Acqua del Garda Nr. 4 – Eine Ode an den Weinbergpfirsich …

ist er, der vierte und (vorerst) letzte Duft der Italiener vom Gardasee:

„Am Ostufer des Sees schickt uns die vierte Duftroute entlang, von Lazise bis nach Collebeato, wo auf dem Weg ein kleines Örtchen namens Bussolengo liegt, das bekannt ist für seine Pfirsiche.

Die Nr. IV zollt diesen Tribut und zeigt sich als hinreißender Damenduft, der von dem Duft deliziöser Weinbergpfirsiche und normaler Pfirsiche lebt. Reife, leuchtend roten Erdbeeren, saftige Mandarine und ein Hauch Popcorn runden das Früchtestillleben gekonnt ab – eine romantische und sinnliche Verführung, der zu widerstehen ganz und gar unmöglich ist.“

Wer ist noch ein Fan? Ich gestehe, ich liebe Weinbergpfirsiche. Und habe den Eindruck, dass sie erst seit ein paar Jahren vermehrt in den Obst- und Gemüseabteilungen der gängigen Supermärkte erhältlich sind. Als ich Kind war, glaube ich, dass ich lediglich in den Genuss normaler Pfirsiche gekommen bin. Wann ich den ersten Weinbergpfirsich gegessen habe, weiß ich nicht mehr – aber seitdem war es um mich geschehen. Er gehört zu den Obstsorten, die ich zur Saison immer zu Hause habe, und gerne auch im mengenmäßig ordentlichen Plural. Ich mag ihn lieber als seinen Verwandten, sein Geschmack ist delikater, herb-süß und intensiv, das Fruchtfleisch angenehmer, so zumindest empfinde ich das.

Ursprünglich stammt er aus China, wo er „Sing“ genannt wurde, die Perser brachten in dann nach Griechenland, wo er von den Römern entdeckt wurde, die ihn dann weiter im europäischen Raum einführten. Heute kommt er vornehmlich aus Spanien oder eben aus Italien, aber auch in Deutschland wird er angebaut – wir erinnern uns: Es gibt ja auch und gerade bei uns einige sehr große und gute Weinlagen, z.B. die Mosel, die Pfalz, das Frankenland. Dort wurde der Plattpfirsich, wie man ihn auch nennt, zwischenzeitlich fast vergessen – bis man sich vor 30, 40 Jahren auf ihn besann, weil man vor der Frage stand, wie man nicht genutzte Weinbauflächen vor dem Veröden schützen könnte. Er diente also unter anderem auch der Landschaftspflege – und hielt so Einzug in unsere Küchen und Speisepläne. In der Süddeutschen gibt es einen älteren, aber lesenswerten Artikel zu diesem Steinobst, das den Weinbergpfirsich mit dem Trend zu alten Obstsorten in Verbindung bringt, den man ja unter anderem auch von Äpfeln und Co. kennt – lest hier.

Pfirsich & Parfums

Ob nun Weinberg- bzw. Plattpfirsich oder sein „normaler“ Verwandter – Pfirsichdüfte sind nicht soo häufig, wie man vielleicht denken mag, handelt es sich doch eigentlich um eine relativ gängige Frucht. Auf den üblichen Foren und in den Online-Duft-Communities ist die Frage keine seltene – welche Düfte gibt es auf dem Markt, die ausgeprägte und dominante Pfirsichnoten besitzen?

