Die Legendary Collection…

… aus dem Hause Atkinsons 1799 ist noch „offen“, will sagen: Die hatten wir uns noch nicht unter die Nase geklemmt, was ich heute, so kurz vor dem hoffentlich schönen Wochenende mit Euch machen möchte. Vier Düfte sind es noch, die wir noch nicht kennen von Atkinsons – das werde ich heute ändern, zumindest teilweise. Allesamt sind es wohl moderne Duftversionen von historischen Klassikern des Hauses, die uns „die faszinierende und exotische Noblesse einer vergangenen Ära“ zurückbringen sollen.

fashion_decreeFashion Decree macht den Anfang:

„Eine wohlriechender Duft mit nostalgischen Erinnerungen, als man Seidenbrokat aus Asien in großen Ballen auf dem Seeweg nach London verschiffte – und ihn dazu sorgfältigst in Patchouliblätter packte. Die faszinierende Rekomposition des Duftes, der bereits die schillerndsten Fashionistas des späten 19. Jahrhunderts wie beispielsweise Sarah Bernhardt verführte. „Fashion Decree“ beschwört Erinnerungen an eine Zeit herauf, als kostbarer Seidenbrokat, umwickelt mit Patchouliblättern, auf Dampfschiffen aus dem Fernen Osten nach Europa gebracht wurde und das modische Nonplusultra, der letzte Schrei am Hof von Queen Victoria war. Ein opulentes Patchouli-Parfum mit dem Duft der Ferne. Eine Kreation für exquisit gekleidete Damen mit einer leidenschaftlichen Schwäche für Luxus.“

Ein Patchouliduft – ja, das ist Fashion Decree. Aber er ist noch viel mehr – Gott sei Dank. Mir schwante schon, dass… nun ja, mir eben mal wieder ein Patchouli in die Hände gefallen wäre. Monothematische Patchoulidüfte gibt es zuhauf, Goldstandards sind darunter natürlich auch vertreten. Und ehrlicherweise bin ich mittlerweile ziemlich gelangweilt, die immer gleichen olfaktorischen (Haupt)Ingredienzen in zig verschiedenen monothematischen Interpretationen kennen zu lernen.

88/365 - First Breath After Coma

Fashion Decree kann man hier selbstredend als Ausnahme sehen – warum? Weil er uns eine Kombination bietet, von der ich mich einmal mehr frage, warum jemand nicht schon viel viel früher darauf gekommen ist, diese in den Fokus eines Parfums zu rücken: Patchouli und Magnolie ist das Traumpaar, das hier ganz überragend glänzt. Mir gefällt diese Assoziation mit Seide, sehr sogar, denn die Magnolie zeigt sich hier fast schon aldehydig-fruchtig, ein wenig wässrig und so transparent und ätherisch leicht, dass sie einem exakt diesen Eindruck auf der Haut vermittelt. Der erdig-pudrige Patchouli, hier sehr zivilisiert auftretend, stellt einen wunderbaren Gegenpol dazu da, kontrastiert noch durch dezente Pfeffernoten. Ein sehr femininer Patchouliduft, den ich von seiner Strahlkraft in Richtung Lady Vengeance verorten würde. Leicht und seidig, ambivalent in seinem spielerischen Schillern zwischen Luzidität und Schatten – mir gefällt Fashion Decree ausnehmend gut.

The British Bouquet, das britische Bouquet – an was oder wen denken wir, wenn wir an England denken, von den Royals mal abgesehen? An Dandys, ganz genau. Zumindest ich – allerdings gestehe ich auch, exzessiven Wilde-Konsum in meiner Jugend begangen zu haben…

Beau Brummell - illustration de 1886

„Als olfaktorische Ode and den Dandyismus trägt man „The British Bouquet“ im Stil eines perfekten Maßanzuges – und natürlich mit dem Charisma eines Beau Brummell. Für Ladys und Dandys, ein wahrer Inselduft, wie ein Nebel nur, inspiriert von Beau Brummell, dem unerschrockenen Pionier des dreiteiligen Anzugs, jenem Prototyp eines Mannes, dem die Kunst geistreicher und spitzer Bemerkungen wie auch ein schon angeborener Blick für erstklassige maßgeschneiderte Garderobe bereits in die Wiege gelegt wurde. Gewoben aus samtigem Lavendel, Myrte und Malz, durchflochten von goldenen Zitrusnoten (Bitterorange und Citrus-Caviar) rundet ein Lederakkord, der an die mit Champagner polierten Reitstiefel des legendärsten Dandys aller Zeiten erinnert, die Kreation von „The British Bouquet“ perfekt ab.“

Genau so, ganz genau so stelle ich mir einen englischen Dandy vor! Was trifft The British Bouquet diese Vorstellung doch genau! Lavendel krautet frisch-ernst-geistvoll vor sich hin, von einer satten vollen Glattledernote mit Bienenwachs gewienerter Stiefel untermalt. Bitterorange forciert die Frische und Herbheit des Duftes, wie es köstlicher nicht mehr geht, während Malz Anleihen von Edelalkoholik (ungleich Bierlache! ;)) spendet.

Dandy

Dieser Dandy versprüht Geist und Eloquenz, zeugt von Charakter und Geschmack. Ist elegant und erhaben, aber gleichermaßen kokett und ironisch. Der perfekte Duft für einen markanten und charismatischen Mann, der weiß, wer er ist, wo er herkommt und – wohin er will, was er will.

Hach, ich bin ziemlich begeistert – und sehr gespannt, wie sich die letzten zwei Düfte von Atkinsons 1799 auf meiner Haut machen, was ich Euch Dienstag erzählen werde.

Ein schönes Wochenende wünsche Ich Euch, Ihr Lieben –

mit den allerbesten Wünschen,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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