BOHOBOCO Teil IV: Sandalwood Neroli & Vanilla Black Pepper …

… bilden den Abschluss unserer Rezensionsreihe zu der polnischen Marke von Kamil Owczarek und Michał Gilbert. Von Haus aus Fashionsdesigner, lancierten die zwei eine Duftkollektion mit acht Düften, die sich gemäß ihres Motivs Gegensätzlichkeiten verpflichtet sieht, vermeintlichen. Gegensätze ziehen sich an, so will es der Volksmund und so vermählte man in der Linie BOHOBOCO PERFUME scheinbar konträre Ingredienzen zu aufregenden Düften. Als Inspirationsquelle diente hierbei eine dritte Leidenschaft der Polen: neben Haute Couture oder Haute Fashion sowie Haute Parfumerie ist es auch die Haute Cuisine, die es den beiden angetan hat und die Ausgangspunkt der Parfumkreationen bildete.

Für diejenigen, die erst jetzt dazugestoßen sind, hier die bisherigen Rezensionen:

Heute folgen nun wie versprochen die beiden (vorerst?) letzten Düfte – Vorhang auf für Sandalwood Neroli und Vanille Black Pepper!

Sanft & sexy – Sandalwood Neroli

„The sensual heart of sandalwood is revealed and awakened by delicate jasmine notes. However, the softness is only a game of deception. Feel the character and intensity of this composition, enclosed in the seducing notes of cedar wood and bitter orange (neroli).“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Sandelholz, Neroli
Herznote: Jasmin, Sandelholz, Rauchige Noten
Basisnote: Moschus, Sandelholz, Zedernholz

Als Inspirationsquelle zu Sandalwood Neroli diente, wie auch schon im Falle von Olibanum Gardenia, eine Indienreise, darüber hinaus offensichtlich auch die Erinnerungen an einen oder vielleicht gleich mehrere Italienurlaube:

„Reisen nach Indien und Italien – eine traumhaft sehnsuchtsvolle Kombination der überwältigenden Aromen aus asiatischen Tempeln und italienischen Gärten. Was für eine Kombination der Eindrücke!“

Die angegebenen Akkorde sind „holzig“ mit einem Quentchen Rauch, der versprochen wird, sowie „blumig“ – logisch, der Name deutet es ja bereits an. Ich hoffe ja, dass sich Sandalwood Neroli vielleicht in eine ähnliche Richtung entwickelt wie beispielsweise einige der Düfte von Miller et Bertaux oder ein paar der Kreationen von Une Nuit Nomade, von denen diverse ebenfalls asiatisch inspiriert sind und mich eigentlich annähernd ausnahmslos für sich einzunehmen wussten.

Damit lag und liege ich gar nicht so falsch, spontan fällt mir darüber hinaus noch eine weitere Assoziation ein, und zwar Erik Kormanns September sowie die Variation desselben, die Erik in Kooperation mit Dr. Philip Kraft kreierte, Borobudur. Beide fussten auf Eriks Idee der Kombination von Orange mit Javanol, einem seiner Lieblinge, einem synthetischen Sandelholzmolekül.

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Sandalwood Neroli zielt von seinem Grundton in eine ähnliche Richtung wie besagte Düfte der Marken Miller et Bertaux als auch Une Nuit Nomade, die authentische, gleichermaßen vertraut wie exotisch wirkende Düfte in ihrem Portfolio besitzen, asiatisch angehaucht und ihrem Naturell nach ausgleichend, harmonisch wirkend, umhüllend, kontemplativ. Eriks September sowie Borobudur zeigten sich gewollt etwas monothematischer und vor allem knackiger im Sinne von weniger ätherisch-verträumt oder aquarellartig anmutend, waren bzw. sind aber nicht minder schön – wenn einem die Ingredienzen „reinlaufen“. Ich persönlich finde die Kombination mehr als spannend, frische, saftige Orange von einer gewissen Süße samt Sandel, der in seiner „matten“ balsamischen Holzigkeit, der würzig-warmen, an moderne Barbershops erinnert.

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Sandalwood Neroli gesellt sich ziemlich genau in die Mitte: einerseits tendiert er für mich klar, wie oben erwähnt, in Richtung Miller et Bertaux und Une Nuit Nomade, lebt aber von dem Kontrast von Sandelholz und Hesperidenfrüchtchen, genauer gesagt Bergamotte, zitrisch-herb und saftig-prickelnd. Jasmin cremt zart im Hintergrund und bildet einen ziemlich spannenden Kontrast zu den rauchigen Aromen, die an Räucherwerk, Räucherstäbchen erinnern, begleitet von zwischen weihrauchiger Kühle und würzig-balsamischer Wärme oszillierenden Hölzern.

Überaus adrett ist Sandalwood Neroli – und strahlt neben einer gewissen Dynamik dank der Zitrusfrüchtchen darüber hinaus eine gewisse Sexyness aus dank seines Kontrasts. Mir gefällt er ausnehmend gut, der Unisex-Duft, der, überflüssig zu erwähnen, ganzjährig und nahezu anlassunabhängig getragen werden kann.

Yin und Yang – Vanilla Black Pepper

„The sensational expression of opposites and contrasts. The uniting alchemy of black and white. The sharpness of black pepper penetrates the softness of vanilla creating a hypnotising masterpiece. A scent that is expressive, intriguing and enigmatic. The remarkable sensual quintessence invigorated by the power and energy of cedar wood.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Orangenblüte, Florale Noten
Herznote: Heliotrop, Weihrauch, Rose, Muskatnuss
Basisnote: Schwarzer Pfeffer, Vanille, Zedernholz, Weißer Moschus

Vanille Black Pepper ist wohl eine Art Signature-Duft von BOHOBOCO, wie das Designerduo bestätigt:

„Den Kunden der BOHOBOCO-Boutiquen ist dieser Duft vertraut. Er schwebt dort durch alle Räume. Ausdrucksstark, faszinierend und rätselhaft. Eine bemerkenswert sinnliche und kontrastreiche Quintessenz, die der Designer quasi als Signatur seines Fashionkonzepts ersann.“

Als Akkorde werden die üblichen Verdächtigen angegeben, ein Gegensatzpaar: „Süß“, was wohl vor allem auf Vanille und Heliotrop zutrifft, sowie „Scharf“, bezogen auf Pfeffer und Muskatnuss.

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Und wow, ich kann mir so gut vorstellen, dass alleine dieser Duft in der Luft ein Grund für signifikant bessere Verkäufe ist in den Shops der Jungs 😉 Vanilla Black Pepper ist sicherlich als Raumduft ganz hervorragend, aber nicht minder entzückend als Körperparfum.

Das Motto der Gegensätzlichkeiten, die sich BOHOBOCO auf die duftenden Fahnen geschrieben haben, setzt Vanilla Black Pepper perfekt um – und ist als solches einer der seltenen Unisex-Vanille-Vertreter. Seine verlockende Ambivalenz lebt von der cremigen, sacht-pudrigen Weichheit der Vanille, ihrer Süße, der die rassige, rauchige, würzige Schärfe von Pfeffer entgegengestellt wird. Ein herrlicher Kontrast, der perfekt vervollkommnet wird durch eine wabernde Holz-Moschus-Wärme aus bzw. in der Basis.

https://www.pexels.com/photo/anise-cinnamon-cooking-curry-14593/

Vanilla Black Pepper dürfte somit Freunden von beispielsweise Diptyques Eau Duelle gefallen, darüber hinaus aber auch, Obacht, Liebhabern von Le Labos Patchouli 24, jener genialen Patschuli-Vanille mit Anklängen von geräuchertem Schwarzwaldspeck, die sogar mir als annähernd lebenslangem Vegetarier gefallen 😉 Denn Vanilla Black Pepper hat eine richtig „fette“ Rauchnote, die an Smoker, Rauchfleisch, geräucherten Schwarztee, Single Malt Whisky von Islay oder auch mein neues Lieblingssalz, das Buchen- und Wacholder-geräucherte, erinnert.

Daumen nach oben – last but not least mein Liebling aus der Kollektion! Und wie sieht es bei Euch aus, ist etwas für Euch dabei, was spricht Euch an?

Herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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