. Aber dennoch ist diese Kreation so einzigartig, so fantastisch und elegant wie alle bisher von mir getesteten Carner-Düfte. Auch wieder ein eher leises Kaliber, aber trotzdem durchaus präsent und kraftvoll. Die Gourmandnoten wirken niemals künstlich oder zu süß, zu kitschig oder auch nur ansatzweise unangenehm, sondern durchweg stimmig, wunderschön harmonisch und absolut authentisch.

Ich freue mich auch viele weitere Düfte dieses wunderbaren spanischen Labels und hoffe, ich konnte Euch ebenso für die Kreationen von Carner Barcelona beigeistern.

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche ich Euch noch eine schöne Restwoche! Bleibt gesund! 🙂

Liebe Grüße,
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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