Reine de Nuit, die Rose aus Byredos Night Veils-Kollektion …

ist von letzter Woche noch übrig geblieben und harrt einer näheren Betrachtung. Bisher hat mich die neue Kollektion Night Veils aus dem Hause Byredo überzeugt, mehr als das – ich überlege schon wieder, welchen Duft ich mir gönnen möchte … Mal schauen, ob mich die Rose Reine de Nuit ähnlich begeistert wie ihre beiden Vorgänger! Ich habe, wie schon erwähnt, für alle Düfte die Beschreibungen für unseren Shop verfasst, so auch für Reine de Nuit:

„Rosendüfte gibt es viele, aber sicherlich muss man einen solchen wie Reine de Nuit lange suchen: Der Duft ist ein perfektes Porträt dieser erhabenen und majestätischen Blume, das mit luxuriösen Ingredienzen aufwartet und exzellent komponiert ist. Die Heldin von Reine de Nuit ist, wie der Name schon verrät, jene Rose, eine begnadete Schönheit, dunkelrot leuchtend und von samtigem Glanz. Safran betont die Erlesenheit mit seiner ihm eigenen trocken-würzigen Herbheit, während schwarze Johannisbeeren fruchtig-säuerliche Anklänge spenden. Weihrauch hüllt in ausgesucht-eindrucksvollen Rauch, Patschuli spendet Tiefe und Körper, Ambra bettet mit harziger Wärme und Moschus-Malve unterstreicht den seidenen und vollen Charakter, den Duft gekonnt komplettierend.“

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose … stammt zwar aus dem Gedicht Sacred Emily von Gertrude Stein und wurde in einem völlig anderen Kontext verwendet, aber … oh, was für eine Rose! Eine herrliche, leuchtende, samtige Erscheinung in prachtvollem Dunkelrot, Burgunderrot, vielleicht ein wenig ins Auberginefarbene tendierend, was hervorragend durch die schwarzen Johannisbeeren untermalt wird. Diese gehen eine bemerkenswerte Symbiose ein mit dem Rosenbouquet, dessen fruchtige Facetten säuerlich-frisch betonend, die kühle Kühnheit unterstreichend. Hier kommt Safran ins Spiel: Eher hintergründig und subtil spendet er seine würzige Herbheit, die trockene und ihm eigene, die kostbar wirkt, luxuriös. Ganz klar, Weihrauch, Patchouli und Ambra passen dazu vorzüglich und bereiten ein feines Bettchen: Die Schönheit der Rose steht nach wie vor im Vordergrund, ihre Opulenz, die allerdings an Wärme gewinnt, je länger der Duft auf der Haut bleibt. Ein Hauch (Weih)Rauch schadet nie, ist aber hier mehr … umhüllend und einen dezenten Kontrast schaffend, als einzeln auszumachen. Auch Patchouli zeichnet eher den Körper der Rose nach, verleiht ihr Tiefe und Charakter, als dass man ihn einzeln wahrnehmen könnte.

Alles in allem ist Reine de Nuit eine wahre Königin – und erinnert mich entfernt an einen meiner immerwährenden Duftlieblinge, die Lady Vengeance von Juliette has a Gun. Und, seid Ihr neugierig geworden? Wie sieht es aus, welcher Duft aus der Night Veils-Kollektion spricht Euch besonders an? Da wir heute noch Zeit und ich noch ein wenig Platz habe, präsentiere ich Euch noch zwei Neuigkeiten von Mancera, die mir gerade per Post ins Haus geflattert sind – Wild Leather und Aoud Vanille. Wild Leather, der zweite Duft (nach Wild Rose Aoud) aus der Wild Collection, ist gar nicht so wild, wie man vielleicht erwarten würde, eventuell auch befürchtet – von Montale beispielsweise gibt es ja einige Lederchen, die wirklich keine Gefangenen machen und einigen berechtigter Weise zu heftig sind. Wild Leather ist ein Statement-Duft und auch sicherlich kein Kuschelwildleder, aber ein durchaus luxuriöses Glattlederchen, dass sowohl Damen als auch Herren gut zu Gesicht stehen wird.

John Tracy „Panther in culvert“ via Flickr – CC BY 2.0

Ein paar Bergamottesternchen im Auftakt, die das Geschehen beleuchten, im Frische und Herbheit einhauchen und den Weg ebnen zu dem Herzen, das von einer kühlen Rose und erdigem Veilchen dominiert wird. Letzteres verfügt über einen Hauch Pudrigkeit, der meiner Nase nach allerdings von der würzigen Holzigkeit des von mir sehr geschätzten Adlerholzes aufgegriffen wird, das balsamisch die Basis anführt. Ein Quentchen Moos, dunkelgrün und herb-krautig, sowie selbstverständlich unser Namensgeber, das Leder: Ich nehme hier ein dunkles, fast schwarzes Glattleder wahr, eines, das teuer duftet wie ein paar edle Handschuhe oder eine Handtasche. Und denke an – eine Hermès-Tasche, etwas Klassisches, Zeitloses, kein It-Girl-Chichi. Vielleicht auch an … Lederhandschuhe, die man(n) beim Fahren eines schönen Oldtimer-Cabrios trägt? In diese Richtung geht die Reise, keine Frage: Ein Träger, unabhängig davon ob nun weiblich oder männlich, der Charakter hat und Klasse ausstrahlt. Gefällt mir außerordentlich gut – und wäre mal wieder ein Lederduft für meine Kollektion, Ihr wisst ja, die Ledernoten haben es mir seit jeher angetan!

Die Noten: Kopfnote: Bergamotte; Herznote: Bulgarische Rose, Veilchen, Patchouli; Basisnote: Ambra, Leder, Eichenmoos, Guajakholz, Weißer Moschus.

Lies thu a Lens „Ais“ via Flickr – CC BY 2.0 

Aoud Vanille entstammt der Dark Desire Collection und verspricht einer jener Ouddüfte zu werden, die in letzter Zeit in Mode gekommen sind – ein Gourmand-Oud. Wenn es nach mir geht, hätten derlei Kompositionen uns schon viel früher beglücken können, denn Oud in Kombination mit Naschwerk ist eine, wie ich finde, sehr ansprechende Angelegenheit. Werfen wir zuallererst einmal einen Blick auf die Ingredienzen: Kopfnote: Adlerholz (Oud), Safran, Schwarzer Pfeffer, Kardamom; Herznote: Florale Noten; Basisnote: Vanille, Guajakholz, Sandelholz.

Peter „Vanilla“ via Flickr – CC BY-ND 2.0

Wie zu erwarten war, gefällt mir auch Aoud Vanille – und das obgleich ich ein Vanillezögerer bin. Ich hatte es an früherer Stelle hier einmal verlauten lassen: Ich bin traumatisiert, was Vanille angeht. Warum? Frühe Schulzeiten, eine Mitschülerin mit einer ausgeprägten Vorliebe für synthetisches Vanilledeo sowie Kleidungsstücke aus ebenfalls künstlichen Fasern gefertigt … Die Kombination aus Transpiration und Vanillearomen hat mich fast umgebracht. Und mir lange Zeit eine Antipathie beschert was Vanille angeht. Erst in und mit der Nische hat sich das wieder gelegt, unter anderem dank einiger hervorragender Vanilledüfte. Vanille muss bei mir – mit einer Ausnahme: Morn to Dusk von Eau d’Italie – rauchig sein, würzig, harzig. Liebliche Vanilledüfte sind mir oft zu … ja, lieblich an mir 😉 Vanille Aoud läuft diesbezüglich keine Gefahr, denn er ist, das sieht man bereits auf den ersten Blick, ein Vertreter der Richtung, die mir ganz besonders gefällt, der rauchig-würzigen Fraktion. So ist das Oud, kaum ist der Duft auf meiner Haut angekommen, bereits sehr präsent, begleitet von kostbar-köstlichem Safran, trocken, rauchig, mit einem Quentchen medizinisch Anmutendem und überaus holzig. Pfeffer kontrastiert und schafft Charakter, im weiteren Duftverlauf wird es dann wohliger: Zuerst ein Statement setzen und dann die weiche Seite offenbaren, so gefällt mir das! Die Hölzer werden balsamischer und wärmer, die Vanille gewinnt an Präsenz, warm-würzig und wunderbar cremig-zart gleichermaßen. Herz und Basis gefallen mir bei Vanille Aoud am besten: Holzig-rau und zur gleichen Zeit vanillecremig, balsamisch und wärmend. Eine Vanille ganz nach meinem Geschmack!

Lies thru a Lens „Carla“ via Flickr – CC BY 2.0

Und Ihr – die Gretchenfrage lautet: Wie haltet Ihr es mit der Vanille?

Ganz viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.