Die Liebesgeschichte von Jul et Mad …

… findet ihre Fortsetzung – ich hatte es bereits in einem meiner Messeberichte von der Esxence dieses Jahr angeschnitten:

Jul et Mad waren einer der ersten Stände, an denen ich stehen geblieben bin: Von den zwei Hübschen gibt es gleich drei neue Düfte, die uns demnächst ins Haus stehen werden. Sie bleiben ihrer Love Story treu, erzählen mit diesem Trio allerdings etwas über ihre gemeinsamen kulturellen Interessen, genauer – dem Altertum und untergegangen Kulturen. Garuda, Nin-Shar und Néa heißen sie, die Düfte.

Garuda, Ihr kennt es vermutlich alle, ist das Reittier verschiedener Inkarnationen Vishnus – halb Mensch, halb Adler, mächtig und gleichzeitig auch Götterbote. Angkor Wat war die Impression für den Duft, die Tempelanlange in Kambodscha – grün überwachsener Stein. Wie „flüssiges Gold“ wachsen die Ranken über den Stein, von der Sonne beschienen – das Vorbild für den Duft Garuda, der sich als schöner, kontemplativer Weihrauch mit mächtig Power zeigte.

Néa bezieht sich auf Byzanz und ist eine wahnsinnig schöner, opulenter Orientale – eigentlich. Wir haben es hier mit einer sehr besonderen Orientalenvariation zu tun: Einer sehr modernen, die die üblichen Ingredienzen enthält – Früchte, gerne auch getrocknet (Dattel), Blüten (Davana, unter anderem) und Harze -, die aber aufgrund ihrer eigenständigen und innovativen Ausprägung kaum ein typischer Vertreter ihrer Gattung ist. Mich hat Néa für sich eingenommen aufgrund seiner zeitgemäßen Erscheinung und seinem fruchtig-zitrischen (Grapefruit) Auftakt – ein Orientale, den auch ich tragen würde. Bei den klassischen Vertretern habe ich da – obgleich ich sie schätzen kann – eher meine Probleme.

Nin-Shar orientiert sich am alten Byzanz und hat mich von der Serie am meisten begeistert: Eine wundervolle, prächtige Rose. Eine, die einem in solch einer Qualität selten unter die Nase kommt. Verwendet wurde eine spezielle Rosenessenz von Robertet, die wohl als eine der teuersten am Markt gilt – ich fand, das man das riecht, und zwar deutlich. Eine Art „dämpfige“ Rose, eine dunkelrot leuchtende, strahlende, samtig und majestätisch, die in irgendeiner Art Gewächshaus im warmen Wasserdampf blüht. Etwas gewürzig, holzig, ein Quentchen Tier und wirklich betörend. Auf diesen Duft freue ich mich sehr.“

Endlich sind sie nun da – und ich bin gespannt, ob meine Eindrücke von der Messe damals bestätigt werden! Les Whites heißt sie, die neue Kollektion des Hauses, die sich inspiriert sieht von der Liebe der beiden zu Kultur, Kunst, Geschichte und Philosophie. Diese Leidenschaft teilen sie mit ihren drei Düften mit unseren geneigten Nasen.

Widmen wir uns zuallererst unserem geflügelten Reittier Garuda:

garuda-basic„Die Pracht und Opulenz der legendären Stadt Angkor.

Garuda ist eine Khmer-Gottheit, halb Mensch, halb Adler. Als Herr der Vögel begleitet er Vishnu und Krishna bei ihrem Kampf gegen das Böse, außerdem ist er eine wichtige, häufig dargestellte Figur im Hinduismus und Buddhismus.

Die gigantische Tempelanlage von Angkor wird heute vom Dschungel bedeckt, der selbst die kleinsten Ziegel und Steine durchdringt. Die beeindruckenden Ruinen, ihre Größe, der Luxus der riesigen Tempel und der Reichtum, der sie kennzeichnet, zeugt von der einstigen Stärke und der Macht der Khmer-Kultur.

Eine beeindruckende Anzahl von Garuda-Darstellungen schmückt die Tempel von Angkor, das eindrucksvollste Beispiel befindet sich in der Galerie von Angkor Wat, ihre Flachreliefs sind mit Dutzenden von ihnen verziert. Bei Sonnenuntergang wird die Galerie in Licht getaucht und die Reliefs scheinen von Gold bedeckt zu sein …

Jenes goldene, prachtvolle Bild wurde in Garuda eingefangen. Die gesamte Komposition basiert auf Gold mit seinen widerständigen und gefälligen Facetten: der kalte Aspekt des Metalls wird durch eine Kombination aus Früchten und Gewürzen widergespiegelt, insbesondere Rosa Pfeffer sticht heraus, er harmoniert aber auch mit dem warmen Aspekt von Safran, getragen von einem exquisiten Akkord aus kambodschanischem Oud.“

Die Duftnoten: Kopfnote: Bergamotte, Orange, Kumin, Rosa Pfeffer; Herznote: Adlerholz (Oud), Safran, Rum; Basisnote: Patchouli, Hölzer, Vetiver, Zedernholz, Cashmeran, Ambra, Vanille, Moschus.

