Die 4. Art and Olfaction Awards …

wurden vor elf Tagen in Berlin verliehen, erstmalig – und ich bin Euch noch einen Bericht und viele Bilder schuldig, was ich mit Freuden einlöse.

Ich hatte in der Vergangenheit bereits berichtet über die Art and Olfaction Awards sowie deren Hintergrund, und zwar hier – Ankündigung der Finalisten auf der Esxence, Berlinbesuch mit Saskia Teil 1 und Teil 2. Die Art and Olfaction Awards könnte man als eine Art Indie-Oscar bezeichnen, womit man gar nicht so fehlgeht, wenn man bedenkt, dass Saskia Wilson-Brown, ihre Initiatorin, aus der Filmbranche kommt. In der Tat hat sie dieser Hintergrund auch dazu animiert, diesen Preis ins Leben zu rufen, wie sie mir einmal im Gespräch erzählte. Aber zuerst der Reihe nach …

Saskia Wilson-Brown ist die Gründerin des Institute for Art and Olfaction, das in Los Angeles beheimatet ist. In dem ersten Berlin-Artikel oben könnt Ihr die wichtigsten Fakten zu dem Institute nachlesen – oder natürlich gleich dessen Webseite besuchen, seht hier. Wie Saskia auf die Idee kam, das Institute zu gründen, habe ich sie irgendwann gefragt – und es ist eine jener zufälligen Geschichten, aus denen oftmals Großes entsteht. Saskia war involviert in die Vorbereitung einer Dokumentation über Düfte, die leider nie zustande gekommen ist. Dafür fiel Saskia kopfüber in das Thema Duft, vor allem auch Nischenduft. Und, wie das eben oft so ist – es hat sie seitdem nicht mehr losgelassen. Mit Luca Turin und Chandler Burr (beide Parfumkritiker, DIE Parfumkritiker weltweit; Turin, Biochemiker, schrieb eine regelmäßige Kolumne für die NZZ und ist zusammen mit seiner Frau Tanja Sanchez Verfasser diverser Bestseller über Parfums, Burr schreibt für die New York Times und ist ebenfalls Buchautor, unter anderem eines Buches über Turin), darüber hinaus Dawn Spencer Hurwitz hatte sie natürlich die richtigen „Kandidaten“ an der Hand, es wäre ein Wunder gewesen, wenn diese Persönlichkeiten einen nicht nachhaltig für das Thema Duft begeistert hätten … So entstand das Institute for Art and Olfaction, das mittlerweile „brummt“, extrem gut angenommen wird, sich diverser hochkarätiger Unterstützer und Kooperationen erfreuen darf und immer mehr an Bekanntheit gewinnt.

Copyright by The Institute for Art and Olfaction

Saskia stellte sich dann irgendwann die Frage, warum es eigentlich keinerlei Vielfalt an Duftpreisen gibt – beispielsweise im Vergleich zu der Filmpreislandschaft: Hier gibt es die Oscars, in denen eher große Produktionen zum Tragen kommen, natürlich überwiegend amerikanische, darüber hinaus „politische“ Entscheidungen immer auch eine Rolle spielen. Und es gibt die ganzen anderen Festivals und Preise, von denen vielen eine gewichtige Rolle zukommt, man denke nur an Cannes, das Sundance, an Venedig, Tokyo und andere (wenn es interessiert, z.B. hier nachzulesen). Im Bereich der Düfte gibt es die Fragrance Foundation Awards und ihren deutschen Quasi-Ableger, die Duftstars, früher FIFI-Awards, die in der Tat meistens als Duft-Oscars bezeichnet werden. Ein paar andere Preise gibt es auch, siehe z.B. diese Auflistung bei Now Smell This. Das „Problem“ ist hier selbstredend, dass man für die Nominierung bezahlt, dass darüber hinaus bestimmte andere Kriterien für Nischendüfte sehr schwer zu stemmen sind bzw. unmöglich wie beispielsweise geforderte Marketing-/Werbemaßnahmen (welches Nischenduftunternehmen macht schon klassische Werbung?). Die Hürden für einen Großteil der Nische, sieht man vielleicht einmal von den Schwergewichten ab, die in einigen Fällen Eigentum der Großindustrie sind – ich hatte darüber neulich berichtet -, sind fast nicht machbar, weswegen sich in den erlauchten Kreis der Gewinner nur selten ein Nischenprodukt oder -haus verirrt. Mit den Art and Olfaction Awards haben Saskia und ihre Mitstreiter das nun geändert und haben sich dieses Jahr erstmalig nach Europa gewagt. Ein solcher Schritt ergibt Sinn und ist zukunftsträchtig, ist das Anliegen der Art and Olfaction Awards doch ein internationales, gleich dem des Institutes. Dass die Wahl auf Deutschland fiel, ist vielen Gründen geschuldet, unter anderem dem, dass das Institute seit Jahren erfolgreich mit dem Goethe-Institut kooperiert, darüber hinaus hat Deutschland europaweit eine der größten Duftcommunities und gilt darüber hinaus als der Markt in Europa.

