Edition Rare – Oudgeschichten von Histoires de Parfums.

Rosam und Petroleum heißen sie, die Kandidaten meiner heutigen Rezension, und sind Bestandteil der neuen Edition Rare aus dem Hause Histoires de Parfums. Dem Oud hat Ghislain, Nase und Besitzer von Histoires de Parfums, seine neue Reihe gewidmet, und dieses begehrte Stöffchen mit drei Ingredienzen gepaart, die ohnehin ihren festen Stand in der Parfumindustrie haben: Mit Ambra, gestern bereits vorgestellt mit dem Duft Ambrarem. Darüber hinaus mit Rose, zu finden in Rosam, sowie mit Petroleum, das für Bodenschätze steht, für das (Erd)Öl, aus dem es gewonnen wird.

sunkissedRose und Oud ist ein altbewährtes Traumpaar. Sie harmonieren hervorragend, was unter anderem auch daran liegen mag, dass sie dem Parfumeur einiges an Spielraum offerieren: Beide Ingredienzen sind äußerst vielfältig und facettenreich, welche duftenden Charaktereigenschaften man auch immer betont, forciert oder fokussiert – es entstehen dabei vollkommen unterschiedliche Duftkreationen. Das werden auch diejenigen von Euch bestätigen können, die von dem Oudrausch der letzten Jahre etwas gelangweilt sind: Auf dem Markt existieren zahlreiche Oudrosen, die zum Teil verschiedener nicht sein könnten. Da gibt es die Finsteren wie Czech and Speakes (früherer!) Dark Rose, Montales Aoud Damascus oder Juliette has a Guns französische Femme Fatale Midnight Oud. Oder die Luziden wie by Kilians Rose Oud oder Montales Aoud Roses Petals. Ferner würden sich natürlich noch etliche Einteilungen mehr anbieten: Rohdiamanten gibt es genauso wie subtile Elegante, Wuchtbrummen und zurückhaltende Sanfte, manche sich mehr einem Geschlecht zuneigend und andere wiederum für jeden gleichermaßen tragbar. Schauen wir uns an, was Ghislain uns mit Rosam gezaubert hat…

„An ode to a rose – her royal majesty is a fragile beauty with a symphony of velvety petals and soft sophisticated allure. She delicately nurtures the powerful animalic notes as citrus freshness imparts a modern antidote of balance.. A brilliant bouquet flourishes into an intense trail of raw sensuality, composed of incense and saffron flower, dangerously amplified by Oud. As a final touch to this extraordinary composition, patchouli is wildly theatrical imparting a final dance in the spirit of the East.“

Eine Ode an die Rose ist Rosam in der Tat: Finster hätte er werden können, hätte Ghislain der Rose im Spiel mit der Oud-Weihrauch-Front, die von Patchouli, Ambra und Sandelholz dezent warm, vor allem aber betont holzkantig und verhalten würzig unterstrichen wird, nicht Hesperidenanklänge zur Seite gestellt. Jene nymphengleichen Zitrusfrüchte strahlen und funkeln sternengleich was das Zeug hält, und erhellen die fruchtig-zitrische Blüte so auf das Vortrefflichste. Dieses Leuchten macht es schwer, Rosam, dem Safran etwas Herbheit einhaucht, in eine Richtung einzusortieren – Helligkeit und Dunkel verbünden sich hier, verschmelzen miteinander. Und halten für mein Näschen auch eine kleine, feine Lederandeutung in der Basis bereit, die mich an cremig-ledrig duftendes butterweiches Glattleder erinnert.

Rosa

Petroleum ist der dritte und letzte Duft der Edition Rare:

„A symbol of wealth and prosperity, Petroleum is an unexpected essence, once referred to as ‘Black Gold’, it is rich, dark and mysterious…a miraculous gift from the depths of our Earth. In all of its precious form Oud is effortlessly felt throughout the fragrance. Woven with Bergamot and Orange its fresh top notes unfold, assertively layered with woody and resinous power. Ozonic floralcy lives at the heart as a mystical rose unveils warmed ambered stones. An eccentric chypre character exhales narcotic fumes with an intense signature of leather wrapped in lucid white musk… It is a potion, a rare elixir that will lead to exalted ecstasy and pure euphoria.“

Vorneweg – man mag es sich bereits angesichts des Namens denken: Petroleum ist der extravaganteste Duft der Reihe, der ausgefallenste. Petroleum, Erdöl – dabei muss ich sofort an Peter Thomas Anderson genialen Film „There will be blood“ denken:

Ich habe absichtlich den englischen Trailer verlinkt, weil Daniel Day Lewis die (preisgekrönte) Hauptrolle spielt. Ein Schauspieler, der dafür bekannt ist, völlig aufzugehen in seinen Rollen, die er auch neben dem Set für die ganze Zeit des Drehens lebt. Obsessiv würde ich das nennen – so ist auch der Film über einen Emporkömmling in Amerika, der es mit viel Fleiß, Gier und Spucke vom Niemand zum Millionär geschafft hat mit einem Ölunternehmen. Ein ungeschliffener reduzierter Film von einer elementaren Kraft.

Als obsessiv empfinde ich auch Petroleum: Tief in die Erde bohrt er sich gleich zu Beginn, zeigt wechselnd erdige, steinige, metallische und mineralische Anklänge, von Öl durchtränkt, die von Aldehyden und Zitrusfrüchten in dem Auftakt nur kurzfristig beleuchtet werden. Die Macht der Erde wird einem gewahr, während eine Rose sich aufschwingt zu blühenden Höhen. Man meint, sich mit der Rose emporzuschwingen von dem Erdwerk aus, rasend schnell in die Luft, die einem salzig-frisch in die Nase dringt… um einen dann wiederum in die Tiefe stürzen zu lassen, zurück gen Mutter Erde, auf der auch noch anderes lebt – denn spätestens jetzt zeigen sich latent vorhandene animalische Färbung, von einer dichten Glattledernote begleitet. Und immer ist es begleitend existent – das Oud, satt, holzig, harzig, rauchig, medizinisch, ledrig und von herber Dunkelheit.

Couleurs de la Terre / Colours of the Earth

Einen Favoriten zu wählen finde ich bei diesem Trio recht schwer – vermutlich wird es bei mir Petroleum oder Ambrarem sein, wie ich auch bereits in den Artikeln von der Düsseldorfer Global Art of Perfumery 2012 schwärmte.

Und Eurer? Habt Ihr schon getestet? Und, wenn nicht – seid Ihr neugierig?

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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