Die Anthology-Collection…

… von Penhaligon’s war ja schon mehrfach Thema hier im Blog – dieser Tage wurde sie um zwei neue Düfte erweitert, die ich in den Neuigkeiten schon angekündigt hatte:

Penhaligon’s erweitern ihre Anthology-Collection, welche sich der Wiederauflage von alten Klassikern des 1870 gegründeten Hauses widmet, um zwei neue (alte) Düfte: Eau Sans Pareil, das „Wasser ohne Gleichen“ und Esprit du Roi, des Königs Geist. Eau Sans Pareil stammt ursprünglich aus dem Jahr 1988 und wird verschiedentlich beschrieben – einerseits als aromatischer Fougère, dann wieder als Chypre, da werden wir uns wohl noch ein bisschen gedulden müssen, bis mehr Informationen durchdringen. Esprit du Roi aus dem Jahre 1983 soll seine Überarbeitung keinem anderen als Bertrand Duchaufour verdanken und ist wohl ein klassischer holziger und zitronenlastiger Hesperidenjüngling.

Damals war alles demnach noch ein bisschen nebulös – heute wissen wir alles besser, da die Düftchen soeben erschienen sind. Beginnen wir mit Eau Sans Pareil:

„Originally created in 1988, Eau Sans Pareil has been transformed into a shimmering chypre. Opening with a giddy rush of sparkling fruits and sensual white flowers, Eau Sans Pareil is softened with sweet woods, elegant oakmoss and musks. Powdery, wistful and romantic.“

1988 ist noch nicht allzu lange her – dass die 80er auch Gutes zu bieten hatten kann man an dem 80er Revival der letzten Jahre ablesen. Und Eau Sans Pareil nochmal aufzulegen war in der Tat auch keine schlechte Idee, aber zuerst einmal die Ingredienzen: Kopfnote: Aldehyde, Neroli, Mandarine, Kumquat, Himbeere, Ananas, Zypresse, rosa Pfeffer, Tagetes; Herznote: Jasmin, Damaszener Rose, Maiglöckchen, Iris, Ylang-Ylang, Orangenblüte, Lakritze, Gewürznelke; Basisnote: Patchouli, Vetiver, Zedernholz, Moschus, Vanille, Labdanum, Benzoeharz, Ambra.

Puh, eine ganz schöne Liste. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass das sehr wahrscheinlich kein Fougère-Duft ist und auch nicht unbedingt in die Herrenecke einzusortieren. Vollkommen korrekt – Eau Sans Pareil ist ein Chypre, und ein sehr netter dazu: Die Kopfnote zeigt sich übermütig fruchtig und zitrisch und bitzelt und prickelnd, dass es eine große Freude ist. Mit den deutlich vernehmbaren Ananasanklängen und der ebenfalls präsenten Himbeere fühle ich mich sofort an irgendeinen Fruchtcocktail mit tropischem Einschlag erinnert, dem ordentlich Schampus innewohnt.

Jene luxuriöse Weinseligkeit wird umgehend von einem pudrig-floralen Herzen aufgefangen: Rosige Frische, von Maiglöckchen zart untermalt, erdige Iriswurzel sowie Orangenblüte und Ylang-Ylang, welche mit ihrer fruchtig-floralen Süße die Kopfnote umgarnen. Die Basis ist ausladend und von holzig-harziger Wärme, während Gewürznelke und Lakritze keck im Hintergrund für würzig-scharfe Kontraste sorgen.

Ein wirklich netter Chypre – nicht für jeden Tag weil von dominanter Präsenz und eher etwas für den Abend. Allerdings finde ich die Kombination eines floralen Chypres mit diesen unverschämt sommerlichen Fruchtnoten im Kopf toll und spannend. Wer einen Fingerzeig haben möchte – eine Amour Fou zwischen Parfum d’Empires Eau de Gloire und Parfums MDCIs Le Rivage des Syrtes von Patricia de Nicolaï.

Weiter geht es mit Esprit du Roi:

„Originally created in 1983, Esprit du Roi returns as a lush woody citrus, heady with swirling scented foliage. Fresh tomato leaf, mint and raspberry leaf are combined with rich florals, warm woods and potent musks to create this masterpiece of contrasts.“

Von Esprit du Rois Parfumeur hat man, im Gegensatz zu Beverly Bayne, aus deren Phiole Eau Sans Pareil entstieg, schon viel gehört – es ist, wie oben schon erwähnt, Bertrand Mister Omnipräsent Duchaufour, was die Erwartungshaltung gleich steigert.

Die Ingredienzen: zitrische Noten, Bergamotte, Mandarine, Zitronatzitrone, Minze, Tomatenblätter, Davana, Aldeyhyde, Kardamom; Herznote: Gewürznelke, Geranium, Ylang-Ylang, Jasmin, Geißblatt; Basisnote: Vetiver, Zedernholz, Sandelholz, Patchouli, Himbeere, weißer Moschus, Ambra, Eichenmoos und irgendein, pardon, absurder „African Stone“.

Bloß ein einfacher Zitronen-Holzling? Nein, natürlich nicht bei und mit Herrn Duchaufour. Auch Penhaligon’s haben mit dem vor ein paar Tagen erwähnten Opus 1870 schon ganz anderes abgeliefert als ein profanes Zitruswässerchen.

Einen bunten Sack voll schöner Dinge versammelt er, der Geist des Königs und lässt dabei die Impression einer königlichen Gartenanlage vor meinem inneren Auge auferstehen, gerne auch einer englischen. Schillernder frischer Kardamom, kräuterig-krautige Anklänge, eine dunkelgrüne minzige Frische ausstrahlend und von funkelnden Hesperidensternen beschienen fällt der Blick auf satt-grünen Rasen, von mächtigen alten Bäumen gesäumt. Ein ruhiger, majestätischer Duft voller Understatement, der nur auf einen geeigneten Träger wartet.

Herr Duchaufour scheint ganz in seinem Element – erst neulich bescherte er uns schon Jardin du Poète, den herrlichen sizilianischen Garten, Rezension siehe hier. Und kommt jetzt scheinbar erst richtig in Fahrt – weiter so, weiter so! Ich für meinen Teil werden den Duchaufours so schnell nicht müde.

In diesem Sinne –

viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Ananas von Alvesgaspar, Stourhead, The Pantheon and the Lake von Neil Kennedysome rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie die Anthology-Collection von Penhaligon’s in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert