Auch heute brennt die Sonne unerbittlich hernieder. Es soll der bislang wärmste Tag des Jahres 2018 werden. Wie schön wäre es, sich in einem luftigen Gebirge zu befinden? Genau das werde ich jetzt tun und mir ein kühles Lüftchen um die Nase wehen lassen.
Tiger’s Nest – Weihrauch im Himalaya
Wie ich auf ein Gebirge komme? Von Memo erreichte uns kürzlich der Duft „Tiger’s Nest“. Was damit gemeint ist, lässt sich schnell entschlüsseln. Es handelt sich um Taktshang, das buddhistische Tigernest-Kloster in Bhutan im Himalaya, das sich in 3120 Metern Höhe befindet. Ich befürchte, dass dort oben aus der kühlen Brise ein kalte und ganz stramme werden könnte. Was ich sehr sympathisch finde, ist dass man nur zu Fuß oder mit Maultieren dorthin gelangt.
Das Brüllen des Weihrauchs
Feuer und Flammen in den Wäldern der Nacht. Safran. Glühende Augen, Tränen des Himmels. Absinth. Taktshang, das Tigernest-Kloster, erhebt sich wie ein Pfeil. Osmanthus. Heiliger Berg, verboten, ihn zu besteigen. Ambra. Zwischen tiefen Tälern und hohen Bergen das Lied des Windes an den Felsen. Weihrauch. Der Pfad klammert sich an die dunkle Felswand, eine Höhle versteckt vor Blicken. Vanille. Sieben grelle Schatten, ein Tigerversteck. Rose. Mit einer weichen, samtigen Bewegung strecke, gleite und entfalte ich mich. Ylang-Ylang. Nichts wird meine leisen Schritte aufhalten. Papyrus. Gähnender Abgrund, gebändigte Legende, Tiger‘s Nest ist das Dach über meiner Welt.
Weihrauch ist ganz klar die dominierende Note im Tigernest. Was hier als Absinth angegeben wurde, ist eine krautig-bittere Wermutnote, die sich erfolgreich gegen den Weihrauch stemmt und ihm Paroli bieten kann. Obwohl noch einige andere Bestandteile genannt werden – siehe unten – fällt mir am meisten noch eine herbwürzige Vanille auf, die sich durch die Weihrauchschwaden schlängelt. Durchaus eine andere Facette des Weihrauchs, die man hier kennenlernen kann und Freunde des Harzes werden ohnehin nie genug von ihm bekommen.
Die Duftnoten von Tiger’s Nest
Schlüsselnoten: Absinth, Ambra, Weihrauch
Alle Duftkomponenten: Absinthe, Aldehyde, Zitrische Noten, Ambra, Safran, Weihrauch, Osmanthus, Ylang-Ylang, Rose, Papyrus, Vanille, Tolubalsam
Tamarindo – die Ananasblüte
Vom ernsten und meditativen Weihrauch kommen wir jetzt zu einem echten Kontrastprogramm: Tamarindo. Tamarindo ist ein beliebter Urlaubsort an der Pazifikküste Costa Ricas. Weiße Sandstrände, blaues Wasser und ein Paradies für Surfer.
Die Ananasblüte
Der rhythmische Tanz der Trommeln, Jasminessenz. Das Rascheln der smaragdgrünen Blätter des Guanacaste-Baums. Die Ananas erstrahlt in all ihren Facetten und wird unter der Sonne von Kardamom zu einer Blume. Eingebettet in einen Spritzer Bergamotte. Die Stunde, in der die Vanille rot zu glühen beginnt. Wenn mich der Benzoehauch mitreißt, wenn die Meeresbrandung mein Herz zu Patschuli werden lässt, kehre ich zurück nach Tamarindo, wo im Dschungel Bilder zu sehen sind. Zwischen Riesenspinnen und glücklichen Eidechsen wirkt die Inspiration wie ein sinnlicher Duft.
Auf den ersten Riecher muss man tatsächlich an Ananas denken. Freunde dieser Frucht könnten hier einen Volltreffer landen. Hinzu kommt gleichzeitig aber auch eine cremige Blütennote, die in dieser Form nur vom Jasmin kommen kann. Und jetzt taucht noch typische Vanillesüße auf, die sich mit dem Jasmin verbindet. Von Kardamom und Patschuli aber keine Spur – für mich jedenfalls nicht wahrnehmbar. Die Ananas dagegen ist einfach herrlich und macht sofort gute Laune!
Die Duftnoten von Tamarindo
Bergamotte, Kardamom, Ananas, Jasmin, Benzoeharz, Patchouli, Vanille
Tiger’s Nest und Tamarindo von Memo zeigen auf einen Schlag die große emotionale und thematische Bandbreite von Duftkompositionen. Ernst, sakral, meditativ und wild ist der Weihrauch und blühend, köstlich, fruchtig und sommerlich die Ananasblüte.
Seid Ihr schon an diese Orte gereist? Entweder echt oder zumindest mir der Nase? 🙂
Liebe Grüße
Harmen
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