Oudian von Pernoire – wie duftet Dominanz?

Was bei dem Duft Oudian von Pernoire heute auf mich zukommt, kann ich selbst noch nicht ganz genau einschätzen. Denn eine Ingredienz der jüngsten Kreation des Schweizer Nischenduftlabels von Nico Mannino und Robin Dünner ist eine Frucht, die polarisiert wie kaum eine andere: die Durian. Doch beginnen wir am Anfang. Pernoire ist regelmäßigen Lesern dieses Blogs mit Sicherheit bekannt, denn die Marke begleiten wir hier bereits seit ihren Anfängen bei Aus Liebe zum Duft.

Oudian von pernoire – Nischenduft mit Oud und Durian, Flakon vor aufgeschnittener Durianfrucht

Eine ganze Reihe von Beiträgen sind in den letzten zwei Jahren hier im Duft-Tagebuch zusammengekommen. Die Kollektion des Schweizer Labels ist mittlerweile auf zwölf Kreationen angewachsen und, bis auf unseren heutigen Kandidaten, habe ich euch alle auf diesem Blog vorgestellt. Ein besonderes Highlight ist meiner Ansicht nach auch das zweiteilige Interview, dass ich mit den Markengründern Robin Dünner und Nico Mannino führen durfte:

Durian – Königin der Früchte

Die Durian (Durio zibethinus) stammt ursprünglich aus Südostasien und wird dort schon seit Jahrhunderten kultiviert. Ihren Beinamen „Königin der Früchte“ trägt sie wegen ihrer beeindruckenden Größe – sie kann bis zu drei Kilogramm schwer werden – und ihres unverkennbaren Aromas. Botanisch gehört sie zur Familie der Malvengewächse und wächst an hohen, immergrünen Bäumen, die an das tropische Klima Malaysias, Thailands oder Indonesiens perfekt angepasst sind.

Oudian von pernoire – Duftflakon auf Schachbrett mit weißen Figuren, Symbol für Macht und Dominanz

Charakteristisch ist die mit harten Stacheln besetzte Schale, die ein weiches, butterartig-cremiges Fruchtfleisch in intensivem Gelb umhüllt. Genau dieses Fruchtfleisch ist es, das so polarisierend wirkt. In Südostasien wird es für seinen süßlich-nussigen, manchmal an Vanille, Mandeln oder karamellisierte Zwiebeln erinnernden Geschmack gefeiert und als Delikatesse gehandelt. Für viele westliche Konsumenten ist der Duft der Durian jedoch eine Herausforderung – schwefelig, hefig, fast käsig. Der Geruch der auch als Stinkfrucht bezeichneten Durian ist für viele so unerträglich, dass in Hotels und öffentlichen Verkehrsmitteln einiger asiatischer Metropolen ein Mitnahmeverbot ausgesprochen wurde.

Doch der alarmierende Duft der Frucht hat auch einen praktischen Nutzen: Bestimmte flüchtige Schwefelverbindungen der Durian werden Flüssiggas beigemischt, damit austretendes Gas sofort erkannt wird. Was eigentlich eine gute Idee ist, hat in der Praxis schon mehrfach zu Fehlalarmen und Evakuierungen geführt – etwa wenn in Paketen verschickte Durian-Früchte den Eindruck erweckten, es handle sich um ein Gasleck.

Oudian von Pernoire – eine olfaktorische Herausforderung?

Der Parfümeur Andreas Wilhelm – bekannt für seine markanten Kreationen – ist für die olfaktorische Umsetzung von Oudian verantwortlich. Hierfür kombinierte er fruchtige Noten, Safran, tropische Früchte, Szechuanpfeffer, Labdanum (Zistrose), Weihrauch, Adlerholz (Oud), Leder und Vetiver. Pernoire widmet sich mit dem Parfum der Dominanz – und so sind die Rohstoffe Oud und Durian nicht zufällig gewählt. Beide besitzen eine Ausstrahlung, die keinen Widerspruch zulässt – majestätisch, kraftvoll, polarisierend. Oder wie das Schweizer Label selbst sagt: „Wer dominiert, zerbricht Hindernisse und geht seinen Weg mit unerbittlicher Präsenz. Jede Geste zeigt Macht, jede Entscheidung Stärke. Oudian, benannt nach den Hauptakteuren, ist eine Kurzform für Oud-Durian – eine Metapher für unangefochtene Dominanz.“

Oudian von pernoire – Flakon mit König-Schachfigur als Symbol für Dominanz

Wie duftet Oudian von Pernoire?

Oudian startet mit animalisch-indolischen Noten, die von einer feinen, tropisch anmutenden Fruchtsüße untermalt sind. Das Oud ist von Anfang an recht markant und verbindet sich mit würzigem Safran und feinem Leder zu einer spannenden Mischung, die von intensiven, fruchtig-süßen und zugleich schwer einzuordnenden Nuancen begleitet wird. Mal tritt die Süße mehr in den Vordergrund, mal die würzig-ledrigen und animalischen Facetten. Dabei bleibt das Parfum in meinen Augen immer ausgewogen und harmonisch. So schwierig und dominant die einzelnen Rohstoffe auch sein mögen, in dieser Komposition wurden sie hervorragend miteinander in Einklang gebracht.

Oudian von Pernoire ist ausdrucksstark und ungewöhnlich, ohne dabei in irgendeiner Form unangenehm zu sein, was man bei der Verwendung von Durian vielleicht erwarten würde. Die fruchtig-liebliche Süße mit säuerlichen Anklängen ist goldgelb, exotisch anmutend, erinnert mich entfernt an Mango mit vanilligen Untertönen. Der starke Kontrast zu den dunklen, ursprünglichen Noten von Oud evoziert eine Extravaganz und Spannung, die diese Kreation absolut besonders und einzigartig machen. Im weiteren Verlauf wird der Duft sanfter, die dunklen, animalischen Akzente treten in den Hintergrund und süßes Labdanum, kühler Weihrauch und cremiger Vetiver nehmen ihren Platz an der Seite der Tropenfrüchte ein.

Ist Oudian alltagstauglich?

Oudian ist ein eigenwilliger und ungewöhnlicher Mix aus animalisch-indolischen Nuancen und exotisch-fruchtiger Süße, der Präsenz und Ausdrucksstärke zeigt, aber auch eine unglaublich spannende und ausgewogene Komposition. Wer glaubt, Oudian sei nur ein brachialer Kracher, irrt sich. Der Duft ist besonders und prägnant, zeugt aber auch von einer sehr ausgeglichenen und harmonischen Eleganz und ist niemals too much.

Wann trägt man Oudian am besten?

In meinen Augen ist die Kreation von Pernoire eher etwas für spezielle Anlässe, für den Abend oder für den Fall, dass man mit seinem Duft ein Statement setzen und auffallen möchte. Für Büro und Alltag würde ich das Parfum eher nicht empfehlen. Jahreszeitlich sehe ich Oudian als olfaktorisches Highlight in Herbst und Winter. Eine weitere außergewöhnliche Komposition des Schweizer Nischenduftlabels, der Lust auf all das macht, was da in den nächsten Jahren von pernoire noch kommen mag.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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