B683 Extrait von Marc-Antoine Barrois – Im direkten Vergleich mit B683

Im Interview mit Marc-Antoine Barrois in meinem letzten Artikel (nachzulesen hier) ging es u. a. um die Neulancierung B683 Extrait, mit dem uns der französische Modeschöpfer seit kurzem begeistert. B683 Extrait ist eine Reinterpretation seines olfaktorischen Erstlingswerks B683, die beide aus der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Parfümeur Quentin Bisch entstanden sind. Da das Portfolio von Marc-Antoine Barrois drei Kreationen umfasst, bleibt noch der 2019 lancierte Ganymede zu erwähnen, das olfaktorische Sandwichkind im Reigen der Barrois-Sprösslinge.

Marc-Antoine Barrois – B683 Extrait

B683 Extrait – das Ergebnis einer duften Zusammenarbeit

B638 Extrait möchte ich hier heute nun also vorstellen. Den kleinen Bruder von B683, der nach Marc-Antoine Barrois einiges zu bieten hat.

Mit dieser Neuinterpretation lassen uns die beiden Schöpfer der Marke in den sinnlichen Charakter von B683 eintauchen, in das Herz dieses Parfums und in seine Signatur: die Wärme und die Tiefe eines holzig-ledrigen Akkords. Hier gewinnt es weitere Intensität, um zu einem authentischen Patschuli-Leder-Duft zu werden. Um dieses Duo herum veredeln andere Noten der Komposition die verschiedenen Facetten dieses Themas mit zarter Sinnlichkeit. Pfeffer und Kreuzkümmel bieten die Lebendigkeit ihrer würzigen Akzente, das Oudholz verstärkt die Dichte des früheren Akkords, während die Vanille ihn mit ihrer schmeichelnden Rundheit aufhellt. Auf der Haut vermählt sich B683 Extrait mit demjenigen, der es trägt, als ein Double, das seine Präsenz unterstreicht.

Bereits in unserem Interview beschreibt er B683 Extrait als „einfach super, super sinnlich … fast schon erotisch“ und als „tiefes Eintauchen in die DNA von B683“. Ich bin gespannt wie das Duo Bisch und Barrois dies in der neusten Duftkomposition umsetzen. Selbstverständlich möchte ich es nicht bei einem Beschnuppern und Rezensieren von B683 Extrait belassen. Das wäre grob fahrlässig, möchte ich meinen.

Marc-Antoine Barrois – B683 Extrait und B683

Denn die nahe olfaktorische Verwandtschaft der beiden Kreationen B683 und B683 Extrait verlangt ja förmlich nach einem direkten Vergleich der beiden. Daher werde ich in diesem Artikel nach dem Extrait auch das ursprüngliche Eau de Parfum rezensieren, um damit die Nähe bzw. die Unterschiede am Objekt selbst zu erfahren und weitergeben zu können. Ich denke, das ist auch in Eurem Sinne. 😉

B683 Extrait – der jüngste Spross

In dem Extrait von B683 nutzt der Parfümeur die Ingredienzien Pfeffer, Kumin, Apfel, Veilchenblätter, Adlerholz (Oud), Safran, Patchouli, Sandelholz und Vanille. Marc-Antoine Barrois hat uns ja bereits verraten, dass Quentin Bisch B683 Extrait „mehr Patchouli, (…) Vanille, (…) Oud aus Laos und (…) eine frische grüne Apfelnote“ zusetzte, was den eigentlichen Unterschied zu dem Vorgängerduft ausmacht. Dazu eine deutlich höhere Konzentration von 40 %.

Wie duftet B683 Extrait?

Das Extrait von B683 eröffnet mit einer würzigen Pfefferschärfe, die von den frischen Noten grüner Äpfel begleitet wird. Doch bald schon schließt sich dank Safraleine dunkles Leder an, trocken, dezent bitter und leicht rauchig. Patchouli sorgt für holzige und erdige Nuancen, die sich mit den Noten von Adlerholz auf wunderschöne und düstere Art und Weise vereinen.

Marc-Antoine Barrois – B683 Extrait

Im Hintergrund schillern nach wie vor die grünen Äpfel. Sie setzen durch ihre charakteristische und erfrischende Fruchtigkeit Akzente, mal eher subtil, mal deutlicher wahrnehmbar. Dunkel und rauchig ist das Holz in B683 Extrait. Fast möchte man meinen, es glimmt. Doch die Kreation von Marc-Antoine Barrois hält sich noch in kühlen Gefilden auf.

Doch nach und nach wandelt sich das Bild. B683 Extrait wird wärmer – sicherlich auch dem Sandelholz geschuldet –, behält jedoch seine stark holzig-ledrige Duftausrichtung. Nur der grüne Apfel geht mir in dieser Phase der Kreation verloren. Schade eigentlich! Denn die durchaus ungewöhnliche Apfelfruchtigkeit hat mir in der Tat echt gut gefallen.

Wenn ich das Leder in B683 Extrait von Marc-Antoine Barrois näher definieren müsste, würde ich ein tiefschwarzes und matt glänzendes Glattleder wählen. Fest und strapazierfähig, ein Leder von hoher Qualität und besonderer Wertigkeit. Cordovan vielleicht … Doch ist der Duft für mich persönlich sinnlich oder erotisch? Nun, er ist für mich auf jeden Fall – und bitte jetzt kein Aufschrei, denn ich weiß, dass es ein Unisex-Duft ist – männlich. Maskulin, herb und kantig wie ein Cowboy mit markanten und mahlenden Kiefern. Eine Kreation mit Ecken und Kanten, auf gewisse Weise ungefällig, aber doch unglaublich anziehend.

Marc-Antoine Barrois – B683 Extrait

Unabhängig von meiner Meinung über seine erotische Ausstrahlung ist das Extrait von B683 jedenfalls definitiv eine Ansage, ein Statement und mit Sicherheit kein Duft für alle und jeden. Lederfans dürften an ihm eine wahre Freude haben. Auch jeder, der grüne Äpfel mag, könnte, nein: sollte sich die Kreation von Marc-Antoine Barrois unters Näschen halten. Eine wahrlich spannende Duftkomposition mit angenehm unkonventionellen Ingredienzien, die genauso modern und zeitlos gleichzeitig ist.

B683 – der große Bruder des Extraits

Im Vergleich zu B683 Extrait weist das Eau de Parfum B683 bereits bei den Ingredienzien einige Differenzen auf: Schwarzer Pfeffer, Safran, Chiliblätter, Muskatnuss, Veilchenblätter, Ambra, Labdanum (Zistrose), Moschus, Patchouli, Sandelholz, Eichenmoos und Ambroxan sind die Zutaten dieser zweiten Komposition aus der Feder von Quentin Bisch.

Zehn Jahre nachdem er mit der Haute Couture begann, lanciert der französische Modeschöpfer Marc-Antoine Barrois sein erstes Parfum. Er baut auf der zeitlosen und charismatischen Eleganz seiner Mentoren auf und so enthüllt er mit seinem Parfum das schönste Souvenir genauso wie seine Welt des modernen Designs. B683 ist die ultimative Einladung zu entdecken … auf seinen Planeten zu reisen, wo maßgeschneiderte einzigartige Stücke, Kollektionen, Schmuck und Accessoires auf eine geniale Symbiose aus Poesie, Träumen, Kunst und Handwerk treffen.

Marc-Antoine Barrois – B683

Im direkten Vergleich: das Eau de Parfum B683

Mit einer hellen Fruchtnote eröffnet B683, die alsbald Gesellschaft von cremigen und weichen Nuancen erhält. Das Ambroxan lässt in B683 nicht lange auf sich warten. Eine sanfte Pfefferschärfe akzentuiert diese bisher erstaunlich helle Kreation. Sanfte Ledernoten tauchen ganz allmählich in der Kreation von Marc-Antoine Barrois auf, gepaart mit würzigen Akzenten, wärmender Zistrose und Ambra.

Das Eau de Parfum B683 ist deutlich heller, wärmer und leichter als das Extrait. Die Ledernoten erinnern mich eher an geschmeidiges hellbraunes Wildleder als an das tiefschwarze Glattleder des Extraits. B683 umhüllt mich wie ein wohliger und geschmeidiger Kaschmirschal. Zwar besitzt das Eau de Parfum durchaus Präsenz und Kraft, doch gegen die geballte Wucht des Extraits wirkt B683 wie ein zahmer Tiger. Wunderschön, aber doch gefälliger als sein jüngerer und hochkonzentrierter Bruder.

Im Ausklang zeigen sich rauchige Akzente. Die Duftkomposition wird intensiver und reichhaltiger, doch bleibt die Kreation nach wie vor deutlich heller als unser erster Kandidat heute.

Marc-Antoine Barrois – B683

Den Grundcharakter, die DNA des Dufts – wie man so schön sagt – ist tatsächlich bei B683 Extrait und B683 ähnlich. Die Verwandtschaft zeigt sich deutlich. Und doch besitzen beide ganz eigene und persönliche Noten, durch die jede Kreation eine gewisse Individualität erlangt. Leder ist in beiden Fällen der Stoff, aus dem die Duftkomposition gewebt wurde. Zwei spannende und wunderschöne Lederkreationen, die jede für sich ein kleines Kunstwerk ist.

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch einen schönen Donnerstag.

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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