Kilians Garten Eden – In the Garden of Good and Evil

In the Garden of Good and Evil? Aber klar: Kilian steht auch heute wieder hoch im Kurs, darüber hinaus sind noch einige Düfte des LVMH-Sprosses übrig, die besprochen werden wollen. Das Motto heute also: Kilians Kollektion „In the Garden of Good and Evil“.

Man muss nicht sonderlich bibelfest sein, um zu wissen, dass es sich thematisch hier nur um die Geschichte von Adam und Eva und dem Sündenfall handeln kann. Fünf Düfte werde ich mir ansehen, die folgende verheißungsvolle Namen tragen: „Playing with the Devil“, „Forbidden Games“, „In the City of Sin“, „Good Girl gone Bad“ heißen; zuletzt wird noch die Frage aller Fragen aufgeworfen „Voulez-vous coucher avec Moi?“

Die Grundzüge der Geschichte dürften bekannt sein: Trotz Gottes Verbots, die Früchte des Baums der Erkenntnis zu essen, wird Eva von der Schlange überredet, davon zu naschen, später verführt Eva auch Adam dazu. Dieser Ungehorsam stellt die erste Sünde dar, bringt Leid und Verderben erst in die Welt und endet mit dem Rauswurf aus dem Garten Eden, dem Paradies. Viel tiefer geht auch Kilian nicht auf den Mythos ein, letztlich bleiben hiervon nur Versatzstücke übrig: das Verbotene, die Verführung, die Schlange, das Spiel mit dem Feuer usw., was sich auch in der Gestaltung widerspiegelt. Ich darf zitieren:

Die Linie lässt uns einen Garten entdecken, dessen Luft vom Duft unaussprechlicher Gefahren erfüllt ist. Unbeflecktes Weiß, Symbol der Unschuld und Reinheit, erhebt sich vor einem strahlenden und opulenten Gold, das für Reichtum steht, aber auch Eitelkeit verkörpert. Die Todsünden Stolz und Wollust, die unerwartete Konfrontation mit unseren intimsten und beschämendsten Sehnsüchten – all diese Elemente manifestieren sich in den verborgenen und auch weniger verborgenen Winkeln dieser Kollektion.

Die Flakons von In the Garden of Good and Evil sind ein außergewöhnliches Abbild der Aura der Kollektion. An den Seiten findet sich eine Gravur, die auf präzise und kühne Weise die Elemente der Serie vereint: die Liebenden, in sich verschlungen, dazu die Schlange, das Tor, der Apfel und die Weinreben. Diese Symbolik und die Verbindung von Weiß und Gold verwandeln den Flakon in ein kostbares Objekt. Es besitzt und beansprucht eine Aura des Ewiggöttlichen für sich.

Der Teufel als Fruchtzwerg

„Playing with the Devil“ aus der Reihe In the Garden of Good and Evil kündet von dem Spiel mit dem Feuer, dem Reiz des Fremden und Andersartigen, der Lockung, von den verbotenen Früchten zu kosten.

Ich glaube also nicht, dass der Leibhaftige mit Feuer und Schwefel olfaktorisch nachgebildet wurde und so ist es auch. Und alles kam ganz anders, könnte die Wendung der Geschichte lauten. Parfümeurin Calice Becker überrascht meine Nase mit einem veritablen Blutorangen-Johannisbeer-Akkord, der eine wunderbare, verlockende, aber keinesfalls zu süße Fruchtigkeit verströmt, was auch der Pfirsich zu unterstreichen weiß. Ich fühle mich ein bisschen an The Vagabond Prince und seinen Zauberwald „Enchanted Forest“ erinnert. Ich habe den Duft Steffi, meiner Frau, unter die Nase gehalten. Sie meinte, das ist eher „Playing with the Obstsalat“. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail, aber dieses Teufelchen darf man sich als köstliche Fruchtbombe vom Baum der Erkenntnis vorstellen.

Zu seiner Fruchtigkeit gesellt sich im Folgenden der Duft von Blüten hinzu, gewürzt mit etwas verboten prickelndem Pfeffer. Der Nachklang wird zunehmend pudrig und weich, wozu allerlei Hölzer beitragen.

Duftkomposition
Kopfnote: Blutorange, Schwarze Johannisbeere, Pfirsich, Litschi
Herznote: Pfeffer, Piment, Rose, Jasmin
Basisnote: Zedernholz, Sandelholz, Patchouli, Tonkabohne, Benzoeharz, Vanille

„Für Gegensätze, die sich anziehen“, heißt es im Pressetext. Liebe Freunde, Gegensätzlich oder kontrastreich ist dieses Parfum wahrlich nicht. Ein floral angehauchter Fruchtduft, der die Versuchungen und schönen Sünden vielmehr verspricht, als dass er sie stattfinden lässt. Wer Früchte und gerade auch die Schwarze Johannisbeere liebt und diese in einem femininen Blütenakkord verwirklicht sehen will, teste bitte umgehend. 🙂

Forbidden Games … In the Garden of Good and Evil

Bei „Forbidden Games“ muss ich eigentlich an das Lied „Wicked Game“ von Chris Isaak denken, dessen Video mit der atemberaubenden Helena Christensen zurecht den Titel „Sexiest Video of All-Time“ einheimste.

… verbotene Spiele, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Parfum verkörpert die Aura der Verführung, die in vollkommener Hingabe mündet. […] Ein Nektar aus Früchten, von dem es Sterblichen verboten ist zu kosten.

Calice Becker ging auch bei „Forbidden Games“ nicht in die Vollen. Hier wälzt sich niemand durch die Laken, hier gibt es keine erotischen und animalischen Noten. Im Gegenteil. Wieder sind es Früchte, die im Kopf zu finden sind; hier pflückt man Äpfel, Pfirsiche und Pflaumen und bestreut sie mit Zimt. Die Fruchtigkeit bleibt aber zurückhaltender als beim Vorgänger, cremiger Jasmin tritt hervor, von Geranium und Bulgarischer Rose eingedämmt, Gewürze sind wahrzunehmen und letztlich künden herbe Vanille und süß lockender Honig von Leidenschaften, die verboten und unausgesprochen bleiben.

Duftkomposition
Kopfnote: Apfel, Pfirsich, Pflaume, Zimt
Herznote: Geranium, Jasmin, Bulgarische Rose
Basisnote: Vanille, Honig, Opoponax

Auch bei „Forbidden Games“ haben wir es also mit Früchten zu tun, nur dass diese hier auf einen Jasmin treffen. Ich springe nun nicht aus der Hose vor Begeisterung oder behaupte, dass dies unfassbar innovativ ist, aber schön umgesetzt.

Freunde fruchtiger Fragranzen …

… wie schön das alliteriert – werden bei beiden Kreationen voll auf ihre Kosten kommen. Bei solch ambitionierten Dufttiteln habe ich mir ehrlich gesagt ein bisschen mehr Sünde vorgestellt, ein bisschen mehr Erwachsenenunterhaltung, aber vielleicht erwartet mich das noch bei den nächsten Kreationen der Serie In the Garden of Good and Evil. Am Dienstag bin ich wieder zur Stelle und stelle Euch „In the City of Sin“, „Good Girl gone Bad“ und „Voulez-vous coucher avec Moi?“ vor.

Liebe Grüße
Harmen