Ohsphalte und I Hate Rose von OHTOP – Liebe und Hass

Nachdem ich Euch in meinem letzten Beitrag Paranoïaque von OHTOP – Olfaktorische Garderobe aus Paris bereits die Marke OHTOP selbst näherbringen und auch einen ersten Duft vorstellen durfte, geht es heute direkt weiter mit den beiden Eaux de Parfum Ohsphalte und I Hate Rose.

OHTOP – Ohsphalte

Ohsphalte – Urbane Leidenschaft

Eine meiner Lieblingsparfümeurinnen ist für die Kreation von Ohsphalte zuständig, nämlich Anne-Sophie Behaghel, die mich schon seit Längerem mit ihren herrlichen Kompositionen begeistert. Zusammen mit ihrer Kollegin Amélie Bourgeois, deren Parfums ich ebenfalls liebe, sowie einiger weiterer Parfümeurinnen betreibt Behaghel die Duftschmiede Flair Paris, aus der schon so mancher olfaktorische Schatz entsprungen ist.

Ich erinnere beispielsweise an die drei Kreationen Sugar Addict, Dirty Heaven und Sin & Pleasure von BORNTOSTANDOUT, die drei Parfümeurinnen aus dem Studio Flair Paris erschaffen haben und die einfach nur himmlisch waren. Ich hoffe sehr, dass Ohsphalte ähnlich wunderbar ist wie diese Kompositionen und auch wie Paranoïaque, der mich ja auch schon in meinem letzten Beitrag begeistert hat.

Für Ohsphalte sollte Anne-Sophie Behaghel folgende Inspiration olfaktorisch umsetzen: „Romeo ist süchtig nach dem Duft von Asphalt und allem, was er verkörpert: urbane Modernität, Straßen, die Menschen verbinden, aber auch Verschmutzung, Staub und menschliche Exzesse.“

OHTOP – Ohsphalte

Von heißem Asphalt und glühender Hitze ist die Rede im Pressetext, von einem schwarzen Lederoverall, vom ultramodernen, urbanen und raffinierten Universum von OHTOP. Das klingt doch spannend! Auch die Duftnoten lesen sich durchaus verlockend: Iris, Orangenblüte, Amyris, Guajakholz, Patchouli, Cashmeran, Labdanum (Zistrose) und weißer Moschus. Im Pressematerial ist außerdem von einem Beton-Akkord die Rede.

Duftender Beton – Ohsphalte

Liebliche und recht fruchtige Orangenblüten treffen auf luftig-molekülige und trockene Noten – eventuell der besagte Beton-Akkord? –, auf zart-rauchiges Guajakholz und eine sanfte Puderiris. Wie auch schon Paranoïaque wirkt Ohsphalte sehr leicht und luzide und besitzt darüber hinaus deutliche Molekülfacetten, die schwer greifbar und ätherisch anmuten.

Patchouli bringt sanft-erdige und cremige Holznuancen in die Komposition, begleitet von der samtigen Wärme von Amyris. Das Zusammenspiel von Hölzern, Orangenblüten und Iris evoziert einen Duft, den ich durchaus als mineralisch bezeichnen würde. Mich erinnert er an warmen Sand. Die Zistrose bringt eine gewisse Süße in die Kreation, während der Moschus die Puderakzente intensiviert.

OHTOP – Ohsphalte

Ohsphalte von OHTOP ist ein pudrig-holziger und lieblicher Mix aus Hölzern und Blüten. Schwertlilie und Orangenblüte sind deutlich wahrnehmbar und verleihen der Kreation üppig pudrige und fruchtig-florale Nuancen, die von molekülig-warmem Cashmeran und sanften Holzfacetten abgerundet werden. Die mineralischen Akzente nehme ich eher untermalend und sehr dezent wahr. Die Präsenz würde ich als mittel einstufen, die Haltbarkeit ist gut. Perfekt für alle, die Iris, Orangenblüte und Hölzer in Kombination lieben und moleküligen Düften offen gegenüberstehen. Es ist ein fein ausbalancierter und luzider Duft, den ich eher der wärmeren Jahreszeit zuordnen würde. 💚

I Hate Rose – Florale Abneigung

Der Name darf als Statement angesehen werden: I Hate Rose. Romeo Oh macht seine Abneigung der Königin der Blumen gegenüber sehr deutlich. Trotzdem hält ihn diese ablehnende Haltung in puncto Rose nicht davon ab, einen eigenen Rosenduft mit in seine Kollektion aufzunehmen. Er wollte eine Rose erschaffen, in deren Duft er sich verlieben konnte.

Diese Aufgabe übertrug er der Parfümeurin Amélie Bourgeois, die aus den Duftnoten Bergamotte, Paprika, rosa Pfeffer, Mandarine, Geranium, Himbeere, tropische Früchte, Rhabarber, Rose, Schwarze Johannisbeere, Ambroxan, Cashmeran, Treibholz und weißer Moschus eine moderne, innovative und andersartige Kreation rund um das Thema Rose komponierte.

OHTOP – I Hate Rose

Großartige Kreationen entstehen oft, wenn uns etwas so sehr missfällt, dass wir es in etwas anderes verwandeln. Die Umwandlung ist ein wahrer Akt der Schöpfung. Romeo mag den natürlichen Duft von Rosen nicht, also wollte er einen Weg finden, ihn in ein Parfüm zu verwandeln, das er liebt. Eine Metapher für das Vertrauen in unsere Dualität und das Festhalten an unserer Kreativität.

Rose im Wandel

Die Rose gibt sich von Beginn an in dem Eau de Parfum zu erkennen, begleitet von einer zitrisch-herben Schärfe, die vermutlich der Paprika und dem Pfeffer zuzuordnen sind. Doch bald schon wird die Kreation sanfter und weicher. Die molekülige Puderwärme von Ambroxan und Cashmeran zeigt sich früh im Duftverlauf, allerdings zunächst nur untermalend. Fruchtig-florale Nuancen von luzider Rose und spritzig-säuerlichen Früchten stehen im Zentrum der Kreation.

Das Geranium lässt einen Hauch von grünlicher Kühle durch die Komposition wehen, während die charakteristischen Akzente von Rhabarber deutlich erschnupperbar sind. Im Ausklang nehmen die Noten von Ambroxan und Cashmeran Fahrt auf, obgleich der Duft insgesamt leichter, luftiger und transparenter wird. I Hate Rose klingt mit sanften, fruchtig-floralen, trocken-holzigen und pudrig-luziden Nuancen aus.

OHTOP – I Hate Rose

I Hate Rose ist ein wunderschöner, luftig-sommerlicher und fröhlicher Rosenduft, untermalt von Früchten und pudrig-holzigen Facetten, der sehr modern, elegant und sonnig wirkt. Wer die Kombination aus strahlender, nicht allzu süßer Rose und spritzigen Früchten liebt, der sollte sich dieses Eau de Parfum unbedingt auf seine Must-try-Liste setzen. Von mittlerer Präsenz und mit einer guten Haltbarkeit versehen, ist I Hate Rose ein angenehmer Begleiter für jede Gelegenheit in Frühling, Sommer und an wärmeren Herbsttagen. Auch für Rosen-Einsteiger und -Skeptiker durchaus geeignet. ❤️

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert