Flüssiges Gold – 17 Nandan Road von Ulrich Lang …

… lachte mich aus meiner Probenkiste heraus an und harrt schon seit einiger Zeit einer Rezension – das holen wir heute nach, meine Lieben!

Von Backnang nach New York – Ulrich Lang

Ulrich oder besser Uli Lang wird regelmäßigen Bloglesern ein Begriff sein. Erstens ist er schon lange im Geschäft, weswegen wir hier im Blog schon viele seiner tollen Düfte rezensiert haben. Und zweitens tauchen diverse Fotos von ihm (und uns) hier auf, denn wir treffen den liebenswerten gebürtigen Schwaben in schöner Regelmäßigkeit auf den italienischen Duftmessen in Mailand und Florenz sowie bei sonstigen Gelegenheiten. Uli heißt nicht nur (fast) so wie ich und hat am selben Tag Geburtstag, er ist auch sonst ein überaus sympathischer Zeitgenosse und Gesprächspartner, der im übrigen aus dem Ort bei Stuttgart stammt, wo Harmen einen Großteil seines Lebens verbracht hat.

Ulrich Lang mit seinem 17 Nandan Road – geklaut auf seinem Instagram-Account

Was seine Biographie angeht – seine Großmutter besaß eine Parfümerie, was ihm die Welt der Düfte schon früh nahebrachte, er selbst war jahrelang bei L’Oreal, ist darüber hinaus Kunstliebhaber, gründete www.artnet.com mit und machte sich dann in seiner Wahlheimat mit seiner eigenen Marke, Ulrich Lang New York 2001 selbstständig. Falls Ihr seine Düfte noch nicht kennt, solltet Ihr dringend mal testen – moderne, minimalistische und sehr facettenreiche Vertreter allesamt, es lohnt sich! Mein persönlicher Favorit bisher ist nach wie vor sein Anvers 2, dicht gefolgt von Anvers (dem ersten) und Apsu.

Es gibt einige Artikel und Interviews mit ihm im Netz, eine hübsche Auswahl habe ich Euch hier herausgesucht (Reihenfolge folgt keiner bestimmten Ordnung):

Liquid Gold, das flüssige Gold – 17 Nandan Road

„Unexpected, intriguing and addictive.

17 Nandan Road by Ulrich Lang New York is named after the street address for Shanghai’s Guangqi Garden where Osmanthus flowers can be found in full bloom during the month of October.

17 Nandan Road is a richly contrasted fragrance that mixes crisp top notes of green leaves, Sicilian lemon and bergamot with Osmanthus, the soft qualities of suede, musk and Ambrox. A uniquely faceted floral fragrance, 17 Nandan Road is sultry and addictive.

Ulrich Lang New York selected Chinese author and poet, Song Yuan, for her visual interpretation of 17 Nandan Road. Yuan photographed a dizzying visual of flowering Osmanthus blooms. The outside packaging mirrors the color of the Osmanthus flower, giving it a vivid, young and contemporary vibe.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Blattgrün, Zitrone, Bergamotte
Herznote: Osmanthus, Iris
Basisnote: Zedernholz, Wildleder, Moschus, Ambroxan

Geklaut auf Ulrich Langs Instagram-Account

Benannt nach einem Garten ist Ulis Neuer also, vielmehr nach einem Park – dem Guangqi Park. Dieser befindet sich mitten in Downtown Shanghai und ist benannt nach Xi Guangqi, dessen Grab sich auch dort befindet. Guangqi (1562-1633) war ein Gelehrter und Minister der Ming-Dynastie und hinterließ ein Werk von 130 Bänden, sein Forschungsgebiet war vor allem die Landwirtschaft. Sein Grab steht seit Ende der Achtzigerjahre auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China – das sagt vermutlich auch etwas über seinen Einfluss aus. Schaut Euch im Netz ruhig mal Fotos an – die Lage des Parks ist beeindruckend, soviel Grün zwischen soviel (Hoch)Häusern, er wirkt wie eine grüne Seele der Stadt.

https://pixabay.com/de/photos/osmanthus-pflanze-gr%C3%BCnpflanzen-3785041/

Wenn man googelt, findet man diverse Fotos, auf denen auch Osmanthus zu sehen ist, was nicht weiter verwundert, da das Ölbaumgewächs typisch ist für Asien. Schnell Wiki befragt – es gibt insgesamt 29 Arten (mit diversen Unterarten). Osmanthus, vor allem Osmanthus fragrans wird in vielen Ländern Asiens für alles Mögliche verwendet, sowohl in der Küche, im Wein als auch im Tee (Schon mal probiert? Grüntee mit Osmanthusblüten ist fast genauso himmlisch wie mit Jasmin!), als Heil- sowie als Zierpflanze und natürlich für Düfte. Und ich erinnere mich dunkel an eine Sage von einem Mann im beziehungsweise auf dem Mond, der dort ständig den Osmanthus schneiden muss, der ständig nachwächst und blüht, ein bisschen an Sisyphos erinnernd.

Wie Ulrich Lang einen Osmanthus-Duft umgesetzt hat, interessiert mich selbstredend brennend, zumal die Attribute sich spannend anhören und zu seiner Marke, seinem Stil passen – jung, zeitgemäß und wie oben erwähnt modern, minimalistisch. Inspirationsquelle war, wie Lang in seiner Beschreibung anmerkt, eine Fotografie der Autorin und Dichterin Song Yuan, die einen „verschwommenen“, „verwischten“ Osmanthus abbildet – Ihr seht sie hier auf diesem Bild im Hintergrund:

Geklaut auf Ulrich Langs Instagram-Account

Dass Uli Grün kann, hat er mit Apsu schon bewiesen. Dass er authentisch kann und vielseitig, filigran facettiert – das wissen wir, seitdem er die ersten Düfte auf den Markt brachte. Ein Osmanthus nun, der wildledrig ist und gleichermaßen fruchtig-floral in Ulis Stil … es hilft nichts, ab auf die Haut!

Im Auftakt schmunzele ich schon – wow, was für wundervolles gelbes Steinobst! Ulis Osmanthus duftet im Auftakt sowas von herrlich nach Pfirsich und Aprikosen, vor allem aber Pfirsich, eine Facette des Osmanthmus, für den ihn viele (inklusive meiner Person) sehr lieben. Samtig, zart-flaumig und saftig, von einer leisen, sehr subtilen Fruchtsüße zeigt er sich ganz und gar köstlich … und wird im weiteren Verlauf des Duftes für mich immer mehr zum Weinbergpfirsich, den ich noch lieber esse und rieche als seinen normalen Vertreter. Pfirsich satt, allerdings nicht nur sacht-süßer, sondern auch noch weißer, nicht reifer, sondern schlicht fruchtiger findet sich in Ulis Osmanthusinterpretation, die von dunkelgrün-schillerndem Blattwerk eingerahmt wird. Das duftende Geschehen wirkt so authentisch und vor allem auch so frisch, dass ich ständig Tau vor Augen habe, einen Morgen, gemäß Ulis Inspiration demnach einen Morgenspaziergang im taunassen, noch menschenleeren Park mit dem blühenden Osmanthus … Ledrige Akzente zeigt er ebenfalls, hintergründig (Iris!), aber wahr: samtiges Wildleder, annähernd komplett unsüß und nur verhalten wärmend, eines, das fast schon ein klitzeklein wenig rauchig wirkt bisweilen, was 17 Nandan Road in meinen Augen auch für Männer tragbar macht – das trifft auf wenige, sehr wenige Osmanthusdüfte zu.

Geklaut auf Ulrich Langs Instagram-Account

Mission accomplished, lieber Uli und Gratulation! Meines Erachtens nach ist die selbstgestellte Vorgabe – die Interpretation der Fotografie von Song Yuan – perfekt gelungen. Das kann man auch von 17 Nandan Road als Duft im Allgemeinen und als Osmanthusduft im Speziellen behaupten. Besondere Pluspunkte von mir gibt es für das, was 17 Nandan Road nicht ist und was auch nicht zu Ulrich Lang gepasst hätte – er ist kein pappsüßer, quietschiger Cocktail-Obstduft und er ist auch kein madamiges Blumensträußchen oder ein erdrückendes Sexy-Hexy-Bouquet.

Darüber hinaus passt 17 Nandan Road natürlich zur Jahreszeit – bei mir geht er gleich in den Dauertest, ich vermute, er muss her …

Neugierig geworden, meine Lieben?

Herzliche Grüße

Eure osmanthusbeschwipste Ulrike

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Lea
    5. März 2020
    Antworten

    Hallo Uli!
    Danke für diese schöne Rezension! Ich habe ihn getestet und finde ihn auch wunderschön und genau wie du ihn beschreibst. Jetzt würde ich ihn gerne noch mit ähnlichen Osmanthus-Düften vergleichen. Kennst du welche? Ich liiiiieeeebee an 17 Nadan Road das Fruchtige und das Weich-Ledrige! Ich finde, der Duft ist extrem lecker, ohne süß oder gourmandig zu sein. Für meine Nase macht das Zedernholz den Duft auch für Männer tragbar. Das finde ich einerseits sehr reizvoll. Mir werden Hölzer auf meiner Haut andererseits aber auch schnell zu viel – und in manchen Momenten wünsche ich mir den 17 Nandan Road dann ohne Holz, also irgendwie femininer (aber nicht süßer!). Weißt du, was ich meine? Fällt dir so ein Duft zufällig ein?

    Liebe Grüße, Lea

  2. Avatar photo
    Ulrike Knöll
    14. April 2020
    Antworten

    Hallo liebe Lea,

    bitte entschuldige meine späte Antwort – Deine beiden Kommentare sind mir total „durchgerutscht“, sorry 🙁
    Osmanthus ist ein gar schönes Blümelein, yep, das sehe ich auch so!

    Er besticht normalerweise in Düften durch zwei Facetten, die Parfümeure oft herausarbeiten: seine ledrigen und/oder seine an Pfirsich oder ferner Aprikosen erinnernde Fruchtigkeit, gepaart mit mal mehr und mal weniger nektarsüßen floralen Anklängen.

    Wenn Du gerne weiter testen magst – ich habe ein bisschen Brainstorming betrieben und Dir ein paar Tipps zusammengetragen:
    –> MEMO Inlé: Zart-floral und fruchtig-frisch, deutliche Osmanthusnoten in Kombination mit Tee
    –> YS Uzac
    –> The Different Company Osmanthus: Relativ monothematisch, dafür aber nicht minder schön – viiel Osmanthus, fruchtig-floral, sanft cremig und von ein paar Hesperidenfrüchtchen umgarnt.
    –> by Kilian Good Girl Gone Bad: Osmanthus und Weißblüher, cremig-fruchtig-floral auf einer wärmenden Basis
    –> Perris Monte Carlo Absolue d’Osmanthe
    –> Hèrmes Osmanthe Yunnan: Unisex, schöner, ledrig-fruchtiger Osmanthus mit Tee
    –> Jardins D’Écrivains Marlowe: Unisex gelabelt, aber eher in Richtung Damen zeigend. Nicht ohne: „Fette“ Tuberosen-Osmanthus-Ladung mit ordentlich Harzwärme und etwas Rauch – extravagant, aber bildschön (allerdings besser tragbar Herbst/Winter)
    –> Ineke Evening Edged in Gold: Osmanthus, aber nicht nur – Pflaumen, likörhaft anmutend, wirklich „gülden“ strahlend, sehr schön!

    Weitere Osmanthus-Tipps:
    Serge Lutens Nuit de Cellophane, Roger & Gallet Fleur d’Osmanthus, Amouage Journey als auch Sunshine – die Damenvarianten, PG (Pierre Guillaume, früher Parfumerie Générale) 05 L’Eau de Circé, Ormonde Jayne Osmanthus, Jean Patou 1000

    Ich hoffe, es ist etwas dabei für Dich! 🙂

    Viele liebe Grüße

    Ulrike

  3. Lea
    11. April 2021
    Antworten

    Liebe Uli,
    nachdem ich 17 Nandan Road noch eine Weile weiter getestet hatte, hab ich gemerkt, dass ich ihn einfach haben will! Habe ihn mir gerade quasi zum Geburtstag geschenkt. Der ist einfach toll und ein wunderbarer Alltagsbegleiter.

    Von deiner ellenlangen Osmanthusliste hab ich inzwischen auch einige getestet, aber bei Weitem noch nicht alle. Dein Repertoire ist wirklich beeindruckend!

    Mémos Inlé hab ich nur auf dem Streifen gerochen, da fand ich ihn aber sehr charmant. Den Hauttest muss ich noch nachholen.

    Amouage Sunshine ist nicht meins – bisher hat mir aber noch nie ein Amouage-Duft gefallen. Ich nehme die immer komplett anders wahr, als sie von Ihren Fans beschrieben werden. Das mit uns soll wohl einfach nicht sein.

    The Different Company Osmanthus hat mich nicht gestört. Der kam bei mir allerdings nur blumig frisch und gar nicht fruchtig cremig rüber. Ähnlich verhielt sich Serge Lutens Nuit de Cellophane. Wirkte auf meiner Haut irgendwie beliebig.

    Perris Monte Carlos Absolue d’Osmanthe ist sooo opulent und samtig weich! Der hat mir im Winter sehr gut zum Kaschmirpulli gefallen! Ich hatte nur das Problem, dass er mir manchmal nach hinten raus plötzlich geradezu erdrückend schwer wurde. Den Unterschied zwischen dem normalen und dem Extrait konnte ich bisher nicht so richtig ausmachen. Ich finde, man muss beide ohnehin sehr sehr sparsam dosiert auftragen – und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Duft für mich wirklich nur im Winter geht. Vielleicht wage ich aber trotzdem nochmal einen Test bei warmem Wetter.

    In eine ähnliche Richtung ging Inekes Evening edged in Gold, wobei ich den nicht ganz so schön finde wie Absolue d’Osmanthe.

    Ich werde noch weiter testen…

    Viele Grüße
    Lea

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert