Ins neue Jahr 2017 …

… seid Ihr hoffentlich alle gut gestartet, meine Lieben?!

Ich wünsche Euch an dieser Stelle stellvertretend für unser ganzes Team ein wunderbares neues Jahr! Harmen und ich sind mittlerweile aus zum Teil unterschiedlichen Gründen, sicherlich aber auch altershalber („keine zwanzig mehr“) nicht mehr die Partytiere, die wir vielleicht einmal waren … ähöm … und haben beide Silvester in trauter Umgebung genossen. In meinem Fall hieß das: Bei Freunden von mir im Familienkreis samt Kind(ern) und „Kegel“, was hier für Hund und Katz‘ steht. Ein ausuferndes Käsefondue hat uns gemeinschaftlich schon gegen neun Uhr schachmatt gesetzt, weswegen es nicht sonderlich spät wurde, aber überaus gemütlich war. Wie seid Ihr denn so reingerutscht ins neue Jahr?

Ohne jammern zu wollen ist mein Schreibtisch immer noch ziemlich voll mit Neuerscheinungen – eine prall gefüllte Probenschublade lockt und deprimiert zugleich: Schritt halten ist kaum machbar. Mit was starten wir also heute ins neue Jahr, dachte ich mir – und habe mich für zwei Pröbchen entschieden von Düften, die ganz neu eingetrudelt sind und mich persönlich sehr interessieren. Vorhang auf für: Kismet von Lubin und Bass Solo von The Vagabond Prince.

Beginnen wir mit Lubins Kismet, zudem es einen kleinen Videoclip gibt:

„“Folly!” That’s how the elderly owner of the Lubin Perfume House, Monsieur Paul Prot, described the elephant-shaped perfume bottle that had appeared on his desk. It had been designed for a princess who was believed to be Indian, and so Lubin perfumers had consulted the writings of the famous Indian poet Valmiki. In his work, Valmiki paid homage to Woman by comparing her to the animal believed to be the noblest of all — the elephant. This seemed altogether odd to a well-mannered Frenchman in the early Roaring Twenties. But as for Kismet, the Eastern princess for whom this new perfume was intended, well, she liked it.

The beautiful Ottoman spy actually laughed when she saw the small crystal bottle of perfume that had been made especially for her. It featured a brightly decorated elephant, alluding to the verse of Valmiki’s Ramayana. Spiritual and multilingual, Kismet cultivated the mystery surrounding her background. She reigned over the Parisian parties of the Roaring Twenties for a time, then one day slipped away, never to be seen again. All that remained was the memory of her intoxicating scent — the scent of the perfume that Lubin had created for her.“

Ein kleiner Flakon in Elefantenform, eine exotische Prinzessin und, wie oftmals im Falle von Lubin – die Wiederauflage eines Klassikers: Das Haus hatte das Glück, kurz vor seiner Einstellung und nachdem es bereits eine „Reise“ durch unterschiedlichste Hände durchgemacht hatte, von einem passionierten Manager und Duftliebhaber gekauft zu werden. Eine weitere wundervolle Fügung war es, dass die Archive noch erhalten geblieben sind, sprich: man hat heute Zugang zu (fast?) allen alten Rezepturen, die Lubin in seiner jahrhundertelangen Geschichte lancierte. Kismet, das Original, wurde erstmalig 1921 lanciert – im Elefantenflakon.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Petitgrain; Herznote: Provence-Rose, Bulgarische Rose, Patchouli; Basisnote: Labdanum (Zistrose), Opoponax, Bourbon-Vanille.

Diesem Schicksal werden wenige Damen entgehen, meine Lieben 😉 Kismet ist ein Vintageduft, sein Naturell ist retro, keine Frage. Nichtsdestoweniger wird er sicherlich auch vielen gefallen, die mit opulenten Vertretern dieser Gattung, die vielleicht zudem noch sehr „old school“ sind hinsichtlich ihrer Aussage, ihre Probleme haben. Warum? Wegen Kismets Charakter, seiner gleichzeitigen Dezenz und Präsenz.

Kismet ist in allererster Linie – ein Puderduft. Ein pudriger Duft. Sinnlich, skinnig, schmeichelnd, irgendwo zwischen „wie Haut nur besser“ und den sehr beliebten Boudoir-Düften, die oftmals Körperpuder, Lippenstift oder ähnlicher Kosmetik zitieren und Bilder evozieren von … alten Varietés, Moulin Rouge, von Dita von Teese, die sich in überdimensionalen Sekt- oder Cocktailgläsern räkelt, von Leinwandlegenden der 20er Jahre.

Greta Garbo and John Gilbert in a publicity image for Flesh and the Devil (1926) by Metro-Goldwyn Mayer

Es fügen sich in Kismet alle Ingredienzen auf vorzügliche Art und Weise zusammen: Die Hesperidenfrüchtchen im Kopf leuchten das Geschehen aus, verhindern, dass Kismet zu dicht wird, werden könnte. Die Harze aus der Basis spielen zusammen mit Vanille die Hauptrolle: Pudrige Süße, würzig und cremig zugleich, vanillegeküsst, lieblich, erotisch, Tiefe gewinnend durch Patchouli, das die Pudrigkeit noch verstärkt. Rose stiftet jene Anklänge, die in eben jenen Kosmetikprodukten neben Iris oftmals den Duft ausmacht, den viele so lieben.

Düfte wie Kismet, der ein herausragend schöner Vertreter seiner Gattung ist, stellen für mich weniger „Parfums“ in diesem Sinne dar, weil sie eher als Aura wirken – in diesem Falle eine sinnliche, ja, bisweilen auch erotische, wie wunderbar warme Haut wirkend, betörend. Einen solchen Kandidaten braucht jede Frau in ihrem Duftrepertoire, meiner Meinung nach. Und Kismet ist mit Sicherheit eine perfekte Wahl – ich bekomme mein Näschen kaum vom Handgelenk, so schön und anmutig ist er, zieht mich nachhaltig in seinen Bann.

Um den Vagabundenprinzen war es eine ganze Zeit lang still, nun erscheint der vierte Duft des Labels, das Elena und Zoran Knezevic gehört (Fragrantica). Ein Lebenstraum, na klar, und man hat auch hinsichtlich des neuen Duftes Bass Solo mit dem erklärten Lieblingsparfumeur Bertrand Duchaufour zusammengearbeitet:

„Bass Solo is as an enthusiastic reaction to the beauty of wenge wood, an African tropical tree. Wenge wood is native to central Africa and prized for its hard and heavy timber, making it suitable for the production of musical instruments that require dense woods for better sound.

Bass Solo offers an aroma pitched in the lowest register; its dense melody is composed of a selection of woody notes including soft sandalwood, salty driftwood and a blend of cedars with their comfortable, dry nuances. Smoky tar and velvety peach flow through the veins of the wood.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Safran, Ingwer, Limette, Kardamom; Herznote: Lavendel, Atlas-Zedernholz, Virginia-Zedernholz, Birke; Basisnote: Sandelholz, Ambra, Treibholz, Moschus, Opoponax. Selbstredend gibt es auch bei Fragrantica eine Duftbeschreibung – seht hier.

Bass Solo ist ein Gruppenzusammenschweißer, der kleinste Nenner, im absolut positiven Sinne: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ihn irgendjemand nicht mögen könnte und kann ihn mir an Männlein wie Weiblein vorstellen, für so gut wie jede Situation, Tages- oder Jahreszeit.

Millettia laurentii – Blühender Wenge-Baum by Shandris via Wiki Commons

Bass Solo präsentiert sich – frisch, überraschend frisch für einen Holzduft. Und zwar nicht frisch im Sinne von … aquatisch, obgleich ihm eine gewisse Art von Sauberkeit innewohnt, es handelt sich aber um eine fruchtige Frische, genauer – Ingwer. Ingwer, der sich mit all denjenigen Facetten zeigt, für den ihn viele (inklusive meiner Person) so mögen: Herb-fruchtig, aromatisch, strahlend gelb, holzig-faserig trocken und dennoch zitrisch-saftig, was durch seine Begleiterin, eine spritzig-exotische Limette noch verstärkt wird. Auch Safran funkt hier ein wenig hinein, der genauso wie Ingwer eine sehr charakteristische Ingredienz ist – wie sich hier zeigt, passt er ganz hervorragend zu dem Schönling Ingwer, der sich mit dem Abklingen des ersten Dufteindrucks ins Unterholz wagt. Zeder, hier haben wir den Ursprung der Sauberkeit – Zeder, ernsthaft und stolz, majestätisch, von Lavendel sacht aromatisch-krautig gewürzt. Lavendel nehme ich oftmals ähnlich war wie Zedernholz, was ihre Aussage angeht: Beiden wohnt eine gewisse Ernsthaftigkeit inne, eine Seriosität, sowie Kraft. Die Hölzer hier sind präsent, sehr sogar – jede Menge Holz vor der Hütten sozusagen 😉 Allerdings vermittelt Bass Solo nicht den Eindruck eines Forsts, ist weniger Landschaftsimpression mit Wald. Ingwer und Limette durchbrechen die normalerweise bei Holzdüften oftmals vorhandene Trockenheit, kreieren dynamische Anklänge.

Bass Solo ist mit Sicherheit der massentauglichste Duft der Kollektion von The Vagabond Prince – was allerdings keineswegs negativ gemeint ist, ganz im Gegenteil: Wie eingangs schon erwähnt, Bass Solo passt immer und überall. Und ist einer jener wenigen Everybody’s Darling-Düfte, die (so gut wie) jedem gefallen und gleichermaßen mit Charakter überzeugen.

Ein guter Start ins neue Jahr, würde ich sagen – und überlege gerade hin und her, ob ich doch noch ein wenig mehr Schicksal im Leben brauche 😉

Alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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