Japanische Duftpoesie – Haiku von Masakï Matsushïma …

… ist ein neues Dufttrio und selbstverständlich benannt nach der Gedichtform, der traditionell japanischen. Siebzehn Silben, meist auf drei Zeilen verteilt – wenige Worte für Lyrik, und dennoch oftmals überaus kraftvoll, die kürzeste Gedichtform der Welt. Wiki hilft hinsichtlich der Autoren:

„Zu den bedeutendsten Haiku-Dichtern zählen Matsuo Bashō (1644–1694), Yosa Buson (1716–1783), Kobayashi Issa (1763–1827) und Masaoka Shiki (1867–1902). Bashō erneuerte mit seinen Schülern die Haikai-Dichtung und ermöglichte ihr die Anerkennung als ernsthafte Literatur. Shiki gilt als Begründer des modernen Haiku. Er war es, der den Begriff Haiku prägte (gegenüber dem älteren Haikai oder Hokku).“

Wer gerne stöbern möchte: Auf der Seite von David G. Lanoue finden sich etliche Haikus von Kobayashi Issa, zum Teil auch erstmalig übersetzt, seht hier. Naturbezüge sind sehr häufig genauso wie jahreszeitliche Bezüge, darüber hinaus geht es auch meist um Gefühle und persönliche Entwicklung, ergo um Existenzielles, das liegt auf der Hand … genauso wie die Proben des Trios, genauer die 10ml-Flakons, eine sehr geschickte Handtaschengröße, die darüber hinaus wirklich hübsch ist.

Haiku by Masakï Matsushïma – das Trio

„Inspiriert von der komplexen Einfachheit dieser Gedichte, entwarf Masakï Matsushïma auf konzeptionelle und authentische Weise eine einzigartige Kollektion, die sich um diese Kunst seiner Vorfahren dreht.

Da die Tradition der Haikus drei Verse benötigt, um ein Gedicht zu bilden, entschloss sich der Designer, eine Parfumtrilogie zu schaffen, die auf drei japanischen Elementen aufbaut.

Eine exklusive Dufttrilogie, die den kulturellen Hintergrund des Designers widerspiegelt.“

Jean Jacques, der Parfumeur, den man für das Trio bemühte, hat schon oft für Masakï Matsushïma gearbeitet – ein Großteil der Düfte des Hauses sind von ihm. Darüber hinaus kennen wir ihn von und durch: Panouge, für die er Cedarstorm und Sandstorm schuf, der neue Sir Gallahad von Isabey, mein Feines-für-Kleines-Schnäppchen Balmya von Balmain, L’Or de Torrente, einiges für Davidoff und Givenchy sowie vieles für Kenzo und natürlich ein paar Düfte für die Italiener von UÈR MÌ (unter anderem deren schönen Tweed-Duft). Schauen wir uns doch mal an, wie er das Haiku-Trio umgesetzt hat!

Der Tee – Sillage de Thé

Sillage de Thé ist der erste Duft des Trios, der mir in die Hände fällt. Klar, regelmäßige Leser/innen werden es wissen – Teedüfte haben es mir schon immer angetan, und obschon diese Leidenschaft nun wahrlich keine sonderlich ausgefallen ist und von vielen geteilt wird, gibt es immer noch überraschend wenige Düfte mit prominenten Teenoten.

Im Mainstream-Bereich fallen einem zwei Klassiker umgehend ein, die beiden Grüntees von Elisabeth Arden und Bulgari. Ardens Green Tea, der viele Flanker hat, ist von 1999 – und in der Tat ein Frühwerk von Françis Kurkdjian. Dreißig Jahre alt war er da, und hatte einige Jahre vorher, 1994, einen weiteren Klassiker geschaffen – Le Male für Gaultier. Bulgaris Eau Parfumée au Thé Vert war der erste Duft einer ganzen Teekollektion, die mittlerweile vier Düfte umfasst, unzählige Pflegeprodukte etc..

In der Nische gibt es einiges, aber nicht so viel, wie es meiner Meinung nach Teeliebhaber gibt – eine Liste mit Teedüften hatten wir mal erstellt, seht hier. Mein absoluter Liebling ist ein anderer – L’Artisan Parfumeurs Tea for Two, der Schwarztee mit dem Löffelchen Honig. Generell allerdings könnte es noch mehr tolle Teedüfte geben, findet Ihr nicht? Tragt Ihr Tee, und, wenn ja, welchen? Und trinkt Ihr ihn auch? Ich schon, aber auch das habe ich bereits mehrfach verlauten lassen 😉 Wenden wir uns jetzt Sillage de Thé zu, dem, wie allen drei Düften des Haiku-Trios, auch ein ebensolches gewidmet wurde:

Ein Frühlingswind –
bewegt die Weidenblätter
wie ein Schmetterling, der unstetig in der Luft schwebt.
(Haiku von Matsuo Basho)

Jean Jacques kommt ebenfalls zu Wort – und zwar mit folgendem Kommentar:

„Die Erschaffung eines olfaktorischen Paradoxons, das der Wärme eines Sonnenakkords und der Frische und Natürlichkeit des Matchatees entsteigt.“
Jean Jacques, Parfümeur

Matcha, wir sind bei Matcha gelandet! Viele, aber nicht alle von Euch werden ihn kennen, nehme ich an, deshalb gibt es noch ein paar Worte zu diesem speziellen Grüntee. Matcha ist kein Tee in herkömmlicher Form, sondern wird zu feinem Pulver gemahlen, das grün-leuchtend in der Farbgebung ist. Hergestellt wird er aus dem Tencha genannten Grüntee, der vier Wochen vor der Ernte beschattet wird, woraus ein dunkelgrünes Blatt gewonnen wird, das nach der Ernte gedämpft und getrocknet wird, von seinen allzu groben Pflanzenbestandteilen getrennt und dann in Steinmühlen verarbeitet wird. Je nach Pflückung variiert der Geschmack zwischen lieblicher Süße und sanfter Herbheit. Gesund ist er selbstredend, der Matcha, der außer Vitamin A, B, C und E auch Carotine und Catechine enthält und selbstredend ordentlich Energie verleiht. In der Beschreibung von Sillage de Thé klingt es an, dass er teuer ist – er war früher ausschließlich der Elite Japans vorbehalten, bis er andere Kulturen erreichte, dauerte es. Hier bei uns dürfte er spätestens mit Attila Hildmann, dem medialen Vorzeige-Veganer, bekannt geworden sein, der mit seinen veganen Kochbüchern die breite Masse erreichte und maßgeblich dazu beitrug, dass Matcha hierzulande seinen Ruf als Superfood erlangte.

Die Frage muss an dieser Stelle kommen: Trinkt Ihr (auch) Matcha?

Bei mir landet jetzt zuerst eben dieser in olfaktorischer Form auf der Haut, und zwar mittels eines Roll-Ons, ich habe ja die 10ml-Flakons hier, die in dieser Form kommen.

Für diese Größe mag ich das, weil ich den Sommer im Hinterkopf habe. Körpersprays kommen bei mir gerne mal in den Kühlschrank in der heißen Jahreszeit, das kann ich mir hier ebenfalls gut vorstellen, was den Tee zu einem erfrischenden Genuss machen sollte. Generell sind Roll-Ons natürlich etwas kritisch: durch den direkten Hautkontakt können Hautpartikelchen in die Flasche gelangen und was sich sonst noch so auf der Haut befindet. Das kann über kurz oder lang natürlich dazu führen, dass ein Duft eventuell früher kippt, sich verändert oder ähnliches. Allerdings dürfte das bei 10ml nicht so dramatisch sein, da man die ja auch schnell(er) verbraucht bekommt.

Die Ingredienzen von Sillage de Thé: Kopfnote: Bergamotte, Bambus; Herznote: Grüntee, Tiaré; Basisnote: Vanille, Moschus.

Sillage de Thé ist ein Everybody’s Darling, genauso wie es die beiden eingangs genannten Klassiker. Er ist unkompliziert, „easy to like“, und in seiner einfachen, unverstellten Art ein wahrer Sympathieträger. Leise, aber dennoch prägnant präsentiert er weiche, zarte Grünteenoten, die von einer sachten Süße unterstrichen werden. Diese stammt einerseits von floralen Anklängen, den Tiaréblüten, die sich allerdings nicht in den Mittelpunkt drängeln, sondern als Hintergrundchor subtil untermalen, und andererseits von der Basis, die mit einem Duo auftrumpft, das immer funktioniert – mit Vanille und Moschus. Die beiden kreieren eine sinnliche Aura, zeichnen Hautnähe, wirken weniger „parfümig“ als dass sie vielmehr duften wie Haut, einfach bloß Haut, nur … besser 😉 Bambus verstärkt das pastellige Grün des Duftes, spendet ein klitzekleines Quentchen Herbheit und lässt ihn aquarellhaft erscheinen, von winzigen Bergamottesternchen ausgeleuchtet.

Ein sanfter Immergeher, der von Männern als auch Frauen getragen werden kann.

Morgen geht es weiter mit den anderen beiden Düften des Haiku-Trios – bis dahin alles Liebe und viele Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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