Tyrenum und Akragas von Tiziana Terenzi – Reise ans Meer

Dieser Tage geht es Schlag auf Schlag und täglich kommen neue tolle Düfte in den Shop von Aus Liebe zum Duft. Meine Rezensionsbox ist wieder prall gefüllt und es fällt mir fast schon schwer mich zu entscheiden, welche olfaktorischen Schätze ich Euch denn nun zuerst vorstelle. Für meinen heutigen Artikel habe ich mich für zwei neue Kreationen von Tiziana Terenzi entschieden – Tyrenum und Akragas –, mit denen uns die quirlige Italienerin einmal mehr ihre Heimat näherbringt.

Bei Agrigent, Sizilien
Photo by Roger Lipera on Unsplash

Süditalien ist unser Ziel heute. Einmal die Ferse des italienischen Stiefels, einmal das südliche Sizilien. In beiden Fällen bezieht sich Tiziana Terenzi auf Städte, die auf eine beachtliche Geschichte bis weit hinein in die Antike zurückblicken können.

Tyrenum – Apuliens Zauber

Tyrenum ist eine Hommage an die süditalienische Region Apulien, die viel von Euch sicherlich von den bekannten spitzdachartigen Trulli-Bauten rund um Ostuni kennen. Tiziana Terenzi bringt uns allerdings in eine andere Ecke der dieser wunderschönen Gegend. Etwas über hundert Kilometer nordöstlich am Meer gelegen, beginnt unsere Duftreise am heutigen Tage in Trani, einem kleinen Küstenort, der zur Zeit der römischen Antike noch „Turenum“ hieß. Zauberhaft ist der Hafen der Stadt mit seinen unzähligen Jachten, Segelbooten und Fischerbooten. Direkt am Meer liegt auch die kalksteinweiße Kathedrale, deren wunderschöne Architektur den besonderen Zauber des Hafens von Trani noch verstärkt.

Auf einer ihrer zahlreichen Reisen durch ihr Heimatland muss das Geschwisterpaar Tiziana und Paolo Terenzi in eben jenem Örtchen vorbeigekommen sein. Der Duft der salzigen Meeresluft, die Sonne Süditaliens, die azurblaue Adria, die strahlend weiße Kulisse der Küstenstadt inspirierten die Terenzis zu der Kreation Tyrenum, für die sie die Duftnoten Bergamotte, Orange, Grüntee, Osmanthus, Karamell, Schwarzer Pfeffer, Rosa Pfeffer, Kardamom, Hölzer, Patchouli, Moschus, Ambra und Vanille vereinten.

Hafen von Trani, Apulien
Photo by Diego Geraldi on Unsplash

Tyrenum fängt die Essenz der Meeresbrise an Sommerabenden am Meer bei Sonnenuntergang ein, süß, romantisch, unvergesslich.

Adria am Abend

Auch wenn diese nicht explizit in den offiziellen Duftnoten genannte sind, startet Tyrenum mit satten salzigen Noten in den Duftverlauf. Herbe und spritzige Zitrusfrüchte untermalen die Salzigkeit, ebenso wie eine feine Osmanthuscremigkeit, der liebliche Pfirsichnoten innewohnen. Maritim mutet das Extrait de Parfum an und ist damit weit entfernt von den in konventionellen Düften gerne vertretenen aquatischen Duschgelakzenten.

Nein, Tyrenum ist salzig, trägt Sonnencremenoten in sich und eine samtige Aura, die für mich perfekt jene blaue Stunde der Dämmerung widerspiegelt, wenn die Sonne gerade hinter dem Horizont versunken ist und die Welt in ein ganz besonderes, fast schon mystisches Licht getaucht wird. Warme Hölze, pudriger Moschus und sanfte Ambra verleihen dem Ausklang von Tyrenum behagliche Akzente.

Tiziana Terenzi – Tyrenum

Tyrenum von Tiziana Terenzi verzaubert mit wunderschön salzigen Noten, frischen Zitrusfrüchten, Gewürzen und einer warm-holzigen Basis und ergibt so eine maritim angehauchte Kreation, die gänzlich ohne aquatische Wassernuancen auskommt. Sehr stimmig, harmonisch und auch für Meeresduft-Skeptiker oder -Neueinsteiger durchaus perfekt geeignet. Die Präsenz würde ich als gut einstufen, ebenso die Haltbarkeit. Ideal sommerliche Temperaturen und für Büro und Alltag. 🙂

Akragas – Siziliens Süden

Weiter geht die Reise vom an der Adria gelegenen Apulien auf die Insel Sizilien. Ganz im Süden, in der Nähe der strahlend-weißen Kalksteinterrassen Scala dei Turchi, liegt die Stadt Agrigent, die ehemals unter dem Namen Akragas bekannt war. Hier findet sich das „Tal der Tempel“, in welchem man zahlreiche Ruinen aus der griechischen Antike bewundern kann, denn die heute italienische Insel war in der Antike von den Griechen kolonialisiert worden – wie viele weitere Teile des südlichen Italiens.

Auch in Akragas ist Salz ein bestimmender olfaktorischer Faktor. Der Pressetext betont explizit einen großen Salzstollen in der Nähe der Stadt. Kurze Recherchen ergaben, dass es sich hierbei um jenen bei Realmonte handeln muss, der so groß ist, dass die Stollenarbeiter gar eine unterirdische Kathedrale aus dem Salz herausgearbeitet haben.

Mit den Duftnoten Myrte, Seegras, Grapefruit, Neroli, Salzige Noten, Zedernholz, Thymian, Geranium, Moschus, Benzoeharz, Patchouli und Vanille setzt Tiziana Terenzi die einzigartige Macchien-Landschaft Südsiziliens olfaktorisch um.

Macchie oder Meer?

Grünlich und krautig zeigt sich der Auftakt von Akragas, mit den herben und kantigen Noten von Myrte und Thymian. Auch die jodhaltigen Akzente des Seegrases erahne ich bereits, von einer gewissen würzigen Schärfe durchzogen. Nach und nach zeigen sich kühle, salzige Nuancen und aromatisch-intensive Zedernnoten, die dem Duft Tiefe und Volumen verleihen.

Dass der namensgebende Ort nicht an der Küste, sondern etwas im Landesinnern liegt, wird in Akragas hervorragend dargestellt. Denn die salzigen Anklänge der Kreation tragen für mich nur wenige Meeresnuancen in sich, sondern spiegeln vielmehr den Salzstollen und die Macchie wider, die die Landschaft des südlichen Siziliens prägt. Mit würzigen und krautigen Salznoten klingt Akragas nach einer langen Zeit allmählich aus.

Tiziana Terenzi – Akragas

Akragas von Tiziana Terenzi ist ein würziger und krautig-salziger Duft, der mit üppiger Myrte, mit scharfem Thymian und aromatischer Zeder aufwartet. Eine kantige und eigenwillige Kreation, die herb, maritim angehaucht und überaus mediterran wirkt und dies ganz ohne die sonst typischen und oftmals Cologne-artigen Zitrusfruchtanklänge, die Mittelmeerdüfte sonst ja gerne in sich tragen. Präsenz und Haltbarkeit würde ich als mittel einstufen. Für alle, die salzige und vom Ozean inspirierte Düfte lieben, die der Schönheit Siziliens verfallen sind und herb-krautige Kreationen bevorzugen, könnte Akragas der perfekte Sommerduft sein. 🙂

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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