Von Schwertern & Samurai – Atelier Flou die Zweite.

Gestern hatte ich mit dem ersten Duft der neuen Atelier Flou-Kollektion begonnen – da das eine Dame war, kommt heute ein Mann an die Reihe, damit sich jene nicht allzu benachteiligt fühlen. An Herrendüften stehen diese Woche von Atelier Flou Katana, Black Purple, Eau d’Aviateur und Monsieur mon Amour auf dem Programm – meine heutige Aufmerksamkeit möchte ich auf den ersten Kandidaten lenken.

Für den Namen von Katana stand ein Schwert Pate, und zwar ein ganz besonderes: Während man heute im Japanischen den Begriff wohl generell für Schwert verwendet, ist eigentlich ein spezielles japanisches Langschwert gemeint, das früher vornehmlich von Samurai verwendet wurde. Es handelt sich hierbei um ein geschwungenes Schwert mit einseitiger Klinge, das im Gegensatz zu vielen anderen Schwertern zweihändig geführt wird. Und, nicht wirklich wichtig, aber vielleicht ganz interessant – es ist nicht das Schwert, mit dem traditioneller Weise der in unseren Breitengraden als Harakiri bezeichnete Seppuku begangen wird. Dafür nimmt man ein Wakizashi, das meist speziell für diesen Anlass mitgeführt wird. Was viele aber nicht wissen, ist, dass man sich bei dieser Suizidform von einer weiteren Person unterstützt, für die es als große Ehre gilt, einem den werten Schädel abzuhacken, bevor es zu unmenschlich wird mit den Schmerzen – und exakt dieser Akt der Würde und Gnade wird klassisch mit einem Katana vollzogen.

Samurai – da stoßen Atelier Flou aber eine Tür auf… Dieser alte japanische Kriegeradel, der neben den Ninja zu den berühmt-berüchtigsten Gestalten des alten Japans zählt. Im Gegensatz zu den Ninja, denen nachgesagt wird, dass sie Spione und Meuchelmörder waren, ist die Existenz und das Leben der Samurai historisch sehr gut belegt und gesichert. Waren sie ursprünglich nur Soldaten im Dienste des Kaisers und des Adels, stiegen sie mit der Errichtung einer Militäraristokratie (Sh?gunat) in die regierende Schicht auf. In der Edo-Periode wurde mit William Adams Anfang des 17. Jahrhunderts sogar ein Europäer, der erste, in den Samurai-Stand erhoben.

Auch Carons Herrenduft Yataganhier von Harmen rezensiert – flößt schon Respekt ein mittels seines Namenspaten, dem osmanischen Säbel. Ein Samurai-Schwert allerdings macht schon mehr her – vor allem, wenn man so viele Martial Arts-Filme gesehen hat wie ich. Martial Arts haben ihren Ursprung nämlich bei den Samurai – wenig verwunderlich, dass Samurai ein großes Thema in derlei Filmen sind, und zwar bereits seit den 20er Jahren. Die Samurai sowie die japanischen Filme über diese Kriegerkaste inspirierten auch viele Regisseure jener heute als Klassiker geltenden Western wie zum Beispiel Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar. Absolut zu Recht, zählt doch beispielsweise Akira Kurosawa Kritikern zu den weltweit einflussreichsten Regisseuren.

Hier ein Ausschnitt aus seinem 1957 entstandenen Meisterwerk „Throne of Blood“, auch „Spider Web Castle“ genannt, das eine abgewandelte Interpretation von Shakespeares MacBeth darstellt – jede Menge Samurais, meine Lieben!

Aber kommen wir wieder zurück zum Duft – ich hoffe, er enttäuscht meine durchaus gewichtigen Vorstellungen nicht…

“Strong, Powerful, The sun of the East. Much personality and sensuality in this fragrance inspired by the sharp edge of the saber of the Samurai. It takes risks by associating attars of cypress of Italy, coriander of Russia and cardamom of Guatemala for a unique harmony of strength and excellence. Power.”

Als kraftstrotzend und viril wird er beschrieben, mit ausgeprägter Persönlichkeit – nichts anderes erwarte ich von einem so benannten Duft, aber das werdet Ihr bereits vermutet haben 😉

Kühl weht er mir entgegen – holzig-ernste Zypresse und fruchtig-samtener Wacholder, eine nahezu ideale Kombination. Und viel mehr braucht es hier auch nicht: Kardamom gesellt sich in grüner Frische hinzu, Koriander würzt sanft und als Träger fungiert ein weicher Moschus, während dem Ganzen von Patchouli Tiefe eingehaucht wird. Ein stolzer Krieger, der seinen Idealen folgt – und auch meinen, erinnert er mich doch ein wenig an meinen heißgeliebten (neuen) Sycomore von Chanel. Zentrale Duftnoten sind gleich, nämlich Wacholder und Zypresse, bei Sycomore dominiert allerdings salzig-grasiger Vetiver, während dieser Krieger hier auch sanfte Seiten zeigt – eine distanziert-kühle Süße und Weichheit legt er an den Tag, der Knabe, und weiß damit durchaus zu verzücken.

Mal sehen, ob ich das auch von den anderen Atelier Flouschen Männern behaupten kann…

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Obata Toshishiro, Shinkendo-Gründer, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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