Cassili und Kalan von Parfums de Marly – Temperamentvolle Edelrösser

Heute werfen wir uns in sanftes Apricot und feuriges Rot: Mit dem neuen Duftpaar Cassili und Kalan von Parfums de Marly galoppieren wir in die neue Duftwoche. Und das ist gut so! Denn die letzte Rezension dieses meisterlichen Dufthauses liegt bereits viel zu lange zurück. Im letzten Jahr schnupperte Harmen an Percival (nachzulesen hier), danach war es leise um die exklusiven Rösser der Marlys. Doch 2019 nun also wieder zwei neue Düfte, nämlich der Damenduft Cassili und der Herren- bzw. Unisex-Duft Kalan. Und was soll ich sagen? Ich freue mich richtig! Denn Parfums de Marly steht einfach für grandiose, für wunderschöne Duftkreationen, kraftvoll und sicherlich keine Leisetreter, die mich bislang immer begeistert haben.

Parfums de Marly – Cassili – Kalan

Und wie so üblich für Parfums de Marly sind die Düfte mit edlen Rössern assoziiert und mit einer Prise Prunk versehen. Schließlich bezieht sich das Dufthaus auf den Sonnenkönig Ludwig XIV., das Schloss Versailles und den Versailles-Vorgänger Marley-le-Roi, von dem heute leider nichts mehr steht. Einzig die ehemals prächtige Parkanlage ist noch in Grundzügen zu erkennen.

Cassili – Parfums die Marly

Parfums de Marly verspricht mit Cassili eine absolute Neuheit im eigenen Sortiment. Ein Gourmandduft soll es sein, der sich um die Duftnote Pflaume dreht. Die Parfümerinnen Calice Becker und Nanako Ogi zauberten den apricorfarbenen Leckerschmeckerduft aus den Ingredienzien Rote Johannisbeere, Bulgarische Rose, Pflaume, Mimose, Sandelholz, Tonkabohne und Vanille. Und wenn man den Pressebildern glauben mag, dürfte sich im Duftverlauf irgendwo auch noch ein Pfirsich verstecken, denn diese samtige Frucht zeigt sich sehr präsent auf den offiziellen Bildern.

Luxuriöser Genuss – Eine Premiere für Parfums de Marly: Ein Gourmandduft!

Eine unwiderstehliche und köstliche Mischung samtiger Früchte und pastellfarbener Blüten mit einem Hauch Vanille und Hölzern. Fröhlich, raffiniert und edel.
Der jüngste Spross der Familie ist nach einem der Pferde von Ludwig XV. benannt, welches sich durch seine Geschwindigkeit und seinen Stammbaum auszeichnete: Cassili.

Die Abstammung der Duftkomposition spricht ganz klar für sich: Die reine Tradition der Formulierung, die den Ruhm des „parfümierten Hofes“ des 18.Jahrhunderts ausmachte –und heute das Markenzeichen von Parfums de Marly ist. Dennoch ist er gleichzeitig ein unglaublich zeitgemäßer, freier und kesser Duft … jugendlich vielleicht?

Ein origineller Duft, ein Atemzug frischer Luft, ein strahlender Dufthauch, der als Manifest für eine neue Generation von Ästheten geschaffen wurde.

Parfums de Marly – Cassili – Kalan

Ist Cassili ein Gourmandtraum?

Deutlich fruchtig eröffnet Cassili mit der säuerlichen Frische Roter Johannisbeeren, die von einer dezenten zitrischen Herbe begleitet werden. Hier und da blitzen bereits erste Samtnoten auf, die den beerigen Auftakt nach und nach besänftigen. Der Duft aus dem Hause Parfums de Marly wird weicher, cremiger und zarter, bleibt aber immer noch fruchtig. Tatsächlich würde ich die süße Fruchtnote eher als Pfirsich oder Aprikose definieren, denn als genannte Pflaume. Das mag aber auch der starken Samtigkeit geschuldet sein, die Cassili wie ein beruhigender, kuscheliger und wärmender Mantel umgibt.

Eine sanfte Blütennote schmiegt sich den plüschig-weichen Duft und verleiht ihm Tiefgang und Volumen. Die intensive Fruchtigkeit wird langsam von einer warmen Holzigkeit abgelöst, deren balsamische Süße auf Sandelholz schließen lässt. Vanille und Tonkabohne zeigen sich erst spät im Duftverlauf und läuten ganz gemächlich den Ausklang des Dufts aus dem Hause Parfums de Marly ein.

Parfums de Marly – Cassili – Kalan

Cassili ist wie erwartet kraftvoll und präsent, ohne aber in irgendeiner Weise aufdringlich zu sein. Das Samtpfötchen ist ein fröhlicher und sonniger Fruchtduft. Ja, das ist er in erster Linie, ein Fruchtduft voller samtiger Früchte, verfeinert mit Blüten und Gewürzen. Als Gourmand würde ich Cassili mit nur mit Einschränkungen bezeichnen, denn natürlich besitzt der Duft gourmandige Noten, doch empfinde ich die Fruchtnote als deutlich dominanter. Insgesamt aber einmal wieder eine tolle Kreation, die man durchaus testen sollte.

