Requiem of lost Memories und Lost in Euphoria von Jean Poivre – Absolutely lost

Requiem of Lost Memories und Lost in Euphoria … Man könnte meinen, ich hätte die Auswahl, diese beiden Düfte von Jean Poivre zusammen in meiner Rezension vorzustellen, mit Absicht getroffen. Tatsächlich war Gevatter Zufall am Werke, der bereits in meinem letzten Artikel vom Dienstag zugeschlagen hat (nachzulesen hier). Denn da hatten wir Enchanted Wilderness und Seven Days in Spring zwei Düfte von Jean Poivre hier im Duft-Tagebuch zu Gast, die sich beide in gewisser Weise um das Herumschlendern respektive das Spazierengehen drehten. Einmal in einer verwunschenen Örtlichkeit, die sich in meinem Kopfe an dem Film „Picknick am Valentinstag“ orientierte. Das andere Mal ein Spaziergang an einem sonnigen Frühsommertag.

Jean Poivre –Requiem of Lost Memories
Foto von Jean Poivre

Unsere heutigen Kreationen aus dem Hause Jean Poivre beinhalten namentlich beide das Wort „lost“. Übersetzt heißt das Wort „verloren“, „verschollen“ und „verschwunden“. Das macht mich neugierig! Verlieren wir uns also in der Rezension der beiden Düfte, die die Kollektion von Jean Poivre komplettieren.

Requiem of lost Memories – Jean Poivre

Melancholisch klingt der Name unserer ersten Kreation heute. Ein Requiem, eine Totenmesse an verlorene Erinnerungen. An Dramatik fehlt es der Duftkomposition also titelmäßig schon einmal nicht. Doch wie sieht es mit der inhaltlichen Ausprägung des Duftes aus?

Die Ingredienzien Bergamotte, Bitterorange, Maritime Noten, Neroli, Schwarzer Pfeffer, Zedernholz, Sandelholz sowie Moschus lassen auf einen aquatisch ausgerichteten Meeresduft schließen. Der Pressetext zu Requiem of Lost Memories bestätigt diese – zugegebenermaßen recht offensichtliche – Vermutung.

Bonjour! Ich bin Jean Poivre. Begleite mich bei einem inspirierenden Spaziergang durch mein geheimes Duftatelier. Wie bei einem sommerlichen Strandspaziergang an der Côte d’Azur mischt sich eine frische Meeresbrise unter fruchtige Zitrusnoten von Bergamotte und Bitterorange. Du blickst zum fernen Horizont. Dort, wo sich der Himmel und die Erde zärtlich küssen, segeln Schiffe auf ihre Ziele in nah und fern zu. Die Zeit verliert ihre Konturen, Du spürst die Unendlichkeit. Erinnerungen, die längst in Vergessenheit geraten waren, werden wach.

Universum
Foto von Jean Poivre

Requiem in Dur

Requiem of Lost Memories ist ein echter Aquate, vom ersten Sprühen an. Fein-herbe Zitrusfrüchte treffen auf die von einer maritimen Salzigkeit getragenen Meeresnoten, die eher transparent aus- und – ganz im Stile der bisherigen Düfte von Jean Poivre – nicht durch eine übertriebene Intensität und Präsenz auffallen. Mich erinnert die Kreation ein wenig an Womanity von Thierry Mugler, allerdings ohne dessen deutlich fruchtige Akzente.

Schwarzer Pfeffer nuanciert die an Meeresalgen und Jod erinnernden maritimen Noten von Requiem of Lost Memories, bevor sich die Hölzer nach und nach zeigen und den Duft langsam aber sicher Richtung Ausklang begleiten. Sie evozieren in der Kreation eine sanfte Wärme und balsamische Süße, die das Eau de Parfum schließlich wunderschön abrundet.

Jean Poivre – Requiem of lost Memories

Auch wenn der Name von Requiem of Lost Memories eher an eine gewisse Schwermut und Melancholie denken lässt, ist die Duftkomposition von Jean Poivre absolut positiv ausgerichtet. Sie erinnert tatsächlich an einen entspannten Spaziergang – da haben wir das Thema wieder – am Meer. Einen Moment der Ruhe und Harmonie, in dem eine leichte und salzige Brise um die Nase streift und der Duft von reifen Zitrusfrüchten in der Luft liegt. Requiem of Lost Memories ist Entschleunigung pur. Ein olfaktorischer Tag am Meer.

Lost in Euphoria – ein ewiger Freudentaumel

Mit großer Euphorie geht es weiter. Lost in Euphoria bildet zugleich auch den Abschluss unserer Rezensionsreihe zu den Düften von Jean Poivre. Die Welt durch die Augen eines Kindes zu sehen, sich eine gewisse und kindliche Neugierde und Fröhlichkeit zu bewahren, dieser Thematik nimmt sich Lost in Euphoria an.

Dank der Ingredienzien Zitrone, Birne, Rote Beeren, Rose, Jasmin, Schwarze Johannisbeere, Himbeere, Patchouli sowie Weißer Moschus könnte das Eau de Parfum wie ein bunter Obstkorb mit feinen Blütenakzenten ausfallen. Das erinnert mich spontan an die diversen Selbstpflück-Ausflüge zu Erdbeer- und Himbeerfeldern, die ich in den letzten Wochen mit meinen zwei Jungs unternommen habe. Ob Lost in Euphoria wohl die köstlichen Noten der Mecklenburger Erdbeeren in sich trägt? 🙂

Jean Poivre – Lost in Euphoria
Foto von Jean Poivre

Es ist diese zarte Leidenschaft für das Neue, das Aufregende, was in jungen Jahren in dir steckte. Du fragst dich, wie viel von diesem zauberhaften, neugierigen Kind heute noch in dir steckt. „Eine Menge“, flüstert dir das samtige Fundament aus Patschuli und weißem Moschus zu.

Beeriges Blütenvergnügen

Lost in Euphoria eröffnet mit einer dezenten zitrischen Frische, die von der einer feinen Fruchtsüße und den fröhlichen Nuancen roter Beeren unterstrichen wird. Bald schon offenbaren sich die floralen Blütennoten der Rose, die in der Duftkomposition von Jean Poivre das Duftruder übernehmen.

Sie vereinen sich auf wunderschönste Art und Weise mit den rot gefärbten Fruchtnoten, zu denen sich nach und nach auch die herb-dunklen Nuancen der Schwarzen Johannisbeere gesellen. Diese verleihen Lost in Euphoria Spannung und Tiefe. Schließlich tauchen helle und cremige Holznoten auf, die von den pudrigen Wohlfühlwattewölkchen von Moschus begleitet werden. Mit ihnen klingt das Eau de Parfum ganz langsam aus.

Jean Poivre - Lost in Euphoria

Lost in Euphoria von Jean Poivre ist ein fruchtiger Rosenduft, der für Beerenfreunde genau das Richtige sein könnte. Eine leichte und absolut alltags- und bürotaugliche Kreation, die ein Lächeln auf das Gesicht zaubert und für gute Stimmung sorgt. In meinen Augen eher feminin ausgelegt, ist die Duftkomposition ideal für alle, die einen unkomplizierten Begleiter für alle Gelegenheiten suchen. 🙂

Seid Ihr neugierig geworden? Wie immer kommt Ihr hier direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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