Wir bitten Sie noch um etwas Geduld …

… schallt es mir gerade knisternd aus den Lautsprechern entgegen. Ich sitze im Zug, genauer im ICE 629 nach Berlin. Es ist eines der wenigen Male, dass ich die Bahn nutze, obgleich ich seit letztem Jahr tatsächlich stolze Inhaberin einer Bahncard 25 bin. Zugegeben, die lohnt sich bereits ab ein, zwei Fahrten im Jahr – und die bekomme ich meistens doch hin, obgleich ich sehr viel lieber Auto fahre. Gerne hätte ich dieses Mal auch die brandneue Bahnalternative Locomore bemüht, allerdings hätte ich mich dann heute morgen schon um sechs Uhr irgendwas am Hauptbahnhof einfinden müssen – eine nachtschlafende Zeit, die ich mir Nachteule nicht zumuten wollte.

Schon rächt sich diese Entscheidung wieder – und ich fühle mich an eine der herrlichen Kolumnen meiner Lieblingspottsau Micky Beisenherz erinnert, die … na was wohl … das Bahnfahren mit der DB zum Thema hatte, hier nachzulesen. Warum ist es eigentlich ein ehernes Gesetz, dass immer, wirklich immer, wenn ich die Bundesbahn bemühe, ein technischer Defekt vorliegt, eine Strecke gesperrt ist, der Zug irgendwo mitten im deutschen Hinterland hält, weil man irgendwas oder -wen von den Schienen kratzen muss? Dazu kommt noch, dass mir, darf ich vorstellen: Pingel-Mimi, schlecht wird vom Rückwärtsfahren und ich trotz Platzreservierung in Fahrtrichtung dank technikbedingter Volten nun doch mit dem Rücken voran durch Deutschland pese.

Dass man bei der Bahn Sitzplätze reservieren muss, habe ich schon früher gelernt, leidvoll – weil man ansonsten Gefahr läuft, auch gerne mal eine Strecke von mehreren Stunden in einem vollständig überfüllten Zug zu stehen, eingequetscht von um ihr Gleichgewicht kämpfenden überpackten Trolleys, vollgekrümelt von lärmenden Schulklassen und meist auch wahlweise entweder gegrillt mangels funktionierender Klimaanlage im Sommer oder frierend dank nicht allzu umfassend funktionierender Heizung. Ein Schelm, wer Böses denkt – und der Bahn gar unterstellt, sie würde mehr Tickets für einen Zug verkaufen als Sitzplätze vorhanden sind. Oder für künstliche Verknappung sorgen, weil man einfach mal kurz ein paar Wagen vergisst oder absichtlich irgendwo entsorgt, auf dass der Zug dann nur noch halb so lang ist, siehe Beisenherz – was selbstredend keinesfalls heißt, dass man auch nur eine Minute schneller am Ziel wäre …

Nun ja, mein Mitfahrer im Abteil fand das alles ganz easy, als wir noch in Stuttgart waren, bemerkte nur etwas von „Ich stehe auch ständig mit dem Auto im Stau“, als ich meinte, dass bei meinen seltenen Bahnfahrten jedes Mal alle Stricke reißen, und garnierte das Ganze mit dem wohlfeilen Sätzchen „Probleme gibt es nicht, die macht man sich selbst“. Nachdem gerade mitgeteilt wurde, dass unser ICE jetzt doch nicht in Frankfurt hält wie vorhergesagt, darüber hinaus eine kleine Pinkelpause im Gäu einlegt, die uns circa eine Stunde Verspätung kostet, wirkt er doch etwas nervös, weil er auf einen Flieger muss. Vielleicht stimmt sie doch nicht, die Theorie mit der Problembeschaffung …

Ich könnte jetzt ganz bestimmt noch ein wenig weiterätzen, bis Berlin habe ich noch massig Zeit – aber, zugegeben, der Kaffee ist ok und war sogar warm, die freundliche Frau bringt mir irgendwann nachher hinter Mannheim auch noch einen Tee mit, der, wenn ich Glück habe, vielleicht auch noch von jener Sorte ist, die ich bestellt habe. Und das weitere Catering werde ich auslassen, da mich meine Mutter, die freundlicherweise heute morgen Taxi gespielt hat, mit einem Care-Paket ausgerüstet hast – fast so wie damals in der Schule. Danke Mama!

Ich schreibe dieses Posting aber nicht nur, weil mir gerade langweilig ist 😉 Mein Berlin-Besuch hat Hand und Fuß und … Nase, ich treffe mich nämlich mit Saskia Wilson-Brown. Nie gehört? Den Namen solltet Ihr Euch aber merken, und zwar im Zusammenhang mit Saskias Arbeit. Saskia ist die Gründerin des Institute for Art and Olfaction in Los Angeles, das sie 2012 zusammen mit Micah Hahn ins Leben rief. Nicht viel später kam Kóan Jeff Baysa mit an Bord – damit haben wir die drei „Masterminds“ der Non-Profit-Organisation, 2013 stieß dann Ashley Eden Kessler als Parfumeurin zu dem Team. Direktoren sind Adolfo V. Nodal, Sarah Horowitz-Thran und Mandy Aftel – die letzten beiden dürften einigen von Euch bekannt sein.

Saskias Statement zur Gründung:

„Here on the Pacific Coast, we reside at the far reaches of western expansion – at the proverbial end of the line. There’s nothing left for us but the broad expanse of the ocean.

Living on the edge of the Euro-centric world has made us work harder to create our cultural identity, and we’ve succeeded mainly by integrating broad elements of non-European cultures: Looking southwards to Central and Latin America, westwards to Asia, inwards to our native cultures, upwards to outer space.

Los Angeles is the ultimate west coast city, the place that launched a thousand strange ideas: The aerospace industry and the movie industry; fast food, lowriders and Disneyland. This city popularized yoga, Korean barbeque tacos, and method acting; gangster rap and reggaton. Here, you can live – and make a living – in the most post-modern of ways. Indeed, innovation and synthesis, populism and sophistication are all practically requirements to be a proper Angeleno.

This is the city, then, that will host the IAO, and – with it – a new approach to the olfactory arts.

Used for medicinal and religious purposes in ancient societies and considered a vital aspect of daily existence, for most of the 19th and 20th centuries perfumery has been largely perceived as mere luxury. And yet, spurred by the internet and the DIY ethos of our current time, we are experiencing what can only be described as an explosion of activity.  New, self-educated perfumers are thriving, the scents themselves are becoming progressively more audacious, and the art of perfumery as a whole is going through a deep re-examination.

We are launching The Institute for Art and Olfaction to help support and remix this happy renaissance. We want to highlight the innovation and artistry in perfumery, to instigate greater engagement with the art and science around scent, to juxtapose it with other creative practices, and to bring it into the big bad world.

We will do this through a public education program, by building an archive of contemporary perfume releases, by creating an accessible laboratory for scent experimentation, and – most importantly – by inciting cross-genre collaboration between perfumers and folks on the cutting edge of other fields.

In connecting these different types of people with olfactory experts, and in encouraging them to experiment outside of their comfort zones, we hope to facilitate strange and beautiful new projects. With our help, an aerospace engineer might collaborate with a perfumer to create a scent for outer space, a designer might develop a typeface around the idea of ‘gourmand’, or a gang member might work with a molecular biologist to re-create the scent of fear at midnight.

The potential is limitless. Please join us!

Aus diesem Statement ist schon recht klar herauszulesen, was Motivation und Zielsetzung hinter dem IAO ist – nichtsdestoweniger hier die Mission:

Founded in 2012, The Institute for Art and Olfaction is a 501 (c) 3 non-profit devoted to advancing public, artistic and experimental engagement with scent.

We do this by initiating and supporting arts projects that utilize the medium of scent, by providing accessible and affordable education in our experimental laboratory, our project space as well as in partnership with institutions and community groups, and by celebrating excellence in independent, artisan and experimental perfumery through our yearly award mechanism, The Art and Olfaction Awards. Through these efforts, we extend the world of scent beyond its traditional boundaries of appreciation and use.

Our Areas of Focus:

Innovation
We foster experimentation with scent through strategic cross-discipline projects, and by providing space for research and development in a well-stocked perfumers’ laboratory. Similarly, we facilitate innovative creative practices spanning science, technology and the popular and fine arts through project-based arts residency and research programs.

Education
We inform the public about social and scientific issues that impact the art form, we help emergent perfumers gain greater knowledge and skills, and we provide the basics of scent education through an ongoing series of classes, workshops and lectures, both in our educational lab and with partner institutions.“

Als Duftliebhaber kommt man gar nicht umhin, das IAO toll zu finden, und nicht nur als solcher – Parfums sind Kunst genauso wie das Handwerk des Parfumeurs an und für sich. Und es kommt ihnen eine mannigfaltige Bedeutung zu, ob nun historisch, kulturell, soziologisch, philosophisch, psychologisch oder auch neurobiologisch, wobei sich diese Felder ohnehin nicht trennscharf unterscheiden lassen. Jede Unternehmung, die forscht, an der Grenzlinie von Duft und Kunst, experimentiert, mehr Öffentlichkeit generiert für dieses wunderbare Feld, ist meines Erachtens nach mehr als unterstützenswert. Das IAO ist weltweit ziemlich einzigartig und in dieser Hinsicht ein Meilenstein.

Seit 2014 verleiht das IAO zudem noch die Art and Olfaction Awards:

Der jährlich an vier Parfumkreationen sowie ein Kunstprojekt verliehene Art and Olfaction Award wurde dazu ins Leben gerufen, unabhängig arbeitende Parfümeure sowie auf experimentelle Weise mit Duft tätige Akteure in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Unsere Hoffnung ist es, durch den Fokus auf einzelne großartige Kreateure und deren Würdigung allgemeine Aufmerksamkeit und Begeisterung für die Independent-Sparte des Parfummarkts zu erzeugen    und somit deren Arbeit zu unterstützen.

Unserer globalen Ausrichtung folgend, freuen wir uns bekanntgeben zu können, dass unser viertes Art and Olfaction Awards-Event in Europa stattfinden wird: Wir werden die 25 nominierten Düfte und Projekte jeder Kategorie anlässlich der Esxence im März 2017 in Mailand veröffentlichen. Die Bekanntgabe der fünf Gewinner erfolgt im Rahmen einer öffentlichen  Preisverleihung am 6. Mai 2017 in Berlin.

Anlässlich dessen haben wir unser Expertengremium erweitert, um eine bessere Repräsentationder weltweiten Duft-Community zu gewährleisten. Unserer Jury gehören an:

Michael Edwards (UK/Australia), Luca Turin (Greece), Christophe Laudamiel (USA), Annick Le Guérer (France),  Katie Puckrik (England), Mandy Aftel (USA), Sarah Horowitz-Thran (USA), Andy Tauer (Switzerland), Helder Suffenplan (Germany), Denyse Beaulieu (France), Mark Behnke (USA), Matthias Janke (Germany), Steven Gontarski (USA), Antonio Gardoni (Italy), Ashley Eden Kessler (USA), Bruno Fazzolari (USA), Dana El Masri (Canada), Harald Lubner (Germany), Sherri Sebastian (USA), Yvettra Grantham (USA), Ashraf Osman (Switzerland), Caro Verbeek (The Netherlands),Kaya Sorhaindo (Germany/USA), Kóan Jeff Baysa (USA), Matthias Tabert (USA), Simon Niedenthal (Sweden).“

Ein Preis, der auf die Nischenparfümerie zielt. Und der – unabhängig ist. Falls es Euch noch nicht zu Ohren gekommen ist – für einige der Duftpreise muss man bezahlen, wenn man nominiert werden möchte. Meines Erachtens nach eine Farce, weil sich die Nominierung somit ohnehin nur größere Labels leisten können, ganz abgesehen davon, dass für mich hier die eigentliche Intention eines „Wettbewerbs“ vollkommen verfehlt wird. Bei den Art and Olfaction Awards ist das anders – somit finden wir unter den Preisträgern der letzten Jahre auch ganz viele unserer Lieblinge: Neela Vermeire beispielsweise mit Ashoka, April Aromatics Calling All Angels sowie Yosh mit König (2014), Acca Kappas Black Pepper & Sandalwood (2015), Néa von Jul et Mad (2016), um nur einige zu nennen und nur die Gewinner – sieht man sich die Finalisten an, entdeckt man noch etliche Bekannte mehr.

[Zwischenmeldung aus dem Abteil in Wagen 2, Platz 81: Der Mann neben mir ist schon vor zwei Stunden geflüchtet, fluchend, wenn ich richtig gehört habe. Ich habe mittlerweile 66 Minuten Verspätung, darf mir aber ein nicht-alkoholisches Heißgetränk meiner Wahl dafür aussuchen – dumm nur, dass die Catering-Kajüte am anderen Ende des Zuges ist und mir das definitiv zu viel Strecke. Der bestellte Tee ist natürlich auch nicht gekommen, auch sonst habe ich das Gefühl, alleine zu sein. Nicht schlimm soweit, wenn ich nur vermuten würde, meinem Ziel Hauptstadt langsam etwas näher zu kommen – diesen Eindruck gewinne ich nicht, wurde ich jetzt fast zwei Stunden durch die Wallachei kutschiert, um jetzt in Hanau zu stehen, wo sich, ja, genau, Ihr habt es schon erraten, die Abfahrt des Zuges „um unbestimmte Zeit verzögert wegen … Menschen … Gleise … Die DB entschuldigt sich“. Danke auch. Können wir den Kackladen nicht einfach wieder komplett verstaatlichen oder alternativ die Voraussetzungen für mehr Konkurrenz schaffen?]

Die Awardsverleihung findet im Silent Green statt – ein Termin, den Ihr Euch vormerken dürft, denn sie findet nicht hinter geschlossenen Türen statt, sondern ist offen für Publikum. Genaueres zum Ablauf, Rahmenprogramm etc. werde ich Euch selbstredend zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen.

… Mittlerweile ist – Montag. Ich bin gestern dann doch irgendwann angekommen und habe dank unverhoffter und überaus netter Unterhaltung im Zug den Artikel nicht mehr vollendet. Wir hatten 110 Minuten Verspätung – damit genau zehn Minuten zu wenig, um eine ordentliche Fahrpreiserstattung zu bekommen, wie mich mein Gesprächspartner aufklärte. Überhaupt hätte ich dafür noch irgendwo in einem Büro vorbeischauen müssen und – die Zeit war knapp. Saskia wartete, genauso wie unser Anschluss“date“ – Helder Suffenplan, bekannt durch sein schönes Online-Magazin und -blog Scentury, mit dem wir einen gelungenen Abend im Soho House Berlin verbrachten. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle dafür 🙂

Ich für meinen Teil sitze gerade in der geschmackvollen Lobby des total sympathischen und hippen Wallyard Concept Hostel, schlürfe einen warmen Cappuccino und kühlen Club Maté, beobachte die Schneeflocken, die in den Hinterhof rieseln, und freue mich auf den Tag mit Saskia. Hier ein paar Impressionen:

Wallyard

Wallyard

Wallyard

Bis bald, meine Lieben!

Alles Liebe aus der Hauptstadt und viele herzliche Grüße,

Eure Ulrike

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Barbara
    25. Januar 2017
    Antworten

    Liebe Uli

    Herzlichen Dank für diesen herrlichen Blogartikel. Ich habe mich gerade köstlich amüsiert :o) Ich kann dir so nachfühlen, da ich jahrelange mit der Bahn gependelt bin.

    … eingequetscht von um ihr Gleichgewicht kämpfenden überpackten Trolleys: Recht hast du! Nicht zu vergessen, die rucksacktragenden Mitreisenden, die sich ohne Vorwarnung umdrehen und schon hast du dieses Ding mitten im Gesicht. Gemeingefährlich sowas! Vielleicht sollte man eine neues Verbotsschild kreieren: Ruckartige Bewegungen mit Rucksäcken sind zu unterlassen! ;o)

    Liebe Grüsse, Barbara

  2. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    26. Januar 2017
    Antworten

    Oh ja, die Rucksäcke, ganz eigenes Kapitel! Sooo nervig, ehrlich …

    Die Rückfahrt war auch nicht wirklich besser – wir waren zwar schnell am Ziel dank Sprinter (nur wenige Haltestellen), aber das Abteil war komplett überhitzt, das Wlan hat nur sehr mäßig funktioniert und es ruckelte und zuckelte die ganze Zeit so übel, dass ich geschlagene zwei Stunden gegen meine Übelkeit angekämpft habe. Ich war gestern noch komplett im Eimer, Kopfschmerzen usw. – ich glaube, ich bin da echt eine Mimi und kann mir gar nicht vorstellen, wie andere es so bequem finden, mit der Bahn zu reisen. Für mich ist es Stress. Autofahren ist mir so viel lieber, auch wenn es nicht immer praktikabel bzw. effizient ist und umwelttechnisch auch nicht wirklich der Bringer … Fliegen finde ich fast noch schlimmer, das liegt aber wohl an mangelnder Routine: Ich bin einfach immer total aufgeregt, denke immer, ich komme zu spät, bin total genervt und gestresst usw..

    Pendelst Du jetzt auch noch?

    Liebe Grüße zurück,

    Uli

  3. Barbara
    31. Januar 2017
    Antworten

    Liebe Uli

    Nein, ich pendle nicht mehr, höchstens vom Keller in das Erdgeschoss und in den 1. Stock. Hausfrauenpendeln sozusagen :o)

    So 1 – 2 x in der Woche fahre ich aber schon noch mit der Bahn, aber nur kurze Strecken von höchstens einer halbe Stunde. Dein Betrag könnte glatt von meinem Mann stammen, er benützt die Bahn nur im äussersten Notfall.

    Noch zum Thema Fliegen: Ich bin immer wieder erstaunt wie billig man kreuz und quer durch Europa fliegen kann. Da kostet ein Ticket nur einen Bruchteil eines Bahnbillets. Wie sich das rechnen soll, ist mir wirklich ein Rätsel.

    Liebe Grüsse
    Barbara

    PS: Ich glaube, ich bin auch eine Mimi, früher konnte ich problemlos im Zug lesen, heute wird mir davon übel. Das Alter? ;o)

  4. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    16. Februar 2017
    Antworten

    Hach ja, liebe Barbara,

    Fliegen ist billig, das ist wahr. Aber – ich tue es auch nicht viel lieber als Bahnfahren 😉 Zudem: Manche Billigflieger haben ja auch schon zweifelhafte Ideen, wie man sich die Tickets vergolden kann, allen voran z.B. Ryanair, die einmal öffentlich überlegt haben, ob man für den Gang auf’s stille Örtchen nicht eine Gebühr einführen könnte, direkt vorne, zum Einwerfen, an der Türe – ist nie durchgegangen, hätte mich aber wirklich interessiert, ob das nicht „in die Hose“ (oder sonstwohin) gegängen wäre … Bei meinem letzten Florenz-Ausflug hatte ich auch schon über seltsame Angebote berichtet – hier wollte man mir den leeren Platz neben mir anbieten, als Luxus, und zwar für annähernd denselben Preis bzw. evtl. auch mehr, als ich für meinen eigenen Sitzplatz bezahlt hatte.

    Ich gebe zu, Ich bin hier eine „Öko-Sau“, aber … mir ist es immer noch am wohlsten im eigenen Auto. Mag ja sein, dass es nur eine Häufung dummer Zufälle ist, allerdings passiert wirklich jedes Mal was im Zug. Und manchmal auch wirklich Wahnwitziges. Da war z.B. auch diese Geschichte vor circa einem Jahr, bei der ich durch Schreie aus meinem netten Gespräch im Abteil vor die Türe gelockt wurde. Ein Mülleinsammler trommelte wie wild auf die Toilettentür, ein paar andere Fahrgäste kamen fragend wie ich. Eingemischt haben sich schlussendlich drei: Ich, eine andere Frau und ein Mann. Hintergrund: Der Müllsammeltyp wollte in die Toilette. Die war besetzt von einer Frau, die nach Ansicht des Typens nicht schnell genug war. Wohlgemerkt: Er wollte keine Tickets kontrollieren o.ä.! Er wurde dann laut – und rabiat. Die Frau hat rausgeschrien, er solle aufhören, sie hätte Angst, so würde sie die Tür nicht öffnen – daraufhin ist er völlig ausgetickt. Der männliche Fahrgast war wenig hilfreich, er hat den Typen beschimpft und ist gegangen. Ich und die andere Frau haben ihn gemaßregelt und die Frau innen dazu bewegt, die Türe zu öffnen. Heraus kam tränenüberströmt eine Mittvierzigerin im Businesskostüm, die, ja, wirklich Panik bekommen hat, und ziemlich schnell verschwand. Ich habe mir dann eine Zugbegleiterin geschnappt und ihr den Vorfall geschildert. Die hat dann sowohl den Oberboss des Zuges hergebracht, der allerdings gleich den Typen mitschleifen musste. Dieser meinte, er hätte halt seine Zeit einzuhalten, worauf Cheffe total unsouverän reagierte, nämlich mit – ok, nächstes Mal halt anders. Die Betroffene haben wir nicht mehr gefunden, dafür andere Reisende, die das Theater mitbekommen haben. Trotz meines freundlichen Insistierens hinsichtlich der beiden Männer fanden beide alles eigentlich ganz knorke – der Müllmann war sich keiner Schuld bewusst, der Cheffe spielte alles herunter. Die Zugbegleiterin war fassungslos, hat mir nachher noch ihren Namen gegeben. Ich habe den ganzen Vorfall dann mündlich als auch schriftlich bei der Bahn gemeldet – selbstredend nicht ohne das Verhalten der Zugbegleiterin zu loben.

    Nun, nachdem bei meiner letzten Zugfahrt auch ständig zwei wirklich komische Typen um mein Abteil rumgeschlichen sind, nachdem ich alleine darin war – es war spätabends – und nach diesem Vorfall finde ich persönlich Zugfahren irgendwie auch … nun ja, man steckt halt in diesem Zug fest. Sowas passiert mir beim Autofahren nicht. Insofern werde ich weiter auf dieses zurückgreifen, so oft wie möglich. Und Locomore werde ich natürlich noch testen.

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert