Blend Oud Teil III – Die Private Collection …

… der italienischen Marke beschäftigt uns heute, und zwar mit sechs Düften, mit denen ich die Rezensionsreihe vorerst abschließen kann. Gestern hatten wir bereits einen ersten Duft der Private Collection von Blend Oud angeschaut – 7 Moons, den ich ausgesprochen gerne mochte. Schauen wir uns nun die restlichen Kandidaten an.

MIRAGE – … ist der Kraft der Phantasie gewidmet, die hier „bernsteinfarben“ ist und mit Ambra und Zitrusfrüchten beschworen wird. Diese Mischung macht’s – und wird vielen gefallen. Für mich ist sie absolut unisex – und vereint selbstredend zwei Facetten, die einzeln von vielen geliebt werden, zusammen aber selten sind. Eigentlich gegensätzlich, möchte man meinen – Harze und Hesperidenfrüchtchen. Funktioniert hier aber wirklich ausgesprochen gut. Ambrierte Orange, angeraucht und warm, sowie nektarsüße Orangenblüten mit einem Tupfer Vanillecreme – das ist extrem lecker auf der Haut, meine Lieben!

SAFARI – … von wilden Seelen und Freigeistern ist hier die Rede. Wieso dann Safari? Ich hoffe – Fotosafari. Ein atemberaubender Lauf wird angesprochen durch die unberührte Natur – auch hier wird nicht mehr erzählt. Macht nichts, wir stürzen uns auf den Duft … und mich vermag er durchaus für sich einzunehmen: Rosenholz, kühles und kühlendes, zitrisch angestrahlt und funkelnd, von Moos unterlegt und von ordentlich Holz getragen. Palisander untermalt die Kühle des Rosenholzes noch und Papyrus stiftet herb-grüne Frische. Erlesen wirkt der Duft, gleichermaßen aber auch „wild“, ungezähmt. Stell ich mir sehr nett vor am passenden Mann, der nicht ganz jung sein sollte.

CORONA – … handelt von Blaublütern, von noblen Familien, edler Abstammung und noch edleren Seelen. Interessiert mich erst einmal nicht weiter, der Duft dafür ist ziemlich fein und hat es mir angetan: Ein Veilchenleder, mehr cremig als pudrig, das darüber hinaus eine tolle Himbeernote offenbart. Pampelmuse beleuchtet und irgendwo dahinter blitzt auch hin und wieder die Wacholderfruchtigkeit hindurch. Corona hüllt ein, sanft und sinnlich, umrahmt darüber hinaus mit feinem Blattgrün. Mann, Maus oder Frau? Ich bin mir nicht sicher – unisex, vermutlich einen Tick mehr ins Feminine zielend, zumindest ab der Herznote. Gefällt mir sehr.

SANA – Bei Sana kann ich es mir nicht nehmen lassen, die von Harmen übersetzte Herstellerbeschreibung zu zitieren:

„Sana ist ein Duft, der sich einer Kriegerin unserer Zeit widmet: eine unabhängige und kämpferische Frau, die sowohl ihre Lieblichkeit als auch ihren Charakter als Waffen nutzt, um die Feinde unserer Gesellschaft zu bekämpfen: Intoleranz, Vorurteile und Scheinheiligkeit.

Sana zeigt ein Bouquet aus wunderbarem Charisma, inspiriert von einem neuen Konzept der Weiblichkeit: Das alte Vorurteil des „Fräuleins in Not“ gehört endgültig der Vergangenheit an. Stattdessen schmückt dieser Duft die stärksten Persönlichkeiten, die von unserer aktuellen Welt geformt werden. Die süßen Basisnoten erinnern uns an die Liebenswürdigkeit und Zartheit, die auch in der kämpferischsten Frau zu finden sind.“

Die Kriegerinnen der heutigen Zeit – Mutter Theresa, Angela Merkel, Michelle Obama, FEMEN, Miss Marvel oder Xena? Das bleibt offen, neugierig bin ich dennoch, und zwar aufgrund der Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Blutorange, Lavendel; Herznote: Jasmin, Zimt, Süßholz (Lakritze); Basisnote: Moschus, Vanille, Karamell.

Lakritze – viel zu selten in Düften. Zimt? Ebenfalls. Blutorange, ein paar Blüten und Karamell? Liest sich sehr lecker, vor allem in dieser Zusammenstellung. Ist es dann auch. Ein Gourmand, aber einer für Erwachsene. Kein Kitsch, kein Kindersüßkram. Eine köstliche Mischung aus supersaftiger Blutorange, der man Karamellpudding mit Vanille an die Seite gestellt hat. Eine klitzekleine Prise Lakritzherbheit, vor allem aber zimtbestäubt. Ich bekomme Hunger. Und Lust, Sana im Winter zu tragen oder jetzt auch schon anlässlich der trüben Herbsttage.

SULTAN – … ist definitiv ein Mann, und zwar ein sehr nettes Exemplar seiner Gattung: Rauchig-frisch und ledrig in einem Duft, und das auf wirklich originelle Weise. Matetee, der die Rauchnoten beisteuert, Wacholderbeeren und -holz mit der ihnen eigenen fruchtig-holzigen Herbheit sowie Leder, feinstes Glattleder. Tonkabohne lässt eine nette Vanillewürzigkeit springen und wärmt hin und wieder ein wenig, wobei der Duft alles in allem schon „cool“ ist. Ein Statementduft für den charakterstarken Mann. Gelungen und mit der seltenen Mateteenote sicherlich auch einen Test wert für die eine oder andere Frau, die maskulinere Düfte schätzt.

Als letzter Kandidat folgt jetzt Eclipse, der als (bisher?) einziger Duft die Reserve Collection ausmacht.

„Ein mysteriöser Duft, inspiriert von der perfekten Dynamik des Universums und von dem rätselhaften Spiel aus Licht und Schatten, das die Menschheit seit Jahrtausenden fasziniert.

Die Ausrichtung von Sonne, Mond und Erde ist eine Metapher für die Reihenfolge, in der die Inhaltsstoffe des Bouquets von Eclipse ihre bezaubernde Wirkung entfalten. Die Energie der zitrischen Kopfnoten steht für das Sonnenlicht, während Jasmin und Ylang-Ylang die Stimme des Mondes versinnbildlichen. Die Sinne werden von diesem olfaktorischen Spiel entzückt, das zur Entdeckung neuer und unerforschter Sinneseindrücke führt.“

Eclipse ist ein Oudduft und er ist unisex, soviel kann ich bereits verraten. Er ist einer jener helleren Kandidaten, jener selteneren Ouddüfte, die durch Kühle und Frische brillieren. Findet man nach wie vor nicht wie Sand am Meer, was ihm ein Alleinstellungsmerkmal verschafft. Zitrisch beleuchtet von glitzernden Hesperidensternchen, Limette, die einen Hauch Exotik einbringt und auf das opulente Herz überleitet – viele Blüten, frische, fruchtig wirkende Rosen und cremiger Jasmin, ein Quentchen Feige, allesamt voll und ganz männertauglich, weil im Verbund auftretend und nicht unbedingt als Blumenstrauß zu erkennen. Oud harzt, spendet ein klitzekleines Bisschen medizinischen Charakter, hüllt in seidenen Rauch und ebnet den Weg in die balsamische, harzgewärmte und verhalten animalische Basis, die allerdings durch die sehr präsenten Kopfnoten perfekt ausbalanciert wird und niemals die Oberhand gewinnt. Deswegen bleibt Eclipse ein „Frischling“, eine kühle Oudschönheit, die mir an Männlein wie Weiblein gefällt (ja, diesmal habe ich es probiert ;)).

Puuh, das war eine Aufgabe – fünfzehn Düfte aus drei Kollektionen von Blend Oud haben wir uns zusammen angesehen. Meine Favoriten sind ganz klar: Oud al Emarat, Khoul, 7 Moons, Sana und Sultan – unsortiert in der Präferenz 😉 Wie sieht es aus, habt Ihr schon getestet, was spricht Euch an?

Viele liebe Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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