Haltane und malagasy – auf dem Pferderücken nach Madagaskar

Haltane von Parfums de Marly und malagasy von Miller et Bertaux sind zwei wundervolle Parfums, die ich mir heute einmal näher anschaue. Und es wird spannend, denn heute schlage ich einen weiten Bogen: von männlicher Eleganz im Hofstaat des 18. Jahrhunderts bis hin zu exotischen Gewürzen des zweitgrößten Inselstaats der Welt – Madagaskar.

Haltane zeigt Kontraste

Parfums de Marly muss ich niemandem mehr vorstellen. Das Haus ist seit vielen Jahren regelmäßig im Duft-Tagebuch vertreten und ist mit seinen intensiven und lang anhaltend formulierten Kreationen durchaus erfolgsverwöhnt. Und das zurecht, wie ich finde.

Die Marke kündigt Haltane im englischen Pressematerial als „Chiaroscuro portrait of a gentleman“ an. Chiaroscuro oder Clair-obscur ist ein Element in der Malerei. Durch kontrastreiche, helle und dunkle Bereiche werden Räumlichkeit sowie dramatische Effekte erzielt und nicht zuletzt eine besondere Stimmung erzeugt. Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert beliebt bei großen Meistern wie Leonardo da Vinci, Caravaggio, Rembrandt und weiteren. Solche Licht- und Schatteneffekte in einem Parfum darzustellen, finde ich eine großartige Idee.

Haltane – Parfums de Marly

Wie gewohnt bei Parfums de Marly wird hierbei aber kein historisierendes Werk herauskommen, das einer längst vergangenen Epoche nacheifert. Die Düfte, die unter der Ägide von Kreativdirektor Julien Sprecher entstehen, sind immer modern.

„Eine ganz bestimmte Vorstellung von männlicher Eleganz, wo der Esprit eines modernen Lebemannes auf den kultivierten Hedonismus der Gentlemen trifft, die von Ludwig XV. zu privaten Soirées ins Château de Marly geladen wurden.“

Ich kann nicht länger warten und sprühe ihn mir auf den Teststreifen. Wow! Schön holzig, und gleich ist auch Oud da! Ein krautiger Kopf mit deutlich herber und zitrischer Bergamotte sowie krautigem Lavendel. Das ist das Lichtspiel. Dagegen stehen Hölzer, Safran, weiches Leder, dazu zurückhaltendes, westlich interpretiertes Oud und werfen eindrucksvolle Schatten.

Normalerweise bekomme ich auf der Haut immer die Basisnoten um die Ohren gehauen. Nicht aber hier. Anhaltende, krautige Frische, von Beginn an dominant und kräftig, erst nach und nach verdunkeln Herz und Basis den Auftakt. Haltane ist aber nicht schwarz-weiß. Es gibt Schattierungen und Zwischentöne. Diese wurden in Form von weichen und leicht gourmandigen Tönen gefunden.

Haltane – Parfums de Marly

Die Duftnoten von Haltane

Kopfnote: Bergamotte, Lavendel, Muskatellersalbei
Herznote: Safran, Zedernholz, Gourmand-Noten, Hölzer
Basisnote: Patchouli, Vetiver, Moschus, Leder, Adlerholz (Oud)

Mir gefällt Haltane ausgesprochen gut. Der Mix aus hellen und dunklen Noten, Zitrusnoten, Oud und Gewürzen ist überaus edel und fein abgestimmt. Ein Duft für den Alltag mit Anleihen von klassischen Herrendüften. Trotz Ouds nicht zu kantig.

Malagasy von Miller et Bertaux – wilder Pfeffer

Miller et Bertraux ist eine der Marken, die wir schon lange bei Aus Liebe zum Duft haben. Für mich haben die Düfte immer etwas von Einfachheit, Kontemplation und angenehmer Unaufgeregtheit. Innerhalb der bereits minimalistischen Düfte gibt es eine weitere Serie noch stärker vereinfachter Parfums, die eine einzelne Zutat in den Mittelpunkt stellen. Los ging es damals mit menta y menta, hier von mir vorgestellt, sowie dem Nachfolger pimiento +++ (Notiz an mich: muss noch besprochen werden). malagasy ist also der Dritte im Bunde.

Miller et Bertaux – malagasy

Malagasy bezeichnet sowohl die Sprache als auch die Bevölkerung auf Madagaskar. Dort, auf dieser riesigen Insel, wächst ein wilder Pfeffer, der „Voatsiperifery“ genannt wird, von „voa“, dem madagassischen Wort für Frucht, sowie „tsiperifery“ dem einheimischen Namen der Pflanze. Diese kann bis zu 20 Meter hoch werden.

Voatsiperifery (Piper borbonense)
Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Pflanze mit dem lateinischen Namen Piper borbonense wächst wild und hoch in den Bäumen und bildet die oben abgebildeten Früchte aus, die optisch stark an Knallerbsen erinnern. Sie werden von den örtlichen Bauern von Hand gepflückt. Laut dieser Quelle sollen die Früchte einen erdigen und holzigen Geschmack besitzen, mit der Frische von zitrischer Blumigkeit.

Auf dem Streifen geht es gleich pfeffrig zu. Eingebettet in zitrische Noten nehme ich trockenen, scharfen Pfeffer und Gewürznelke wahr. Hinten heraus zeigen sich ebenfalls trocken anmutende Hölzer. Auf der Haut zeigt sich ein ähnliches Bild, jedoch runder, weniger scharf. Hier kommt nun auch die holzige Basis heraus – mit etwas Patschuli im Gepäck.

Miller et Bertaux – malagasy

Die Duftnoten von Malagasy

Kopfnote: Bergamotte, Rosa Pfeffer, Labdanum (Zistrose)
Herznote: Pfeffer, Muskatnuss, Gewürznelke
Basisnote: Zedernholz, Guajakholz, Patchouli, Moos

malagasy ist das Richtige für alle, die keine Hau-drauf-Intensität brauchen. Ein einfacher Pfefferduft, schlicht komponiert, nicht allzu komplex und dennoch frisch, würzig und trocken. Daumen hoch!

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert