Vagabond Prince und die Krieger …

… nehmen wir uns heute zum Thema: Ich hatte schon zu Silvester erklärt, dass es für mich eine der Enttäuschungen des Jahres 2014 war, nicht schon viel früher die beiden neuen Düfte von The Vagabond Prince unter die Nase bekommen zu haben. Nun ist es endlich soweit – sie sind da!

Der erste Duft des Labels ist Enchanted Forest, den ich für seine spektakuläre Cassisnote verehre – siehe die Duftbeschreibung im Blog, hier und hier. 2014 erschienen Land of Warriors, den Herren der Schöpfung gewidmet, und Swan Princess, die Damenwelt zum Ziel habend. Am Parfumeur haben die Macher von Fragrantica, die hinter dem Label stehen, festgehalten – Bertrand Duchaufour ist abermals an der Phiole tätig gewesen.

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Heute steht nun das Land der Krieger auf unserem Programm. Ich weiß schon sehr genau, was Harmen denkt, wenn er das Wörtchen „Krieger“hört – und ganz gewiss schmunzelt er dabei genauso wie ich. Vor Jahren hatte ich einmal ein Date, vielmehr zwei sind daraus geworden. Und nicht mehr. Das hatte mehrere (gute) Gründe. In jedem Falle erklärte mir dieser nicht ganz unbekannte Mann damals, was der Unterschied zwischen Kämpfern und Kriegern sei. Zusammengefasst gibt es natürlich vergleichsweise viele Kämpfer (obgleich nur wenige diesen Status erreichen) – aber Krieger, die gibt es wenige, sehr sehr wenige. Männer sind es selbstredend, echte. Und – wo gibt es schon noch echte Männer? Für mich war Monsieur auch kein echter Mann, auch, wenn er sich selbst sehr gerne so sieht (und als Krieger, ganz klar). Da nützte es auch nichts, dass ihn einmal ein Indianer zu einem solchen ernannt hatte, ehrenhalber.

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Vologda PTO museum 74“ by Sergeev Pavel – museum exhibition. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.

Wenden wir uns den Kriegern des Vagabundenprinzen zu:

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„Horses are symbols of masculinity and the sun—they carry it up to the sky so people can wake upand live. They are free spirits riding among us to inspire. Land of Warriors pays homage to leather notes with a transversal and vertical presence of leather through all the different accords.“

Pferde als Symbol der Männlichkeit – aha. Das erklärt mir, warum sich die meisten Männer für geborene Reiter halten – eine Vorstellung, die meine Erfahrung nicht immer bestätigen konnte … 😉 Dass Leder hier zum Thema wird, ist klar, oder? Ansonsten sollen wir aber noch ein paar mehr Ingredienzen vorfinden, unter anderem, wohlbekannt – Cassis:

„The juicy top note is at once green, fresh and tart with the combined presence of pomegranate, blackcurrant, juniper, cucumber and violet leaf. The distinctive freshness of the top note is reinforced by the hefty dose of rum, an intoxicating note linked directly to the inclusion of celebrated oakwood absolute.“

Unser Lederchen hier präsentiert sich erneut in einer erlesenen Form: Der Flakon wurde mit Malereien im Mesener Stil dekoriert. Die Mesenerei Malerei, benannt nach ihrem Ursprung, der Siedlung Palaschtschelje am Flusslauf der Mesen, ist eines der ältestens Kunsthandwerke Russlands, so wie ich recherchieren konnte. Die Malereien sind immer in Schwarz und Rot gehalten, sehr einfach und grafisch gestaltet und beinhalten eben sehr gerne auch Pferde. Hier auf dieser Seite kann man einiges Wissenswertes zum Thema nachlesen.

Mir gefallen diese Mesener Malereien – Euch auch?

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Kommen wir zum duftenden Kriegerland: Im Auftakt nehme ich ungefähr bei der Hälfte der Tests bereits eine heftige Rumnote wahr, die mich allerdings eher an Rumzuckerguss als an den echten Juice erinnert und alsbald in den Hintergrund verschwindet. Dann stehe ich da – wie bei den Tests, bei denen jener Rum am Anfang ausfällt – und fühle mich ein wenig verlassen, denn die Noten hier zu erschnuppern fällt schwerer. Ein Hauch Grün, ein wenig Säuerlichkeit – Veilchenblätter entdecke ich als erstes, gefolgt von zarten Anleihen schwarzer Johannisbeeren. Und schon drängt sich unser Lederchen ins Blitzlicht: Ein warmes, stolzes, trockenes Wildleder in einem grauen Ton, vielleicht auch Taupefarben. Anfänglich schillert das Leder zwischen den frischen Tönen, den Früchten und dem Blattwerk, was dem einen oder anderen merkwürdig vorkommen mag – Wildleder neben leuchtendem Grün, gespickt mit eher herb-fruchtigen Anmutungen, das ist eine Sache für sich. Maskulin wirkt es, selbstredend, ist aber eben nicht so wuchtig wie beispielsweise Tauers Birkenteer-Wuchtbrumme Lonestar Memories. Und viel weniger genau bestimmbar – Land of Warriors lässt sich in diesem Duftstadium nicht festnageln. Dafür wird es später einfacher, wenn sich der Krieger zur Ruhe begibt: In Rum getränkt hat er das Wildleder, das dadurch an Wärme und Tiefe gewinnt, sowie, selbstredend, an Süße. Keine pappige Variante derselben, eher eine subtile, die sich hinter der Weichheit des samtig anmutenden Leders versteckt und sanft würzt.

'Cowherder in Karachay'

Diesen Teil des Duftes liebe ich – als Lederduftliebhaber – sehr. Und ich sehe auch überhaupt nicht ein, dieses Land der Krieger nur den Männern zu überlassen. Überhaupt, wer außer meinem verflossenen Date dort oben denkt denn, dass es nur männliche Krieger gibt?

Ich bin gespannt auf morgen, auf Swan Princess – Ihr auch?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

P.S.: Wie steht Ihr denn zu Lederchen?

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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