Berlin wurde als place to be auserkoren, genauer gesagt das mittlerweile zu einem Kulturzentrum umfunktionierte ehemalige Krematorium in Wedding, das Silent Green. Die Vorbereitungen zur Preisverleihung am ersten Maiwochenende liefen seit Monaten auf Hochtouren, die Finalisten wurden anlässlich der Esxence bereits bekanntgegeben, die da waren:

DIE FINALISTEN DER KATEGORIE „ARTISAN“

  • Baraonda by Nasomatto
    Perfumer: Alessandro Gualtieri,The Netherlands
  • Liquorice Vetiver by SP Parfums
    Perfumer: Sven Pritzkoleit, Germany
  • Bruise Violet by Sixteen92
    Perfumer: Claire Baxter, USA
  • Mélodie de l’Amour by Parfums Dusita
    Perfumer: Pissara Umavijani, France
  • Ceremony by Mirus Fine Fragrance
    Perfumer: Neal Peters, USA
  • Onycha by DSH Perfumes
    Perfumer: Dawn Spencer Hurwitz, USA
  • Fatih Sultan Mehmed by Fort and Manlé Parfum
    Perfumer: Rasei Fort, Australia
  • Rosuerrier by Pryn Parfum
    Perfumer: Prin Lomros, Thailand
  • Lim estone by Thorn & Bloom
    Perfumer: Jennifer Botto, USA
  • Saffron by Aether Arts Perfume
    Perfumer: Amber Jobin, USA
  • Vanilla & The Sea by Phoenix Botanicals
    Perfumer: Irina Adam, USA

DIE FINALISTEN DER KATEGORIE „INDEPENDENT“

  • Absolue D’Osmanthe by Perris Monte Carlo
    Creative Director: Gian Luca Perris
    Perfumer: Jean Michel Santorini, Monaco
  • Altruist by J.F. Schwarzlose Berlin
    Creative Director: Lutz Herrmann
    Perfumer: Véronique Nyberg, Germany
  • Anti Anti by Atelier PMP
    Creative Directors: Stefanie Mayr, Daniel Plettenberg
    Perfumers: Mark Buxton, David Chieze, Germany
  • Belle de Jour by Eris Parfums
    Creative Director: Barbara Herman
    Perfumer: Antoine Lie, USA
  • Civet by Zoologist
    Creative Director: Victor Wong
    Perfumer: Shelley Waddington, Canada
  • Close Up by Olfactive Studio
    Creative Director: Céline Verleure
    Perfumer: Annick Mennardo, France
  • Fathom V by BeauFort London
    Creative Director: Leo Crabtree
    Perfumer: Julie Marlowe, UK
  • Lankaran Forest by Maria Candida
    Gentile Maitre Parfumeur
    Creative Directors: Maria Candida Gentile Maitre Parfumeur Team
    Perfumer: Maria Candida Gentile, Italy
  • Maître Chausseur by Extrait D’Atelier
    Creative Director: Chiara Ronzani
    Perfumer: Not Disclosed, Italy
  • Romanza by Masque Milano
    Creative Directors: Alessandro Brun, Riccardo Tedeschi
    Perfumer: Cristiano Canali, Italy
  • Stones by Atelier de Geste
    Creative Director: Beau Rhee
    Perfumer: Irina Nesa, USA

DIE FINALISTEN DES SADAKICHI AWARDS

  • Smell of Data by Leanne Wijnsma
    Project lead: Leanne Wijnsma
    Perfumer: Leanne Wijnsma with ScentAir, The Netherlands
  • Osmodrama Berlin via Smeller 2.0
    Project lead: Wolfgang Georgsdorf
    Perfumers: Various, Germany, Austria
  • The Feelies: Multisensory Storytelling
    Project lead: Grace Boyle
    Perfumer: Nadjib Achaibou, UK
  • Is This Mankind, by Peter de Cupere
    Project lead: Peter de Cupere
    Perfumers: Various, Belgium
  • Paradise Paradoxe
    Project lead: Elodie Pong
    Perfumer: Anonymous, Switzerland

Im Vorfeld der eigentlichen Preisverleihung am Samstag, den 6. Mai, gab es ein Rahmenprogramm, einen prall mit Workshops, Vorträgen und Gesprächsrunden gefüllten Freitag – wenn man schon einmal ein solch internationales Publikum zusammen hat, Gäste, von denen jeder einzelne mit dem Thema Duft befasst ist in zum Teil sehr unterschiedlicher Art und Weise, dann muss man das auch nutzen 🙂

© Harmen Biró

© Harmen Biró

Harmen, meine bessere Hälfte und ich reisten bereits am Donnerstag an – und Berlin empfing uns mit … ganz klar: Regen. Während Harmen sich in Steinwurf- oder Umfallnähe des Silent Green irgendein Hotel gebucht hatte, hatte ich schon vor einiger Zeit beschlossen, mir die Hipster-Variante des Andel’s anzusehen, und zwar das Vienna House Easy Berlin im noch nicht gentrifizierten Stadtteil Pankow.

Mir hat das Vienna House Easy Berlin sehr gut gefallen: Wie so oft bei „jungen“ und trendigen Hotels hatten wir eine blitzschnelle Internetverbindung, ein hübsch eingerichtetes Zimmer und feines Frühstück – zwar keine 30 Meter Buffet, aber alles, was man braucht und das in überaus guter Qualität, selbstgemachte Marmeladen, leckerer Kuchen, eine nette Auswahl an Tee, es gab überhaupt gar nichts zu meckern. Und mein Kleid für die Awards, das ich mit Flecken aus dem Koffer gezogen hatte, die vorher selbstredend noch nicht da waren, konnte ich mir auch noch reinigen lassen, perfekt also. Hier ein paar Hotelimpressionen, Copyright liegt beim Hotel:

Von mir gibt es auch noch ein paar Bilder:

Der Donnerstag war ohnehin „gelaufen“, wie Ihr seht – ein Abendessen war noch drin, ansonsten hieß es erst einmal ausschlafen und vorschlafen für die kommenden zwei Tage, von denen ich Euch morgen und übermorgen berichten werde 🙂

Einen schönen Tag Euch und alles Liebe,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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