Chabauds Caprice de Sophie und das neue Trio von Perris Monte Carlo …

… sind heute Thema. Chabaud hat neben einer sehr netten Riege an Gourmand-Düften (die ich wirklich schätze, aber an mir persönlich nicht besonders passend finde) mit Chic et Bohème sowie Lumière de Venise zwei Lieblinge von mir lanciert. Sie haben bewiesen, dass sie nicht nur „süß“, sondern auch „fruchtig“ können – das macht mich neugierig auf Caprice de Sophie, ihren Neuen. Und Perris Monte Carlo haben soeben ihre Italian Line lanciert – ein Trio, das uns ins Nachbarland, genauer in den Westen davon entführt, nach Kampanien. Nichts wie auf ins duftende Vergnügen!

Caprice de Sophie

Caprice de Sophie kann sich eigentlich nur auf die Parfümeurin Sophie Chabaud beziehen, zumindest liegt das nahe – die Beschreibung ist eine poetische, schwelgerische, die Harmen für unseren Shop übersetzt und überarbeitet hat:

„Sophie hat ein Funkeln in ihren Augen, einen Hauch von ewiger Jugend. Ihren Bewunderern scheint sie unerreichbar zu sein, kommt und geht, wie es ihr beliebt, trifft ein, wenn man sie am wenigsten erwartet. Diese kleinen Launen offenbaren ihre reizende Eigenheit, eine geheimnisvolle und unvorhersehbare Anziehungskraft, die gleichzeitig amüsiert und auch frustriert. Das Eau de Parfum Caprice de Sophie drückt all den Charme, die Euphorie und die Fantasie aus, die sie inspiriert. Ein prickelnder Duft, der einen Hauch von Verschmitztheit, Süße, Weichheit und Sinnlichkeit vereint.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Mandarine, Jasmin, Apfel; Herznote: Jasmin, Himbeere, Freesie; Basisnote: Moschus, Sandelholz, Vanille.

Caprice heißt übersetzt Laune, und diese hier ist eindeutig eine außerordentlich gute: Caprice de Sophie zeigt sich von überschwänglicher Heiterkeit, dynamisch und lebenslustig. Ein köstliches Stillleben von reifen Früchten, leuchtend rote Himbeeren, knackig grüne Äpfel und saftige Mandarinenschnitze, die von cremig-pudrigem Jasmin und wässriger Freesie malerisch eingerahmt. Darunter tummelt sich eine mehr als gefällige, anschmiegsame Basisriege: Sanfter, kuschelweicher Moschus, sonnenwarmes, sacht-würziges Sandelholz und milchig-süß-deliziöse Vanille.

Weiblich ist Caprice de Sophie, und zwar unübersehbar. Sinnlich und beschwingt, modern und jung – ein fruchtiger Geselle mit leisen Gourmandanklängen, der ganzjährig tragbar ist, sieht man mal von den richtig heißen Tagen ab.

Perris Monte Carlo – Italian Line

Perris Monte Carlo legen mit ihrer Italian Line ein neues Trio vor, dass sich einer bestimmten Stadt verpflichtet sieht:

„Bei der Suche nach erlesenen Materialien in der ganzen Welt kommt die Inspiration für diese Neuheiten aus dem zauberhaften Italien. Die Auswahl dieser Düfte stellt die Glanzlichter der Zitrusfrüchte von Capua dar. Capua, eine kleine Stadt unweit von Neapel, ist seit 1880 das Zentrum der Herstellung von ätherischen Zitrusölen. Gian Luca Perris, der kreative Duftdesigner von Perris Monte Carlo, war fasziniert davon, wie dort neueste Technologien und traditionelle Methoden in der Ölextraktion vereint werden. Diese Düfte sind eine Verneigung vor den italienischen Zitrusfrüchten, sie fangen die Wärme der Sonnenstrahlen ein und berühren das Herz. Sie betonen den natürlichen Charakter der Zitronen mit Spuren von Zeder, Mandarine und Bergamotte.“

Capua zählt knapp 20.000 Einwohner und gehört zu der Region Kampanien, die an der Westküste Italiens gelegen ist, genauer gesagt am Spann des Stiefels. Neapel ist die Hauptstadt der Region, die früher mal zu Sizilien gehörte (bis 1861). Kampanien gilt – vor allem durch die Einwohnerdichte Neapels – als die am dichtesten besiedelte Region Italiens, nur in der Lombardei wohnen noch mehr Menschen.

In der Antike gaben die Römer Kampanien aufgrund seiner Fruchtbarkeit den Namen Campania felix, „glückliche Landschaft“ – Nahrungsmittelproduktion und Weinbau sind demgemäß die Hauptwirtschaftszweige neben dem Tourismus (Amalfiküste, Ischia, Capri und natürlich Neapel). Einige Bereiche Kampaniens sind stark vom Vulkanismus beeinflusst, gerade auch die Region um den Vesuv, der mit seiner Vulkanerde selbstredend nicht nur für „Unruhe“, sondern auch für besonders fruchtbaren Boden sorgt.

Ein paar Italienimpressionen kann ich mir an dieser Stelle kaum verkneifen 😉 Augen auf – Urlaub Marsch! 😉

Cedro di Diamante

Cedro di Diamante ist keine Ode an die Zeder, wie man bei einem zu schnellen Blick vielleicht denken mag, sondern widmet sich einer ganz speziellen Zitrusfrucht, der Zitronatzitrone:

„Die Zitronatzitrone Diamante (Citrus medica ‚Diamante‘, italienisch: Cedro di Diamante) ist eine Zitronenart, benannt nach dem Städtchen Diamante in Kalabrien, an der Südwestküste Italiens. Die Diamante-Zitrone ist die berühmteste Zitrone Kalabriens und wurde schon von Poeten wie Byron und D’Annunzio gerühmt. Die Cedro di Diamante hat eine einzigartige Qualität, ist nicht sauer und hat ein frisches und süßes Aroma, man findet sie oft als Zutat in kulinarischen Leckerbissen. Aufgrund ihres hohen Furocumarinegehalts war die Frucht seit den 1980er Jahren bei Parfümeuren in Vergessenheit geraten. Mit der innovativen Technologie kann das Öl heute vollkommen frei von Furocumarine gewonnen werden. Die wertvolle Zitrusessenz ist durchdrungen von einem Mix aus Blumen und Gewürzen und endet mit Iris und Moschus. Die strahlende Frische dieses Duftes hält länger an als bei allen anderen bekannten Zitrusdüften.“

Kopfnote: Cedrat (Citrus Medica), Limette, Zitrone, Verbena; Herznote: Rosa Pfeffer, Ingwer, Kardamom, Szechuanpfeffer; Basisnote: Iris, Eichenmoos, Moschus.

Besagte Furocumarine enthalten im chemischen Aufbau in der Tat Cumarin, darüber hinaus allerdings noch einen Furanring – das muss an dieser Stelle reichen, da wir keine Chemiestunde daraus machen wollen 😉 Furocumarine sind phototoxisch und, unter UV-Einstrahlung, in der Tat krebserregend, insofern sehe ich ein, dass das bisher ein Hemmschuh hinsichtlich der Verwendung war.

Cedri, dt. Zitronatzitronen (Citrus medica) – fotografiert in der Stuttgarter Markthalle by BMK via Wiki Commons; CC BY-SA 2.0 DE –> https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en

Die Zitronatzitrone kennen wir vor allem wegen des aus ihr hergestellten Zitronats, dessen Pendant, das Orangeat, aus Bitterorangen hergestellt wird. Darüber hinaus stellt man aus ihr auch Konfitüren oder Liköre her … ganz genau: Es gibt diverse Limoncello-Sorten, für die Zitronatzitronen verwendet werden 🙂

Wirklich viele verfügbare Bilder im Netz gibt es nicht, bei Gärtner Pötschke (Kennt Ihr den Kalender? Für mich eine ewige Kindheitserinnerung, der Abreißkalender hing bei uns jedes Jahr in der Küche …) findet sich ein Foto, bei dem jemand die Zitronatzitrone in seinen Händen hält – verdeutlicht ganz gut ihre mögliche Größe, mit zwei bis vier Kilo Erntegewicht ist sie im Vergleich zur normalen Zitrone eben doch ein Schwergewicht 😉

Darüber hinaus, das möchte ich nicht unerwähnt lassen, hat die Zitronatzitrone in zwei Weltreligionen eine rituelle Bedeutung, und zwar sowohl im Judentum als auch im Buddhismus.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die schöne, leider mittlerweile meines Wissens nach nicht mehr in Deutschland vertretene Marke Arquiste? Zu deren Kollektion gehörte ein toller Duft mit Zitronatzitrone, der gleich nach ihrer Bedeutung oder vielmehr Rolle im Judentum benannt wurde, L’Etrog. Meine Rezension zum Duft könnt Ihr hier nachlesen. Etrog bezeichnet verschiedene Varietäten jener Zitrone, die während des Sukkot genannten jüdischen Laubhüttenfests Verwendung finden. Als Symbol der Einheit der Juden findet sich Abbildungen Zitronatzitrone so auch auf zahlreichen Bauten, Denkmälern und religiösen Gegenständen, und zwar laut Wiki seit dem 1. Jahrhundert.

Buddha’s hand by Kaldari via Wiki Commons

Im Buddhismus gilt die Zitronatzitrone als klassische Opfergabe – man verwendet dafür eine bestimmte Sorte: Citrus medica var. sarcodactylis, auch Buddhas Hand genannt, ihr wird nachgesagt, sie sei Buddhas Lieblingsfrucht gewesen. Wiki weiß dazu noch ein bisschen mehr: „Geschätzt sind besonders die Exemplare, die an eine geschlossene Hand erinnern, da sie an die Handhaltung während eines Gebetes erinnern. In China symbolisiert Buddhas Hand Glück, Zufriedenheit und ein langes Leben. Sie ist auch ein traditionelles Neujahrsgeschenk.“

Jetzt wissen wir wahrlich genug über sie, um uns ins duftende Vergnügen zu stürzen!

Cedro di Diamante duftet überaus zitrisch, und zwar in allen Facetten – das ist nicht weiter verwunderlich, finden sich in Kopf und Herz des Duftes doch gleich etliche zitrische Vertreter. Herb, bitter, säuerlich prickelnd zeigt er sich, offenbart die kokette, exotisch anmutende Frische von Limette und leise Anklänge von trocken-fruchtig-holzig-herbem Ingwer. Pfeffer ist wie so oft ein perfekter Begleiter der zitrischen Gesellen, Kardamom und Verbena rahmen zitrisch-grün-minzig ein. Die Basis untermalt und verstärkt den zitrischen Charakter des Duftes, stiftet ein Quentchen Pudrigkeit und hauchfeine Wärme.

Unisex, Cedro di Diamante ist selbstverständlich ein Duft für beide Geschlechter, den man sich wundervoll mit dem Partner teilen kann. Ihr werdet es schon ahnen: Er ist relativ linear, aber ausdrucksstark, und aufgrund seines Fokus‘ definitiv ein Kandidat für die wärmere Jahreszeit. Solltet Ihr also noch auf der Suche nach einem erfrischenden Sommerbegleiter sein – der hier könnte es werden!

Morgen geht es weiter mit den restlichen beiden Düften – bis dahin alles Liebe und viele Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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