Italien…

blüht mir auch am Wochenende – nach Parma geht es für ein paar Tage, und soweit die Wettervorsage verrät, werden mich und meine beste Freundin dort sonnige 24 Grad erwarten, hach! Ich hoffe, Ihr gönnt es mir? In jedem Falle bin ich schon ganz auf Italien gepolt und gedanklich schon so gut wie fort… wen wundert es da, dass mir bei meinen Überlegungen, welche Rezensionen denn wohl diese Woche an der Reihe sind, auch und gerade Italiener in die Hände gefallen sind?

Ich spreche von La Collina Toscana, von denen ich Mitte letzten Jahres schon einmal geschrieben hatte:

„Wem die Firma ihre Inspiration(en) verdankt dürfte wohl jedem klar sein: Nicht nur den idyllischen Hügeln, nach denen sie benannt ist, sondern dem ganzen Landstrich der Toskana, welche sich im Herzen Italiens befindet. Als eine der Haupturlaubsregionen Italiens, aus der nicht nur etliche Weine kommen, die die ganze Welt eroberten, veranlasste die Toskana bereits Profumi del Forte zu olfaktorischen Schwärmereien und steht nun hier einmal mehr Pate für eine Handvoll Parfums, vier an der Zahl um genau zu sein – Poggio in Fiore, Rocca della Signora, Borgo delle Stelle und Loggia dei Mercanti.“

Zu der „blühenden Anhöhe“, der „Festung der Signorie oder auch Signoria“, dem „Ort der Sterne“ und „der Loggia der Händler“ gesellen sich nun Corte Belfiore und Vicolo del Sellaio, ein Blumengarten und die Straße der Sattler.

Corte Belfiore ist, wie unschwer am Namen zu erkennen, vorrangig für die Damenwelt gedacht und gemacht und soll uns mit folgenden Ingredienzen bezaubern: Kopfnote: Rosa Pfeffer, Pflaume, Schokolade; Herznote: Ingwer, Zimt, Jasmin, Orchidee; Basisnote: Patchouli, Sandelholz, Ambra, Vanille, Weihrauch. Es fällt schon auf den ersten Blick auf, dass wir es hier nicht mit einem reinen Floralen zu tun haben – ein Florientale ist angekündigt, ich tippe bei diesen Noten aber eher auf einen mit wenigen Blüten verzierten Gourmand. Einmal ehrlich – soo dominant kann kein Jasmin sein, dass er dieses Heer an deliziösen Leckereien übertrumpft, oder?

Ok, nach dem ersten Schnuppern einige ich mich mit mir (und auch mit Euch?) auf einen überaus gourmandlastigen Florientalen: Jasmin entert sofort mein Näschen, ein opulenter, schwerer Weißblüher, der sich gerade gegen Anfang der Nacht gen Himmel reckt. Überhaupt ist dieses wollüstige Düftchen ebenfalls eine Blume der Nacht, eine Königin der Nacht – sündig ist es, was sich da recht schnell offenbart: Von Zimt bestäubte Ingwerstückchen, die mitsamt einer vollreifen Pflaume in das für sie vorgesehene Schokoladenbad plumpsen. Wir haben es hier nicht Kakao zu tun, pudrig-trockenem, sondern mit Schokoladencreme, flüssiger Schokolade, mit Nougat fein abgestimmt. Hier läuft einem schnell das Wasser im Munde zusammen – völlig zu Recht. Feine vanillige Orchideennoten sorgen für weitere samtige Süße, von Sandelholz würzig-warm verziert, was zu sachten Kokosanmutungen auf meiner Haut führt. In den Duftnoten findet sich keine Kokos, auf dem Duftstreifen auch nicht – wie sieht es damit bei Euch aus? Mir erscheint es auch so, als seien ein paar zarte Schnitze Birne mit ins verführerische Schokobad gehüpft, das von Ambra und Patchouli zünftig abgerundet wird, in ganz leise Weihrauchschwaden gehüllt.

Ist das jetzt wirklich Toskana? Ich habe keine Ahnung. Was ich aber weiß, ist, dass man sich auf ein köstliches reifes Gourmandvergnügen einstellen darf, wenn man Corte Belfiore zu testen gedenkt. Ich bin mir sicher, dass der Duft einigen Süßschnuten und Leckereienliebhaberinnen richtig viel Freude bereiten wird!

