Fast schon frühlingshaft geht es heute im Dufttagebuch zu: Champ de Fleurs und Champ de Baies heißen die zwei neuen Leckerchen von L’Artisan Parfumeur, die ich mir heute unter mein duftverliebtes Näschen halten werde. Endlich wieder ein Duft aus dem Hause L’Artisan. Zuletzt durfte ich mir Mitte März Bucoliques de Provence und Un Air de Bretagne zu Gemüte führen (nachzulesen hier). Mitte März?! *kreisch* Eindeutig viel zu lange her! So eine lange Abstinenz muss dringend behoben werden und zwar mit den heutigen Düften, die in die Kategorie „floral und fruchtig“ einzuordnen sind.

Spaziergänge durch die Natur waren Inspiration für die neusten zwei L’Artisanschen Duftwässerchen der Les-Eaux-de-Cologne-Kollektion, zu der neben Champ de Fleurs und Champ de Baies auch die zwei Düfte Sur L’Herbe und Au Bord de L’Eau gehören, die ich mir demnächst einmal rezensionstechnisch vorknöpfen werde. Doch der Reihe nach! Unsere  heutigen Kandidaten scharren in ihren Phiolen schon mit den olfaktorischen Hüfchen und auch ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen. Also ran an die Pröbchen und los!

Champ de Fleurs – Ein Feld voller Blüten

Champ de Fleurs ist eben jenes: Ein Blütenfeld. Parfumeurin Anne Flipo, die für L’Artisan bereits die zauberhafte Schmetterlingsjagd La Chasse aux Papillons kreierte sowie Maison Martin Margielas Lipstick On und EGOFACTOs Mädchenfalle Piège à Filles, um nur einige wenige zu nennen, vereint in ihrem duftgewordenen Spaziergang durch ein Blütenfeld die Ingredienzien Grapefruit, Birne, Jasmin, Maiglöckchen, Ambra, Moschus und Zedernholz. Ich strahle: Birne! Köstlich und viel zu selten in Düften verwendet! Ich bin sehr gespannt. 🙂

Ein frischer Blütenregen.
Die Luft ist noch frisch und der Frühling hat kaum die ersten Blüten geöffnet, da murmelt schon ein Duft auf der Haut.

Kleine Maiglöckchen und spitzenartiger Jasmin atmen in der Feuchte der Morgendämmerung, während sie sich öffnen. Ein Duft, der wie der Tagesanbruch Optimismus verspricht. Nie zuvor waren weiße Blüten so transparent. Dieses weiße Bouquet, das als erfrischendes Cologne interpretiert wurde, ist von glitzerndem Tau bedeckt.

Champ de Fleurs – Romantik pur!

Mal sehen, ob Champ de Fleurs hält, was es verspricht: Nach dem Aufsprühen lachen und leuchten mir sofort cremig-weiche und ultrahelle Weißblühernoten entgegen. Nicht penentrant, nicht aufdringlich, sondern fein und zart, sehr natürlich und authentisch. Maiglöckchen und Jasmin tänzeln um eine erfrischend-herbe und rosarote Grapefruit herum, die dem ätherischen Blütenduo in Champ de Fleurs zusätzliche Spannung, Leichtigkeit und Luzidität verleiht. Im Hintergrund meine ich die dezente Fruchtnote der Birne zu erschnuppern, hier und da aufblitzend, sich aber stets vornehm zurückhaltend. Milchige Pudernoten, ebenso reinweiß wie watteweich, gesellen sich hinzu und läuten den Ausklang des Duftes ein.

Mit Champ de Fleurs zaubert uns L’Artisan Parfumeur ein zartes, helles und frühlingshaftes Blütensträußlein. Unser olfaktorischer Spaziergang führt uns definitiv nicht an einem aufgeheizten Blütenfeld an einem hochsommerlichen Spätnachmittag vorbei, sondern vielmehr an einer Blütenwiese an einem frischen Frühjahrsmorgen, wenn der neblige Dunst der Nacht noch tief über dem feuchten Grün hängt und die Sonne sich allmählich ihren Weg in den Tag bahnt. Ein leichter floraler Duft mit erfrischenden Akzenten und einer skinnigen Grundnote. Toll interpretiert und wunderschön umgesetzt!

Les Eaux de Cologne – Champ de Baies

Unser zweiter Frühlingsspaziergang bringt uns vorbei an einem Feld voller Beeren. Parfumeurin des Duftes ist Evelyne Boulanger, die unter anderem für die Comme-des-Garçons-Weihräuchler Zagorsk und Jaisalmer, für Armani Privés Royal Oud und oneofthoses 96Cm Curium verantwortlich ist. Auch hier frohlocke ich schon beim Lesen der Duftnoten! Nashi-Birne und Rhabarber treffen auf Bergamotte, Brombeere, Himbeere, Jasmin, Ambra, Moschus, Zedernholz und Patchouli. Schmackofatz, das könnte ein olfaktorischer Knaller nach meinem Geschmack werden.

Brombeeren im Morgengrauen.
Die Temperaturen sind noch mild und man nutzt die Morgenruhe des Hochsommers, um einen Spaziergang durch die Felder zu unternehmen.

Die Landschaft hat die bläulichen Schatten der Nacht bewahrt. In einer Biegung des Wegs erscheint ein Brombeerstrauch. Inmitten des Brombeergestrüpps sehen die taubenetzten Früchte überaus verlockend aus. Champ de Baies fängt das luftige Profil eines Brombeerstrauchs am frühen Morgen ein, bevor die Hitze alles überwältigt.

Ein beeriges Vergnügen

Fruchtig-frisch startet Champ de Baies ins Duftgeschehen: Bergamotte sorgt mit ihren spritzig-herben Noten, durchzogen von einem dezenten Grün, für einen klassischen Cologneauftakt. Doch rasend schnell kommen rote Beerennoten hinzu: Eine deutliche Himbeere, auch Johannisbeeren meine ich zu erschnuppern, vielleicht auch eine Spur Walderdbeere. Ein köstliches rotes Beerenensemble, dem ich die genannte Brombeere bisher aber nicht explizit zu erschnuppern vermag. Sicherlich versteckt sie sich irgendwo im beerigen Duftgemenge. Nach und nach wird Champ de Baies süßer, lieblicher, behält aber seine luftige Grundstimmung.

Rote Früchte kombiniert mit der prickelnden Spritzigkeit eines Eau de Colognes. Der Duft erinnert mich ein wenig an Guerlains Grosellina aus der Aqua-Allegoria-Kollektion, ist jedoch dezenter und nicht so aufgedreht. Champ de Baies von L’Artisan Parfumeur ist ein wunderschöner Begleiter für alle, die fruchtige frühlingshafte und sommerliche Eau de Colognes lieben. Eine ganz andere Spaziergangsinterpretation als Champ de Fleurs, jedoch ebenso zauberhaft und fein ausbalanciert.

Die sommerlichen Temperaturen draußen schreien ja gerade noch förmlich nach einem leichten und luftigen Eau de Cologne. Ich werde die nächsten Tage diese zwei Duftneulinge tragen und mich im ausklingenden Sommer ein wenig auf das kommende Frühjahr einstimmen. 😉 Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch eine schöne Restwoche!

Frühlingshaft verzauberte Grüße,
Julia