Kalan – Feuerrotes Rennpferd

Kalan besticht alleine schon durch seinen wunderschönen Flakon: Das leuchtende und edle Scharlachrot ist wirklich eine königliche Farbe. Wie so üblich geizt Parfums de Marly nicht mit kraftvollen Worten, um die neuste Kreation zu umschreiben.

Die neueste Kreation von Parfums de Marly ist von edler Herkunft. Sein Name lautet: Kalan. Sein Gewand glänzt in feurigem Rot. Sein Luxus ist fesselnd. Derjenige, der ihn zähmen kann, wird frei sein. Ein Liebhaber rarer Materialien, ein Enthusiast des Hochgefühls. Ein moderner Mann aus einer anderen Zeit. In ihm wird jeder Gegensatz zu Luxus, das ist sein Privileg. Dieses Parfum eines Ästheten des 21. Jahrhunderts pendelt zwischen Licht und Schatten. Es richtet sich auch nicht nach aktuellen Trends. Es befindet sich an den Rändern der Duftfamilien und nimmt sich das Beste von allen.

Ein bisschen Fougère, männlich und besonders kultiviert.

Doch damit nicht genug:

Nobel, kraftvoll, charismatisch …
… wie ein Vollblüter, nach dem er benannt wurde, einem der berühmtesten aus den Ställen von Ludwig XV., bekannt für seine Kraft, Geschwindigkeit und Geschicklichkeit.

… wie der scharlachrote Flakon, der ihn präsentiert — überflüssig zu erwähnen, dass Rot die Farbe der Leidenschaft und des Luxus ist.
… wie sein Duft, zuerst stolz, aber nach und nach erlaubt er es auch, erobert zu werden.

Kalan scheint ein echtes Prachtexemplar zu sein. Aber eigentlich haben wir genau das von Parfums de Marly erwartet, oder? Und wie setzt sich dieser Vollbluthengst zusammen? Ich sage es Euch: aus den Duftnoten Blutorange, Schwarzer Pfeffer, Gewürze, Lavendel, Orangenblüte, Kaschmirholz, Moos, Hölzer, Tonkabohne, Sandelholz und Ambra.

Noblesse oblige – Parfums de Marly

Intensive Gewürznoten duften mir nach dem ersten Aufsprühen entgegen. Pfeffer ist sehr dominant, untermalt von anderen Gewürzen, die ich nicht recht einordnen kann. Die zitrischen Noten von Blutorangen samt Schale verleihen den Gewürzen eine fruchtige Frische und verhindern ein Abdriften des Duftes in allzu scharf-würzige Gefilde. Insgesamt spielen die  im Auftakt aber eher eine untermalende Neben- denn eine tragende Rolle. Temperamentvoll und laut polternd schiebt sich herber und intensiv-krautiger Lavendel ins Duftbild, gefolgt von trockenen Holznoten und einer dezenten floralen Süße, die dem Duft cremige und sehr weiche Akzente verleihen

Allmählich gesellen sich erdige Noten hinzu, die die würzige Lavendelherbe gekonnt unterstreichen. Sandelholz erzeugt eine balsamische Wärme, die Kalan langsam in Richtung Ausklang leitet. In diesem warmen und krautigen Gemisch aus Lavendel, Sandelholz und Gewürzen blitzen plötzlich kleine Ledertupfen auf. Ambra bringt neben den ledrigen Noten auch einen zusätzlichen Schuss Wärme mit ins Spiel. Gegen Ende des Duftverlaufs wird Kalan zahmer, sanfter. Das Temperament des edlen Rosses beruhigt sich. Die gourmandigen Noten der Tonkabohne verleihen dem ambriert-warmen Ausklang des Duftes den letzten Schliff. Erst nach langer, langer Zeit ist Kalan von der Duftbühne verschwunden.

 

Parfums de Marly – Cassili – Kalan

Kalan ist ein Kracher, ein Haudegen, ein Draufgänger. Ihm fehlt die nonchalante Geschmeidigkeit eines Layton, die floral-würzige Opulenz eines Carlisle und die luxuriöse Pracht eines Godolphin und genau das macht Kalan so besonders. Er ist der Cowboy mit dem kratzigen Dreitagebart und der rauen Stimme, ein Pferd Mann mit Ecken und Kanten, eigensinnig, willensstark und mit sich selbst im Reinen. Würzig, scharf und krautig – Parfums de Marly zeigt uns mit dieser neuen Kreation einmal mehr, wo der Dufthammer hängt. 🙂

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche!

Liebe Grüße,
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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