Unsere Leser stellen sich vor: Teil III – Katharina

Vor kurzem erreichte uns eine Mail von Katharina, und wir freuen uns, sie hier vorstellen zu dürfen. Aber lest selbst, was sie schrieb.
Liebe Grüße von
Harmen

Mein Name ist Katharina und ich freue mich über die Gelegenheit, mich als Leserin des Blogs vorzustellen.

Ich bin 28 Jahre alt und lebe in München, wo ich auch arbeite und studiere. Ich wohne zusammen mit zwei Freundinnen, einem Baby und zwei Katzen.
Neben Musik und Literatur interessiere ich mich für die Natur, Tiere, das Photographieren und, natürlich, für die gesamte Welt der Schönheit, der Kosmetik und der Düfte.
Unter dieser Voraussetzung musste ich natürlich früher oder später im „Beautyboard“ auch auf Ulrike stoßen – und auf ihre Duft-Rezensionen bei ALzD.
Zu meiner Liebe für Düfte, insbesondere Nischendüfte, habe ich nicht unmaßgeblich durch eine Frau gefunden, die ich leider erst in ihrem hohen Lebensalter kennengelernt habe – meine Großmutter. Darum möchte ich hier auch ein wenig aus ihrem Leben erzählen.

1910 geboren, wurde sie als 14-jähriges Mädchen von der Familie nach England geschickt, um dort zu arbeiten und den Verwandten im nachkriegsgebeutelten München Geld zu schicken. Aus einfachen Verhältnissen stammend, landete sie bei den Angelsachsen sogleich in gehobenen Kreisen – als Dienstmädchen.
Die erste Zeit mag für sie nicht einfach gewesen sein, zumal sie kein Wort Englisch konnte. Und als man sie mit einem Zettel in der Hand, den sie nicht lesen konnte, zum Friseur geschickt hat, woraufhin dieser ihr ihren langen schwarzen Zopf abschnitt (die englische Mode der 20er Jahre verlangte nun einmal kurzes Haar für Frauen), wird sie wohl keine besonders herzlichen Gefühle mehr gegenüber ihren Dienstherren gehabt haben.

In den ersten Jahren verrichtete sie ihre Arbeit als Serveuse, später bestand ihre Aufgabe darin, der Dame des Hauses die Haare zu frisieren und ihr beim Ankleiden zu helfen, sowie Näharbeiten zu erledigen. Auf dem Gebiet der Schneiderkunst hatte sie sich gegen Ende ihres England-Aufenthaltes so großes Geschick angeeignet, dass sie später sogar ihr Brautkleid selbst genäht hat.

Schließlich lernte sie in England ihren Mann kennen, einen Deutschen – meinen Großvater. Aber nicht nur – sie hat auf der Insel auch ihre Liebe zu schönen Dingen, gutem Stil, feiner Kleidung, zur Schneiderkunst, und, ja, auch zu Düften, gefunden.

Ich erinnere mich gut an ihre kleine Wohnung, in der ein hölzerner Frisiertisch stand, darauf eine Menge gläserner Flakons, Puderdosen, Schminke und Kämme. Natürlich saß ich als kleines Mädchen oft an diesem Tisch und habe „feine Dame“ gespielt. Die Düfte durfte ich nicht benutzen, wohl aber daran riechen. So manchen beinahe leeren Flakon bekam ich dann auch geschenkt, und an Weihnachten lagen in ihren Paketen immer auch Parfum-Miniaturen für mich.

Zurück in Deutschland, kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, begann meine Großmutter bei einem der damals renommiertesten Frisöre Münchens zu arbeiten. Natürlich war dieser Laden auch eine Verkaufsstelle für erlesene Düfte. Und natürlich bekam sie als Mitarbeiterin dadurch oft Parfum sehr günstig oder sogar geschenkt. Deshalb besaß sie eine beachtliche Duft-Sammlung, von der leider nicht mehr als ein paar große leere Flakons und Miniaturen geblieben sind. Ihr Lieblingsduft war „Fidji“ von Guy Laroche. Die leeren Flakons bewahrte sie geöffnet in ihrem Schrank auf, damit auch die Wäsche danach duftete. Ihre Devise war: „Nur so viel Parfum, daß man nicht sicher sagen kann, ob die Dame welches trägt.“

Sie war nie wohlhabend, hatte aber immer gute Kleidung und feines Parfum zuhause – ein Zustand, welcher sich bei ihrer Enkelin wiederholen sollte. 😉
1995 ist meine Großmutter im Alter von 85 Jahren in ihrer Heimatstadt München gestorben.

Ich kann mich Düfte betreffend nur schwer auf bestimmte Richtungen oder Kategorien festlegen. Ich gestehe, auch von Ingredienzen keine Ahnung zu haben, noch nicht einmal besitze ich eine Spürnase in Sachen „Noten herausriechen“. Oft erkenne ich in Düften ganz andere Noten als sich darin befinden soll(t)en. Einzig vor zu viel Süße und zu vielen Gewürzen halte ich Abstand.
Ungeachtet aller Vorlieben und Abneigungen zieht es mich immer wieder zu historischen und traditionellen Düften wie die von Bronnley, Penhaligon’s, Knize oder Detaille.

Daneben begeistern mich Düfte von Jo Malone, Serge Lutens, Amouage und Diptyque.
Einen Vorteil hat das Sich-nicht-Festlegen für mich: Ich habe keine Vorurteile gegenüber bestimmten Duftkategorien oder Dufthäusern. Daher besitze ich auch (noch) keinen Lieblingsduft.

Meiner erahnten und erfühlten Vorstellung eines „heiligen Grals“ schon sehr nahe kommen Jo Malones „Wild Fig and Cassis“, sowie der wenig bekannte Mainstreamer „Il Bacio“ von Borghese. Letzterer besitzt für meine Vorlieben zwar verhältnismäßig viel Süße. Aber eben auch einen Unterton, der für meine Nase einfach unverwechselbar (und nicht besser zu beschreiben) nach altem Schulhaus riecht ;), – schmucklos, entsagend, geradlinig und etwas streng… eine vermutlich auch subjektiv wahrgenommene Note. Dadurch erscheint mir dieser Duft herrlich ambivalent: verführerisch und unnahbar zugleich. Il Bacio („Der Kuß“) darf bei mir im November den Winter einläuten.

Ich freue mich jedenfalls darauf, an Weihnachten wieder duftend beschenkt zu werden. Denn, wie ich und eine Freundin dieser Tage festgestellt haben: es ist fast noch schöner, beschenkt zu werden, als selbst zu schenken. 😉 Oder, um es mit den Worten meiner 8-jährigen Nichte zu sagen, auf meine Frage, ob sie denn schon alle Geschenke hat: „Nein, die bekomme ich erst an Weihnachten!“.

Ich wünsche dem ALzD-Team, und allen anderen Leserinnen und Lesern des Blogs eine wunderschöne Adventszeit und Frohe Weihnachten.

Katharina

[PS von Harmen: Hier noch die anderen Damen aus unserer Vorstellungsrunde: Teil I – Margot, Teil II – Carola]

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

3 Kommentare

  1. Margot
    12. Dezember 2011
    Antworten

    Hallo Katharina,
    finde Deine Duft-Geschichte sehr schön und beneide Dich um Deine Großmutter, die Dir diese Dinge nahe gebracht hat. Auf den Bildern zwischen Ihr und Dir ist auf jeden Fall eine Ähnlichkeit erkennbar. Freue mich, Dich weiterhin hier zu lesen.

    Liebe Grüße,
    Margot

  2. Katharina W.
    13. Dezember 2011
    Antworten

    Hallo Margot,

    freut mich, daß dir mein Geschriebenes gefällt. 🙂
    Man hat mir immer gesagt, daß ich meiner Großmutter sehr ähnlich sehe.

    @die Schriftleitung
    Danke für die Korrektur des Sinnfehlers im ersten Abschnitt. 😉

    Gruß
    Katharina

  3. Harmen
    14. Dezember 2011
    Antworten

    …bei dem Foto eigentlich selbsterklärend… 😉 Liebe Grüße Harmen

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