Abtauchen mit Hiram Greens Slowdive und die Königin des Waldes

Heute am Start: Hiram Green und Il Profumo. Zwei Parfumhäuser, die in unserem Dufttagebuch bisher leider irgendwie viel zu kurz gekommen sind. Hiram Greens Dilettante habe ich 2016 bereits rezensiert (nachzulesen hier), doch von Il Profumo kam mir bisher noch nichts unter mein stets schnüffelbegieriges Schnuppernäschen. 2017 haben beide Marken neue Düfte auf den Markt gebracht: Hiram Green den Tabakduft Slowdive, Il Profumo einen Duft mit dem waldigen Namen Silvana.

Hiram Greens Slowdive

Slowdive ist der sechste Duft in Hiram Greens Parfumportfolio. Der junge Niederländer mit Homebase in der Käsestadt Gouda war in den letzten Jahren fleißig: Seit 2013 lanciert er jährlich eine neue Kreation, 2016 waren es sogar zwei. Seine Düfte zeichnen sich durch die ausschließliche Verwendung rein natürlicher Inhaltsstoffe aus. Synthetik kommt Hiram Green nicht ins Haus und auch nicht in den Duft. Nach dem fruchtig-floralen Dilettante und dem ebenfalls 2016 auf den Markt gebrachten Holzduft Arbolé Arbolé huldigt Slowdive dem guten alten Tabak.

Slowdive ist ein warmer Tabakduft, der die Stimmung jener trägen Nachmittage einfängt, an denen die Süße der Luft des Altweibersommers fast schon greifbar ist.

Der Duft beginnt mit frischen und blumigen Kopfnoten aus Neroli und Orangenblüte, bevor Tabakblüten und Bienenwachs die Leitung übernehmen. Das reichhaltige und tiefgründige Herz mit Noten von Trockenfrüchten und cremiger Tuberose wird köstlich in einer Basis aus honigartigen Harzen verankert, die Slowdive einen sanften und exotischen Hauch verleihen.

Für die Hommage an das in der Regel zu Glimmstängeln verarbeitete Laubwerk der Tabakpflanze verwendete Hiram Green die Ingredienzien Neroli, Orangenblüte, Tabakblüte, Bienenwachs, Trockenfrüchte, Tuberose und Harze.

Floral und fruchtig beginnt Slowdive in der Tat. Die sanfte Cremigkeit von Neroli und Orangenblüte vereint sich mit likörigen Trockenfruchtnoten, untermalt von der ganz charakteristischen und honigartigen Weichheit des Bienenwachses. Langsam, ganz langsam schiebt sich die süßlich-aromatische Wärme der Tabakblüte ins Duftgeschehen und wird von den bereits in Erscheinung getretenen Duftnoten aufs Herzlichste empfangen.

Mit zart-fruchtigen Whiskeynoten melden sich die Trockenfrüchte immer mal wieder im Duftverlauf zu Wort, mal eher an dunkle Pflaumen erinnernd, mal eher aprikosige Züge in sich tragend. Tuberose und Harze treten auf meiner Haut nicht wirklich als einzeln wahrnehmbare Duftnoten in Erscheinung. Sie verschmelzen in dem unglaublich wohlig-warmen Duftkomplex aus floralen und gourmandig-würzigen Noten und verleihen ihm Kraft und Haltbarkeit.

Weich, samtig und in wunderschönsten Bernsteinfarben schillernd präsentiert sich Slowdive. Die Kombination aus aromatischem Tabak und lieblichen Honignoten ist zwar nichts grundlegend Neues, doch ist die deren Umsetzung in Slowdive einfach absolut bezaubernd. Wer einen ausdrucksstarken und doch transparenten Unisex-Duft mit ganz viel Wärme, Sinnlichkeit und gourmandigen Noten sucht, liegt bei der neusten Kreation von Hiram Green genau richtig.

Die Königin des Waldes – Silvana

Il Profumo hat mittlerweile über zwanzig Düfte auf dem olfaktorischen Kerbholz – alle kreiert von Silvana Casoli, der Inhaberin und Nase des italienischen Parfumhauses. Auch Il Profumo verwendet für seine Kreationen nach eigenen Angaben ausschließlich natürlich Inhaltsstoffe höchster Qualität und Güte. Seit nunmehr 20 Jahren als Marke existent, präsentierte Silvana Casoli 2017 einen Duft, der ihr selbst gewidmet ist.

Der Name Silvana bedeutet auf Italienisch und Lateinisch „Hüterin des Waldes“ oder „Königin des Waldes“. Dieser Spitzname passt sehr gut zu ihr, zu Silvana Casoli, Gründerin von Il Profumo. Die Inspiration für ihre Düfte bezieht sie aus den vielfältigen Landschaften und der reichen Natur, die sie als Kind in Italien erlebte und die einen tiefen Eindruck auf sie hinterließ.

Silvana kreiert Düfte für Personen, ohne Rücksicht auf deren Geschlecht oder die sonst vorherrschende Einteilung in Jahreszeiten. Ihre Parfums sind wie magische Tinte, die ihre Geschichten auf die Haut schreiben, so auch dieser erlesene Blütenduft „Silvana“, der einen unzähmbaren, charismatischen und sinnlichen Charakter besitzt.

Meine erste Assoziation, als ich den Namen Silvana hörte, war ja: „Ah, sicher ein Waldduft. Erdig, feucht, grün, moosig.“ Tja, knapp daneben ist auch vorbei und in diesem Falle ist „knapp” ziemlich euphemistisch. Die Parfumeurin Casoli erschuf also mit Silvana eine Hommage an sich selbst. Ihre duftnotigen Vorlieben sind schnell aufgezählt: Rosa Pfeffer, Iris und Weißer Moschus.

In bezauberndem Violett präsentiert sich die Farbe des Parfums, angelehnt an die Protagonistin des Duftes. Nein, in diesem Falle meine ich nicht Silvana Casoli, sondern die Iris. Den Auftakt des Duftes bestimmt zwar die fruchtige Schärfe des Rosa Pfeffers, doch bald stößt die Iris hinzu. Weich und warm, unglaublich skinnig verschmilzt sie mit meiner Haut. Hier strahlt uns keine Lippenstiftiris entgegen, auch kein staubig-quastiges Puderdöschen. Diese Iris ist eine Hautiris, floral, sinnlich und eine Spur sexy, aber auf die unschuldige Art.

Die akzentuierende Schärfe des Rosa Pfeffers blitzt immer mal wieder im Duftverlauf auf, wodurch die skinnige Silvana ein spannendes Schillern erhält. Zart-holzige Nuancen mit einer subtilen Süße untermalen die Kreation und vervollkommnen den floral-samtigen Iris-Hautduft.

Silvana ist ein zurückhaltender, ein unprätentiöser Duft, der auf das Mindeste reduziert zu sein scheint. Drei Duftnoten, mehr braucht es nicht, um diesen transparenten und leichten Irisduft zu erzeugen. Silvana verschmilzt mit der Haut, vereint sich mit ihr. Diese Hommage an die Il-Profumo-Parfumeurin ist genau das Richtige für alle, die eine skinnige Iris suchen, die ohne Lippenstift- und Pudernoten auskommt. Einfach schön! 🙂

Damit verabschiede ich mich für heute von Euch. Ich wünsche Euch eine tolle Woche!

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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