402 und 601 von Bon Parfumeur – von Gewürzen geprägt

Mit den Kompositionen 402 und 601 von Bon Parfumeur tauchen wir – nach einem Ausflug in die Welt der Blüten und Beeren – heute in orientalische und holzige Duftgenüsse ab. Wie ich Euch in meiner letzten Rezension von vorgestern (nachzulesen hier) bereits verraten habe, hat die französische Marke Bon Parfumeur nicht nur ein Faible für sein Heimatland Frankreich, Nachhaltigkeit und Natürlichkeit, sondern auch für Ordnung und Struktur.

Düfte von Bon Parfumeur

Ich würde wetten, dass das japanische Aufräumwunder Marie Kondo ebenso begeistert von der Bon Parfumeurschen Systematik wäre wie ich – obschon uns in Aufräumdingen Welten trennen, denn ich verbreite in meinem Umfeld meist eher Chaos. Aber für den Kopf liebe ich es strukturiert, übersichtlich und gerne auch minimalistisch. Ganz im Sinne von Bon Parfumeur.

Ihr wisst sicher noch, dass die Kollektion Les Classiques einem ganz bestimmten Schema folgt. Es gibt eine Unterteilung in zehn verschiedene Duftfamilien, die farblich ganz klar voneinander unterschieden werden können. Jeder Familie ist eine bestimmte dreistellige Zahlenkolonne von 000 bis 900 zugeordnet. Die einzelnen Düfte innerhalb jeder Duftfamilie sind auch nochmal durchnummeriert. Das klingt auf den ersten Blick ungemein kompliziert, ist es aber gar nicht. Ich hab Euch das mal der Übersichtlichkeit halber in einer Tabelle geklöppelt und alle bei Aus Liebe zum Duft erhältlichen Kreationen verlinkt:

ZahlDuftfamilieFarbeDüfte
000CologneGraugrün001, 002, 003, 004
100FloralRosa101, 102, 103
200FruchtigGelb201, 202, 203
300WürzigRot301, 302
400OrientalischViolett401, 402
500GourmandPink501
600HolzigGrün601, 602
700AromatischBraun701, 702
800AquatischBlau801, 802
900SpezialSchwarz901, 902

402 – vanille, caramel, santal

402 ist nun also ein Eau de Parfum aus der orientalischen Duftfamilie, und zwar der zweite Duft, der in dieser Kategorie von der Marke lanciert wurde. Parfümeurin ist einmal mehr Corinne Cachen, von der wir vorgestern bereits die tropisch angehauchte Beeren-Blüten-Kombo 203 kennengelernt haben.

Bon Parfumeur – 402
402 von Facebook

Auf dem violetten Etikett des Flakons von 402 finden sich die drei olfaktorischen Hauptzutaten, die den Duft maßgeblich bestimmen: Vanille, Karamell und Sandelholz. Dazu kommen natürlich noch ein paar mehr, nämlich Apfel, Mandelblüte, Heliotrop, Zucker, Moschus, Benzoeharz und Toffee. Das klingt ziemlich leckerschmecker muss ich sagen und nach etwas, was ich auch als kulinarische Begleitung zum Kaffee nicht ablehnen würde. 😉

Ein sofortiger Nostalgietrip, Kindheitserinnerungen, die man nicht vergessen kann.

Bon Parfumeur

402 – Take a deep breath

Ein erster Schnupperer … wow, ich habe mich verliebt! Dunkel, würzig und hinreißend ist die Vanille, die so edel und elegant wirkt, unterstrichen von den feinen, an Mandelkaramell erinnernden Nuancen gerösteten Zuckers und Sahne, die 402 überaus köstlich machen. Auf dem Teststreifen nehme ich dezent medizinische Noten wahr, die auf meiner Haut gänzlich fehlen. Meine Epidermis verströmt eine gourmandig-würzige Wärme, von holzigen und balsamischen Nuancen begleitet.

Heliotrop und Vanille gehen ein betörendes und unwiderstehliches Bündnis ein, dem man sich kaum entziehen kann. Sandelholz, Moschus und Benzoeharz sorgen im Ausklang für eine cremig-warme und überaus wohlige Atmosphäre, in der sich die wie ein Faden durch den Duftverlauf ziehende Vanille schließlich entspannt niederlässt.

Bon Parfumeur – 402

402 von Bon Parfumeur zeigt sich stets wohldosiert in Präsenz, Intensität und Sillage. Es ist keine überbordende Duftbombe, sondern ein feiner und stimmig komponierter, orientalisch-gourmandiger Gewürzduft mit wunderschöner und leicht rauchiger Vanille auf einer warmen und cremigen Sandelholzbasis. Sehr elegant, erwachsen und raffiniert wirkt die Kreation auf mich wie ein entfernter Bruder von Laboratorio Olfattivos Vanagloria. Aufgrund seiner eher mittleren Präsenz ist 402 ein gesellschaftlicher Immergeher, den ich mir bei der Arbeit ebenso gut vorstellen kann wie in Freizeit und bei der abendlichen Verabredung. Jahreszeitlich fühlt sich die Kreation in meinen Augen eher in Herbst und Winter wohl. Hier kommen die würzigen Nuancen des Eau de Parfums ganz besonders gut zur Geltung.

601 – vétiver, cèdre, bergamote

Die Messlatte in dieser Rezension liegt nach 402 hoch. Ob 601 hier mithalten kann? Die Kreation stammt aus der Duftfeder von Nathalie Koobus, die sich von recht gegensätzlichen Begebenheiten zu diesem Duft inspirieren ließ. Ein Besuch an einem bekannten Strand an der Côte d’Azur sowie die die ehrgeizigen Teilnehmer eines New Yorker Straßenlaufs – ich tippe auf den Marathon – beflügelten die Fantasie der Parfümeurin.

Sandkörner vom Strand von Pampelonne zwischen den Fingern, während man sich ganz der Sommerhitze hingibt. Oder auf den Startblöcken mit der Startnummer 601, inmitten der Menschenmenge auf der Brooklyn Bridge, bereit, den persönlichen Rekord zu brechen. Auf die Plätze, fertig, los!

Bon Parfumeur

Vetiver, Zedernholz und Bergamotte weisen sich bereits auf dem grünen Etikett als Duftnoten von 601 ganz klar aus. Die Marke verrät uns netterweise auch noch die weiteren Ingredienzien: Rosa Pfeffer, Pampelmuse, Pfeffer und Veilchen.

Ein Moment würziger Frische

Eine spritzig-herbe Pfefferfrische strahlt mir von meiner Haut entgegen, kaum dass ich 601 aufgetragen habe. Grünliche Hesperiden und das in mehreren Farben im Duft vorhandene, scharfe Gewürz verstehen sich richtig gut und zeigen das auch ganz offen. Vetiver bringt schon früh fein-erdige und dezent salzige Wurzelnoten mit ins Duftgeschehen, die dunkel und bisweilen krautig anmuten.

Im Hintergrund nehme ich die sanft-cremige Blütensüße des Veilchens wahr, das sich in all seiner Zartheit und Pracht gegen seine mitunter doch recht üppigen Duftgenossen durchzusetzen versucht. Im weiteren Verlauf betritt auch der dritte auf dem Etikett ausgewiesene Protagonist die Duftbühne. Das Zedernholz verleiht 601 sauber anmutende Holzakzente, die die typischen Bleistiftfacetten in sich tragen.

Bon Parfumeur – 601

601 von Bon Parfumeur ist ein erfrischendes Spektakel aus scharfen Gewürzen, aus erdig-kühlen Vetiverwurzeln und aromatisch-sauberer Zedernholzspäne, der in meinen Augen recht maskulin und mitunter auch ein bisschen rau wirkt. Ein Duft mit Ecken und Kanten, der an Intensität und Präsenz bisher aus der Reihe der von mir bereits vorgestellten Düfte heraussticht, die doch eher ruhigeren und zurückhaltenderen Gemüts waren. 601 dagegen ist direkt nach dem Aufsprühen in all seiner Pracht da. Freunde von pfeffrig-frischen und eher herben Düften sollten sich diese Kreation unbedingt auf ihre To-try-Liste setzen. 🙂

Wer von Euch hat die Düfte von Bon Parfumeur bereits testen können? Gibt es Favoriten bei Euch?

Ich wünsche Euch noch einen schönen Freitag und ein wundervolles Wochenende!

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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