Vicolo de Sellaio, die Straße der Sattler, ist natürlich ein Duft für waschechte Kerle – so nimmt man zumindest an. Dafür zeigt er sich aber durchgehend feingeistig, komplex und von manierlichem Understatement, womit er mich von vorneherein begeistert: Der Auftakt ist von herbem Thymian geprägt und dem für kostbaren Safran typischen Geruch – ein Fest für Genießer: Jene würzige, rauchige Wärme von bitterer aromatischer Herbheit und einer eigenartigen trockenen Fruchtigkeit. Dazu gesellen sich überaus passend Himbeeren, kleine, feine und samtige, von einem zarten Flaum überzogen und saftig-kühl im Biss. Jene Himbeeren fließen auf hervorragende Weise in den Duft ein und leiten in dessen Herz über, das von Jasmin geprägt ist, von Weihrauchschwaden eingehüllt. Die Basis von Ambra und Vanille stiftet, wie zu erwarten ist, eine weiche Wärme von leichter Würze. Und dann sollte man noch die Ledernote erwähnen, die sich kühn und kühl durch den gesamten Duft zieht, wie es sich in einer Sattlergasse so gehört.

Ich mag diesen Knaben hier, vor allem wegen seiner Kontraste, seiner Ambivalenz, seinen Gegensätzen: Rauch, ein Hauch Schärfe, süße Frucht, kühles Leder, Krautiges vermengen sich hier zu einem schillernden Etwas, permanent oszillierend. Und das ohne vordergründig Aufmerksamkeit zu erheischen. In manchen Momenten fühle ich mich etwas an Knizes Klassiker Ten erinnert, wenn das Leder in Rauch getaucht hervorsticht. Für mich ein toller Männerduft, den ich sehr gerne mal an jemand riechen würde.

Kennt Ihr La Collina Toscana schon, habt Ihr die neuen oder auch die alten Düfte bereits getestet?

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Die gezeigten Bilder sind im übrigen die von La Collina Toscana zu den Düften präsentierten.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. iris
    26. September 2012
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    Gönn, gönn, gönn, liebe Ulrike! Dem Sommer hinterherreisen- hach das ist wunderbar! Und mit Lieblingsfreundin noch viiiel mehr, eintauchen ins italienische Licht, wandeln im Duft eines gewissen, nämlich DES Schinken und eines gewissen, nämlich DES Käses…, auf grauglänzendem Kopfsteinpflaster auf den Spuren uralter Architektur und beim Erleben des weltbesten Risottos (so jedenfalls hab ich Parma erlebt).
    Mmh, welcher Duft darf Dich wohl begleiten?
    Liebe Grüße
    Iris

  2. Avatar photo
    Ulrike
    26. September 2012
    Antworten

    Haach… ja, so oder so ähnlich stelle ich mir das gerade auch vor. Nur gibt es noch SO VIEL zu tun vorher, ich werde gerade schon fast wahnsinnig 😉

    EIN DUFT? Nein, das reicht nicht 😉 Ich habe mir verschiedene Abfüllungen in Zerstäubern vorbereitet: Diptyques Philosykos, der Sonnenwarme. Byredos Immergeher Fantastic Man, jetzt Sunday Cologne. Meine Lieblingsblume des Sommers – Gardénia Pétale von VC&A. Für die Sonne – The Different Companys „Salz auf meiner Haut“-Duft Sel de Vétiver. Und meine diesjährige Lieblingsveröffentlichung: Aedes de Venustas, der melancholische Rhabarber.

    Du siehst – wenigstens die Düfte sind schon gepackt, immerhin 😉

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike.

  3. 26. September 2012
    Antworten

    Und mehr Abfüllungen werden das nicht, liebe Uli?! *gg*

    Wie auch immer, auch ich gönne Dir von Herzen Deinen Kurz-Urlaub und werde an Dich denken und mir vorstellen, wie Du genießerisch durch die Gässchen lustwandelst und es Dir einfach so richtig, richtig gut gehen lässt!!

    Und begierig warte ich dann auf Deinen detailierten Bericht. 🙂

    Hab ne tolle Zeit, meine Liebe und genieße es!!

    Herzlichst
    Evelyn

  4. Avatar photo
    Ulrike
    26. September 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Evelyn,

    … wie gesagt… ich bin noch nicht fertig mit dem Packen 😀 😉
    Vielen lieben Dank für die schönen Wünsche, ich freue mich auch so – obgleich die Freude Freitag im Flieger dann sicher noch mehr aufkommt, momentan bin ich, wie immer, einfach nur – gestresst 😉
    Im übrigen habe ich mir schon eine Liste gemacht an L’Erbolario-Düften, die ich noch testen mag – das war für mich im Frühjahr die Entdeckung. Du hast ja, glaube ich auch, diese holzige Birne, gell? Den hatte ich mir auch gekauft sowie Papavero Soave, der mich entfernt an mein Sonnenscheinchen Lalibela erinnert. Für den Preis finde ich die Düfte unschlagbar, ich möchte bei einigen jetzt doch nochmals näher hinschauen. Darüber könnte ich in der Tat mal berichten 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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