Als einer der ersten Düfte wird immer Geza Schöns Duft GS 01 für biehl Parfumkunstwerke genannt, der oftmals auch als „Dosenpfirsich“ bezeichnet wird von einigen Liebhabern, sowie Keiko Mecheris Peau de Pêche. Wir haben in unseren Themenseiten im Shop auch eine zum Pfirsich erstellt – seht hier. Forbidden Games von by Kilian ist hier auch enthalten, der auch in einem Interview mit Arnd Henning Heissen erwähnt wird, dem Barkeeper der Parfüm-Bar „Fragrances“ im Berliner The Ritz-Carlton, der Ihr unbedingt einen Besuch abstatten solltet, wenn Ihr das nächste Mal in der Hauptstadt weilt. Im Nischenduftbereich wird es dann aber auch schon übersichtlich, mir fällt noch Kiste von Slumberhouse ein und der mittlerweile eingestellte Pêche de Vigne von Molinard und, ein echtes Schätzchen, genauso wie das Original für den Mann – LA Dandy von Parfums d’Orsay. Was den Mainstreammarkt angeht, fällt mir natürlich Guerlains Mitsouko ein sowie Badgley Mischka, der Signature, der leider discontinued ist genauso wie Mira-Baï von Chopard. Scent for Her von Boss hat ebenfalls eine deutliche Pfirsichnote. Das war es dann aber eigentlich auch schon – dafür, dass Pfirsich doch auch in vielen Pflegeprodukten auftaucht, und zwar unabhängig von deren Preisklasse, ist die Ausbeute nicht allzu groß, oder nicht?

Selbstredend bleibt allerdings der Umweg über Osmanthus(düfte), duften diese Blüten doch auch häufig nach Pfirsich, seltener nach Aprikose.

Itinerario Olfattivo IV – eine Ode an den Weinbergpfirsich

Kommen wir aber wieder zurück zu unserem Duft, zu Itinerario Olfattivo IV, dem vierten Duft von Acqua del Garda, der folgende Duftnoten präsentiert: Kopfnote: Veilchen, Erdbeere, Mandarine; Herznote: Neroli, Pfirsich, Popcorn; Basisnote: Pfirsich, Patchouli, Moschus.

Duft No. 4 startet mit einem seidig-samtigen Veilchen, von saftig-süßer Mandarine und heiterem Neroli begleitet. Erdbeere/n nehme ich, zumindest auf meiner Haut, nur dezent wahr, ich hätte sie nicht entdeckt, wenn ich die Beschreibung nicht vor mir gehabt hätte. Dafür bahnt sich alsbald der Pfirsich seinen Weg, und zwar auf ganz wunderbare Weise: Fruchtig, saftig und köstlich lockt er mit seiner sanften Süße, von einer sachten Popcornnote verfeinert. Und scheint ewig zu halten … Auf meinem Handgelenk verbleibt Itinerario Olfattivo sehr lange in diesem Stadium, lässt das Veilchen hin und wieder auf moderne Art, pudrig-erdig und keinesfalls madamig, untermalt von einer weichen, sinnlichen Cremigkeit.

Ich hatte bereits in meiner ersten Rezension zu Acqua del Garda erwähnt, dass dieser Pfirsich sogleich bei mir eingezogen ist, nachdem ich ihn erstmalig getestet hatte. Ich mag ihn sehr sehr gerne, obschon er eigentlich nicht meinem typischen Beuteschema entspricht, bin ich doch eher maskulin angehauchten Kandidaten zugeneigt, herb-frischen oder auch dunkleren Gesellen. Itinerario Olfattiv IV hat nichts davon, es ist ein lebensfroher, junger Duft, weiblich und voller Heiterkeit und Freude, von sonnigem Gemüt. Und dennoch – oder gerade deswegen: Ich finde ihn toll. Er verfügt nicht über einen überaus komplexen Duftverlauf, offeriert aber eine so schöne Pfirsichnote, die weder quietschig ist noch „In your Face“, wie ich zu sagen pflege. Ich bin mir sicher, dass er vielen Frauen, für die er zweifelsohne bestimmt ist, gefallen wird, darüber hinaus das Ende der Suche für einige Pfirsichfans da draußen bedeuten dürfte.

Viele liebe Grüße

Eure Ulrike, die heute nicht nur nach Weinbergpfirsich duftet, sondern auch fleißig ebensolche vertilgt 😉

 

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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