Garuda ist wunderbar, weil der Duft so herrlich zu dieser Impression passt: Ich wollte schon immer einmal nach Kambodscha, schon soo lange. Einmal Angor Wat und Angkor Thom sehen. Die alten Tempel. Und irgendwann schaffe ich das auch noch. Die Bilder sind wahnsinnig faszinierend – und ich sehe es richtig vor meinem inneren Auge: Die uralte Tempelanlage, bewachsen und den Odem von seit Jahrhunderten vergangener Zeiten atmend, in goldenes Sonnenlicht getaucht. Hunderte Jahre alte Steine, deren Form immer noch Geschichten erzählt, wie ein Landart-Kunstwerk der Natur übereignet, die sich ihnen bemächtigt …

BayonAndrea Schaffer „Bayon“ via Flickr – CC BY 2.0

Garuda ist ein Oudduft, aber kein animalischer, kein medizinisch-rauchig-heftiger Kracher, vielmehr einer der leisen Sorte: Dieses Oud hier präsentiert sich staubig und trocken, durch Gewürze an Körper gewinnend und kantig durch den besonderen Duft von Safran, der in seiner ihm eigenen herbfruchtig-holzigen Art den Charakter des Duftes unterstreicht. Safran und Oud ist immer eine spannende Kombination, so auch hier. Getrocknete Früchte, beschwipst von Rum, balancieren den Duft aus, schenken im Tiefe und Komplexität, während die Basis im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne aufgehen lässt: Patchouli pudert, Vanille stiftet Wärme, Moschus Weichheit und die Hölzer, allen voran Cashmeran, einen samtig-holzenen Rahmen. Ich sehe sie förmlich for mir, die alten knarzigen Wurzeln, von der Sonne beschienen und gewärmt, die zusammen mit den Steinen eine majestätisch duftende Aura kreieren. Sehr sehr schön, meine Lieben! Ta Prohm

Clay Gilliland „Tha Phrom“ via Flickr – CC BY-SA 2.0

Néa ist unsere Nummer Zwei:

nea„Néa ist der Name eines herrlichen Gebäudes in der Nähe des Kaiserpalastes, welches von Basileios I. als sichtbares Symbol einer Ära der Erneuerung oder „Renaissance“ im goldenen Zeitalter des Byzantinischen Reichs erbaut wurde. Leider existieren heute keine Spuren mehr dieses prächtigen Bauwerks. Laut Historikern war es für seinen Prunk und seine architektonische Vielfalt berühmt, seine fünf Kuppeln waren komplett mit Gold bedeckt und die Mauern aus Marmor mit Edelsteinen und Perlen verziert.

Ein architektonisches Juwel, reich an unschätzbaren Kostbarkeiten, das mit der Hagia Sophia wetteiferte, spielte eine wichtige Rolle im Alltag und den Zeremonien des Palastes.

Byzanz war zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Glanzes, ein wahrhaft wirtschaftliches, kulturelles und religiöses Zentrum und beeindruckte den Rest der Welt mit seiner Macht, seinen Künsten und seinem Lebensstandard.

Néa wurde mit komplexen und äußerst feinen orientalischen Einflüssen um einen Gourmandakkord konstruiert und versucht, diesem verlorenen Glanz im Herzen des Palastes nachzuspüren, wo die Zeit langsam vergeht und wo die Freuden des Orients voll ausgekostet werden können.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Dattel, Davana, Granatapfel, Palmblätter, Schwarzer Pfeffer; Herznote: Jasmin, Damaszener Rose, Pflaume; Basisnote: Patchouli, Cashmeran, Vanille, Benzoeharz, Karamell, Tonkabohne, Ambroxan, Moschus.

Néas Auftakt ist herrlich: Süße, satt-reife Datteln, der herbe Saft von Granatäpfeln und Davana, jenem fruchtig-ausladend-tropisch duftenden Kraut. Umrankt von hellgrünem Blattwerk und kontrastiert von einer Prise kräftigen Pfeffers geht unser Trio irgendwann über in ein opulentes Blütenherz von cremigem Jasmin und samtig-fruchtiger, wunderschöner Damaszenerose, die von sattem Pflaumenlikör untermalt wird. Irgendwoher kommt ein wenig dunkelgrüne Herbheit, vielleicht von den Palmblättern? In jedem Falle hält sie wunderschön die Balance im Zusammenspiel mit der von Vanillemilch geküssten, karamellisiert-honighaften Holz-Harz-Basis, der feinen, warm-würzigen, die sich von kakaopudrigem Patchouli bestäubt sieht.

Hagia Sophia MiGowa „Hagia Sophia“ via Flickr – CC BY 2.0

Ist’s ein Orientale? Jein. Eigentlich – ja. Die Opulenz ist da, die Früchte, die Blüten, die Harze. Und doch ist Néa vollkommen anders als viele Artgenossen und vollkommen modern und zeitgemäß. Trotz seiner Pracht wirkt Néa nie überladen und ist sicherlich nicht nur an (ganz) kalten Tagen zu tragen. Im übrigen: Bilder von der Néa Ekklesia, im übrigen eine Kirche, habe ich nicht gefunden – ich dachte, irgendein Künstler müsste sie doch verewigt haben. Allerdings könnt Ihr hier sehen, wie sie wohl ausgesehen haben mag. Bei Wiki gibt es eine Karte, wo Ihr ihre genaue ehemalige Lage nachvollziehen könnt – siehe ganz unten im Süden. Auf Nin-Shar, unseren letzten Duft aus der Les Whites-Kollektion, freue ich mich ganz besonders, habe ich ihn doch als meinen Favoriten im Kopf – die Duftnoten: Kopfnote: Bergamotte, Rose, Davana; Herznote: Türkische Rose, Jasmin, Patchouli; Basisnote: Adlerholz (Oud), Benzoeharz, Bourbon-Vanille, Virginia-Zedernholz, Sandelholz, Weihrauch.

nin-shar-basic„Der Titel des Dufts stammt vom Namen der sumerischen Göttin Nin-Shar, was „Göttin der Pflanzen“ oder „Herrin der Gärten“ in der babylonischen Kultur bedeutet. Zum Hauptthema des Duftes wurde die Rose gekürt, denn sie wird als „Königin der Blumen“ angesehen. Nin-Shar wurde von Babylon und seinen herrlichen Hängenden Gärten inspiriert, eines der sieben Weltwunder der Antike. Erbaut und angelegt wurden sie von Nebukadnezar II., dem Herrscher, der Babylon zu seiner größten Glanzzeit verhalf, entworfen für seine wunderschöne Frau Amyitis, um sie an die grünen Hügel und Täler ihrer Heimat zu erinnern, die sie so vermisste. Obwohl Babylon eine der größten Zivilisationen war und für seine Zeit ein unerreichtes Maß an Kultur und Wissen erreichte, blieb doch auch ein dunkler, fast barbarischer Zug zurück, denn die Gesellschaft wurde von mächtigen Kriegern beherrscht und war auf Eroberung, Expansion, Tränen und Blut erbaut. Dieser große Kontrast wird in Nin-Shar dargestellt. Das reinste und hochwertigste türkische Rosenabsolue wurde verwendet und enthüllt einen komplexen, tiefgründigen, kräftigen und vielseitigen Duft, in dem sanfte, wohltuende, florale und pudrige Facetten mit starken, grünen, balsamischen, holzigen und erdigen Noten verwoben wurden. Nin-Shar spiegelt eine ganze türkische Rose wider, von den zarten Blütenblättern zu den grünen Blättern, Stengeln und Dornen bis hinunter zu den Wurzeln.“

Hanging Gardens of Babylon Nin-Shar lässt mich hinsichtlich meiner Erinnerung nicht hängen, ganz im Gegenteil – ich glaube, für mich wird das ein Must-Have. I never promised you a rose garden? Doch. Genau den verspricht Nin-Shar – und die Beziehung zu ihm ist eine gänzlich ungetrübte! Was für ein wundervoller, zauberhafter Duft! Amour de Minuit Dark Romantic Red Rose Detail

Pink Sherbet Photography „Amour de Minuit Dark Romantic Red Rose Detail“ via Flickr – CC BY 2.0

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose – in diesem Falle hier samtig, ausladend, majestätisch, erhaben und wunderschön! Dunkelrot, Samtrot und Burgunderfarben changierend und von unvergleichlichem Dufte. Alles, was hier an anderen Ingredienzen drin ist, dient lediglich als schmückendes Beiwerk, um die Impression dieser Rose, dieser einen, noch plastischer zu gestalten: Fruchtige und pudrige Anleihen hat sie und starke Wurzeln, die im Erdreich, dem trockenen, ihren Raum gefunden haben. Ihr holziger Stamm kündet von ihrem Alter, ihrer Erwachsenheit, ihre Dornen von ihrem Charakter, ihrer Standfestigkeit, ihrem Rückgrat. Ihr dunkelgrünes Blattwerk umrankt sie herb und untermalt damit nur ihre feminine Schönheit und Sinnlichkeit, während zarte, nachwachsene Blättchen von der ihr ebenfalls innewohnenden ewigen Jugend künden.

Nin-Shar ist einfach eine Traumrose, ein Rosenmärchen, das sich ständig verändert und alle Facetten der rosigen Herrlichkeit beleutet. Punkt. Bei Chemist in a Bottle könnt Ihr eine ebenfalls begeisterte Rezension über Nin-Shar nachlesen, die unter anderem ebenfalls die überragende Qualität der Rosenessenz betont, die aus dem Hause Robertet stammt, altbekannt für ihre grandiosen Rosen.

Und, ist etwas für Euch dabei? Im übrigen gibt es alle Düfte aus der Jul et Mad Les Whites-Kollektion einmal in der Luxusvariante, dem Luxury Coffret, für 490 Euro als auch in der Basic-Variante für 175 Euro. Jedem also das Seine 🙂

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende Euch,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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