Jul et Mad – ein Ausflug in die Kunst der Jahrhunderte

Ganz frisch bei uns eingetrudelt sind die drei neuen Düfte aus dem Hause Jul et Mad: Bella Donna, Fugit Amor und Mon Seul Désir. Die genannten erweitern die bereits bestehende „Les Whites“-Kollektion, deren ersten drei Düften sich Uli vor ein paar Jahren angenommen hat, nachzulesen hier. Die weiße Kollektion gibt uns einen Einblick in die persönlichen Interessen des duftschaffenden Liebespaares Jul et Mad: Musik, Kunst, Geschichte und Philosophie. Im Gegensatz zu den ersten drei Düften, die sich thematisch mit dem Altertum und untergegangenen Kulturen beschäftigen, sind die Inspirationen für das neue Trio im Bereich der Kunst angesiedelt. Mit Bella Donna unternehmen wir einen Abstecher in die Malerei der Renaissance, um dann zur Bildhauerei des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zu hüpfen und abschließend mittels Zeitsprung zurück ins Mittelalter katapultiert zu werden. Seid Ihr bereit? Dann heißt es: Anschnallen, Türen schließen und die Reise beginnt. 3 … 2 … 1 … Go! 🙂

Bella Donna – Weiblichkeit par excellence

Wie schon erwähnt, entführt uns Bella Donna in die Zeit der Renaissance. In dieser Kulturepoche trieb malerisch, bildhauerisch, naturwissenschaftlich ein Italiener sein geniales Unwesen: Der Universalgelehrte Leonardo da Vinci. Eines seiner Werke ist La Belle Ferronnière, das Portrait einer Dame mit einem juwelenbesetzten Stirnband. Um wen es sich auf dem Gemälde handelt, da gehen die Meinungen auseinander. Es könnte sich um eine Geliebte des damaligen französischen Königs handeln. Oder eben auch nicht. 😉 Wer das Bild gerne live bewundern möchte, kann bei einem nächsten Paris-Besuch im Louvre auf die Suche danach gehen. Dort hängt es in all seiner Pracht und Schönheit.

La Belle Ferronière

Das Portrait der jungen Dame inspirierte das amouröse Duo Jul et Mad zur Kreation von Bella Donna. Als Parfumeur wählten sie einen Landsmann des großen da Vinci: Luca Maffei. Die Zusammenarbeit mit Maffei scheint gut zu funktionieren, denn auch Néa, Garuda und Secrets du Paradis Rouge gehen auf sein Konto. Für Bella Donna wählte Maffei die Duftnoten Bergamotte, Ingwer, Maulbeere, Magnolie, Jasmin, Provence-Rose, Iris, Ylang-Ylang, Sandelholz, Safran, Benzoeharz, Opoponax, Labdanum (Zistrose) und Moschus.

Bella Donna wurde vom Gemälde „La Belle Ferronnière“ von Leonardo da Vinci inspiriert. Mit seinem blumigen Charakter spiegelt dieser verführerische Duft die absolute Weiblichkeit wider. Eine Explosion der Sinne, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die Mischung ergibt wahre und einzigartige Perfektion.

Jul et Mad Bella DonnaDie Jul-et-Madsche Duftbeschreibung könnte nicht treffender sein. Bella Donna ist eine florale Explosion. Eine von zitrischer Fruchtigkeit untermalte Blütenarmada zeigt sich in ihrer vollen Pracht, angeführt von narkotischen, dezent bubblegumigen Jasminnoten. Nachdem mir das Blütenheer klar gemacht hat, wer hier im Duft das Sagen hat (was ich selbstverständlich kommentarlos und bedingungslos akzeptiert habe), beruhigt sich Bella Donna ein wenig. Zwar bleibt der Duft nach wie vor deutlich floral, doch weniger explosiv. Harzig-Holzige Untertöne kommen ebenso zum Vorschein wie eine gewürzige Pudrigkeit, die hier und da im Duftverlauf aufblitzt. Bella Donna ist zweifelsohne eine florale Granate, eine Diva durch und durch. Aufbrausend und etwas exaltiert im Auftakt, ruhiger, aber immer noch überaus feminin, sinnlich und berauschend im weiteren Verlauf. Wer florale und feminine Düfte mag, sollte Bella Donna auf jeden Fall einmal testen. 🙂

Jul et Mad – Fugit Amor – Die Liebe vergeht

Auf diesen Duft freue ich mich ganz besonders, liegt ihm doch eines der Werke des von mir sehr verehrten Auguste Rodin zugrunde. Fugit Amor heißt eines seiner Meisterstücke, eine Skulpur von zwei Liebenden, die von unsichtbaren Kräften auseinandergerissen zu werden scheinen und verzweifelt versuchen, sich aneinander festzuhalten. Das Werk war ursprünglich Teil des berühmten Höllentors von Rodin und wurde später zu einer eigenständigen Skulptur, die sowohl als Bronzeguss wie auch in Marmor gehauen existiert. Die fließende Dynamik, die durchdringende Verzweiflung der zwei nackten Körper machen Fugit Amor zu einem Werk von beklemmender Intensität und unwiderstehlicher Schönheit.

Auguste Rodin Fugit Amor
Auguste Rodin [CC BY 3.0]
Die Duftinterpretation des bildhauerischen Meisterstücks gaben Jul et Mad in die Hände der Französin Stéphanie Bakouche, deren Duftfeder bereits Parfums MDCI Paris’ Invasion Barbare und Cloon Keen Ateliers Bataille de Fleurs entsprang. Für Fugit Amor vereinte Bakouche Rosa Pfeffer, Elemiharz, Ingwer, Kardamom, Zimt, Nelke, Vetiver, Zedernholz, Ambra und Moschus.

Fugit Amor, dieser einzigartige und faszinierende Duft hält die Balance zwischen dem Kontrast des kalten, starren, dicken, kraftvollen Aspekt des Marmors und seiner Zerbrechlichkeit, Wärme und Finesse, die unter der Liebkosung des Künstlers freigesetzt werden … Inspiriert wurde er von einem von Rodins Chefs d’Œuvre.

Jul et Mad Mon Fugit Amor

Hell, gewürzig und unglaublich kühl zeigt sich der Duft beim Test auf meiner Haut. Dabei durchdringt ihn eine irritierend wärmende und irgendwie tröstende Zartheit, die mich augenblicklich in ihren Bann schlägt. Dem pfeffrig-ingwerigen Auftakt folgt eine dezente Wärme schenkende und außerordentlich transparente Gewürznote. Zimt und Kardamom vereinen sich zu einem luftig-leichten Potpourri. Hell-holzige und subtil-ambrierte Pudernoten untermalen Fugit Amor auf bezaubernde Art und Weise. Ein wunderschöner Gewürzduft, der den Kontrast zwischen dem kalten, weißen Marmor und der hochemotionalen, von Verzweiflung und tiefster Liebe getriebenen Thematik des Rodinschen Kunstwerks auf gekonnte Weise widerspiegelt.

Mon seul Désir – Mein einziger Wunsch

Mit Mon Seul Désir nimmt uns mit auf eine Reise ins Mittelalter. Dieser Duft ist einem Wandteppich aus der sechsteiligen Serie „La Dame à la Licorne“ (zu deutsch: Die Dame mit dem Einhorn) gewidmet. Diese Serie unbekannter Herkunft ist in mehrerlei Hinsicht interessant. Auf allen Sechsen sind eine Dame, ein Löwe und ein Einhorn abgebildet, auf manchen noch weitere Personen und/oder Tiere. Auf den ersten fünf Teppiche werden die Sinne dargestellt: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Fühlen. Die Thematik des Sechsten ist unklar. Dieser trägt den Titel „À mon seul désir“, ein Zitat, das sich auf dem Teppich befindet. Es wird gemutmaßt, dass dieser Bildteppich von der Liebe, der Jungfräulichkeit oder dem Verständnis handelt, aber auch der Verzicht auf eventuelle Leidenschaften, die Bewahrung des freien Willens oder die Darstellung der Begierde nach Materiellem wird diskutiert.

La Dame à la Licorne

Wie auch schon bei Fugit Amor wählten Jul et Mad für diesen Duft die französische Parfumeurin Stéphanie Bakouche. Bakouche vereinte in Mon Seul Désir die Ingredienzien Muskatnuss, Mandarine, Rosa Pfeffer, Osmanthus, Koriander, Adlerholz (Oud), Benzoeharz, Moschus, Guajakholz, Ambra und Leder.

Mon Seul Désir, dieses umhüllende, streichelnde Elixier wurde von einem der größten Kunstwerke des Mittelalters in Europa inspiriert: La Dame à la licorne (Die Dame mit dem Einhorn), dem sechsten aus der berühmten, aber anonymen Tapisserien-Serie. Die extreme Eleganz dieses Duftes macht eine unwiderstehliche Attraktivität und absolute Faszination aus.

Jul et Mad Mon Seul Désir

Pfeffrige Ledernoten lachen mich direkt nach dem Aufsprühen dieses Duftes an. Gefolgt von einer wilden Rauchigkeit, die ich so nicht erwartet hätte. Dunkelgraufastschwarzes, knarziges, leicht kratziges Rauchleder, das sich langsam zähmen lässt und ruhiger wird. Eine dezent florale Gewürznote untermalt im weiteren Verlauf das rauchige Leder. Mon Seul Désir wird insgesamt ein wenig wärmer, bleibt aber weiterhin eher auf der kühlen und trockenen Ebene. In der Serie der drei neuen Düfte von Jul et Mad ist Mon Seul Désir mit Abstand der unkonventionellste und interessanteste. Ein Duft, der nicht gefallen will, der Ecken und Kanten hat, der fasziniert und fesselt, der präsent ist, ohne aufdringlich zu sein oder sich in den Vordergrund spielen zu wollen. Mein Fazit: Einfach toll! 🙂

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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