Tiziana Terenzi…

… hat soeben zwei Düfte lanciert, von denen ich bereits in einem Neuigkeitenartikel geschrieben hatte – siehe hier:

lillipur Tiziana und Paolo Terenzi waren fleißig: Zwei neue Düfte gibt es für uns, Lillipur und Maremma. Ersterer ist Nepal gewidmet und ist demgemäß ein (Weih)Räucherling (wobei es auch in Indien wohl ein Dorf gleichen Namens gibt). Und Maremma ist eine Hommage an den gleichnamigen Landstrich in Italien mit seinen Pferden und Hirten, Hügeln und Tälern – Leder gibt es, Früchte, Blumen und Heu sowie Hölzer.“

Wir sehen uns beide heute an.

Lillipur hat mich vor einige Rätsel gestellt: Nepal diente als Inspirationsquelle und Lillipur solle den „transzendentalen Esprit“ dieses Ortes einfangen. Nur: Wo genau ist Lillipur? Bei der Onlinerecherche – und glaubt mir, ich habe hartnäckig länger als zwei Minuten gesucht! – finde ich lediglich ein Lillipur in Indien. Ist Lalitpur gemeint, Nepals drittgrößte Stadt? In jedem Fall liegt der goldene Tempel, von dem bei Tiziana ebenfalls die Rede ist, in Lalitpur, welches auch Patan genannt wird, welches sich südlich von Kathmandu, der Hauptstadt des Landes befindet.

Golden_temple_patan1

Tempel, Besinnlichkeit und Selbstfindung sind Thema, wenn wundert es da, dass wir auf Harze und besonders auch auf Weihrauch stoßen? Die sind selbstverständlich drin, aber nicht nur – die Ingredienzen: Kopfnote: Wermut, Zitrone, Weihrauch, Sternanis; Herznote: Galbanum, Zimt, Gewürznelke, Thymian, Alpenveilchen, Szechuanpfeffer; Basisnote: Zedernholz, Weißer Moschus, Kaschmirholz, Patchouli, Benzoeharz, Tonkabohne, Ambra, Birke, Tabak.

Lillipur ist – ein echtes Unikat. Ein seltener, seltsamer Duft, der mich immer wieder dazu verführt, meine Nase über das Handgelenk streifen zu lassen, die verschiedenen Facetten und Seiten des Duftes verfolgend. Nennt mich komisch, aber.. ich rieche außer den Tempelanlagen, die sich nebelverhangen im Hintergrund zeigen, auch Wiesen. Blühende Wiesen voller Kräuter, durch die der kühle Wind den Duft des Räucherwerks hindurchträgt. Lillipur ist für mich in Flaschen gefüllter Frieden. Sanft, seidig, hell, irisierend, opalisierend, schillernd. Luzide, Grau, Weiß, Helligkeit. Sachte Gewürzigkeit, zarte Süße, leise Schärfe, überraschende Weichheit und Cremigkeit. Diffuse Blütenschleier, feiner Rauch und ein paar Hölzlein ganz weit im Hinter- oder auch Untergrund.

incense smoke

Indifferenz ist hier das Thema, ähnlich wie bei La Pluie von Miller Harris. Herrlich.

maremma Maremma sieht sich inspiriert von den romantischen, aber weniger bekannten Hügeln des Maremma-Tals in der Toskana. Floral und fruchtig soll Maremma sein, gleichermaßen mit Leder- und Holznoten faszinieren und so den Charme dieser wilden und schönen Landschaft einfangen, die zu den unbekanntesten Ecken Italiens zählt und doch so voller Wunder ist.

Maremma zeigt sich als wahre Wundertüte, was aber ein Blick auf die Ingredienzen vielleicht bereits erahnen lässt: Kopfnote: Bergamotte, Ylang-Ylang, Jasmin, Schwarze Johannisbeere, Eiche; Herznote: Angelika (Engelwurz), Iris, Adlerholz (Oud), Lotusblüte, Kumin, Honig; Basisnote: Patchouli, Kakao, Sandelholz, Labdanum (Zistrose), Ambra, Rosenholz, Opoponax.

Maremma Valdostana

Mir fällt es hier sehr schwer, den Duftverlauf Stück für Stück nachzuvollziehen ob der geballten Ladung an unterschiedlichen Noten. Auf meiner Haut stellt sich sehr schnell ein interessantes Sammelsurium ein: Johannisbeeren stiften fruchtig-säuerliche Herbheit, die sich mit Puderkakao vermählt, von sattem Honig gekrönt. Iris unterstützt die pudrigen Akzente mit Anklängen von Lippenstiften und Körperpuder, jene ihr genuinen Facetten. Irgendwas wässert noch floral – Lotosblüten hätte ich nicht zwangsläufig erkannt, aber auf eine sehr zart-aquatische ähnliche Blüte getippt, ja. Die Basis ist von harziger Wärme, süß-sanftem Rauch sowie würzigen Hölzern geprägt.

Colline sotto Magliano

Nur eines fehlt mir – Leder. Mit einiger Phantasie bekomme ich Wildlederanleihen in die Nase, auf meiner Haut sind diese jedoch nicht wirklich ausgeprägt, aber lecker von Karamell begleitet.

Maremma ist ein eher feminines glitzerndes Allerlei, das meiner Meinung nach am besten zu Freunden von ähnlich opulenten Düften wie beispielsweise Frapins 1697, 1270 oder Paradis Perdu passt.

Ich bin gespannt, was Ihr von den neuen Terenzi-Düften haltet 🙂

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Barbara
    30. Oktober 2013
    Antworten

    Maremma durfte bereits bei mir einziehen. Mein Mann hat sich Hals über Kopf in diesen Duft verliebt und ich auch. Irgend etwas hat dieser Duft, der besonders Männer magisch anzieht?! Liebe Grüsse an dieser Stelle an meine Chefverführerin Evelyn.

    Aber bei diesem Duft ist Vorsicht geboten. Denn für meine Krabbelgruppen-Anfänger-Nase ist er üppig und raumfüllend. Also sehr vorsichtig dosieren. Nicht der Duft für das Vorstellungsgespräch. Dezent ist er nicht und sicher auch kein Frühling/Sommerduft. Dieser Duft ist nicht für „Girlies“ geeignet. Eine gewisse Lebenserfahrung sollte man schon mitbringen, um ihn zu tragen. Für den Herbst/Winter als Gegenpol gegen die Kälte – wunderbar! Und als Kuschelduft mit dem/den Liebsten – dürfen natürlich auch Katzen sein 😉

    Lilipur: „Blühende Wiesen voller Kräuter, durch die der kühle Wind den Duft des Räucherwerks hindurchträgt.“

    O ja, liebe Uli, diesen Satz unterschreibe ich hundertprozentig. Ein ungewöhnlicher Duft. Absolut positiv gemeint. Ein Duft zum Versinken und Zeit vergessen. Mehr kann ich als Anfängerin nicht sagen. Einfach schön.

    Liebe Grüsse,

    Barbara

  2. Dorothea
    30. Oktober 2013
    Antworten

    Im Tempel von Patan war ich auf meiner Nepal/Bhutan Reise vor einigen Jahren schon mal gewesen. Er ist wirklich beeindruckend, auf die olfaktorischen Eindrücke möchte ich jedoch hier nicht eingehen 😉
    Alleine deswegen – und weil ein anderer Tempelduft, nämlich Dzongkha, einer meiner Top-Favoriten ist – werde ich Lillipur wohl testen müssen. Und Maremma hört sich ebenfalls sehr interessant an (und es ist Iris drin ;))

  3. Barbara
    3. November 2013
    Antworten

    Maremma – gestern um 17.30 h gesprüht und heute um 12.00 h immer noch sehr deutlich auf meiner Haut gerochen. Die Haltbarkeit ist grandios.

  4. Ulrike
    18. Dezember 2013
    Antworten

    Ich finde es toll, dass Lillipur so gut ankommt. Er ist so – rar. So selten. So schön. So bildgewaltig und aussagekräftig. Und eben doch ein wenig schwierig zu erschließen. Man muss ihm Zeit geben – und er entschädigt dafür, und wie.

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